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Die Historische Ratsbibliothek ist eine historische Schriftensammlung in der mittelfrankischen Stadt Weissenburg in Bayern einer Grossen Kreisstadt im bayerischen Landkreis Weissenburg Gunzenhausen Sie diente als Bibliothek des Rates der Reichsstadt Weissenburg Die Bibliothek ist dem Stadtarchiv zugeordnet 1 und ist im Ellinger Tor untergebracht Im Ellinger Tor ist die Ratsbibliothek untergebrachtDer Bestand der 1517 gegrundeten Bibliothek umfasst etwa 3 100 Bande und wird seit dem Verlust der Reichsfreiheit 1802 nicht mehr erweitert Die Weissenburger Ratsbibliothek gehort zu den altesten noch erhaltenen Ratsbibliotheken in Bayern 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Standort 3 Bestand 4 Benutzung 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDie Bibliothek entstand 1517 durch die Schenkung von etwa 200 Banden des Gunzenhauser Pfarrers und Stiftsdechanten Andreas Wurm Diese enthielt vor allem juristische und theologische Literatur aber auch antike Autoren wie Aristoteles und italienische Humanisten Davon berichtete Johann Alexander Doderlein in seiner Chronik Nachdem Weissenburg kurz darauf 1524 lutherisch wurde wurden die meisten liturgischen Pergamenthandschriften zum Binden von Amtsbuchern und Rechnungen verwendet Lediglich 20 Schriften blieben erhalten Zunachst betreuten Kirchendiener die Bibliothek gegen Ende des 16 Jahrhunderts ging die Betreuung auf Schuldiener uber Die Oberaufsicht behielt das Pflegamt das samtliche Stiftungen der Stadt ausser dem Heilig Geist Spital gemeinsam verwaltete 3 Ende des 16 Jahrhunderts umfasste die Sammlung 75 zivilrechtliche 40 kirchenrechtliche 67 theologische und 90 philosophische Werke die Johann Maternus Beringer gestorben nach 1632 im ersten Katalog der Bibliothek festhielt Die Werke standen in zwei Regalen die nach ihrer Lage im Gebaude als Nord und Sudseite eingeteilt wurden Der bis heute geltende Schwerpunkt auf juristische und theologische Werke war schon damals zu erkennen 4 Bedeutende Schenkungen gab es 1629 1634 1662 und 1763 3 4 Die Bibliothek uberstand den Dreissigjahrigen Krieg offenbar unbeschadet Direktor der Bibliothek war bis 1745 der Lateinschulrektor Johann Alexander Doderlein unter ihm gab es kaum Neuanschaffungen 4 Am 18 Juni 1745 beschloss der Rat der Stadt dass bei jeder Neuwahl und Amtereinsetzung ein bis drei Dukaten zum Ankauf von Buchern entrichten mussten 1749 wurde von Georg Lorenz Miderlein ein neuer Katalog fur die Bibliothek erstellt 1785 wurde die Allgemeine Literatur Zeitung abonniert der gebundene Jahrgang von 1802 stellt das jungste Buch der Sammlung dar Im gleichen Jahr wurden einem englischen Gesandten 8 Inkunabeln veraussert 1811 regte die Regierung des Rezatkreises den Verkauf der Bibliothek an zuvor war eine Uberlassung an die Universitatsbibliothek Erlangen erwogen worden 1807 wurden 7 Manuskripte nach Ansbach abgeliefert 1896 verausserte die Stadt zwei Missalen 3 Nach 1802 musste die Bibliothek mehrmals umziehen Im Jahr 1829 war die Bibliothek von dem Rektor der Studienschule Johann Melchior Gunther 1800 1865 neu geordnet worden Gunthers Verzeichnis umfasste erstmals alle Bucher in einer fortlaufenden Zahlung Sie ist es noch heute als Standortkatalog gultig 1875 wurde die neue Stadtbibliothek Weissenburg gegrundet Den Zweiten Weltkrieg uberstand die Bibliothek in den Gewolben des Rathauses unbeschadet 1949 legten Friedrich Blendinger und Lina Baer einen zweibandigen Verfasserkatalog an der bis heute unverandert in Gebrauch ist 1977 erfolgte der Umzug in das Ellinger Tor 3 Standort BearbeitenDie Bibliothek war nach der Wurms Schenkung 1507 in oder bei der Stadtkirche St Andreas untergebracht anschliessend in Raumlichkeiten der Lateinschule 1739 beschloss die Reichsstadt den Bau eines Bibliotheksgebaudes nahe dem Messnerhaus 1806 wurde an der Stelle des Bibliotheksgebaudes eine neue Lateinschule gebaut weswegen die Bucher zunachst im gegenuberliegenden Archidiakonatshaus deponiert wurden anschliessend ins alte und dann in das neue Lateinschulhaus gebracht 1865 wurden sie auf den Boden des Rathauses und 1898 schliesslich ins alte Fleischhaus gebracht Die Ratsbibliothek wurde 1907 wieder im Alten Rathaus verwahrt 3 Nach dem Umbau des Rathauses wurde die Bibliothek 1965 in einem geeigneten Raum neben dem Soller des Rathauses aufgestellt Am 25 September 1975 beschloss der Stadtrat einstimmig einem Antrag des Frankenbundes folgend die Bibliothek in das unbewohnte Ellinger Tor zu verlegen wo sie nach dessen Renovierung seit 1977 im zweiten dritten und vierten Stockwerk untergebracht ist Durch die dicken Wande des Ellinger Tors bleibt die Temperatur in der Bibliothek konstant 3 Bestand BearbeitenDer Bestand umfasst 28 Handschriften und 208 Inkunabeln Die Bibliothek verfugt uber 3130 selbstandige Werke 3 465 aus dem 16 Jahrhundert 5 2014 aus dem 17 Jahrhundert und 276 aus dem 18 Jahrhundert Anfang des 19 Jahrhunderts umfasste die Bibliothek rund 3 200 Titel 6 Es sind 1977 lateinische 1183 deutschsprachige und einige wenige griechische Werke vorhanden Die alteste Bande stammen von der Stiftung Andreas Wurms 3 Die Bibliothek ist in eine juristische eine philosophische und eine theologische Sammlung unterteilt Die juristische Abteilung mit einer grossen Sammlung zum Romischen Recht sowie zum Kirchenrecht bildet den Hauptteil der Bibliothek ihr gehoren etwa die Halfte der Bande an 3 Zu dieser Abteilung gehoren die Rechtssammlung Justinian I und zivilrechtliche Werke unter anderem von Adso von Montier en Der 1746 wurde fur 141 Gulden das von Johann Christian Lunig herausgegebene Teutsche Reichs Archiv angeschafft Politologische Werke sind nicht vorhanden ausser je einem Werk von Hugo Grotius und Jean Bodin 6 Die theologische Abteilung besteht aus einer Reihe von Bibeln aus mehreren Jahrhunderten darunter die Lutherbibel von 1534 Schrifttum der Reformation sowie eine Sammlung von Leichenpredigten Dazu gehoren Werke zahlreicher Reformatoren wie eine zwolfbandige Gesamtausgabe der Werke Martin Luthers sowie die Werke von Kirchenvatern wie Ambrosius von Mailand und Hieronymus einige wenige katholische Werke blieben erhalten darunter Predigten des Nikolaus von Dinkelsbuhl 6 Die philosophische Abteilung stellt mit etwa einem Funftel den kleinsten Teil der Bibliothek Obwohl sie der Lateinschule als Bibliothek diente und daher fur den Unterricht notwendigen Werke enthielt ist die Lehrbuchsammlung in der Bibliothek uberschaubar 7 Der Bestand umfasst klassische Werke von Aristoteles Gaius Julius Caesar Marcus Tullius Cicero Horaz Ovid und Seneca sowie Humanisten wie Francesco Petrarca Enea Silvio Piccolomini und Marsilio Ficino ferner ein Raubdruck der Schedelschen Weltchronik sowie lateinische Grammatiken die Cosmographia von Claudius Ptolemaus ein Ulmer Druck von 1634 und einige wenige naturwissenschaftliche und medizinische Werke wie die Historia naturalis Eine Sammlung von 121 Kalendern des 17 und 18 Jahrhunderts entstammt grosstenteils aus dem Nurnberger Verlag W Endter Aus der Zeit des Dreissigjahrigen Kriegs stammt eine grosse Zahl an Kriegsberichten ferner sind Pesttraktate vorhanden 3 7 Auffallend in der philosophischen Abteilung ist die Absenz von Werken der Aufklarung sowie internationaler Literatur und deutscher Poesie Es sind nur wenige griechische Werke nur wenige aristotelische Werke und wenige Historica vorhanden Dies deutet auf einen eher pragmatischen Verwendungszweck der Bibliothek zugeschnitten an den Bedurfnissen der kleinen Reichsstadt Vor allem im 17 und fruhen 18 Jahrhundert wurde der Bestand der Bibliothek kaum erweitert Es muss in der Reichsstadt zusatzlich zur Ratsbibliothek Buchsammlungen im Besitz von Medizinern und Lehrern gegeben haben um den Mangel an medizinischen Werken und Schulbuchern zu erklaren 8 Benutzung BearbeitenDie Ratsbibliothek wurde in der Reichsstadtzeit neben dem Rat sowie den Kirchen und Schulbedienten vom Stadtsyndikus und dem Stadtschreiber und den Lateinschulern mitgenutzt Heute ist sie eine Prasenzbibliothek und nicht fur den Publikumsverkehr geoffnet Auf Anfrage im Stadtarchiv wird einem der Zutritt und die Benutzung gewahrt 3 Literatur BearbeitenIrmela Holtmeier Birgit Schaefer Handbuch der historischen Buchbestande in Deutschland Bayern S Z Georg Olms Verlag 1997 S 81ff digitalisierte Fassung Gustav Wulz Blatter fur frankische Familienkunde 12 1937 S 131 148 Rainer A Muller Kleinstadt und Bibliothek in der Fruhmoderne zu Genese und Struktur der Ratsbibliothek der frankischen Reichsstadt Weissenburg in Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 15 1992 S 99 117 Ursula Matthaus Eisenbraun Bearb Die mittelalterlichen Handschriften der Stadtbibliothek Weissenburg Erlangen u a 2007 Weblinks BearbeitenOffizielle HomepageEinzelnachweise Bearbeiten Stadtarchiv Weissenburg i Bay in Archive in Bayern Abgerufen am 10 September 2018 Gier Helmut im Historischen Lexikon Bayerns a b c d e f g h i j k Bernhard Fabian Hrsg Handbuch der historischen Buchbestande in Deutschland Osterreich und Europa Fabian Handbuch Digitalisiert von Gunter Kukenshoner Hildesheim 2003 Digitalisat a b c Rainer A Muller Kleinstadt und Bibliothek in der Fruhmoderne zu Genese und Struktur der Ratsbibliothek der frankischen Reichsstadt Weissenburg in Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 15 1992 S 101 Deutsche Bibliotheken mit mehr als 100 Drucken des 16 Jahrhunderts Abgerufen am 10 September 2018 a b c Rainer A Muller Kleinstadt und Bibliothek in der Fruhmoderne zu Genese und Struktur der Ratsbibliothek der frankischen Reichsstadt Weissenburg in Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 15 1992 S 102 a b Rainer A Muller Kleinstadt und Bibliothek in der Fruhmoderne zu Genese und Struktur der Ratsbibliothek der frankischen Reichsstadt Weissenburg in Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 15 1992 S 105 Rainer A Muller Kleinstadt und Bibliothek in der Fruhmoderne zu Genese und Struktur der Ratsbibliothek der frankischen Reichsstadt Weissenburg in Berichte zur Wissenschaftsgeschichte 15 1992 S 107 49 0327 10 97158 Koordinaten 49 1 57 7 N 10 58 17 7 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Historische Ratsbibliothek amp oldid 238235231