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Herbert Selle 30 Mai 1895 in Breddin Landkreis Ostprignitz in Brandenburg 1 8 Marz 1988 in Ahrensburg war ein deutscher Offizier zuletzt 1942 1943 Oberst und Armeepionierfuhrer der 6 Armee AOK 6 an der Ostfront im Zweiten Weltkrieg Alter Kampfer der NSDAP sowie Buchautor und Jagdfunktionar Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Veroffentlichungen Auswahl 2 1 Autobiographie Wofur 3 Auszeichnungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerbert Selle trat nach der Reifeprufung an der Oberrealschule in Potsdam am 10 Marz 1914 als Offiziersanwarter in das 2 Nassauische Pionier Bataillon Nr 25 in Mainz ein Mit seinem Bataillon kam er nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs an die Front 1915 wurde er zum Leutnant und 1918 zum Oberleutnant befordert Im Mai 1919 erfolgte die Ubernahme in das Reichsheer 1920 trat Herbert Selle als Polizeioberleutnant in die Sicherheitspolizei Lubeck uber und wurde 1921 zum Polizeihauptmann befordert Am 31 Dezember 1921 heiratete er die Hotelbesitzertochter Ina Steffen in Kellinghusen und schied ein Jahr spater aus dem Lubecker Polizeidienst aus In der Zeit von 1923 bis 1924 ubte er eine Tatigkeit als Gast und Landwirt im Lockstedter Lager in Hohenlockstedt aus ausserdem leitete er dort die Sportschule Das Lockstedter Lager wurde in den 1920er Jahren von Angehorigen des reaktionaren Freikorps der Marine Brigade Ehrhardt gepragt 1924 wurde Selle Vorstandsmitglied der Stahlhelm Ortsgruppe Lockstedter Lager und bis 1931 Mob Offizier fur das Wehrbereichskommando II Stettin 1925 trat Selle in die NSDAP ein nach einer Begegnung mit Joseph Goebbels in Itzehoe 1926 jedoch wieder aus 2 1931 ubte Selle die Funktion des Polizeikommandeurs von Braunschweig aus Von 1933 bis 1934 war Selle Polizeioberst und Abteilungskommandeur der preussischen Landespolizei in Altona Wahrend des Stahlhelmputsches in Braunschweig organisierte Oberstleutnant Selle am 27 Marz 1933 einen Uberfall von SS und SA Hilfspolizei auf das AOK Gebaude 3 Fur einige Monate war Selle Leiter der Napola in Potsdam Bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkriegs kommandierte Selle im Rang eines Oberstleutnants seit 1 April 1937 das Pionier Bataillon 50 in Hamburg Harburg Als Kommandeur des Pionier Regiments 677 kampfte er im Mai 1942 in der Schlacht bei Charkow 4 Im August 1942 ermoglichten die Brucken seiner Pioniere der 6 Armee den schnellen Vorstoss uber den Don 5 Oberst Selle in seiner Funktion als Armee Pionier Fuhrer des AOK 6 beauftragte im Rahmen der Stalingradkampagne Oberst Hans Mikosch mit dem Aufbau einer Armee Pionierschule auf den Donhohen bei Kalatsch dazu wurde das Heeres Pi Btl 672 unter Major Linden zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebs dieser neuen Armee Pionier Schule unterstellt Aufgabe der Armee Pionier Schule war Unterricht und Lehre fur Offiziere Unteroffiziere und Mannschaften aller Waffengattungen zur Ausbildung im Stellungsbau Panzernahkampf und Stosstrupp Ausbildung fur Hauserkampfe in Stalingrad Im Spatherbst 1942 wurde er vom Kommandeur des LI Armeekorps Walther von Seydlitz Kurzbach und Generalleutnant Erwin Jaenecke dem Divisionskommandeur der 389 Infanterie Division mit der Operation Hubertus in Stalingrad betraut dir zu einem militarischen Desaster wurde Hitlers unrealistischer Befehl betonierte Befestigungen als Winterquartier der 6 Armee anzulegen kommentierte Selle spater als eine geradezu verbrecherische Unkenntnis der ortlichen Lage da das nachste Kiesvorkommen am Asowschen Meer lag und Zement aus dem 2 000 km entfernten Deutschland hatte herbeigeschafft werden mussen 6 Noch im November 1942 sollte Armeepionierfuhrer Selle Karpowka und Kalatsch zu befestigten Raumen ausbauen um den linken rumanischen Armeeflugel zu schutzen 7 Am 20 November 1942 hatte der Armeepionierfuhrer Oberst Selle die Feindlage als fur Kalatsch unbedenklich erklart was sich spater als Fehlanalyse erweisen sollte 8 Am 30 November 1942 wurde Selle von Oberst Stiotta dem Kommandeur des Pionier Regiments 604 in seinen Aufgaben als Armeepionierfuhrer abgelost da Selle mit seiner Kampfgruppe an den Don abkommandiert wurde 9 Noch am 5 Januar 1943 sollte Selle von der Donfront wieder in den Kessel von Stalingrad eingeflogen werden um den Bau von Riegelstellungen zu leiten 10 Er erhielt den Auftrag mit samtlichen Bau und Pionierkraften das Rossoschka Tal zwischen Malaia Rossoschka und Barbukin zur Verteidigung einzurichten 11 Im Januar 1943 wurde Selle aus dem Stalingrader Kessel ausgeflogen Im Marz 1943 wurde er wegen Wehrkraftzersetzung in Harburg verhaftet und seine Familie 12 in Sippenhaft genommen Selle wurde in das Wehrmachtsgefangnis von Berlin uberfuhrt Die ursprunglich fur ihn vorgesehene Beforderungsurkunde zum Generalmajor wurde vom Generalkommando des X Armeekorps in Hamburg verweigert Ein bereits angeordnetes Standgericht wurde abgewendet da Selle auf geistige Unzurechnungsfahigkeit pladierte Ende 1944 wurde der Haftbefehl wieder aufgehoben und Herbert Selle rehabilitiert erneut in den militarischen Dienst gestellt 1944 war er Armeepionierfuhrer der 7 Armee an der Westfront und 1945 Hoherer Pionierfuhrer der 17 Armee ostlich von Krakau Selle lebte nach dem Krieg wieder in Hamburg 13 wurde als Oberst a D Ehrenmitglied im Bund der Pioniere 14 und war seit 1948 als Hauptgeschaftsfuhrer des DJV Deutscher Jagdschutzverband tatig 15 16 Veroffentlichungen Auswahl BearbeitenZum Geleit In Werner Gerlach Das dunkle Tal Erlebnisbericht eines Arztes Der lange Weg von Stalingrad bis Friedland 3 Auflage Selbstverlag Werner Gerlach Ottobrunn 1980 Wofur Erinnerungen eines Fuhrenden Pioniers vom Bug zur Wolga Vowinckel Verlag Neckargemund 1977 ISBN 3 87879 118 6 Die Tragodie von Stalingrad Eine Darstellung von militarischer Seite mit einer Kartenbeilage Verlag Das Andere Deutschland Hannover 1947 Autobiographie Wofur Bearbeiten In seinem Buch Wofur schilderte Selle seine personlichen Kriegserlebnisse an der Ostfront von 1941 bis 1943 Es erschien 1977 im rechtsextremen Vowinckel Verlag 1941 war seine Pioniereinheit fur die Uberquerung der Flusse Bug und Dnjepr verantwortlich und kampfte spater in der Schlacht um Kiew Im Dezember 1941 loste Selle Oberst von Schlieben als Armeepionierfuhrer der 6 Armee ab Weiterhin nahm er an der Fruhjahrsschlacht von Charkow der Sommeroffensive 1942 und der Panzerschlacht von Kalatsch teil Wahrend des Angriffs uber den Don fuhrte er zusammen mit der 76 Infanterie Division und 295 Infanterie Division eine grossere Pioniereinheit bei einer Operation mit Sturmbooten an Im September 1942 waren die Pioniere der 6 Armee in das Kampfgeschehen von Stalingrad verwickelt welches Selle mit eigenen Worten wie folgt charakterisierte Zur gleichen Zeit wird in Stalingrad erbittert um jedes Haus jede Hutte jeden Wolkenkratzer jeden Silo jede Fabrik gekampft mit einem Einsatz an Blut und Material der in gar keinem Verhaltnis zu den Erfolgen beider Seiten in Angriff und Abwehr steht Dass hier indem noch dazu durch die vielen Balkas 17 zerrissenen Strassen und Hausergewirr in dem Labyrinth halbzertrummerter Fabrikanlagen und Montagehallen der hinter jedem Mauervorsprung jedem Treppeneingang jeder Turnische jeder Drehbank jeder Stanzpresse mit der entsicherten Maschinenpistole verborgen liegende Verteidiger im Vorteil ist liegt auf der Hand Mit verbissener Wut einer Zahigkeit und jener Unbedingtheit die der Feldzug im Osten so mitleidlos entwickelt hat wird hier buchstablich um jeden Fussbreit Boden gerungen Herbert Selle 18 Nach der Einkesselung wurde Selle an die Donfront abkommandiert spater im Januar 1943 wieder nach Stalingrad eingeflogen wo die Endphase der Schlacht eingeleitet wurde Bereits am 22 Januar wurde Selle wieder ausgeflogen Im Schlusswort berichtete Herbert Selle von seiner entbehrungsreichen britischen Kriegsgefangenschaft und seiner Entmilitarisierung in Belgien Im Juni 1945 wurde Selle entlassen und mit einem Zug nach Gutersloh gebracht Sein Buch uber die Tragodie in Stalingrad in stark polemischer Darstellung ist nach heutiger Aktenkenntnis teilweise nicht mehr haltbar da es Berichte von Wehrmachtsoffizieren enthalt wobei Selle bereits vor der Kapitulation ausgeflogen wurde 19 Auszeichnungen BearbeitenEisernes Kreuz 1914 II und I Klasse 20 Osterreichisches Militarverdienstkreuz III Klasse mit der Kriegsdekoration 20 Deutsches Kreuz in Gold am 16 Februar 1943 21 Literatur BearbeitenStefan Appelius Pazifismus in Westdeutschland Verlag G Mainz Aachen 1991 Bd 1 S 98 ff Reimer Moller Eine Kustenregion im politisch sozialen Umbruch 1860 1933 die Folgen der Industrialisierung im Landkreis Steinburg Elbe Hamburg Munster 2007 ISBN 978 3 8258 9194 7 Das Buch befasst sich u a mit Selles Rolle in der Region als Funktionar des Stahlhelms und der NSDAP in Lockstedter Lager Und es enthalt eine Kurzbiographie Selles Weblinks BearbeitenBild von Herbert SelleEinzelnachweise Bearbeiten gefuhrt unter Pers 6 8027 lt BA MA Reimer Muller Eine Kustenregion im politisch sozialen Umbruch 1860 1933 Veroffentlichung des Hamburger Arbeitskreises fur Regionalgeschichte HAR Lit Verlag Hamburg 2007 ISBN 978 3 8258 9194 7 S 652 Geest Verlag 1933 Stahlhelm Putsch in Braunschweig 1 2 Vorlage Toter Link www geest verlag de Seite nicht mehr abrufbar festgestellt im April 2018 Suche in Webarchiven nbsp Info Der Link wurde automatisch als defekt markiert Bitte prufe den Link gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis Befehl der 6 Armee Ia OQu 17 Oktober 1941 NOKW 184 Chef der Pioniere in Charkow war Oberst Herbert Selle Kommandeur des 677 Pionier Regiments Janusz Piekalkiewicz Stalingrad Anatomie einer Schlacht Heyne Munchen 1993 S 101 Janusz Piekalkiewicz Stalingrad Anatomie einer Schlacht Heyne Munchen 1993 S 269 Manfred Kehrig Stalingrad Analyse und Dokumentation einer Schlacht Stuttgart 1979 S 105 Manfred Kehrig Stalingrad Analyse und Dokumentation einer Schlacht Stuttgart 1979 S 171 Manfred Kehrig Stalingrad Analyse und Dokumentation einer Schlacht Stuttgart 1979 S 271 Manfred Kehrig Stalingrad Analyse und Dokumentation einer Schlacht Stuttgart 1979 S 499 Manfred Kehrig Stalingrad Analyse und Dokumentation einer Schlacht Stuttgart 1979 S 507 Oberst Herbert Selle Untersuchung wegen herabsetzender Ausserungen uber die deutsche Fuhrung in Stalingrad und Untersuchung gegen seine Tochter Oberschulerin Frauke Selle wegen staatsfeindlicher Ausserungen in Bundesarchiv de https invenio bundesarchiv de invenio direktlink 7f335bd3 530b 4784 b2b2 34a9d8ad941d William Craig Die Schlacht um Stalingrad Munchen 1973 S 371 Bund Deutscher Pioniere e V Ehrenmitglieder Memento vom 4 April 2011 im Internet Archive Der Spiegel de Alle meine Enden Heft 49 1964 Wilhelm Bode Elisabeth Emmert Jagdwende Vom Edelhobby zum okologischen Handwerk C H Beck Munchen 1998 S 155 ISBN 3 406 42042 7 ukrainische Lossschlucht Herbert Selle Wofur Erinnerungen eines Fuhrenden Pioniers bis Stalingrad Neckargemuend 1977 S 42 Manfred Kehrig Stalingrad Analyse und Dokumentation einer Schlacht Stuttgart 1979 S 13 a b Rangliste des Deutschen Reichsheeres Hrsg Reichswehrministerium Mittler amp Sohn Verlag Berlin 1930 S 149 Klaus D Patzwall Veit Scherzer Das Deutsche Kreuz 1941 1945 Geschichte und Inhaber Band II Verlag Klaus D Patzwall Norderstedt 2001 ISBN 3 931533 45 X S 441Normdaten Person GND 118613057 lobid OGND AKS LCCN n78019511 VIAF 10297612 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Selle HerbertKURZBESCHREIBUNG deutscher OffizierGEBURTSDATUM 30 Mai 1895GEBURTSORT Breddin Landkreis Ostprignitz BrandenburgSTERBEDATUM 8 Marz 1988STERBEORT Ahrensburg Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herbert Selle amp oldid 238782928