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Hans Reissinger eigentlich Johannes Reissinger 1 geboren am 10 April 1890 in Bayreuth gestorben am 23 November 1972 ebenda war ein deutscher Architekt der in Bayreuth Dusseldorf und Munchen tatig war Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Karriere im Dritten Reich 1 2 Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg 2 EinzelnachweiseLeben und Wirken Bearbeiten nbsp Gemeindehaus Tersteegenstrasse 84 a c Dusseldorf Golzheim erbaut 1929 1930Der Journalist und Stadthistoriker Bernd Mayer bezeichnete Reissinger als den wandelbarsten und vielseitigsten Bayreuther Architekten des 20 Jahrhunderts In besonderer Weise seien dessen Werke Spiegelbilder der Geschichte 2 Reissingers Eltern waren der evangelische Pfarrer Michael Reissinger und dessen Ehefrau Julie Michael Reissinger predigte in der Bayreuther Stadtkirche Das Paar hatte zehn Kinder 1 der alteste Sohn Carl war mit Richard Wagners Sohn Siegfried befreundet Gertrud Reissinger eine Tochter des Sohns Adolf wurde 1941 die Ehefrau Wieland Wagners Von da an war Hans Reissinger mit der Familie Wagner verschwagert 2 Von 1908 bis 1912 absolvierte Reissinger ein Architekturstudium an der Technischen Hochschule Munchen bei Friedrich von Thiersch Theodor Fischer und Karl Hocheder Von 1912 bis 1914 wirkte er als Assistent bei German Bestelmeyer in Dresden Nach seinem Staatsexamen 1918 liess er sich in Bayreuth nieder Sein Erstlingswerk war 1919 die fur den ortlichen Bauverein gebaute Kriegsbeschadigtensiedlung Herzoghohe 3 1922 schuf er den Westbau Erweiterung der evangelisch lutherischen Filialkirche St Bartholomaus in Glashutten 1923 wurde das von ihm entworfene Kriegerdenkmal fur die Gefallenen des Ersten Weltkriegs in Bischofsgrun errichtet ein Jahr spater die Kriegsgefallenen Gedachtnisstatte in Helmbrechts 1922 1923 wurde der Asenturm auf dem Ochsenkopf im Fichtelgebirge von Reissinger geplant Als 1926 unter seiner Leitung die Kirche in Lindenhardt restauriert wurde identifizierte Karl Sitzmann die Bilder auf den Flugeln des Altars als Werke von Matthias Grunewald 4 Von 1927 bis 1929 war Reissinger als Stadtbaurat in Dusseldorf tatig Karriere im Dritten Reich Bearbeiten In der Zeit des Nationalsozialismus des sogenannten Dritten Reichs wurde Reissinger 1934 Mitglied der NSDAP Nach seiner Ruckkehr nach Bayreuth wurde er im April 1934 vom nationalsozialistischen Oberburgermeister Karl Schlumprecht mit dem Generalbebauungsplan der Stadt beauftragt und ruckte in der Folge zu einer zentralen Figur der Gauhauptstadt auf 2 In jenem Jahr entwarf er ein Denkmal fur die nationalsozialistische Bewegung in Form eines liegenden Hakenkreuzes aus Granit aus dessen Schnittpunkt eine geballte Schlangen zerquetschende Faust hervorragte Zu dem 10 000 Reichsmark teueren Bauwerk ausserte Reissinger seinerzeit Ich gebar gerade ein Denkmal der Bewegung Das auf dem Bayreuther Luitpoldplatz aufgestellte 123 cm hohe Hakenkreuz wurde von der ortlichen Bevolkerung jedoch als Pissoir zweckentfremdet und schliesslich wieder entfernt 5 Reissinger unterhielt ausnehmend gute Beziehungen mit Schlumprecht und dem in Bayreuth beliebten Gauleiter Hans Schemm Daher war es ihm moglich den von Robert Ley angeregten Bau einer NS Schulungsburg auf dem nahen Sophienberg zu verhindern Daruber hinaus fugte er sich aber bruchlos in die Bauasthetik der Nationalsozialisten ein 2 Im Marz 1935 inszenierte er die pompose Trauerfeier fur den todlich verungluckten Schemm bei der Adolf Hitler und fast die gesamte NS Hierarchie anwesend waren 6 Mit Schemms Nachfolger in der Gauleitung dem in der Stadt weniger geschatzten Fritz Wachtler war Reissingers Verhaltnis gelegentlich angespannt 2 In der nationalsozialistischen Zeit gestaltete er verschiedene Bauprojekte in Bayreuth 1935 Umbau des markgraflichen Reithauses zur Ludwig Siebert Festhalle 1936 Haus der Deutschen Erziehung am Luitpoldplatz 1937 Autobahn Rasthaus mit 200 Betten an der Oberen Roth Plane genehmigt Projekt nicht verwirklicht 2 1938 Planung eines Gauforums fur Bayreuth mit einer Prachtstrasse und einem Aufmarschplatz fur 65 000 Menschen umgeben von monumentalen Gebauden u a einer mehr als 10 000 Personen fassenden Gauhalle 7 Diese Planung verfolgte Hitler mit grosser Anteilnahme wiederholt so am 21 Marz 1938 2 und am 1 August 1939 trafen sich Hitler und Reissinger diesbezuglich personlich 6 1944 Planung fur den Wiederaufbau der Stadt Kassel u a mit Gauforum fur 100 000 und Gauhalle fur 10 000 Menschen Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg Bearbeiten In seiner Verteidigungsschrift fur das Spruchkammerverfahren sprach sein Anwalt im Dezember 1947 von einer praktisch unausweichlichen Zwangslage die Reissinger zu einer rein nominellen Parteizugehorigkeit bewogen habe Er sei der Partei vollig fernstehend gewesen selbstverstandlich sei er seiner inneren Haltung und Uberzeugung immer treu geblieben 6 Am 25 Februar 1948 erging gegen Reissinger seitens der Spruchkammer die seine vorgebliche Distanz zur NSDAP fur glaubwurdig hielt ein Suhnebescheid als Mitlaufer der mit einer Geldbusse in Hohe von 1000 Reichsmark verbunden war 6 Bei der Wiederaufnahme der Richard Wagner Festspiele im Jahr 1951 zeichnete Reissinger furs Dekor der Meistersinger verantwortlich und tat sich auch als Verfasser von zwei Erbauungsartikeln im Festspielbuch hervor 8 Zu seinen letzten Tatigkeiten nach dem Krieg zahlen Bauwerke 1949 1962 Wiederaufbau der Villa Wahnfried 1954 1955 Evangelisch lutherische Auferstehungskirche in Kulmbach 1960 Bau der Kreuzkirche im Stadtteil Kreuz 6 1961 1965 Umbau des ehemaligen markgraflichen Reithauses zur Stadthalle 9 1962 Bau der Auferstehungskirche im Stadtteil Saas 6 1965 1966 Evangelisch lutherische Friedenskirche in Hemau 10 Literatur Folckert Luken Isberner Grosse Plane fur Kassel 1919 1949 Projekte zu Stadtentwicklung und Stadtebau Schuren Verlag Marburg 2017 ISBN 978 3 89472 297 5Das Grab Hans Reissingers befindet sich auf dem Bayreuther Stadtfriedhof 1 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Miteinander verwandt in Bayreuther Sonntagszeitung vom 20 November 2016 S 1f abgerufen am 3 Dezember 2022 a b c d e f g Bernd Mayer Bayreuth Die letzten 50 Jahre Ellwanger Bayreuth 1983 S 49 ff Bernd Mayer Bayreuth im zwanzigsten Jahrhundert S 30 Inschrift im Chor der Kirche in Lindenhardt Ein Treppenwitz der Geschichte Wie die Bayreuther ein Nazi Denkmal weggepinkelt haben in Nordbayerischer Kurier vom 28 29 Dezember 2019 S 12 a b c d e f Bernd Mayer Helmut Paulus Eine Stadt wird entnazifiziert Die Gauhauptstadt Bayreuth vor der Spruchkammer Ellwanger Bayreuth 2008 ISBN 978 3 925361 67 8 S 158 f Bernd Mayer Bayreuth Die letzten 50 Jahre 2 Auflage Ellwanger Gondrom Bayreuth 1988 S 56 ff Jonathan Carr Der Wagner Clan S 331 Kurt Herterich Im historischen Bayreuth Ellwanger Bayreuth 1998 ISBN 978 3 925361 35 7 S 122 Unsere Kirchen Abgerufen am 20 April 2021 Normdaten Person GND 119313898 lobid OGND AKS VIAF 30344030 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Reissinger HansALTERNATIVNAMEN Reissinger Hans Carl vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher ArchitektGEBURTSDATUM 10 April 1890GEBURTSORT BayreuthSTERBEDATUM 23 November 1972STERBEORT Bayreuth Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Reissinger amp oldid 228617428