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Helen Otley verheiratete Beck geboren am 13 Oktober 1911 als Helene Marie Sofie Schlesinger in Wien gestorben am 13 Januar 2003 in Rockville Maryland USA war eine osterreichische Physikerin und Bibliothekarin Aufgrund ihrer Kontakte zu Antifaschisten in Berlin wurde sie wegen Hochverrats von der Gestapo verhaftet und im Konzentrationslager Auschwitz interniert Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Familie 1 2 Akademische Laufbahn 1 3 Verhaftung Verschleppung und Verurteilung 2 Nachkriegszeit 3 Veroffentlichungen 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFamilie Bearbeiten Helene Schlesinger wuchs in ihrer Geburtsstadt Wien auf Ihre Eltern waren Helene Schlesinger geborene von Schelken 1891 1975 und Moriz Schlesinger 1880 1956 der als Jurist und Bahnbeamter tatig war 1 Ihr Grossvater mutterlicherseits stammte aus dem Banat und betrieb eine Imkerei in Klosterneuburg Die Eltern ihres Vaters Moriz waren Marie Pokorny eine Tochter von Franz Pokorny dem Besitzer des Theaters an der Wien und des Theaters in der Josefstadt sowie der Lustspieldichter und Feuilletonredakteur Sigmund Schlesinger 1832 1918 2 Zu den 1993 veroffentlichten Kindheitserinnerungen ihres Vaters der mit elf Geschwistern aufwuchs Das verlorene Paradies verfasste Schlesinger unter ihrem spateren Namen Helen Otley ein Nachwort Mit Beginn des Ersten Weltkriegs wurde ihr Vater ins Heer einberufen und in Slavonski Brod heute Kroatien stationiert Um in seiner Nahe zu sein zog die Familie ebenfalls dorthin und folgte ihm ein halbes Jahr spater nach Agram dem heutigen Zagreb wo Helene 1917 eingeschult wurde 3 Ende 1918 nach dem Zerfall des Habsburgerreiches zog die Familie zuruck nach Wien 4 Ihr Bruder Otto kam dort im August 1925 zur Welt Er starb 1944 als Soldat der Wehrmacht an der Ostfront 5 Ab 1922 besuchte sie das humanistische Madchengymnasium Rahlgasse 6 an dem sie auch im Jahr 1930 die Matura ablegte Nach anfanglichen Planen Latein und Griechisch zu studieren weckte ein neuer Mathematiklehrer Professor Hirschler nach eigenen Angaben in ihr die Leidenschaft fur die Naturwissenschaften 7 Akademische Laufbahn Bearbeiten Schlesinger studierte von 1930 bis 1937 Mathematik und Naturwissenschaften an der Universitat Wien Wahrend ihrer Studienzeit war sie Funktionarin des osterreichischen Verbandes Sozialistischer Studenten ab 1934 fur kurze Zeit auch aktiv bei den Revolutionaren Sozialisten Ursprunglich wollte Schlesinger Lehrerin werden doch wegen ihres politischen Engagements erschien ihr dieser Berufsweg nach dem rechtsnationalen Juliputsch 1934 nicht mehr realistisch Ihr besonderes Interesse galt der Physik insbesondere der Klangerzeugung mit dem Klavier und so reichte sie 1936 eine Dissertationsschrift unter dem Titel Die mechanisch akustische Kennzeichnung von Klavieren ein 2 8 1937 schloss sie ihr Studium mit einer Promotion in Physik bei Stefan Meyer ab 5 Nach dem Anschluss Osterreichs an Deutschland 1938 wurde sie arbeitslos und nahm daher eine Stelle als Forschungsphysikerin bei einem deutschen Unternehmen in Berlin Kopenick an wohin sie 1939 ubersiedelte Im Jahr 1940 wechselte sie zur Firma Zeiss Ikon nach Dresden Zunachst fuhrte sie dort Messungen an Lautsprechertrichtern durch vor allem an Exponentialtrichtern 9 Spater wurde sie innerhalb des Unternehmens auf Verstarkerbau umgeschult 10 1942 kehrte sie nach Berlin zuruck und arbeitete bei Siemens 5 Dort traf sie ihren ehemaligen Universitatslehrer fur Theoretische Physik Hans Thirring wieder der wegen seines Pazifismus unter den Nationalsozialisten seine Professorenstelle an der Universitat hatte aufgeben mussen und nun ebenfalls bei Siemens angestellt war 11 Verhaftung Verschleppung und Verurteilung Bearbeiten Wahrend ihrer Berliner Zeit bewegte sich Schlesinger in einem kommunistischen und sozialdemokratischen Freundeskreis Wegen dieser staatsfeindlichen Aktivitaten wurde sie 1942 von der Gestapo verhaftet und ins Konzentrationslager Auschwitz Birkenau deportiert Ihr Grossvater Sigmund Schlesinger war judischer Herkunft seine Geburtsurkunde jedoch nicht auffindbar Das rettete ihr vermutlich das Leben da sie in Auschwitz als politischer Haftling gefuhrt und zu Zwangsarbeit verpflichtet wurde 5 12 Ihre Erlebnisse im Konzentrationslager schilderte sie in ihrer erst 1995 veroffentlichten Autobiografie Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 2 Im Marz 1943 wurde Schlesinger im Berliner Kriminalgericht Moabit wegen Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt und zu einer Strafe von zweieinhalb Jahren verurteilt 13 Sie wurde in ein Gefangnis nach Leipzig uberstellt und erneut zur Zwangsarbeit in einer Fabrik und in der Landwirtschaft eingesetzt Am 2 Marz 1945 wurde sie aus der Haft entlassen 14 5 12 Nachkriegszeit BearbeitenHelene Schlesinger kehrte nach der Haftentlassung nach Wien zuruck fand jedoch keine Stelle als Physikerin mehr und fing deshalb an als Bibliothekarin bei den Wiener Stadtischen Buchereien zu arbeiten Sie leitete die Zweigstelle Weimarer Strasse ab 1953 die damalige Bucherei Stumpergasse Erst 1955 konnte sie wieder in ihrem Fachgebiet als Mathematikerin beim Statistischen Amt der Stadt Wien tatig werden Im Jahr 1951 heiratete sie ihren Bibliothekskollegen Karl Beck der 1960 starb 5 12 In der Nachkriegszeit engagierte Schlesinger sich in der Wiener Volksbildung und fur die Bildungsorganisation in der Sozialistischen Partei Osterreichs Auch schrieb sie zeitlebens gerne und viel ein Theaterstuck Artikel fur die Arbeiterzeitung Reiseberichte fur die Gewerkschaftszeitung und Gedichte aus der Zeit ihrer Verfolgung die spater in dem Band Helen Otley Wieder einmal Menschen werden veroffentlicht wurden Als Bibliothekarin verfasste sie unter anderem Rezensionen und ein Konzept einer naturwissenschaftlichen Rundfunksendung 2 Ihre bitteren Erfahrungen mit Verfolgung Krieg und dem Verlust von Freundinnen und Freunden hatten es ihr schwergemacht sich wieder im sozialen Leben zu verankern so Stefan Stoev in seinem Buch mit Zeitzeugeninterviews Zeitbrucke Einer ihrer Freunde schrieb Sie war Spatexilantin eine Spatvertriebene eine Uberlebende von Auschwitz die das Nachkriegsleben in Wien nicht mehr so recht verkraften konnte die nicht mehr anschliessen konnte an die zerstorte Welt der Zwischenkriegszeit 12 Bereits nach dem Krieg hatte sie den Schriftwechsel mit ihren alten Freunden Gina und Kurt Osterreich aus Wien wiederaufgenommen die in die Vereinigten Staaten ausgewandert waren und den Nachnamen Otley angenommen hatten Nach dem Tod von Gina im Jahr 1961 heiratete sie 1962 Kurt und zog mit ihm nach Rockville Maryland 5 2 Dort engagierte sie sich insbesondere in ihren letzten Lebensjahren fur die osterreichischen Gedenkdiener im Holocaust Museum in Washington Helen Otley starb am 13 Januar 2003 in Rockville im Alter von 91 Jahren 15 Ihr Vermogen vermachte sie Amnesty International der Gewerkschaft der Landarbeiter United Farm Workers of America und der gemeinnutzigen Organisation Southern Poverty Law Center 2 Veroffentlichungen BearbeitenWien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 978 3 86137 232 5 Before and after Auschwitz My life until 1945 Ubersetzt von Lowell A Bangerter Ariadne Press Riverside 2001 ISBN 1 57241 092 2 Wieder einmal Menschen werden Gedichte Aphorismen und ein Essay Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 978 3 86137 283 7 Eulenspiegel in Wien Politisches Theaterstuck o J 2 Literatur BearbeitenMoriz Schlesinger Das verlorene Paradies Ein improvisiertes Leben in Wien um 1900 Picus Verlag Wien 1993 ISBN 3 85452 245 2 Ilse Korotin Osterreichische Bibliothekarinnen auf der Flucht verfolgt verdrangt vergessen Praesens Verlag Wien 2007 ISBN 978 3 7069 0408 7 Maria Ecker Allmahlich ist meine Welt fast leer geworden Osterreichisch judische Frauen in Wien 1938 1941 In Evelyn Steinthaler Hrsg Frauen 1938 Verfolgte Widerstandige Mitlauferinnen Milena Verlag Wien 2008 ISBN 978 3 85286 161 6 Renate Tobies Vertrieben aus Positionen seit 1933 Habilitierte und promovierte Mathematikerinnen und Physikerinnen Trends Ursachen Merkmale In Inge Hansen Schaberg Hiltrud Hantzschel Hrsg Alma Maters Tochter im Exil zur Vertreibung von Wissenschaftlerinnen und Akademikerinnen in der NS Zeit Frauen und Exil Band 4 edition text kritik Munchen 2011 ISBN 978 3 86916 142 6 S 114 131 Renate Obadalek Otley Helen In Ilse Korotin und Edith Stumpf Fischer Hrsg Bibliothekarinnen in und aus Osterreich Der Weg zur beruflichen Gleichstellung Praesens Verlag Wien 2019 ISBN 978 3 7069 1046 0 S 691 694 Einzelnachweise Bearbeiten Helen Otley Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 86137 232 0 S 9 a b c d e f g Renate Obadalek Otley Helen Physikerin und Bibliothekarin In biografia at Institut fur Wissenschaft und Kunst Wien abgerufen am 22 Oktober 2023 Helen Otley Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 86137 232 0 S 10 12 Helen Otley Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 86137 232 0 S 13 a b c d e f g Ehri Helen Otley collection In United States Holocaust Memorial Museum Abgerufen am 29 September 2023 Helen Otley Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 86137 232 0 S 17 Helen Otley Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 86137 232 0 S 21 Helene Schlesinger Die mechanisch akustische Kennzeichnung von Klavieren Phil Diss Universitat Wien 1936 Helen Otley Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 86137 232 0 S 50 Helen Otley Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 86137 232 0 S 54 Helen Otley Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 86137 232 0 S 29 56 a b c d Stefan Stoev Zeitbrucke In idea society org Society for International Development and Enhancement of Arts Wien abgerufen am 30 September 2023 Helen Otley Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 86137 232 0 S 76 77 Helen Otley Wien Auschwitz Maryland Meine Lebensgeschichte bis Kriegsende 1945 Haag und Herchen Frankfurt am Main 1995 ISBN 3 86137 232 0 S 89 Helen Otley Obituary 2003 Washington DC The Washington Post In legacy com Abgerufen am 30 September 2023 Normdaten Person GND 1073591921 lobid OGND AKS LCCN n95075028 VIAF 316532602 Wikipedia Personensuche Personendaten NAME Otley Helen ALTERNATIVNAMEN Schlesinger Helene Marie Sofie Geburtsname Beck Helene Ehename KURZBESCHREIBUNG osterreichische Physikerin und Bibliothekarin GEBURTSDATUM 13 Oktober 1911 GEBURTSORT Wien STERBEDATUM 13 Januar 2003 STERBEORT Rockville Maryland Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Helen Otley amp oldid 238967493