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Herbert Max Finlay Freundlich 28 Januar 1880 in Charlottenburg 30 Marz 1941 in Minneapolis Minnesota USA war ein deutscher Chemiker und Grundlagenforscher in der Kolloidchemie Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Forschung 3 Mitarbeiter 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFreundlichs Mutter Ellen Elizabeth Finlayson war Schottin sein Vater Friedrich Philipp Ernst Freundlich leitete eine Eisengiesserei in Wiesbaden wo er auch aufwuchs Freundlich war das alteste Kind von sieben Geschwistern Sein Bruder Erwin Finlay Freundlich 1885 1964 wurde Astrophysiker und Leiter des Einsteinturm in Potsdam Die Mutter stammte aus einer Musikerfamilie und ermutigte Herbert Freundlich Musik zu spielen und auch zu komponieren Daneben interessierte er sich fur die Tierwelt und Schmetterlinge sowie fur griechische Literatur Nach dem Abitur 1898 erreichte sein Klavierspiel beinahe Konzertreife Er konnte Klavier und Komposition bei Max Reger studieren und spielte auch Orgel Freundlich komponierte zu dieser Zeit hauptsachlich Kammermusik und Lieder Anfangs spielte Freundlich mit dem Gedanken Pianist zu werden Doch nach einer Besprechung mit dem Musikpadagogen Josef Gabriel Rheinberger entschloss er sich zu einem naturwissenschaftlichen Studium da Rheinberger von einem Pianisten taglich achtstundiges Uben und viele Reisen erwartete und von einem Komponisten die Qualitat eines Brahms 1 Zuerst ging er 1898 fur ein Jahr nach Munchen dann wurde er Schuler des angesehenen Chemikers Wilhelm Ostwald in Leipzig bei dem er 1903 mit der Arbeit Uber das Ausfallen kolloidaler Losungen durch Elektrolyte promovierte 2 Dort habilitierte er sich 1906 in physikalischer und anorganischer Chemie 1911 wurde er Professor an der Technischen Hochschule Braunschweig Fritz Haber wurde auf das Talent des Nachwuchswissenschaftlers aufmerksam und bot ihm 1916 eine Mitarbeiterstelle am Kaiser Wilhelm Institut fur Physikalische Chemie und Elektrochemie in Berlin Dahlem an heute das Fritz Haber Institut der Max Planck Gesellschaft Schon 1919 wurde er stellvertretender Direktor des Instituts Ab 1923 lehrte er ausserdem als Honorarprofessor an der Universitat Berlin und seit 1925 auch an der Technischen Hochschule Ausserdem wurde er Vorstandsrat in der deutschen Kolloid Gesellschaft 1929 erhielt er den Liversidge Award der Royal Society of Chemistry 1932 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewahlt Die Machtubergabe 1933 an die Nationalsozialisten setzte Freundlichs erfolgreicher Forschungstatigkeit in Deutschland ein Ende Wegen der judischen Herkunft seiner Grossmutter vaterlicherseits galt er fortan als Nichtarier und fiel unter 3 des Berufsbeamtengesetzes Wie Fritz Haber weigerte er sich seine nichtarischen Mitarbeiter zu entlassen beide legten ihre Amter nieder und emigrierten nach England Im Dezember 1933 wurde ihm seine Lehrberechtigung entzogen Ende 1933 nahm er das Angebot einer Gastprofessur am University College London an Die Briten und Amerikaner hatten eigens fur Wissenschaftler mit Berufsverbot eine Agentur in der Linkstrasse am Potsdamer Platz eingerichtet 3 Freundlich emigrierte mit seiner gesamten Institutsabteilung nach England Auch die Verschiffung von Ausrustungsgegenstanden die mit Geldern der Rockefeller Stiftung angeschafft worden waren wurde nicht vom Interimsdirektor Otto Hahn gestoppt 4 Die Rockefeller Stiftung revanchierte sich dafur 1937 mit der Finanzierungsbeteiligung an einem weiteren physikalischen Institut 5 Das Engagement der Olindustrie in der Kolloid Chemie ist kein Zufall da die Viskositat von Erdol Bitumen Teer etc zu den Hauptproblemen bei der Olforderung gehort Das KWI fur Physikalische Chemie wurde nach Freundlichs Emigration zum wiederholten Male zu einem militarischen Forschungsinstitut fur Giftgasforschung umgewandelt Um den Exodus ihrer besten Forscher zu beenden schickte die deutsche Industrie den Geheimrat Max Planck zu Hitler vor Die explosive Dummheit seiner Antwort nahm bereits die bald folgenden Vernichtungen vorweg Ja was liegt denn schon daran wenn Deutschland mal fur eine Generation keine fuhrenden Physiker hat Mir liegen grossere Dinge am Herzen Herr Geheimrat mir liegt die deutsche Rassereinheit am Herzen 3 1938 nahm Freundlich einen Ruf an die University of Minnesota im amerikanischen Minneapolis an Dort starb er schon 1941 als ein entwurzelter und gebrochener Mann Ihm zu Ehren widmete die Deutsche Rheologische Gesellschaft ihre 4 Tagung 1954 in Berlin als Herbert Freundlich Gedachtnis Kongress wo auch eine Herbert Freundlich Medaille an Dr George Blair verliehen wurde Forschung BearbeitenFreundlichs Forschungsgebiet deckte den gesamten Bereich der Kolloide ab insbesondere interessierten ihn die kolloidalen Dispersionszustande von Solen und Gelen Er fuhrte den Terminus Thixotropie im Sinne von Eindickung ein um das Verhalten von Gelen zu beschreiben Die Lichtablenkung von verstreuten Partikeln war ein Forschungsthema und auch die elektrische Aufladung die er fur massgeblich hielt fur das Streuungsverhalten der Partikel Weiterhin erforschte er die Eigenschaften von Viskositat und Elastizitat und das Verhalten von bestimmten Stoffen wie etwa Beton unter der Einwirkung von mechanischen Kraften Ein Ergebnis dieser Untersuchungen war die Entwicklung von nichttropfenden Farben Die Freundlich Adsorptionsisotherme ist nach ihm benannt Mitarbeiter BearbeitenZwei seiner Doktoranden machten auch auf andere Weise abseits der Kolloidchemie von sich reden Robert Havemann und Friedrich Rogowski KPD Mitglied Havemann engagierte sich politisch auch nach 1933 in der Widerstandsgruppe Neu Beginnen und wurde in der DDR zu einem hoch angesehenen Kolloidchemiker Spater machte er dann mit innerparteilicher Kritik Schlagzeilen und erhielt schliesslich Berufsverbot Im Sommer 1933 denunzierte Havemann das Vorhaben Freundlichs sich einige mit Geldern der Rockefeller Stiftung erstandenen Apparate am KWIcPh durch Fritz Haber und Max Planck in das Exil nach London nachschicken zu lassen Das Vorhaben wurde dadurch verzogert 6 Rogowski durchlief dagegen eine unauffallige traditionelle Wissenschaftslaufbahn Doch kurz vor seiner Emeritierung entdeckte er ein trigonometrisches Vermessungssystem aus dem antiken Griechenland 7 Ein weiterer Doktorand war Morton Masius der spater die Planckschen Vorlesungen uber die Theorie der Warmestrahlung ins Englische ubersetzte Er wurde Professor fur Physik am Worcester Polytechnic Institute USA Literatur BearbeitenFrederick George Donnan Herbert Freundlich 1880 1941 in Obituary Notices of Fellows of the Royal Society Vol 4 Nr 11 November 1942 S 27 50 Einleitung American Jewish Year Book Vol 43 1941 1942 Necrology S 357 PDF Datei 486 kB Josef Reitstotter Freundlich Herbert Max Finlay In Neue Deutsche Biographie NDB Band 5 Duncker amp Humblot Berlin 1961 ISBN 3 428 00186 9 S 413 f Digitalisat Wilfried Heller Herbert Freundlich A biographical essay in commemoration of his 100th birthday Detroit Great Lakes Conference of Polymer and Colloid Science 63 Seiten 1980 in Deutschland nur bei der Universitat Mainz Einige Unterbrechungen waren wirklich unnotig Gesprach mit Alfred Sohn Rethel in Mathias Greffrath Die Zerstorung einer Zukunft Gesprache mit emigrierten Sozialwissenschaftlern Frankfurt a M 1989 Campus 213 262 S 229f Alfred Sohn Rethel Industrie und Nationalsozialismus Aufzeichnungen aus dem Mitteleuropaischen Wirtschaftstag Berlin 1992 Wagenbach S 57 und 171 Ruth Lewin Sime Otto Hahn und die Max Planck Gesellschaft Zwischen Vergangenheit und Erinnerung Hrsg von Carola Sachse im Auftrag der Prasidentenkommission der Max Planck Gesellschaft zur Forderung der Wissenschaften e V 2004 online Datei PDF Datei 484 kB 72 Seiten Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Herbert Freundlich im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Herbert Freundlich an der Universitat Leipzig Sommersemester 1907 bis Wintersemester 1911 Herbert Freundlich im Theoretical Chemistry Genealogy Project Lothar Jaenicke Erinnerungsbild Herbert Max Freundlich BIOspektrum Juni 2009 S 697 698 Otto Hahns Rolle als Interimsdirektor des KWI fur Physikalische Chemie und Elektrochemie 1933 Ein Vorabdruck aus dem Forschungsprogramm Geschichte der Kaiser Wilhelm Gesellschaft im Nationalsozialismus PDF Datei 484 kB H Freundlich Eintrag bei der Koniglich Niederlandischen Akademie der Wissenschaften KNAW Einzelnachweise Bearbeiten Wussten Sie dass der Wissenschaftsmensch Herbert Freundlich auch Komponist war Memento des Originals vom 23 Juli 2013 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www herbert freundlich com herbert freundlich com 2008 Informationen zu und akademischer Stammbaum von Herbert Max Finlay Freundlich bei academictree org abgerufen am 6 Februar 2018 a b Alfred Sohn Rethel Industrie und Nationalsozialismus Aufzeichnungen aus dem Mitteleuropaischen Wirtschaftstag Hrsg und eingel von Carl Freytag Wagenbach Berlin 1992 S 57 Ruth Lewin Sime Otto Hahn und die Max Planck Gesellschaft Zwischen Vergangenheit und Erinnerung Forschungsprogramm Geschichte der Kaiser Wilhelm Gesellschaft im Nationalsozialismus 2004 S 14f online PDF Datei 72 S 484 kB Ruth Lewin Sime 2004 S 15 Margit Szollosi Janze Fritz Haber 1868 1934 Eine Biographie Munchen 1998 S 670ff Fritz Rogowski Tennen und Steinkreise in Griechenland Mitteilungen der Technischen Universitat Carolo Wilhelmina zu Braunschweig VIII Heft II 3 16 1973 Normdaten Person GND 116782080 lobid OGND AKS LCCN n86865168 NDL 00551653 VIAF 64155519 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Freundlich HerbertALTERNATIVNAMEN Finlay Freundlich Herbert Max vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Chemiker und KolloidforscherGEBURTSDATUM 28 Januar 1880GEBURTSORT CharlottenburgSTERBEDATUM 30 Marz 1941STERBEORT Minneapolis Minnesota USA Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Herbert Freundlich amp oldid 233288194