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Als Hemmoorer Eimer werden dunnwandige zumeist zylindrische Metallgefasse mit abgerundetem Boden und einem Standring oder Fuss bezeichnet Neben aus Messing oder Bronze gefertigten Exemplaren sind auch einige wenige silberne Eimer bekannt Sie stammen samtlich aus romischer Produktion und wurden nach ihrem Fundort Hemmoor im Landkreis Cuxhaven benannt wo 18 Stuck von ihnen in den Jahren 1892 und 1893 entdeckt wurden Bisher wurden insgesamt etwa 150 Hemmoorer Eimer gefunden Einige Hemmoorer Eimer sind mit einem umlaufenden Relief Fries verziert Hemmoorer Eimer aus Warstade Ldkr Cuxhaven Typ 55 nach H J Eggers Inhaltsverzeichnis 1 Datierung und Funktion 2 Herstellung 3 Andere Materialien 4 Verbreitung und regionale Grabsitte 5 Forschungsgeschichte 6 Literatur 7 Einzelnachweise 8 WeblinksDatierung und Funktion Bearbeiten nbsp Hemmoorer Eimer aus dem Hortfund von NeupotzBei den Fundorten handelt es sich meist um germanische Graberfelder die eine Vielzahl romischer Metallgegenstande sowie Holz und Keramikgefasse zu Tage brachten Die Deponierung der Eimer erfolgte in der 2 Halfte des 2 Jahrhunderts bis zur Mitte des 3 Jahrhunderts Die Eimer wurden als Urnen zur Aufnahme des Leichenbrandes benutzt und vergraben Ihre eigentliche Funktion war vermutlich prunkvolle Haushaltsausstattung bzw Kucheninventar Einen Hinweis darauf liefert das Relief auf dem Sarkophag von Simpelveld aus dem Suden der Provinz Limburg Niederlande im Rijksmuseum van Oudheden Leiden Es zeigt zwei der Eimer zusammen mit anderer Ausstattung Der Matronenstein aus Vettweiss Kr Duren welcher von einem M Aurelius Pacatus den vesuviahenischen Matronen gestiftet wurde zeigt einen mit Obst gefullten Eimer Aus provinzialromischen Zusammenhangen sind auch einige originale Stucke bekannt etwa die Silberexemplare im Schatz von Chaourse Die Fundstucke aus dem Hortfund von Neupotz sind bei Plunderungszugen in Gallien erbeutet worden und gelangten bei der Ruckkehr der Barbaren in den Rhein Heinrich Willers schrieb 1907 dass die Gefasse vermutlich aus Capua importiert wurden Ab etwa 150 n Chr sollen sie mit heimischem Galmei hergestellt worden sein Einige Hemmoorer Eimer haben am oberen Rand einen 5 bis 7 cm breiten umlaufenden Relieffries der an Verzierungen auf Terra Sigillata Keramiken erinnert Die Form und die Verzierungen scheinen von den ab der 2 Halfte des 8 Jahrhunderts v Chr bis zum 4 Jahrhundert in Norditalien Bologna und Este gefertigten bronzenen Situla Gefassen abgeleitet zu sein Selten weisen die Verzierungen Silbertauschierungen und Emaileinlagen auf wodurch ihr Charakter als Prunkgefass noch gesteigert wird Nahezu alle Eimer sind mit Henkeln oder Laschen fur Henkel versehen Herstellung BearbeitenDie Hemmoorer Eimer bestanden zumeist aus dunnem Messingblech mit einer Wandstarke von nur 0 4 bis 1 0 mm In Fachkreisen wurde lange uber die Herstellungsart der Eimer aus Messing spekuliert So wurde der Guss in der Verlorenen Form mit anschliessendem Uberdrehen oder Treiben diskutiert Letztendlich ergaben Untersuchungen der Fachhochschule Bielefeld Abteilung Maschinenbau dass die Eimer im Metalldruckverfahren in einer Hartholzform hergestellt wurden Die Produktion erfolgte dabei mit sehr hohem fertigungstechnischem Geschick Bemerkenswert ist die Tatsache dass das ursprungliche Gewicht der Eimer ziemlich genau dem Vielfachen einer romischen Unze zu je 27 3 g entsprach Die Bronzeeimer wurden wohl mittels eines Gusses in der verlorenen Form produziert Der so entstandene zunachst bodenlose Rohling wurde anschliessend auf der Drehbank nachbearbeitet Dabei wurde vor allem die Wandstarke vermindert sowie die Oberflache nachgeglattet Im letzten Arbeitsschritt wurden der Boden sowie die Standvorrichtung eingepasst und festgehammert Abschliessend wurde der Eimer poliert Aus Bronze wurden offenbar fast ausschliesslich glockenformige Eimer gegossen Trotz einer serienahnlichen Fertigung dieser Eimer sind bisher keine Exemplare gefunden worden die sich in Grosse Form und Verzierung gleichen Viele dieser Eimerrohlinge wurden vermutlich in gleichen Gussformen hergestellt und bei ihrer Weiterverarbeitung durch Verzierungen angesetzte Fusse und in ihrer Grosse individualisiert Aufgrund der damaligen Galmeilagerstatten im Umkreis der Gressenicher Hohe im Dreieck Mausbach Hastenrath Hamich im Raum Eschweiler Stolberg im westlichen Rheinland wird dieses Gebiet als zentrales Herstellungsgebiet vermutet weswegen die Messinggefasse gelegentlich auch als Gressenicher Eimer bezeichnet werden Der Metallurge der staatlichen franzosischen Museen Jean R Marechal schrieb 1962 dass man im Allgemeinen in vorgeschichtlichen Kupfer und Bronzegegenstanden kein Zink finde Es gabe allerdings einige Ausnahmen bei denen Zink und Kupfererz seit der Eisenzeit auftraten Er widerspricht den Annahmen von Heinrich Willers 1 und meint weiter dass dieser Abbau mehr den Galmeiblocken und fur Bauzwecke gedient habe jedoch nicht zur Zinkverwertung Auf Grund mangelnder Erklarungen fur den dortigen Ursprung einer Messingindustrie musse man die Zinkvorkommen im Nordosten Frankreichs des rheinischen Schiefergebirges oder des Harzes etc in Betracht ziehen In der Nahe des letzteren liege ja auch das Hauptverbreitungsgebiet dieser Gefasse Zudem liegen Simpelveld und Vettweiss auf einer Achse deren Mittelpunkt fast genau der Ort Gressenich bildet Somit ist wohl zumindest durch den Vettweisser Stein ein gewisser Bezug hergestellt Am genannten Ort wurden die bis zu funf Meter hohen Schlackeschichten welche allerlei romische Utensilien wie Haarnadeln Munzen etc enthielten im 19 Jahrhundert weiter verwertet Andere Materialien BearbeitenAus Silber sind bisher nur wenige Exemplare bekannt Hierbei handelt es sich wohl um eine besondere Prunkform die wohl ahnlich den Eimern aus Bronze hergestellt wurden Ausserdem gibt es einige vergleichbare Stucke aus Glas 2 Verbreitung und regionale Grabsitte Bearbeiten nbsp Bronzeeimer von SasendorfIn Niedersachsen und Teilen Norddeutschlands wurden die Eimer sekundar als Urnen verwendet zum Beispiel bei Gessel in einem germanischen Graberfeld aus der Romischen Kaiserzeit des 2 und 3 Jahrhunderts oder bei dem Bronzeeimer von Sasendorf Aus Skandinavien sowie aus Mecklenburg Polen der Ukraine Tschechien und aus Frankreich sind sie auch als Beigaben in Korpergrabern in den Niederlanden aus Siedlungen bekannt Gelegentlich kommen sie auch in Depotfunden vor etwa im Hortfund von Neupotz oder Silberexemplare im Schatz von Chaourse Forschungsgeschichte Bearbeiten1892 wurden bei der Erweiterung der Kalkbruche in Hemmoor elf romische Messingeimer zwei Holzeimer und ein trichterformiges Tongefass entdeckt Ein Jahr spater fand man nur wenige Meter von der ersten Fundstelle entfernt nochmals sieben gleichartige Messingeimer einen Bronzekessel und mehrere Tongefasse Die in Hemmoor gefundenen Eimer geben der gesamten Fundgruppe ihren Namen Nach ihrem Auffinden wurden die Eimer aus Hemmoor an das damalige Provinzialmuseum heute Niedersachsisches Landesmuseum in Hannover verkauft 1901 wurden sie im Rahmen einer Untersuchung zur Gefasstoreutik von Heinrich Willers als eigenstandiger Typ definiert Erneut vorgelegt wurden einige der Eimer durch Hans Hahne welcher als Erster die Fertigungsweise der Exemplare aus Messing erkannte Die heute allgemein gultige Typologie der Hemmoorer Eimer geht aber auf Hans Jurgen Eggers zuruck Er unterschied in seiner 1951 erschienenen Arbeit zum Import im freien Germanien 15 Formen Eggers Typ 52 66 Literatur BearbeitenHeinrich Willers Die romischen Bronzeeimer von Hemmoor Hannover Leipzig 1901 Digitalisat Hans Jurgen Eggers Der romische Import im freien Germanien Atlas der Urgeschichte 1 Hamburgisches Museum fur Volkerkunde und Vorgeschichte Hamburg 1951 Michael Erdrich Zu den Messingeimern vom Hemmoorer Typ Verbreitung Datierung und Herstellung In Rom an der Niederelbe Katalog zur Ausstellung Neumunster 1995 ISBN 3 529 01836 8 S 71 80 Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Willers Neue Untersuchungen uber die romische Bronzeindustrie Hannover 1907 Donald B Harden u a Hrsg Glas der Caesaren Ausstellungskatalog Koln 1988 S 127 Weblinks Bearbeitenwww archaeologisch de Hemmoorer Eimer Memento vom 5 Februar 2001 im Internet Archive Kopie im Internet Archive Neue Funde aus Niedersachsen Memento vom 1 November 2007 im Internet Archive Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hemmoorer Eimer amp oldid 237931074