www.wikidata.de-de.nina.az
Der Interfraktionelle Ausschuss IFA war in der Endphase des Ersten Weltkrieges ein Koordinationsgremium der Mehrheitsfraktionen im Reichstag des Deutschen Kaiserreiches Inhaltsverzeichnis 1 Bedeutung 2 Quellen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseBedeutung BearbeitenDer Interfraktionelle Ausschuss wurde am 6 Juli 1917 gegrundet und bildete den Auftakt zur Parlamentarisierung des Deutschen Kaiserreiches Das inoffizielle Gremium koordinierte die Arbeit der Reichstagsfraktionen der Sozialdemokratischen Partei SPD Fortschrittlichen Volkspartei FVP und der Zentrumspartei Diese Parteien bildeten seit der Reichstagswahl von 1912 die Mehrheit im Reichstag Bis Januar 1918 beteiligten sich auch Abgeordnete der Nationalliberalen Partei an den Beratungen im Interfraktionellen Ausschuss Der unmittelbare Grundungsanlass war die Reichstagsdebatte uber die Abfassung einer Friedensresolution die der Abgeordnete Matthias Erzberger mit seiner bedeutenden Rede wahrend der Sitzung des Hauptausschusses des Reichstages am Vormittag des 6 Juli 1917 angestossen hatte Man wollte daruber beraten ob es einen Frieden mit oder ohne Annexionen also einen Siegfrieden oder einen Verstandigungsfrieden geben solle Der Interfraktionelle Ausschuss sollte dabei die politisch programmatischen Gemeinsamkeiten der vier Parteien ausloten Der IFA tagte haufiger als der Reichstag und konnte daher schneller auf die aktuellen Probleme in der Politik reagieren Bei den mehrfachen Regierungsneubildungen in der Endphase des Ersten Weltkrieges hatte der IFA daruber hinaus die Funktion eines Koalitionsausschusses der in ihm vereinigten Parteien Er stellte quasi gemeinsame Regierungsminimalprogramme auf die dann von den neuen Reichskanzlern angenommen werden mussten wenn sie nicht Gefahr laufen wollten die Reichstagsmehrheit gegen sich zu haben Allerdings gelang es dem IFA nicht entscheidenden Einfluss auf die personelle Zusammensetzung der Regierungen Michaelis und Hertling auszuuben Der IFA hatte vor allem einen psychologischen Effekt auf seine Mitglieder die fuhrenden Personen der Mehrheitsparteien Zu ihnen zahlten neben Erzberger Zentrum und Friedrich von Payer FVP auch dessen Parteigenosse Conrad Haussmann sowie von der SPD Friedrich Ebert und Philipp Scheidemann Die enge Zusammenarbeit und das haufige Ausbalancieren von parlamentarischen Kompromissen wirkte vertrauensbildend und beschleunigte so den Verstandigungs und Konsensbildungsprozess der im Reichstag erheblich langer gedauert hatte Konkrete Erfolge bei der Umsetzung wichtiger Programmpunkte dazu zahlten neben der Friedensresolution zum Beispiel die Reform des preussischen Dreiklassenwahlrechts und des militarischen Belagerungszustandes konnte der IFA dagegen bis zum September 1918 kaum verzeichnen Bezeichnend hierfur ist das selbstkritische Fazit Conrad Haussmanns Das letzte Jahr ist nicht ausgenutzt sondern politisch vertrodelt worden 1 Dennoch markiert die Institutionalisierung einer Parlamentsmehrheit nach Udo Bermbach den Beginn einer Parlamentarisierung in einem konstitutionellen Regierungssystem Die am IFA beteiligten Parteien bildeten wahrend der Weimarer Republik die Weimarer Koalition Quellen BearbeitenDer Interfraktionelle Ausschuss 1917 18 Bearbeitet von Erich Matthias unter Mitwirkung von Rudolf Morsey 2 Bande Dusseldorf 1959 Quellen zur Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien Reihe 1 Von der konstitutionellen Monarchie zur parlamentarischen Republik Band 1 Teil 1 und 2 Literatur BearbeitenUdo Bermbach Vorformen parlamentarischer Kabinettsbildung in Deutschland Der Interfraktionelle Ausschuss 1917 18 und die Parlamentarisierung der Reichsregierung Koln u a 1967 Klaus Epstein Der Interfraktionelle Ausschuss und das Problem der Parlamentarisierung 1917 1918 In Historische Zeitschrift 191 1960 S 562 584 Ernst Rudolf Huber Deutsche Verfassungsgeschichte seit 1789 8 Bande Stuttgart u a 1957 1990 Manfred Rauh Die Parlamentarisierung des Deutschen Reiches Dusseldorf 1977 ISBN 3 7700 5092 5 Gerhard A Ritter Hrsg Gesellschaft Parlament und Regierung Zur Geschichte des Parlamentarismus in Deutschland Dusseldorf 1974 ISBN 3 7700 5080 0 Gerhard A Ritter Hrsg Regierung Burokratie und Parlament in Preussen und Deutschland von 1848 bis zur Gegenwart Dusseldorf 1983 ISBN 3 7700 5121 1 Christoph Schonberger Die uberholte Parlamentarisierung Einflussgewinn und fehlende Herrschaftsfahigkeit des Reichstags im sich demokratisierenden Kaiserreich In Historische Zeitschrift 272 2001 S 623 666 Weblinks BearbeitenLeMO 1914 18 Innenpolitik Emil Hubner Die Parlamentarisierungsdebatte wahrend des Ersten Weltkrieges In Emil Hubner Parlament und Regierung in der Bundesrepublik Deutschland 2 Ausgabe Munchen 2000 Einzelnachweise Bearbeiten Der Interfraktionelle Ausschuss 1917 18 bearbeitet von Erich Matthias unter Mitwirkung von Rudolf Morsey Dusseldorf 1959 Band 2 S 533 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Interfraktioneller Ausschuss amp oldid 199577469