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Ein Infanteriegeschutz ist ein leichtes Feldgeschutz welches der Truppengattung Infanterie und nicht wie ublicherweise der Artillerie zum Zwecke der unmittelbaren Feuerunterstutzung zugeordnet ist Mit der Bezeichnung ist entweder die Zuordnung oder eine spezialisierte Bauart gemeint Im Speziellen werden damit Bauarten von Infanteriekanonen oder Panzerabwehrkanonen zwischen dem Ersten und dem Zweiten Weltkrieg bezeichnet deren Vorganger als Regimentsstuck bekannt sind Weitere Bauarten sind Infanteriemorser oder leichte Minenwerfer Dreipfunder russisches Infanteriegeschutz 1805Franzosische Infanteriekanone Modell 1916 im Ersten Weltkrieg7 5 cm leichtes Infanteriegeschutz 18 im Zweiten WeltkriegGeschichte BearbeitenSeit der Entwicklung der Feldgeschutze bzw Amusetten wurden diese immer wieder als Regimentsstuck der Infanterie zugeordnet So konnte Schweden in der Schlacht bei Breitenfeld 1631 einen entscheiden Sieg erringen auch weil die Infanterie mit leichten Begleitgeschutzen ausgestattet war Diese wogen mit etwa 140 Kilogramm nur ein Drittel des ublichen Gewichts eines Feldgeschutzes und konnten von einem Pferd gezogen werden 1 Im 18 Jahrhundert wurden dem Infanteriebataillon auf dem Schlachtfeld zwei Drei oder Vierpfunder zugeteilt die mit der Gefechtslinie vorruckten und dabei von der Bedienungsmannschaft gezogen wurden Ein Geschutz wog uber 100 Kilogramm Es konnte gezielte Schusse auf eine Entfernung von maximal 300 Metern abgeben Jedoch konnten durch Abpraller weitere Entfernungen in die Linien bei der Lineartaktik erzielt werden die sich damit ausserhalb der Feuerreichweite damaliger Musketen befand Der Anmarsch feindlicher Infanterielinien konnte damit erheblich gestort werden Im Siebenjahrigen Krieg erreichten preussische Bataillonsgeschutze eine Feuergeschwindigkeit von vier Schuss pro Minute 2 Zur Zeit der Napoleonischen Kriege 1792 bis 1815 verschwanden die Infanteriegeschutze da die Feldartillerie durch Umorganisationen nun deutlich mobiler wurde 3 4 Ab Mitte des 19 Jahrhunderts wurde verschiedene Ansatze unternommen um kleinkalibrige Repetier bzw Salvengeschutze in die Rolle der Infanteriegeschutze zu etablieren 5 Diese bewahrten sich nicht doch Ende des 19 Jahrhunderts entstand aus diesen Bemuhungen das Maschinengewehr Als im Ersten Weltkrieg die Fronten im Grabenkrieg erstarrten wurden wieder Infanteriegeschutze eingefuhrt Dies waren leichte Steilfeuergeschutze als Morser oder Minenwerfer bezeichnet oder leichte Kanonen Zuerst erfolgte nur eine organisatorische Umgruppierung So wurde beispielsweise der deutsche Leichte Minenwerfer 7 58 cm der ursprunglich fur Pioniere gedacht war direkt der Infanterie unterstellt Es folgten Adaptionen und Neuentwicklungen um die neuen Anforderungen zu erfullen Die Franzosen fuhrten recht erfolgreich die Infanteriekanone 37 mm Modell 1916 ein welche auch von den alliierten US Amerikanern verwandt wurde Das Deutsche Kaiserreich verwendete erbeutete russische Feldgeschutze eigene verkurzte Feldkanonen Kaliberlange 20 aber auch die 7 5 cm Gebirgs Kanone M 15 Erst gegen Ende des Krieges stand mit der Sturmabwehrkanone L 13 auf Basis der 7 7 cm Feldkanone 96 n A ein richtiges Infanteriegeschutz zur Verfugung 6 7 Diese Entwicklung ging auf die Erfahrungen der Sturmbataillone mit dem Angriffsverfahren im Stosstrupp zuruck der eine unmittelbare gliederungsmassig unterstellte Unterstutzung durch eigene Artillerie notwendig machte Daher wurden auch in der Wehrmacht in die Regimenter zu drei Bataillonen eigene Infanteriegeschutze in der 13 Infanteriegeschutzkompanie mit 7 5 cm Infanteriegeschutzen zur unmittelbaren Feuerunterstutzung eingegliedert Die Entwicklung der Panzerabwehrkanonen und Infanteriegeschutze verlief nach dem Ersten Weltkrieg parallel Bei Panzerabwehrkanonen war die Mundungsgeschwindigkeit entscheidend da Wuchtgeschosse verschossen wurden d h relativ kleines Kaliber bei grosser Kaliberlange Infanteriegeschutze verschossen hingegen Splitter bzw Sprenggranaten hier war die Menge des Sprengstoffs in der Granate entscheidend Mit den ab 1940 entwickelten Hohlladungsgranaten konnten auch Infanteriegeschutze zur Panzerabwehr dienen Das motorisierte Sturmgeschutz war schon vor dem Zweiten Weltkrieg ein moderner Entwurf zu dem von Pferden gezogenen Infanteriegeschutzen Die Wehrmacht versuchte mit verschiedenen Entwurfen z B StuIG 33 B die bestehenden Infanteriegeschutze zu mechanisieren und durch den Panzerschutz einen Ausfall der Geschutze auch in der Panzerabwehr zu vermeiden Neben Panzerhaubitzen leichten Infanteriemorsern wie z B dem Granatwerfer 42 ubernahmen gegen Ende des Zweiten Weltkrieges ruckstossfreie Geschutze die unmittelbare Feuerunterstutzung der Kampftruppen Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor das Infanteriegeschutz seine Bedeutung und ab den 1960ern dienten leichte und schwere Granatwerfer wie der US amerikanische M79 oder der Thomson Brandt 120 mm Morser zu unmittelbaren Feuerunterstutzung der Infanterie Daneben wurden Maschinenkanonen wie die Rh 202 eigentlich ein leichtes Flugabwehrgeschutz von der Infanterie fur den Erdkampf eingesetzt Einzelnachweise Bearbeiten Damals Ubermacht der Artillerie 1 Volkmar Regling Grundzuge der Landkriegfuhrung zur Zeit des Absolutismus und im 19 Jahrhundert In Friedrich Forstmeier Hrsg Hans Meier Welcker Begr Deutsche Militargeschichte in sechs Banden 1648 1939 Herausgegeben vom Militargeschichtlichen Forschungsamt Manfred Pawlak Verlag Munchen 1983 ISBN 3881991123 Band 6 S 47ff Das Ausland Wochenschrift fur Lander u Volkerkunde Band 32 Band 39 Verlag Cotta 1866 Seite 756 F H Graefe Beitrage zur Gefechtslehre der Artillerie Verlag Mittler 1824 Seite 111 Karl Theodor von Sauer Grundriss der Waffenlehre Verlag J G Cotta 1869 Seite 367 Bruce I Gudmundsson On artillery Verlag Greenwood Publishing Group 1993 ISBN 9780275940478 Seite 79 Otto Lueger Lexikon der gesamten Technik Band 1 Leipzig 1920 Seite 312 313 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Infanteriegeschutz amp oldid 228885423