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Das Hygiene Institut der Waffen SS wurde 1939 als Bakteriologische Untersuchungsstelle der SS mit Sitz in Berlin gegrundet 1940 entstand hieraus das Hygiene Institut der Waffen SS Es war unter anderem fur die Experimente an Menschen in Konzentrationslagern aber auch fur zahlreiche weitere inhumane Untersuchungen verantwortlich Die Leitung des Hygiene Instituts der Waffen SS hatte seit 1941 der spatere SS Oberfuhrer Joachim Mrugowsky 1 Inhaltsverzeichnis 1 Organisatorische Einordnung 2 Aufgaben 3 Weblinks 4 Literatur 5 EinzelnachweiseOrganisatorische Einordnung Bearbeiten nbsp Joachim Mrugowsky als Angeklagter im Nurnberger Arzteprozess nbsp Gedenktafel Spanische Allee 10 in Berlin Nikolassee 2016 Wesentliche Angelegenheiten der Waffen SS wurden in den SS Hauptamtern bearbeitet Zustandig waren unter anderem das SS Fuhrungsamt sowie das SS Fuhrungshauptamt als Kommandostelle der Waffen SS In speziellen Fallen wurde diese dem Chef des Sanitatswesens der Waffen SS bzw dem Sanitatsamt der SS dem das Hygiene Institut der Waffen SS unterstand ubertragen Dies war 1940 aus der Hygienisch Bakteriologischen Untersuchungsstelle der SS hervorgegangen Aufgaben BearbeitenDas Hygiene Institut der Waffen SS ubernahm zahlreiche Aufgaben von denen hier nur einige exemplarisch herausgegriffen werden konnen Als eine kritische Angelegenheit entwickelte sich in den ersten Kriegsjahren die Gesundheitsgefahrdung der Armee bzw der SS durch Seuchen Die Verwustungen in den eroberten Gebieten fuhrten zu einer extremen gesundheitlichen Gefahrdung der Bevolkerung Seuchen brachen aus und damit entstand ein erhohtes Ansteckungsrisiko sowohl fur die Soldaten der Wehrmacht als auch fur die SS Angehorigen Impfstoffe waren extrem knapp oder existierten gar nicht Da aus Mangel an effizienten Medikamenten nur Arzte geimpft werden durften wurde das Hygiene Institut der Waffen SS eingeschaltet Am 29 Dezember 1941 fanden zwei Sitzungen des Reichsministeriums des Innern statt die sich mit dieser Thematik beschaftigten Teilnehmer waren Professor Eugen Gildemeister vom Robert Koch Institut und Albert Demnitz von den I G Behringwerken Marburg Lahn Es wurde festgelegt neben anderen Wirkstoffen einen neu entwickelten Impfstoff der Behringwerke auf seine Eignung zu prufen Zusatzlich wurde beschlossen dass Demnitz Kontakt zum Leiter des Hygiene Instituts der Waffen SS dem SS Standartenfuhrer Mrugowsky aufnehmen sollte Beide entschieden umgehend Versuche mit Haftlingen des Konzentrationslagers Buchenwald durchfuhren zu lassen Die Koordination aber auch die Durchfuhrung der Experimente sollte durch bzw mit Hilfe des Hygiene Instituts der Waffen SS erfolgen Am 29 Dezember 1941 wurde im Isolierblock 46 des Konzentrationslagers Buchenwald ein Versuchslabor eingerichtet Die Einrichtung sowie die Bakterienkulturen wurden durch das Hygiene Institut beschafft Experimente mit Haftlingen begannen wobei zuerst Versuche mit Fleckfiebererregern stattfanden Seit Mitte April unterhielt das Hygiene Institut eine Versuchsstation in der ohne Unterbrechung bis zum Fruhjahr 1945 Menschenversuche stattfanden Selbst zwei Wochen vor Befreiung des Lagers liefen noch Versuchsreihen Gesunden Haftlingen wurden Krankheitserreger injiziert Das Rote Kreuz stellte spater fest dass die Experimente zur Erprobung der Wirksamkeit von Fleckfieberimpfstoffen Ruhrimpfstoffen Typhustherapeutika Salben gegen Phosphor Kautschuk Brandwunden zur Untersuchung der Vertraglichkeit von Impfstoffen gegen Pocken Typhus Paratyphus A und B Cholera Fleckfieber Diphtherie und Gelbfieber als Versuchsfeld fur Sexualhormone Blutplasma Gifte Hungerodeme Avitaminose Fleckfieber Rekonvaleszenten Serum sowie zur Kontrolle von Blutserumkonserven dienen sollten Die Entwicklung des Krankheitsbildes wurde bis zum Tod der Haftlinge beobachtet Das Ziel war es in vielen Fallen lediglich das infizierte Blut der Infizierten zu erhalten Von August 1942 bis zum Oktober 1944 fuhrte das Hygiene Institut der Waffen SS in Buchenwald 35 Versuchsreihen mit epidemischen Erregern durch bei der 1 100 Menschen starben Neben Buchenwald errichtete das Hygiene Institut der Waffen SS auch in anderen Konzentrationslagern Labore So gab es eine sehr intensive Zusammenarbeit mit dem KZ Arzt Josef Mengele in Auschwitz die von einigen Beobachtern als eine Freundschaft zwischen Arzten interpretiert wurde Dort hatte das Hygiene Institut im dem Lagerbereich benachbarten Raisko ein Versuchslabor unter der Leitung von Bruno Weber eingerichtet Auch hier fand eine enge Kooperation mit der Industrie statt So ist ein Briefwechsel zwischen dem Lagerkommandanten und Bayer Leverkusen uber den Verkauf von 150 weiblichen Haftlingen ubermittelt 2 dessen Wahrheitsgehalt jedoch von Bayer Leverkusen bestritten wird Neben Buchenwald und Auschwitz war auch Mauthausen Schauplatz von Menschenversuchen die im Auftrag des Hygiene Institutes der Waffen SS durch SS Arzte durchgefuhrt wurden 1943 wurden hier an 1 700 Haftlingen Impfstoffe gegen Paratyphus und Tetanus getestet Zwischen 1943 und 1944 fanden Versuche an mehreren hundert Menschen mit Ernahrungsersatzstoffen statt Weitere Versuchsreihen mit hauptsachlich aus Getreide bestehender Ostkost forderten zahlreiche Menschenleben Ein typischer tabellarischer Uberblick der Ergebnisse von Menschenversuchen mit den Praparaten Akridin Granula und Rutenol den das Hygiene Institut vorlegte sah folgendermassen aus nachdem 39 Haftlinge mit schwerem Fleckfieber infiziert wurden und 21 Haftlinge starben 3 Anzahl Falle Symptom Anzahl Falle Symptome30 gerotetes Gesicht 2 Erbrechen Kontrolle 37 gedunsenes Gesicht 15 Verstopfung39 Bindehautentzundung 12 Durchfall9 Schuttelfrost 1 Darmbluten38 Kopfschmerzen 13 Luftrohrenkatarrh39 Exanthem 15 Bronchitis38 Exanthem hamoragisch 1 Bronchopneumonie Lungenentzundung 33 Gelbfarbung der Hande 1 Unterhautphlegmone uber dem Kehlkopf1 Nierenbeckenentzundung und Harnrohrenentzundung 8 Ohrensausen11 Schwerhorigkeit 1 Nierenentzundung16 geschwollene Zunge 2 Kreuzschmerzen6 Nasenbluten 17 Gliederschmerzen4 Sprachstorungen 5 Gefuhllosigkeit der Extremitaten4 Ohnmachtsanfalle 39 Schlaflosigkeit10 Muskelzucken 16 Muskelschmerzen2 Krampfe 10 Handzittern2 Lahmungserscheinungen 3 Exophthalmus10 Benommenheit 9 Apathie36 Delirien 2 katatonischer StuporDie Inhumanitat der Experimente zeigt deutlich folgende ebenfalls enthaltene Ubersicht Neben einer Auflistung der beobachteten Folgekrankheiten enthielten Berichte Angaben zur Sterblichkeit der Probanden bei diesen Versuchen und der unbehandelten Kontrollgruppe die das Hygiene Institut der Waffen SS weiterleitete Sterblichkeit Prozentsatzbei der Kontrolle 55 5bei Akridin Granula 53 3bei Rutenol 53 3Viele der KZ Arzte besassen keinerlei Fachkenntnisse auf dem Gebiet der Impfstoffe Erst gegen Kriegsende bezog das Hygiene Institut daher KZ Haftlinge die wie zum Beispiel Ludwik Fleck selber Spezialisten waren in die Rolle der Arzte ein Diese sabotierten die Arbeit und fullten unwirksame Praparate in die fur die Behandlung der SS vorgesehenen Ampullen brauchbares Serum wurde Haftlingen verabreicht Auf diese Weise gelang es das Leben zahlreicher Probanden zu retten Bei Verdacht auf Tuberkulose erfolgten die Routineuntersuchungen des Blutbildes durch die Labors des Hygiene Institutes der Waffen SS Diese meldeten die Ergebnisse an die zustandigen Arzte der Waffen SS Es ist dokumentiert dass das Hygiene Institut der Waffen SS abgeschnittene Kinderkopfe zur Anfertigung histopathologischer Schnitte vom KZ Arzt Josef Mengele geschickt bekam Die Kinder waren zuvor bewusst infiziert worden Nach Kriegsende wurden zahlreiche der Verantwortlichen im Nurnberger Arzteprozess angeklagt Viele wurden fur schuldig befunden und zum Tode verurteilt Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hygiene Institut der Waffen SS Sammlung von Bildern Videos und AudiodateienLiteratur BearbeitenHeinrich Wieland Naturforscher Nobelpreistrager und Willstatters Uhr Herausgegeben von Sibylle Wieland Anne Barb Hertkorn Franziska Dunkel Mitwirkende Personen Sibylle Wieland Anne Barb Hertkorn Franziska Dunkel Wiley VCH Verlag Weinheim 2008 ISBN 978 3 527 32333 3 Erhard Geissler Biologische Waffen nicht in Hitlers Arsenalen Biologische und Toxin Kampfmittel in Deutschland 1915 1945 Lit Munster 1998 ISBN 3 8258 2955 3 Einzelnachweise Bearbeiten Eintrag zu Joachim Mrugowsky im Catalogus Professorum Halensis abgerufen am 28 Juli 2015 Arztlicher Kreisverband Landshut Abgerufen am 3 Dezember 2018 Archivierte Kopie Memento des Originals vom 29 Oktober 2008 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www bufata chemie de von Anilin bis ZwangsarbeitNormdaten Korperschaft GND 350424 4 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hygiene Institut der Waffen SS amp oldid 206803889