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Heinrich Loevenich 20 Februar 1896 in Frechen 12 Dezember 1965 ebenda war ein preussischer Verwaltungsbeamter Landrat des Landkreises Koln und des Kreises Bergheim Erft sowie NS Funktionar im Gau Koln Aachen 1 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Herkunft und Beruf 1 2 1926 bis 1945 Loevenich als Funktionar der NSDAP 1 3 1933 bis 1945 Landrat 1 4 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs 2 Mitgliedschaften 3 Auszeichnungen 4 Familie 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenHerkunft und Beruf Bearbeiten Heinrich Loevenich war ein Sohn des Bauunternehmers Wilhelm Loevenich und dessen Ehefrau Anna Loevenich geb Dunnwald 1 Im Anschluss an den Besuch der Volksschule von 1902 bis 1910 in Frechen absolvierte er eine praktische Ausbildung im Bauunternehmen seines Vaters 2 mit Blick auf die spatere Ubernahme des vaterlichen Betriebes 1 In den Jahren 1912 und 1913 an der Handelsschule in Koln eingeschrieben besuchte Loevenich danach bis 1915 die Koniglich Preussischen Baugewerkschulen in Koln und Aachen bevor er vom 19 Juli 1915 bis zum 20 Januar 1919 zum Kriegsdienst einberufen war und dabei der Luftschifferersatzabteilung 3 in Koln angehorte 2 Aus dem Kriegsdienst heimgekehrt nahm Loevenich im April 1919 eine Stellung als Zeichenlehrer an der Berufsschule seiner Heimatstadt an 1 1922 3 wechselte er als Architekt an das Bauamt des Rheinischen Bauernvereins nach Koln in dessen Dienst er bis Dezember 1932 verblieb Es schloss sich eine bis in das Folgejahr andauernde Arbeitslosigkeit an 2 1926 bis 1945 Loevenich als Funktionar der NSDAP Bearbeiten Loevenich war Mitglied der Zentrumspartei gewesen bevor er am 21 September 1926 in die NSDAP eintrat Mitgliedsnummer 44 154 2 Die Frechener Ortsgruppe der NSDAP war 1925 als erste im Landkreis Koln von Reiner Stumpf gegrundet worden sie hatte am 31 Mai 1926 neun Mitglieder 4 Schon kurz nach seinem Beitritt loste Loevenich Reiner Stumpf als Ortsgruppenleiter ab da er aufgrund seines nach aussen hin konzilianteren Auftretens und seines burgerlichen Habitus eher eine breitere Wahlerschaft ansprechen konnte 5 Bei der Kommunalwahl von 1929 erreichte die Frechener NSDAP 5 6 der Stimmen und Loevenich erhielt als einziger nationalsozialistischer Kandidat im Landkreis Koln einen Sitz sowohl in einem Gemeinderat als auch im Kreistag 6 Ab Mitte 1927 schrieb Loevenich unter dem Decknamen Der Kluttemann lokalpolitische Beitrage fur den nationalsozialistischen Westdeutschen Beobachter in denen sich oft ein ausserst aggressiver Antisemitismus zeigt So heisst es beispielsweise am 25 August 1929 Wie das Ungeziefer nur dort gedeihen kann wo Schmutz ist so fuhlt sich auch der Jude nur dort wohl wo Unsauberkeit Schmutz und Schweinerei zu Hause sind So versucht der Jude uberall die reinen Volker zu versauen ja Tieren gleich zu machen 7 Ab dem Fruhjahr 1927 bis zum Oktober 1930 bekleidete Loevenich die Stellung als Kreisleiter fur die Halfte des Kreises Koln Land und den Kreis Bergheim und nachfolgend bis zum 31 Dezember 1938 als Kreisleiter Koln Land Hierbei fungierte er ab 1932 als hauptamtlicher NS Funktionar Seine Stellung als Kreisleiter wurde von Adolf Hitler am 30 Juli 1936 nochmals bestatigt Als aber ab 1938 die Doppelfunktion als Kreisleiter und zugleich als Landrat politisch nicht mehr erwunscht war wurde er am 14 Dezember 1938 zum Kreisleiter ehrenhalber ernannt und zum 1 Januar 1939 durch Hermann Janota abgelost 1 Daruber hinaus gehorte er 1929 und 1931 dem Kreistag des Kreises Koln Land 2 und seit der Kommunalwahl 1929 dem Gemeinderat von Frechen fur die NSDAP an 8 der ihn auch noch 1933 als Mitglied sah 2 Seit 1927 als Gauredner fur den Gau Koln Aachen aktiv war Loevenich ferner 1938 und seit dem 1 April 1943 stellvertretender Gauamtsleiter fur Kommunalpolitik in der Gauleitung Koln Aachen seit dem 26 April 1939 Kreisbeauftragter fur das deutsche Volkstum und vom 8 Juli 1943 bis 1945 Kommissarischer Leiter des Gaugerichts fur den Gau Koln Aachen Unter Erhebung als Kreisleiter erhielt er zudem am 20 April 1944 die Ernennung zum Gauamtsleiter 2 1933 bis 1945 Landrat Bearbeiten Am 21 Juni 1933 gelang es Loevenich Landrat Philipp Heimann aus seinem Amt zu verdrangen In Koln versammelten sich am Vormittag jenes Tages zahlreiche Parteigenossen vor dem Landratsamt angeblich ausserst emport daruber dass Landrat Heimann die Gemeindesteuern um 100 erhohen wolle Heimann wurde um 11 Uhr gezwungen seinen Rucktritt zu erklaren 9 ein Vorgehen das der Historiker Josef Wisskirchen ein inszeniertes Schurkenstuck nannte 10 Loevenich liess sich vom Regierungsprasidenten Rudolf zur Bonsen zu Heimanns Nachfolger ernennen Zunachst wurde ihm vertretungsweise als Kreisdeputierter die Verwaltung des Landratsamtes ubertragen seine kommissarische Ernennung als Landrat des Kreises Koln Land folgte am 17 November 1933 und die definitive Bestallung zum 1 April 1934 am 23 Marz 1934 Ab dem 1 April 1944 versah Loevenich zugleich vertretungsweise die Verwaltung des Landratsamtes Bergheim Erft Nach dem Zusammenbruch wurde er 1945 11 entlassen 1 Im Juli 1933 war Loevenich in seiner Funktion als Landrat zumindest zeitweise anwesend als im Frechener Rathaus im Zuge von Ermittlungen gegen eine ortliche kommunistische Zelle Regimegegner gefoltert wurden Der 31 jahrige Heinrich Buhr wurde dabei am 18 Juli 1933 derart misshandelt dass er kurz darauf seinen Verletzungen erlag 12 13 Schon im Januar 1930 war Loevenich angezeigt worden weil er in betrunkenem Zustand Polizeibeamte beleidigt und genotigt hatte das Amtsgericht Bergheim verurteilte ihn zu einer Geldstrafe von 250 Mark 14 Mitte der 1930er Jahre war er erneut jetzt als Landrat in mehrere Gerichtsverfahren wegen zumindest sein engstes Umfeld betreffende Veruntreuungen im Dienst und wegen Meineids verwickelt die er aber unbeschadet uberstand 15 Nach Ende des Zweiten Weltkriegs Bearbeiten Unmittelbar nach dem Ende des Dritten Reichs gelangte Loevenich zunachst vom 13 Mai 1945 bis zum 4 Marz 1946 nach Neumunster in Internierungshaft aus der er wegen Krankheit entlassen und im Weiteren bis November des Jahres unter Hausarrest gestellt wurde 16 Nach seiner Ruckkehr nach Frechen erhielt er zum Arger von Teilen der Bevolkerung in dieser Zeit des absoluten Mangels auf ein arztliches Attest hin eine Zusatzverpflegung vom Wirtschaftsamt Im Sommer 1946 versuchte die Gemeindeverwaltung ihm ein Zeichen offentlicher Reue abzuverlangen indem sie ihn aufforderte bei der Beseitigung von Schaden an dem wahrend der Zeit des Nationalsozialismus verwusteten judischen Friedhof mitzuhelfen Loevenich reagierte ungehalten Am 23 September 1946 sandte er ein Einschreiben an den Gemeindedirektor aus dem keine Einsicht zu entnehmen war sondern in dem er betonte wie krank er sei und dass er den Gemeindedirektor fur alle ihm entstehenden Gesundheitsschaden verantwortlich machen werde 17 Eine erneute Inhaftierung diesmal im Lager Recklinghausen schloss sich vom 10 Februar bis zum 12 April 1948 an Mit der provisorischen Einstufung als Entnazifizierter in die Kategorie III wurde Loevenich von dort entlassen Am 28 Mai 1949 verurteilte ihn das Schwurgericht Koln wegen Verbrechens gegen die Menschlichkeit in Tateinheit mit Aussageerpressung und Korperverletzung 16 aufgrund seiner Beteiligung am Tode von Heinrich Buhr und an der Misshandlung weiterer Kommunisten in Frechen 18 zu einer Gefangnisstrafe von 3 Jahren und 3 Monaten Das daran anschliessende Wiederaufnahmeverfahrens endete am 16 Oktober 1950 mangels ausreichender Beweise mit einem Freispruch 16 Im Rahmen der Entnazifizierungsverfahren stufte der Entnazifizierungsausschuss fur den Regierungsbezirk Dusseldorf Loevenich in die Kategorie IV c ein Er durfte danach bis zum 31 August 1953 keine Stellung im offentlichen Dienst bekleiden oder Amter in politischen oder berufsstandischen Organisationen einnehmen Die aus seinem vorherigen Beamtenstatus herruhrenden Rechte und sein Anspruch auf ein Ruhegehalt als Landrat wurden aberkannt Die gegen den Spruch eingelegte Berufung zog Loevenich am 7 Dezember 1951 zuruck 2 Mitgliedschaften Bearbeiten1 Januar 1933 1945 Reichsluftschutzbund 16 30 April 1933 1945 Deutsches Rotes Kreuz Kreisfuhrer 16 1 November 1933 1945 Reichsbund der deutschen Beamten 16 22 April 1934 1937 SS forderndes Mitglied 16 1 April 1935 1945 Nationalsozialistische Volkswohlfahrt 16 1935 1945 Deutscher Gemeindetag 16 20 Januar 1936 Nationalsozialistisches Fliegerkorps 16 Mitglied der Alten Garde im Gau Koln Aachen 16 Auszeichnungen BearbeitenEisernes Kreuz II Klasse 16 Kriegsverdienstkreuz fur Frontkampfer 16 Kriegsverdienstkreuz I und II Klasse ohne Schwerter 16 1929 Nurnberger Parteiabzeichen 16 19 Dezember 1933 Goldenes Parteiabzeichen der NSDAP 16 30 Januar 1940 Dienstauszeichnung der NSDAP in Bronze und Silber 16 Ehrenzeichen Deutsche Volkspflege 16 Familie BearbeitenDer getaufte Katholik Heinrich Loevenich heiratete am 6 September 1922 in Frechen Agnes Ruttgers geboren am 20 November 1900 in Frechen gestorben am 14 Juli 1980 ebenda 1 Aus der Ehe ging ein Kind hervor Loevenich trat am 24 November 1936 aus der Kirche aus und firmierte als gottglaubig 2 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g Horst Romeyk Die leitenden staatlichen und kommunalen Verwaltungsbeamten der Rheinprovinz 1816 1945 Publikationen der Gesellschaft fur Rheinische Geschichtskunde Band 69 Droste Dusseldorf 1994 ISBN 3 7700 7585 4 S 613 a b c d e f g h i Peter Klefisch Die Kreisleiter der NSDAP in den Gauen Koln Aachen Dusseldorf und Essen Dusseldorf 2000 ISBN 3 9805419 2 4 S 164 166 hier S 164 Romeyk gibt hier das Jahr 1921 an Jochen Menge Frechens Juden im Westdeutschen Beobachter 1927 bis 1929 S 2 Jochen Menge Frechens Juden im Westdeutschen Beobachter 1927 bis 1929 S 9 Jochen Menge Frechens Juden im Westdeutschen Beobachter 1927 bis 1929 S 3 Jochen Menge Frechens Juden im Westdeutschen Beobachter 1927 bis 1929 Hrsg Stadtarchiv Frechen in Quellen zur Frechener Geschichte Frechen 2012 S 21 digital Jochen Menge Frechens Juden im Westdeutschen Beobachter 1927 bis 1929 S 10 Egon Heeg Die Levys oder Die Vernichtung des Altfrechener Judentums Band 3 Duren 2009 ISBN 978 3 927312 97 5 S 214 f Josef Wisskirchen Das Jahr der Machtergreifung im ehemaligen Landkreis Koln In Pulheimer Beitrage zur Geschichte und Heimatkunde Band 26 2002 ISBN 3 927765 33 3 S 232 249 S 247 Lt Klefisch offizielle Tatigkeit am 13 Mai 1945 endend Jochen Menge Schutzhaft 1933 34 in Frechen In Josef Wisskirchen Hg Verlorene Freiheit Nationalsozialistische Schutzhaft 1933 34 im heutigen Rhein Erft Kreis Berlin 2019 ISBN 978 3 86331 452 1 S 383 ff Franz Joseph Kiegelmann Tatort Steinzeugofen Frechen 2008 ISBN 978 3 00 025291 4 S 37 ff Rheinische Zeitung 21 Januar 1930 Josef Wisskirchen NSDAP Kreisleiter Heinrich Loevenich Hitlers Gefolgsmann im Kolner Land In Pulheimer Beitrage zur Geschichte 30 2006 ISBN 9783927765405 S 295 314 a b c d e f g h i j k l m n o p q r Peter Klefisch Die Kreisleiter der NSDAP in den Gauen Koln Aachen Dusseldorf und Essen Dusseldorf 2000 ISBN 3 9805419 2 4 S 164 166 hier S 165 Jochen Menge Der Frechener judische Friedhof und seine Geschichte In Jahrbuch des Frechener Geschichtsvereins 15 2019 ISBN 978 3 943235 16 6 S 89 Egon Heeg Die Levys oder Die Vernichtung des Altfrechener Judentums Band 3 Duren 2009 ISBN 978 3 927312 97 5 S 216 221 Landrate im Landkreis Koln Gottfried Gymnich 1816 1835 Kaspar von Solemacher 1835 1836 Hermann Joseph Simons 1836 1867 Hugo Carl Forst 1867 1868 Carl von Wittgenstein 1868 1884 NN Esser 1884 Eugen von Steinmann 1884 1885 Franz von Nesselrode Ehreshoven 1885 1887 Franz von Dreyse 1887 1902 Joseph Minten 1902 1920 Philipp Heimann 1920 1933 Heinrich Loevenich 1933 1945 Werner Disse 1945 1946 Anton Knulle 1946 1947 Johannes Wolff 1947 1948 Josef Scheuren 1948 1952 Max Nagel 1952 1956 Toni Lux 1956 1961 Joseph Hurten 1961 1969 Matthias Fischer 1969 1974 Landrate im Kreis Bergheim Erft Franz Beissel von Gymnich 1816 1837 Adolf Carl Raitz von Frentz 1837 1865 Otto Rintelen 1865 1868 Ernst Birck 1868 1876 Richard Herwarth von Bittenfeld 1876 1891 Otto Graf Beissel von Gymnich 1891 1919 Karl Sieger 1919 1933 Otto Pieperbeck 1933 1934 Udo Kruger 1934 1939 Werner Druck 1939 1942 Bernhard Kottgen 1942 1945 Heinrich Loevenich 1944 1945 Carl Modemann 1945 1946 Johannes Even 1946 1948 Johann Grossmann 1948 1952 Alexander Kabza 1952 1956 Matthias Werner 1956 1961 Albert Schlangen 1961 1964 Richard Kasper 1964 1974 Normdaten Person GND 144004356 lobid OGND AKS VIAF 170480538 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Loevenich HeinrichKURZBESCHREIBUNG preussischer Verwaltungsbeamter Landrat des Landkreises Koln und des Kreises Bergheim Erft sowie NS Funktionar im Gau Koln AachenGEBURTSDATUM 20 Februar 1896GEBURTSORT FrechenSTERBEDATUM 12 Dezember 1965STERBEORT Frechen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Heinrich Loevenich amp oldid 230674560