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Die Hochrheinschifffahrt war der kommerzielle Schiffsverkehr zwischen dem Bodensee und Basel vom 11 bis Mitte des 19 Jahrhunderts Inhaltsverzeichnis 1 Fruhe Geschichte 2 Waren und Personentransport 3 Schifferzunfte 4 Monopolstellung der Laufenburger Laufenknechte und Karrer 5 Ende des Schiffsverkehrs 6 Ideen zur Schiffbarmachung des Hochrheins im 20 Jahrhundert 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseFruhe Geschichte BearbeitenDer Hochrhein wurde bereits in vorromischer Zeit befahren In der romischen Epoche fuhren Schiffe der Classis Germanica auf dem Flussabschnitt Die militarische Bedeutung des Flussabschnitts war hingegen zeitweise bedeutender als die wirtschaftliche Wegen des Zerfalls des Verkehrsnetzes nach dem Untergang des Romischen Reichs erlangte der Hochrhein als Verkehrsstrasse erst in karolingischer Zeit mit den neu entstandenen Klostern neue Bedeutung 1 nbsp Collection Gugelmann Schiffe bei Stein am Rhein Anfang 19 Jh Die im Mittelalter wieder aufgenommene Schifffahrt auf dem Hochrhein geht zuruck bis in das 11 Jahrhundert Sie reichte von Konstanz bis Schaffhausen und unterhalb des Rheinfalls bis zur Huninger Kapelle unterhalb von Basel Schaffhausen entwickelte sich nach seiner Grundung 1045 wegen des Rheinfalls als einem unuberwindlichen Hindernis schnell zu einem wichtigen Stapel und Umschlagplatz fur auf dem Fluss transportierte Waren insbesondere fur Salz 2 Die Waren wurden oberhalb des Rheinfalls vom Bodensee her angeliefert und unterhalb auf dem Rhein flussabwarts weitertransportiert Graf Rudolf IV von Habsburg Laufenburg erteilte 1372 italienischen Kaufleuten einen Geleitbrief fur den Weg auf dem Rhein bis Laufenburg Tarifdokumente von 1401 belegen dass der Hochrhein von Schiffen aus Schaffhausen Bern Fribourg Zurich und Luzern befahren wurde Vor allem in Laufenburg entwickelte sich der Schiffsverkehr wegen der Laufen und des notwendigen Transports der Waren uber Land an ihr vorbei sowie des Durchseilens der Schiffe zu einer bedeutenden Einnahmequelle 3 Waren und Personentransport BearbeitenAus dem Jahr 1530 ist durch Zolldokumente belegt dass auf dem Hochrhein hauptsachlich Frachtschiffe aus Schaffhausen und Zurich fuhren Sie hatten vielfaltige Ladung darunter Stahl Eisen Vieh Haute Salz Kase Wolle Sudwein Malvasier Muskateller ferner Seide und Perlen fur Kaufleute aus Mailand und Venedig Auch Personen wurden befordert darunter bevorzugt Besucher des Kurorts Baden in der Schweiz sowie der Zurzacher Messe 1784 kenterte in Waldshut ein Weidling dabei ertranken 40 Personen 4 Auf Aare und Hochrhein verkehrten Schiffe bis maximal 50 Tonnen Schifferzunfte BearbeitenEine Reihe von Schifferzunften hatte wirtschaftliche Vorteile durch den Schiffsverkehr auf dem Hochrhein Das waren von Konstanz bis Schaffhausen die Konstanzer Schifferzunft Oberwasserschifffahrt Unterhalb des Rheinfalls bis Zurzach waren die Schaffhauser Schiffer zustandig fur die Niederwasserschifffahrt Die Koblenzer Studler ubernahmen bis zur Aaremundung Sie zogen die Schiffe die von der Aare aus der Innerschweiz kamen an Seilen durch den Koblenzer Laufen bis 1858 stromaufwarts nach Zurzach Die Laufenburger Laufenknechte hatten die vertraglichen Rechte fur den Rheinverkehr bis zur Rheinbrucke Sackingen Von dort bis zur Huninger Kapelle bei Basel ubten die Rheingenossen das Recht fur Schifffahrt und Fischerei aus Sie waren streng organisiert und hatten eine eigene Gerichtsbarkeit die ihnen von Kaiser Maximilian I 1519 und von Kaiserin Maria Theresia 1767 erneut bestatigt war 3 1808 wurden die Rechte der Rheingenossen an dem neu 1801 entstandenen Grenzfluss in einem Bund des Grossherzogtums Baden mit der Schweiz letztmals besiegelt Monopolstellung der Laufenburger Laufenknechte und Karrer Bearbeiten nbsp Durchseilen eines Schiffes an beiden Rheinufern durch den Laufen bei Laufenburg 1785 Die Schifffahrt entwickelte sich in Laufenburg wegen des Flusshindernisses mehr als an anderen Orten zu einer beachtlichen Einnahmequelle fur die dortige Zunft der Laufenknechte und Karrer Auf die Hilfe der erfahrenen Manner war die Schifffahrt angewiesen so dass diese eine Monopolstellung auf dem Hochrhein erlangten Die Laufenknechte seilten die oberhalb des Laufens entladenen Schiffe von beiden Ufern aus an Seilen mit bis zu je 15 Mannern durch die Stromschnelle und die Felsen hindurch 4 Die Waren selbst wurden in Laufenburg durch die Karrer auf dem Landweg uber den Berg transportiert Bei Hochwasser wurden auch die Schiffe selbst um den Laufen herum auf der Strasse transportiert ebenfalls von den Karrern Diesen Vorgang nannte man reiten Auch die Rechte und Gebuhren der Karrer waren dauerhaft vertraglich geregelt Karrerordnung 4 Den Laufenknechten stand das Recht zu die Schiffe stromabwarts zu erwerben und weiter zu fahren und dann in Basel oder Strassburg wieder zu verkaufen 5 Mit den Laufenknechten wurde die Laufenknechtsordnung uber die Jahrhunderte wiederholt erneuert Mit dem Rat von Laufenburg existierte 1451 ein Vertrag der Schiffleute aus Bern Luzern Zurich und anderen Orten zum Durchseilen der Schiffe auf dem Rhein Zu Zeiten der Zurzacher Messe beklagten 1575 Zurcher Schiffleute dass kein anderes Schiff wahrend der Messezeit den Rhein hinunterfahren durfte da sich die Laufenknechte ausschliesslich den Messeschiffen widmen mussten Der Hohepunkt des Schiffsverkehrs wurde mit dem Beginn der Neuzeit um 1500 erreicht 4 Ende des Schiffsverkehrs BearbeitenZu Anfang des 19 Jahrhunderts waren die Landstrassen so weit verbessert dass der Schiffsverkehr auf dem Hochrhein signifikant zuruckging Der Einzug des Hochrhein Schienenverkehrs leitete um die Mitte des 19 Jahrhunderts den endgultigen Niedergang der mit dem Schiffsverkehr und der Hochrheinflosserei verbundenen Zunfte ein Zwischen 1841 und 1851 fuhren nur noch 19 Schiffe in Laufenburg stromabwarts 1889 hob man die Vorrechte der Flosser auf und gab die Flosserei frei Die Schifffahrt war zu diesem Zeitpunkt bereits zum Erliegen gekommen 6 Beim Bau des Wasserkraftwerks Rheinfelden wurde ab 1895 der Rhein aufgestaut ohne eine Schleusenanlage anzulegen Nach 1908 wurde der Laufen bei Laufenburg gesprengt um das Kraftwerk Laufenburg zu errichten Die 30 Meter lange Schleuse ist nur fur Kleinschifffahrt ausgelegt Ideen zur Schiffbarmachung des Hochrheins im 20 Jahrhundert Bearbeiten nbsp Personenschiff auf dem Hochrhein bei DorflingenBereits 1929 hielten die Schweiz und Deutschland vertraglich fest dass die Ausfuhrung eines Grossschifffahrtsweges auf dem Hochrhein von Basel bis zum Bodensee zu erstreben ist 7 In den 1950er Jahren existierten Plane fur eine moderne Schiffbarmachung des Hochrheins Erste Ideen gingen auf den Schweizer Ingenieur Rudolf Gelpke zuruck Die neuen Vorhaben der Schweizerisch Deutschen Technischen Kommission fur die Schiffbarmachung des Hochrheins im Projekt 1961 8 schlossen die Umgehung des Rheinfalls durch Schleusen und einen linksrheinischen Tunnel ebenso ein wie die Umgehung oder den Neubau bestehender Flusskraftwerke Schiffe bis 1350 t Tragfahigkeit und 80 Meter Lange im Ausnahmefall bis 2000 t sollten den Flussabschnitt befahren konnen Die Projektkosten waren mit 527 Millionen Schweizer Franken veranschlagt 9 Gegen das Vorhaben wuchsen massive Widerstande in der Bevolkerung beider angrenzenden Staaten aber auch seitens der deutschen und Schweizer Bahngesellschaften die Einnahmeeinbussen befurchteten so dass es aufgegeben werden musste In jungerer Zeit werden zu touristischen Zwecken verschiedene Strecken auf dem Hochrhein im Sommer fur den Personenverkehr befahren so beispielsweise zwischen Kreuzlingen und Schaffhausen durch die Schweizerische Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein in Waldshut Tiengen 10 oder in Laufenburg 11 und Bad Sackingen 12 Fur die Freizeitschifffahrt bestehen heute an den Kraftwerksstufen Bootsschleppen Eine umfassende Ubersicht gibt die Liste der Anlegestellen am Hochrhein Zwischen dem Rheinhafen Rheinfelden und Basel ist der Hochrhein uber die Schleusen beim Kraftwerk Birsfelden sowie bei der Staustufe Augst Wyhlen fur grosse Frachtschiffe befahrbar Siehe auch BearbeitenListe der RheinfahrenLiteratur BearbeitenMax Baumann Schiffe Fuhrwerke und Eisenbahn zur Konkurrenz zwischen Fluss und Landverkehr Schweizerische Gesellschaft fur Wirtschafts und Sozialgeschichte Band 25 2010 Andreas Gruschke Der Hochrhein Eine alemannische Flusslandschaft Schillinger Freiburg im Breisgau 1995 ISBN 3 89155 183 5 Theo Keller Die volkswirtschaftliche Bedeutung der Hochrheinschiffahrt Reihe Nordostschweizerischer Verband fur Schifffahrt Rhein Bodensee Nr 52 Goldach 1954 Alfons Schmitt Wolfram Duma Die wirtschaftliche Bedeutung der Kanalisierung des Hochrheins oberhalb Rheinfeldens ZfV 1961 Heft 3 Online Ruedi Schneider Die Schiffbarmachung des Hochrheins Eine Chronik Rudolf Steiner Der Ausbau des Hochrheins zur Schifffahrtsstrasse Die Geschichte eines gescheiterten Grossprojekts Dissertation Online Daniel L Vischer Die Schiffbarmachung des Hochrheins bis zum Bodensee Ruckblick auf die einstigen Projekte In Wasserwirtschaft Ausgabe 10 2012 Weblinks BearbeitenFabian Hagler Wasserstrasse soll Transportwege am Basler Rheinhafen vereinfachen In Aargauer Zeitung 14 November 2017 Bestand Rheinschifffahrt Staatsarchiv Schaffhausen LinkEinzelnachweise Bearbeiten Rudolf Steiner Der Ausbau des Hochrheins zur Schifffahrtsstrasse Die Geschichte eines gescheiterten Grossprojekts Dissertation Universitat Mannheim S 11 18f online Rudolf Metz Geologische Landeskunde des Hotzenwalds Moritz Schauenburg Verlag Lahr Schwarzwald 1980 S 593 a b Rudolf Metz Geologische Landeskunde des Hotzenwalds Moritz Schauenburg Verlag Lahr Schwarzwald 1980 S 594 a b c d Rudolf Metz Geologische Landeskunde des Hotzenwalds Moritz Schauenburg Verlag Lahr Schwarzwald 1980 S 596 Rudolf Metz Geologische Landeskunde des Hotzenwalds Moritz Schauenburg Verlag Lahr Schwarzwald 1980 S 595 Rudolf Metz Geologische Landeskunde des Hotzenwalds Moritz Schauenburg Verlag Lahr Schwarzwald 1980 S 597 Hochrheinschifffahrt Unrecht an der Seele In Spiegel Online 17 Juli 1963 Die Schiffbarmachung des Hochrheins Eine Chronik Auf www salzmaenner ch Bondeseelandschaft und Hochrheinschifffahrt Denkschrift Gutachten und Stellungnahme des Deutschen Rates fur Landespflege zum Problem der Schiffbarmachung von Hochrhein und Bodensee Heft 3 1965 Stadtwerke Waldshut Tiengen Rheinschifffahrt Fahrgastschifffahrt Laufenburg de Personenschifffahrt Bad Sackingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochrheinschifffahrt amp oldid 226201877