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Heinrich Rieger 25 Dezember 1868 in Sered Osterreich Ungarn 17 Oktober 1942 im Ghetto Theresienstadt A 1 war ein osterreichischer Zahnmediziner der sich als Kunstsammler engagierte Riegers Sammlung war eine der wichtigsten der osterreichischen Modernen Kunst 1 Rieger und seine Frau fielen dem Holocaust zum Opfer Inhaltsverzeichnis 1 Lebenslauf 1 1 Ausbildung und fruhe Jahre 1 2 Die Sammlung Rieger 1 3 Die NS Verfolgung Heinrich und Berta Riegers 2 Familie 3 Literatur 4 Weblinks 5 Einzelnachweise 6 AnmerkungenLebenslauf BearbeitenAusbildung und fruhe Jahre Bearbeiten Rieger wurde als Sohn von Philipp und Eva Rieger geb Schulhof in Sered an der Waag im Verwaltungsbezirk Pressburg heute Bratislava der damals zur Ungarischen Reichshalfte gehorte geboren Nach der Matura am Reformierten Obergymnasium in Budapest 1885 wurde Rieger an der medizinischen Fakultat in Wien immatrikuliert Am 10 Dezember 1892 promovierte er zum Doktor der Medizin 2 Anschliessend war er als niedergelassener Zahnarzt in Wien tatig Am 28 Marz 1901 erwarb Rieger ausserdem eine Villa in Gablitz in der er ebenfalls praktizierte 1906 legte Rieger den osterreichischen Staatsburgereid ab Die Sammlung Rieger Bearbeiten nbsp Die Umarmung von Egon Schiele Ol auf Leinwand ehemals Bestandteil der Sammlung Rieger heute im Besitz der Osterreichischen Galerie Belvedere Etwa ab 1900 begann Rieger zeitgenossische Kunstwerke zu sammeln 3 4 Oft nahm er von mittellosen Kunstlern Kunstwerke anstelle von Geld als Entlohnung fur Zahnbehandlungen entgegen Dadurch kam er mit den damals in Wien lebenden jungen Kunstlern wie Egon Schiele oder Oskar Kokoschka in Kontakt und wurde deren Forderer In den Kunstlerkreisen wurde diese Form der Honorierung bald allgemein bekannt und so entstand der Kern seiner Sammlung Durch weitere Ankaufe wuchs Riegers Sammlung sehr schnell und zahlte bald neben der Sammlung Oskar Reichel zu einer der wichtigsten der osterreichischen Modernen Kunst Allein wahrend des Ersten Weltkriegs erwarb Rieger uber 120 Werke In den Jahren bis 1921 wuchs der Bestand noch einmal um uber 250 Werke junger Maler wie etwa auch Kathe Kollwitz Faistauer Sterrer Egger Lienz Liebermann und Stuck Ein klarer Schwerpunkt lag in den Werken Egon Schieles Dessen erste 50 Zeichnungen gelangten zwischen 1915 und 1918 in Riegers Eigentum die meisten Olbilder wie das Werk Kardinal und Nonne oder Die Umarmung im Jahre 1918 1921 besass Rieger bereits 12 Olbilder von Egon Schiele 5 Die Sammlung war zunachst in Riegers Privatraumen in Wien in seinen Praxisraumen und in seiner Villa in Gablitz Linzerstr 99 6 nur einer begrenzten Offentlichkeit zuganglich Am 29 Juli 1921 stellte Rieger wohl aus steuerlichen Grunden eine Anfrage an das Denkmalamt fur die Berechtigung seine Sammlung der Offentlichkeit prasentieren zu durfen In dem hierfur errichteten Notariatsakt wurde die gesamte Sammlung bis zu diesem Zeitpunkt in der einzigen erhaltenen Inventarliste festgehalten Sie weist 658 Positionen an Kunstgegenstanden auf In einem Schreiben an das Bundesdenkmalamt vom 12 Juni 1925 verpflichtete sich Rieger jeden Tausch oder Verkauf der registrierten Objekte bekannt zu geben In den Akten findet sich jedoch keine derartige Bekanntgabe da Rieger offenbar bis zu diesem Zeitpunkt kein Werk veraussert hatte In den 20er und 30er Jahren trat Rieger als Leihgeber fur verschiedene Schiele Ausstellungen auf In der Ausstellung in der Neuen Galerie Wien 1923 heute Galerie nachst St Stephan und in der Ausstellung in der Galerie Wurthle 1925 waren Werke aus der Sammlung Rieger zu sehen 1928 zehn Jahre nach dem Tod Egon Schieles fanden die Gedachtnisausstellung im Hagenbund die Gedachtnisausstellung in der Neuen Galerie in der Grunangergasse sowie die Ausstellung der Vereinigung bildender Kunstler Secession statt auf denen Heinrich Rieger ebenfalls vertreten war Aus den Katalogen geht hervor dass Rieger immer nur als Leihgeber fungierte und keines der Werke aus seinem Eigentum zum Kauf angeboten hat Weitere Uberblicke uber die Sammlung Rieger stellt eine erhalten gebliebene Versicherungsliste von 1935 sowie eine weitere Liste dar die fur die Herbstausstellung der Genossenschaft der bildenden Kunstler Wiens im Kunstlerhaus Wien erstellt wurde die am 9 November 1935 eroffnet wurde Aus der letzteren Liste wurde ersichtlich dass Rieger rund 200 Kunstgegenstande als Leihgabe ubermittelte darunter Schieles Olgemalde Kardinal und Nonne Auf der Weltfachausstellung Paris 1937 wurden im Rahmen einer Ausstellung osterreichischer Kunst in der Galerie nationale du Jeu de Paume vier Schiele Werke aus Riegers Sammlung gezeigt 7 Vor Marz 1938 durften der Sammlung ca 120 bis 150 Zeichnungen von Egon Schiele angehort haben Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten in Osterreich am 13 Marz 1938 war Rieger als Jude gezwungen sein Gesamtvermogen anzugeben Der Bestand seiner Kunstsammlung wurde durch Bruno Grimschitz zu der Zeit stellvertretender Direktor und kommissarischer Leiter der Osterreichischen Galerie Belvedere in Wien aufgenommen und bewertet Die Schatzliste Grimschitz der damals mit ungefahr 800 Objekten angenommenen Sammlung ist allerdings bis heute verschollen Unklar ist auch welche Objekte Grimschitz aufgenommen hatte Ausserdem ist auffallig dass der von ihm errechnete Wert der Sammlung von 16 500 Reichsmark RM im Vergleich zur Versicherungsliste von 1935 die nur etwa 200 Objekte jedoch einen Versicherungswert von 89 050 oS umfasste deutlich geringer ist Das Umtauschverhaltnis war eigentlich 1 RM 1 5 oS Die Sammlung durfte damals noch in der Wiener Wohnung in der Mariahilfer Strasse und in der Villa in Gablitz untergebracht gewesen sein Mit der Vierten Verordnung zum Reichsburgergesetz vom 31 Juli 1938 erlosch fur judische Arzte die Approbation per 31 August 1938 Um den Lebensunterhalt fur sich und seine Frau sowie die diskriminierenden Zwangszahlungen bestreiten zu konnen war Rieger nun gezwungen seine Kunstsammlung nach und nach zu verkaufen Erste Werke verkaufte er bereits im November 1938 Insgesamt 26 Werke darunter Schieles Umarmung und Kardinal und Nonne sowie Josef Dobrowskys Arme im Geiste verkaufte Rieger 1939 bzw 1940 an den Salzburger Kunsthandler Friedrich Welz Einen weiteren grossen Teil der Sammlung Rieger erwarb im Marz 1941 der osterreichische Graphiker Luigi Kasimir der zusammen mit Ernst Edhoffer in Wien eine Kunsthandlung betrieb die aus der arisierten Kunsthandlung Gall und Goldmann der Judin Elsa Gall hervorgegangen war Kasimir verkaufte etwa 20 Werke der Sammlung Rieger noch in den Kriegsjahren weiter Weitere Werke wurden 1947 in Kasimirs Privatwohnung aufgefunden Sowohl Welz als auch Kasimir zahlten fur die Bilder Betrage die deutlich unter dem Marktwert der Kunstwerke lagen Der Verkauf an Kasimir orientierte sich dabei offenbar an den von Grimschitz geschatzten Werten Beide mussten sich nach Kriegsende fur den Erwerb der Sammlung Rieger aufgrund des 6 KVG wegen missbrauchlicher Bereicherung Arisierung verantworten Das Verfahren gegen Welz endete allerdings mit einem aussergerichtlichen Vergleich wahrend Kasimir freigesprochen wurde da er samtliche Ruckstellungsanspruche anerkannt hatte Zumindest einige Werke erhielt Robert Rieger der als Rechtsnachfolger seines Vaters in den USA lebte nach den Verfahren zuruck Die Sammlung Rieger wurde somit in alle Winde verstreut Von den Zeichnungen Egon Schieles aus der Sammlung Rieger ist ein Teil allerdings bis heute 2018 verschollen Die Sammlung ist bis heute Gegenstand der Provenienzforschung Sofern die Zugehorigkeit zur Sammlung Rieger nachgewiesen werden konnte wurde auch die Restitution an Riegers Rechtsnachfolger eingeleitet Die NS Verfolgung Heinrich und Berta Riegers Bearbeiten Mit dem Erloschen seiner Approbation ab dem 31 August 1938 musste Rieger seine Praxen in Wien und Gablitz aufgeben Am 10 Oktober 1938 meldete sich das Ehepaar aus ihrer Wiener Wohnung 7 Mariahilfer Strasse 124 ab und zog nach Gablitz Am 14 November 1938 wurde auch Riegers Villa in Gablitz durch die Bezirkshauptmannschaft St Polten bzw die Gemeinde Gablitz mit einem Leibrentenvertrag arisiert Die Leibrente war ausserst gering und der Wert des Hauses ebenfalls erheblich herabgesetzt worden Rieger und seine Frau verkauften alle Einrichtungsgegenstande blieben noch bis Mitte Oktober 1939 in Gablitz und siedelten dann wieder nach Wien uber Im Oktober 1941 musste Rieger mit seiner Frau erneut den Wohnort wechseln und kam bis Juni 1942 bei einer entfernten Verwandten in Wien unter Danach musste das Ehepaar Rieger in das Altersheim der Kultusgemeinde Wien ubersiedeln wofur Rieger eine Aufnahmegebuhr von 10 000 RM zu entrichten hatte Am 24 September 1942 wurden Rieger und seine Frau mit dem 42 Transport in das Ghetto Theresienstadt deportiert Nach Einleitung eines Todeserklarungsverfahrens wurde am 7 Marz 1947 festgestellt dass Heinrich Rieger dort am 17 Oktober 1942 verstorben war Die naheren Todesumstande blieben unklar Berta Rieger wurde 1944 von Theresienstadt nach Auschwitz deportiert wo sie sofort nach ihrer Ankunft ermordet wurde Das Vermogen der Riegers fiel gemass der Verordnung uber die Einziehung volks und staatsfeindlichen Vermogens im Lande Osterreich vom 18 November 1938 an das Deutsche Reich Familie BearbeitenIm Alter von 25 Jahren heiratete Heinrich Rieger am 30 Mai 1893 in Sered die 23 jahrige Bertha Klug Tochter eines Cafe Besitzers Das Paar hatte drei Kinder Der Sohn Ludwig 1894 1913 sowie die drittgeborene Tochter Antonia 1897 1933 schieden durch Suizid aus dem Leben Der Sohn Robert 1894 1985 wurde ebenfalls Mediziner emigrierte 1938 in die USA und war Rechtsnachfolger fur die Kunstsammlung seines Vaters Literatur BearbeitenMichael Wladika Dossier Dr Heinrich Rieger Provenienzforschung im Auftrag des Leopold Museums Dezember 2009 Seiten 17f online Lisa Fischer Irgendwo Wien Theresienstadt und die Welt Die Sammlung Heinrich Rieger Wien Czernin 2008Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Heinrich Rieger im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Stichwortartiger Lebenslauf Riegers auf der Web Site Lost Art des Deutschen Zentrums fur Kulturgutverluste online Einzelnachweise Bearbeiten Tobias Natter Die Welt von Klimt Schiele und Kokoschka Sammler und Mazene Koln 2003 ISBN 978 3 8321 7258 9 Seiten 216 224 Lisa Fischer irgendwo Wien Theresienstadt und die Welt Die Sammlung Heinrich Rieger Wien 2008 S 15 Sophie Lillie Was einmal war Handbuch der enteigneten Kunstsammlungen Wiens Czernin Verlag Wien 2003 ISBN 978 3 7076 0049 0 Seiten 969f Lisa Fischer irgendwo Wien Theresienstadt und die Welt Die Sammlung Heinrich Rieger Wien 2008 S 156 Lisa Fischer irgendwo Wien Theresienstadt und die Welt Die Sammlung Heinrich Rieger Wien 2008 S 65 Grimmlinger Renate Dr Heinrich Rieger und seine Kunstsammlung in Gablitz In https www gablitz museum at fileadmin downloads recherchen 2018 Rieger Kunstsammlung pdf Heimatmuseum Gablitz 31 Oktober 2020 abgerufen am 31 Oktober 2020 deutsch Ausstellungskatalog Exposition D Art Autrichien Mai Juin 1937 Musee du Jeu de Paume Paris Anmerkungen Bearbeiten Amtlich festgestellt mittels Todeserklarungsverfahren am 7 Marz 1947 Normdaten Person GND 131888331 lobid OGND AKS LCCN no2008119220 VIAF 297121379 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rieger HeinrichKURZBESCHREIBUNG osterreichischer Zahnarzt und KunstsammlerGEBURTSDATUM 25 Dezember 1868GEBURTSORT SeredSTERBEDATUM 17 Oktober 1942STERBEORT Ghetto Theresienstadt Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Rieger amp oldid 219280856