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Als Intrusion bezeichnet man in der Psychotraumatologie das haufig durch einen Schlusselreiz Trigger unkontrollierbar wiederkehrende qualend ins Bewusstsein drangende Wiedererinnern und Wiedererleben von traumatischen Ereignissen und Situationen oder Beschaftigen mit damit in Verbindung stehenden ungeklarten schmerzhaften Fragen und Gedanken die durch die tiefe seelische Erschutterung durch das Trauma oder die dadurch zerstorten Grunduberzeugungen aufgeworfen wurden Dabei werden in der Regel auch die mit diesem Ereignis verbundenen assoziierten belastenden emotionalen Zustande reaktiviert Intrusionen konnen auch unerwartet und ohne bewusst wahrnehmbaren subliminalen ausseren Schlusselreiz Trigger auftreten und entziehen sich der willentlichen Kontrolle Intrusionen sind dadurch zumeist emotional und physiologisch sehr belastend und mit vegetativer Ubererregung Hyperarousal und starker Stressbelastung Herzrasen oft auch Schweissausbruchen Atembeschwerden Zittern bis hin zu Panikattacken und Angina Pectoris verbunden Im Unterschied zur haufig unprazisen Verwendung der Begriffe Intrusion und Flashback im allgemeinen Sprachgebrauch und auch in der Trauma Literatur sind die beiden Begriffe in der Psychotraumatologie genau definiert Im Gegensatz zu einem Flashback der eine besonders heftige Form der Intrusion darstellt und bei der der Betroffene plotzlich und mit voller Wucht ganz und gar in das Wiedererleben der traumatischen Situation hineingerissen und uberwaltigt wird und sie nochmals mit allen Sinneseindrucken durchlebt als wurde sie gerade erneut real stattfinden und dabei die Umgebungswahrnehmung Ansprechbarkeit und Realitatskontrolle zeitweise vollig verliert kann der Betroffene bei einer Intrusion wie sie im strengen Sprachgebrauch der Psychotraumatologie definiert ist die Umgebungswahrnehmung Ansprechbarkeit und Realitatskontrolle meist noch eingeschrankt aufrechterhalten Intrusionen entziehen sich der willentlichen Kontrolle und uberwaltigen die betroffene Person die so immer wieder in die traumatischen Ereignisse hineingezogen wird und diese vollstandig oder in wesentlichen Teilaspekten mit vielen Einzelheiten qualend wiedererlebt Dieses Wiedererleben kann Gedanken Bilder andere Sinneswahrnehmungen wie Gerausche Sprache Schreie Geruche Geschmack Schmerzen und andere Korperempfindungen und Wahrnehmungen sowie Emotionen umfassen wobei die verschiedenen Sinnesmodalitaten unterschiedlich stark ausgepragt sein konnen Kinder konnen das traumatische Geschehen dabei im Spiel reinszenieren Dabei kann der Betroffene das Auftreten und den Ablauf einer Intrusion nur sehr beschrankt beeinflussen Haufig wechseln sich Intrusion und emotionale Taubheit ab 1 2 3 4 5 6 Weitere Verwendung zur Bezeichnung intrusiver PTBS Symptome BearbeitenIntrusionen umfassen im allgemeinen Sprachgebrauch neben den Intrusionen im engeren Sinne nach psychotraumatologischer Definition bei denen die betroffene Person das traumatische Ereignis immer und immer wieder manchmal in Form von Intrusionsschleifen uber Stunden anhaltend u U Tag fur Tag qualend wiedererlebt kurzere oft nur Sekunden oder Minuten andauernden aber dafur umso heftigere abrupt einsetzende Flashbacks die den Betroffenen mit voller Intensitat der Wahrnehmung in das traumatische Kerngeschehen zuruckkatapultieren als wurde er es gerade erneut real erleben nachtliche Albtraume die in selteneren Fallen auch in Form dissoziativer albtraumartiger Tagtraume auftreten konnen und sich auf das traumatische Erleben beziehenAuch folgende Gedankens und Handlungsmuster konnen der Intrusion zugeordnet werden nicht willentlich steuerbare negative Erinnerungs Bilder belastende Gedanken und zwanghaftes Beschaftigen intrusive Gedanken mit dem Ereignis selbst dessen Folgen fur andere Beteiligte mit zukunftigen Konsequenzen oder der Bewaltigung anstehender Aufgaben wie Lebensbewaltigung Probleme in Beruf Familie sozialem Umfeld Taterkonfrontation Strafverfolgung Behandlung Versicherung Unterstutzung Sicherheitsvorkehrungen Selbstvorwurfe Schuldgefuhle Scham und Unzulanglichkeitsgefuhle Angst Wut Hass Arger Ohnmachtsgefuhle die Beschaftigung mit qualenden Fragen wie es zu dem traumatischen Ereignis kommen konnte warum es einem widerfahren ist ob man es hatte abwenden konnen wenn man vorsichtiger gewesen ware anders oder entschlossener gehandelt hatte ob man Mit Schuld tragt oder bestraft wurde das Herausfinden von Details um Erklarungen fur das Unbegreifliche zu finden um es verstehen und einordnen bewerten damit besser verarbeiten zu konnen durch das Trauma verursachte Erschutterung in Sinn Gerechtigkeits Vertrauens und Glaubensfragen oder Grunduberzeugungen uber das Leben die Menschen und die WeltWeitere Bedeutungen als psychiatrischer Fachbegriff BearbeitenZusatzlich zu den Formen intrusiver Symptomatik die als Leitsymptome der Posttraumatischen Belastungsstorung auftreten konnen werden im psychiatrischen Sprachgebrauch als Intrusionen auch andere Formen zwanghafter unkontrollierbar ins Bewusstsein drangender oder plotzlich einschiessende Gedanken und Vorstellungen bezeichnet englisch intrusive thoughts die auch ein haufiges Symptom u a bei Angststorungen Panikattacken Depressionen und einer Reihe weiterer psychischer Storungen darstellen Im Kontext anderer psychischer Storungen wird u a auch das sinnlose Gedankenkreisen Grubelzwang Zwangsgedanken Obsessionen sich verselbstandigende negative Gedankenspiralen bei Angst und Panikstorungen intrusive Wahnvorstellungen sowie weitere psychotische Formen schizophrene Positivsymptome Gedankeneingebung Halluzinationen etc zuweilen mit dem Begriff Intrusion bezeichnet 7 Vorkommen BearbeitenIntrusionen gelten als typisches Leitsymptom bei Posttraumatischen Belastungsstorungen PTBS das fur die Diagnose zwingend vorhanden sein muss konnen aber auch bei Zwangsstorung Angststorungen Panikattacken sowie Depressionen und verschiedenen anderen psychischer Storungen auftreten Intrusionen werden zumeist durch einen Schlusselreiz ausgelost Trigger und dauern meist einige Sekunden bis Minuten es konnen jedoch auch Intrusionsschleifen auftreten die uber mehrere Stunden anhalten Haufig meiden an PTBS leidende Personen auslosende Situationen Vermeidungsverhalten 7 Einzelnachweise Bearbeiten Gernot Brauchle Erklarungsmodelle zur Entstehung und Aufrechterhaltung der Posttraumatischen Belastungsstorung In Journal fur Psychologie Band 19 Nr 3 ISSN 2198 6959 Januar 2011 abgerufen am 1 Juni 2016 PDF 270 kB Michaela Huber Luise Reddemann Onno van der Hart Trauma und die Folgen Trauma und Traumabehandlung Teil 1 Junfermann Verlag Paderborn 2003 ISBN 978 3 87387 510 4 Andreas Maercker Posttraumatische Belastungsstorungen 4 Auflage Springer Berlin 2013 ISBN 978 3 642 35067 2 Gottfried Fischer Peter Riedesser Lehrbuch der Psychotraumatologie 4 Auflage Reinhardt Munchen 2009 ISBN 978 3 8252 8165 6 Onno van der Hart Ellert R S Nijenhuis Kathy Steele Das verfolgte Selbst Strukturelle Dissoziation Die Behandlung chronischer Traumatisierung Junfermann Verlag 2008 ISBN 978 3 87387 671 2 Gunter H Seidler Harald J Freyberger Andreas Maercker Handbuch der Psychotraumatologie Klett Cotta Stuttgart 2015 ISBN 3 608 94825 2 a b Martin Hautzinger Gerald C Davison John M Neale Klinische Psychologie mit CD ROM Urban amp Fischer Verlag Elsevier GmbH 2015 ISBN 978 3 437 42528 8 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Intrusion Psychologie amp oldid 230712947