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Der Hochablass ist ein Stauwehr im Lech das im ostlichen Stadtgebiet von Augsburg liegt Vom westlichen Teil der Wehranlage zweigt der Hauptstadtbach ab der von hier in die Augsburger Altstadt geleitet wird und dort zusammen mit dem Wasser des Lochbachs in vielen Kanalen das Lechviertel durchfliesst Er ist ein wichtiger Teil von Augsburgs historischer Wasserwirtschaft und wurde als Teil des Augsburger Wassermanagement Systems am 6 Juli 2019 in die Welterbeliste der UNESCO aufgenommen 1 Der Hochablass Luftbild Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Heutiger Hochablass 2 1 Technischer Aufbau 2 2 Abgeleitete Kanale 2 3 Neues Wasserkraftwerk 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenGemass einer Inschrifttafel am Wehr soll die erste Anlage zur Lechwasser Einleitung nach Augsburg im Jahr 1000 erfolgt sein Hierfur gibt es aber keinen urkundlichen Beleg diese Jahreszahl ist nur geschatzt Im Jahr 1346 ist ein erster Wehrdamm an der Stelle des heutigen Ablasses urkundlich belegt Seither erlitten die Wehranlage und ihre Gebaude insgesamt immer wieder schwere Hochwasserschaden sowie mehrere Zerstorungen in Kriegen Um das Recht Wasser vom Lech zur Nutzung in der Stadt abzuleiten gab es jahrhundertelang immer wieder Auseinandersetzungen zwischen der Reichsstadt Augsburg und den Wittelsbachern deren Gebiet das herzogliche Bayern an das Ostufer des Lechs angrenzte Im Jahr 1418 erteilte Konig Sigismund der Stadt Augsburg das Recht den Lechfluss nach Frommen zu nutzen auf ihm zu flossen Bauten einzurichten und falls notig Hindernisse mit Gewalt zu entfernen Doch der Bayernherzog Albrecht III verweigerte 1457 der Stadt dieses Recht Der Streit endete mit der Erlegung von 2000 Gulden durch die Stadt Funf Jahre spater stellte Kaiser Friedrich III der Stadt Augsburg einen Freiheitsbrief aus der es ihr erlaubte aus dem Lech so viele Bache abzuzweigen als fur sie notig ware Dessen ungeachtet liess der bayerische Herzog Albrecht IV im Jahr 1468 den Lechanstich nach Augsburg mit Pfahlen verrammen so dass keine Flosse mit Waren und Rohstoffen mehr in die Stadt gelangen konnten Als Reaktion darauf verriegelte die Stadt im darauffolgenden Jahr ihrerseits den Fluss so dass er nicht mehr befahren werden konnte Nach weiteren Eskalationen ging die Sache erneut bis vor den Kaiser Maximilian I der letztlich vermittelte In den 1590er Jahren verlagerte der Lech sein Flussbett nach Osten wodurch die Stadt Augsburg von Wassermangel bedroht wurde Um diesem entgegenzuwirken liess sie neue Kastenbauten in den Lech einsetzen die die Versorgung des Anstichs sicherstellten Dies brachte wiederum den Bayernherzog Wilhelm V auf der am 31 Januar 1596 in das Wehr eine 64 Fuss breite Offnung einbrechen und gegen den Stadtkanaleinlass einen 140 Fuss langen Damm aufschutten liess so dass der Stadt das Wasser vollends ausblieb So herausgefordert sandte die Stadt 250 Arbeiter die die bayerischen Uferkorrektionen schleiften gesichert von 160 Schutzen Nachdem 100 weitere Augsburger Schutzen mobilisiert und 300 Soldner zur Unterstutzung der Wachtruppen bereitgestellt worden waren endete die Machtprobe des Augsburger Wasserkriegs schliesslich gutlich Das Lechablasswehr wurde mit kostenlosem bayerischen Holz erneuert 2 3 nbsp vergrossern und Informationen zum Bild anzeigen nbsp Der umstrittene Ablass mit den Bauten vor 1595 nbsp Plan uber den Stadt Augspurgischen Hochablas 1762Im Dreissigjahrigen Krieg wurden am 5 Oktober 1634 samtliche Ablassgebaude durch kaiserliche Kroaten niedergebrannt 1635 wurden sie wieder errichtet doch am 4 September 1703 erneut im Spanischen Erbfolgekrieg zerstort 1707 bis 1710 wurden sie wieder aufgebaut 1793 brannte das holzerne Hauptschleusengebaude durch eine Nachlassigkeit nieder Am 20 September 1797 zogen die letzten Teile der franzosischen Arrieregarde uber den Lech und steckten dabei die Friedberger und Lechhauser Lechbrucken in Brand In den Jahren 1797 1798 erfolgte ein massiver Neubau des Hauptschleusengebaudes In Hochwassern von 1816 1824 und 1831 wurde das Ablasswehr beschadigt und jeweils wieder danach repariert Bei einem verheerenden Hochwasser im Jahr 1910 wurde schliesslich nicht nur das Wehr sondern auch das steinerne Hauptschleusengebaude von 1798 zerstort 4 nbsp Der Ablass Mitte des 18 Jahrhunderts nbsp Hochablasswehr 1850 nbsp Schleusenhaus mit 350 jahriger Linde und Gaststatte vor der Uberschwemmung 1910 nbsp Das neue Hochablasswehr nach dem Wiederaufbau um 1914 nbsp Inschrifttafel am Wehr mit Ubersicht der Zerstorungen Um und NeubautenHeutiger Hochablass Bearbeiten nbsp Der Hochablass in der Mitte das Getriebehauschen mit GlockenturmSeit seinem Wiederaufbau 1911 1912 ist der Hochablass eine massive Konstruktion aus Stahlbeton die sich auf insgesamt 145 Metern Lange dreifach geknickt durch den Lech spannt Errichtet wurde die heute denkmalgeschutzte Anlage mit Fussgangersteg Getriebehauschen und Glockenturm im Wesentlichen vom damaligen Augsburger Stadtbaurat Otto Holzer Der plastische Schmuck am westlichen Bruckenkopf ein Flosser und eine Spinnerin mit Spindel Fullhorn und Turbinenrad stammt von Josef Kopf nbsp Der Flosser symbolisiert die durch den Hochablass ermoglichte Flosserei in Augsburg nbsp Die Spinnerin symbolisiert die Augsburger Textilindustrie deren Aufbluhen der Hochablass ermoglichte Technischer Aufbau Bearbeiten nbsp Das Wehr mit seinen Wasserfallen Das Hochablasswehr wurde in den Jahren 1935 und 1970 modifiziert und saniert Nach dem schweren Pfingsthochwasser 1999 wurden Schaden durch Unterspulung festgestellt saniert wurde in zwei Bauabschnitten in den Jahren 1999 bis 2003 Das Wehr besteht Stand 2004 5 aus folgenden Abschnitten von Ost nach West Dem Aus und Uberlauf des Kuhsees Hier kann bei Bedarf der Wasserspiegel des Kuhsees um einen Meter abgesenkt werden Zwei feste Wehre mit 6 3 m Fallhohe Drei Wehre mit selbstregulierenden Gegengewichtsklappen Ein 20 m langes Walzenwehr mit einer Verschlusshohe von 3 m der Grundablass des Wehrs Wenn es geoffnet wird fliessen bis zu 154 Kubikmeter Wasser pro Sekunde hindurch und die Unterstromung reisst das Geschiebe d h den vom Fluss antransportierten Kies hindurch Beim Walzenwehr befindet sich ein Getriebehaus mit einem Beobachtungsturm und einer Alarmglocke im Dachreiter Ein 12 m langes Wehr mit Doppelschutz Es hat eine Verschlusshohe von 2 5 m und einen Durchlass von bis zu 55 Kubikmetern Wasser pro Sekunde Die Schutztafel ist zweigeteilt dadurch kann die Ober und Unterstromung separat reguliert werden Ein Wehr mit Fischbauchklappe zur Feinregulierung des Oberwasserstandes Eine Fischtreppe Eine Kiesschleuse mit Doppelschutz Abgeleitete Kanale Bearbeiten Auf der Westseite des Hochablasswehres wird das Wasser in den Hauptstadtbach gespeist Hier werden bis zu 45 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ausgeleitet Das Einlaufbauwerk besitzt elf elektromotorisch betriebene Einfach und Doppelschutze Der Hauptstadtbach versorgt den grossten Teil der Lechkanale der Augsburger Altstadt und die Kanale des Augsburger Textilviertels Vom Hauptstadtbach zweigt zunachst links ein Kanal der Neubach zum Wasserwerk am Hochablass ab und mundet in den Hauptstadtbach zuruck Heute ist dieses ehemalige Wasserwerk ein Wasserkraftwerk ein Technikmuseum und eine Informationszentrale zur Augsburger Trinkwasserversorgung Rechts zweigt der Augsburger Eiskanal ab der in den Lech zuruckfuhrt Er diente ursprunglich als Umgehungskanal fur Treibeis damit dieses im Winter nicht die Turbinen des Wasserwerks am Hochablass beschadigte Im Jahr 1971 wurde er in eine Kanustrecke der Olympischen Sommerspiele 1972 umgebaut Neues Wasserkraftwerk Bearbeiten 2012 bis 2013 wurde an der Ostseite des Hochablasswehrs ein neues vollstandig unter Wasser liegendes Wasserkraftwerk mit zwei Turbinen gebaut das kunftig 4000 Haushalte mit Strom versorgen soll Das Kraftwerk ging am 22 Dezember 2013 in Betrieb Der im Osten gelegene Ablauf des Kuhsees wurde bis heute nicht zu der geplanten Fischtreppe umgebaut An dieser Stelle lassen sich noch gut die Uberreste der Baustelle erkennen Literatur BearbeitenFranz Joseph Kollmann Der Lech Ablass bei Augsburg 1839 Anton Werner Die Wasserkrafte der Stadt Augsburg im Dienste von Industrie und Gewerbe Rieger 1905 Wilhelm Ruckdeschel Klaus Luther Technische Denkmale in Augsburg Eine Fuhrung durch die Stadt Brigitte Settele Verlag Augsburg 1984 S 64 ff Wilhelm Ruckdeschel Industriekultur in Augsburg Denkmale der Technik und Industrialisierung Brigitte Settele Verlag Augsburg 2004 ISBN 3 932939 44 1 S 37 ff Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Hochablass Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien augsburg de Der HochablassEinzelnachweise Bearbeiten Hydraulic Engineering and Hydropower Drinking Water and Decorative Fountains in Augsburg In whc unesco org UNESCO World Heritage Centre abgerufen am 22 Mai 2018 englisch Wilhelm Ruckdeschel Klaus Luther Technische Denkmale in Augsburg Eine Fuhrung durch die Stadt Brigitte Settele Verlag Augsburg 1984 S 66 f Michael Friedrichs Hrsg Hochzoll Seit 100 Jahren ein Stadtteil von Augsburg Wissner Verlag Augsburg 2013 ISBN 978 3 89639 908 3 S 45 dort wiederum zitiert aus Rupert Zettl Lechauf lechab S 231f Das Hochwasser im Lechtal In Neue Freie Presse 18 Juni 1910 S 10 online bei ANNO Vorlage ANNO Wartung nfp Wilhelm Ruckdeschel Industriekultur in Augsburg Denkmale der Technik und Industrialisierung Brigitte Settele Verlag Augsburg 2004 ISBN 3 932939 44 1 S 43 ff Stauanlagen und Wasserkraftwerke am Lech Staustufen Forggensee Premer Lechsee Lechbruck Urspring Lechsee Dessau Dornauer Talsperre Finsterau Sperber Kinsau Apfeldorf Epfach Lechblick Lechmuhlen Dornstetten Pitzling Landsberg Kaufering Schwabstadl Scheuring Prittriching Unterbergen Mandichosee Ellgau Oberpeiching Rain FeldheimKraftwerke Horn KKW Gersthofen KKW Langweid KKW MeitingenWehre Karolinenwehr Sohlschwellen Siebentischwald Hochablass Eisenbahnerwehr Wolfzahnauwehr GersthoferwehrAufgelassen Stufe 5 Stufe 16 Stufe 17 Stufe 24 Stufe 25 Normdaten Geografikum GND 7734265 3 lobid OGND AKS VIAF 234403104 48 344166666667 10 936388888889 Koordinaten 48 20 39 N 10 56 11 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hochablass amp oldid 234346510