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Hans Peter Doll 21 Februar 1925 in Offenbach am Main 27 Dezember 1999 in Stuttgart war ein deutscher Dramaturg und Theaterintendant Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 2 Zitate 2 1 Berufsmaxime 2 2 Zustandskritik 2 3 Zur Person Hans Peter Doll 3 Auszeichnungen 4 Werke 4 1 Schriften Auswahl 4 2 Ubersetzungen Auswahl 4 3 Buhnenfassungen Auswahl 4 4 Herausgaben Auswahl 5 Einzelnachweise 6 Literatur 7 WeblinksLeben und Wirken BearbeitenHans Peter Doll war der Sohn eines Bankangestellten aus dem damals selbststandigen Bieber bei Offenbach 1 Nach dem Besuch einer Bankfachschule von 1941 bis 1943 2 und einem Kriegseinsatz mit anschliessender kurzer Gefangenschaft 3 studierte er an der Universitat Frankfurt am Main 1 Germanistik Literatur und Theatergeschichte 2 nbsp Signatur Hans Peter DollParallel zu seiner Universitatsausbildung wollte er praktisch arbeiten deshalb bewarb er sich als literarischer Mitarbeiter bei verschiedenen gerade neu konstituierten Informationsmedien 2 3 Angenommen wurde er jedoch nicht sodass er auf den die Literatur mit dem Theater verbindenden Berufszweig des Dramaturgen auswich 3 Anfang des Jahres 1946 wurde er Dramaturgiehospitant spater Dramaturgieassistent an den Stadtischen Buhnen Frankfurt 3 4 Mit dem Aufstieg vom Hilfsdramaturgen zum Dramaturgen brach er das Studium ab und ging in seinem Beruf auf 3 Beeindruckt war er damals von den in Frankfurt schauspielenden Richard Munch und Siegfried Lowitz ausserdem von den aussergewohnlichen Auffuhrungen Karl Heinz Stroux im benachbarten Darmstadt 3 1952 wechselte er als Chefdramaturg an das Staatstheater in Braunschweig 1953 ging er in gleicher Funktion an das Schauspielhaus in Bochum 1959 an das Landestheater nach Hannover und 1962 an das Theater der Freien Hansestadt Bremen 1 wo er mit Oberspielleiter Peter Zadek zusammenarbeitete Von 1963 an arbeitete er als Intendant Zunachst in Heidelberg und ab 1968 als Generalintendant in Braunschweig Im Oktober 1969 wechselte er ans Wurttembergische Staatstheater in Stuttgart wo er die ersten drei Spielzeiten an der Seite von Generalintendant Walter Erich Schafer wirkte ehe er im Juli 1972 dessen Posten ubernahm Im Opernfach machte er sich unter anderem durch die Auffuhrung verschiedener Werke von Hans Werner Henze verdient 1 Im Schauspielfach standen Umbruche an denn achtzig Prozent der Schauspieler waren Regisseur Peter Palitzsch bei seinem Abgang von Stuttgart nach Frankfurt am Main gefolgt Doll stellte ein Ensemble aus zumeist jungen unbekannten Schauspielern zusammen deren Namen erst bekannt werden sollten wie Kirsten Dene Anne Marie Kuster Claus Theo Gartner Branko Samarovski Peter Sattmann Martin Schwab Gert Voss oder Manfred Zapatka Auch beispielsweise Dramaturg Uwe Jens Jensen oder Buhnenbildner Axel Manthey erlangten mit der Zeit Bedeutung in der Theaterwelt Einen Fang der besonderen Art machte Doll mit Claus Peymann Dieser Nachwuchsregisseur wurde ihm von einem Freund im Rowohlt Verlag der die Theaterliteratur betreute nahegebracht 5 Er holte Peymann 1974 vom Frankfurter Theater am Turm TAT nach Stuttgart 6 und ubertrug ihm die Aufgabe als Schauspieldirektor 5 Mit Peymann erlebte das Staatstheater einen Aufschwung aber auch Negativschlagzeilen weniger wegen gelegentlich umstrittener Inszenierungen als vielmehr wegen Peymanns Spendenaufruf fur die Baader Meinhof Inhaftierten oder seine spektakulare Auseinandersetzung mit seinem zu Sparmassnahmen bei Personal und Sachkosten angehaltenen Vorgesetzten Doll 1 Peymann verzichtete auf eine Verlangerung seines Funfjahresvertrags und wurde mit Beginn der Spielzeit 1979 1980 von Hansgunther Heyme abgelost der bis 1985 in Stuttgart verblieb ebenso lange wie Doll 1 1983 erhielt Doll den Titel eines Professors 1 Im August 1985 loste Wolfgang Gonnenwein der erfolgreiche Leiter der expansiven Ludwigsburger Festspiele und Rektor der Stuttgarter Musikhochschule Doll ab Hintergrund war offenbar ein vom Stuttgarter Kultusministerium vorgelegtes neues dezentrales Kulturkonzept das mit einer engen Kooperation von Staatstheatern und Ludwigsburger Festspielen auf eine Art Landesfestspiele abzielte Doll wechselte in das fur ihn geschaffene Amt eines Landesbeauftragten fur die Ausbildung des kunstlerischen Buhnennachwuchses in Baden Wurttemberg und blieb dem Stuttgarter Theaterleben damit weiterhin verbunden Sein bis Mitte 1988 geltender Vertrag wurde bis Ende 1989 verlangert Zudem ubernahm er den Vorsitz eines Arbeitskreises der die Grundung einer Theaterakademie in der schwabischen Metropole vorbereitete 1 Ebenfalls 1985 ubernahm er die Intendanz der Luisenburg Festspiele in Wunsiedel die er bis zum Sommer 1999 leitete 7 Doll erklarte sich 1990 bereit ab August fur eine Spielzeit am Schauspiel Frankfurt als Ubergangsintendant die Zeitspanne vom scheidenden Gunther Ruhle zum noch nicht zur Verfugung stehenden Peter Eschberg auszuhelfen 4 Noch im selben Jahr ergab sich eine Fuhrungs Vakanz in der Oper Nach langem Zureden sagte Doll auch hier zu als Interims Intendant zu fungieren 8 Diese Losung dauerte bis 1992 Anschliessend kam es zu einer dritten Zwischenintendanz diesmal an seiner alten Wirkungsstatte dem Staatstheater Braunschweig 1 9 Zum 1 Juli 1994 wechselte Doll dann fur zwei Jahre als Ubergangsdirektor an das Theater Basel 1 Diese Aushelferserie brachte ihm die Bezeichnung Feuerwehrmann des deutschen Theaters ein 1 6 Im Spatherbst 1996 kehrte er als Berater und dritter Geschaftsfuhrer des Theaterhauses nach Stuttgart zuruck 1 Als der Frankfurter Opernchef Sylvain Cambreling im Dezember 1996 seinen Rucktritt erklarte verpflichtete ihn Oberburgermeisterin Petra Roth 1 als Berater hinsichtlich der Umwandlung des Hauses in eine GmbH sowie der kunstlerischen Ausrichtung 10 Neben seinen Leitungsaufgaben fertigte er in seiner Karriere Ubersetzungen von zeitgenossischer Theaterliteratur aus dem Englischen und Franzosischen an wobei ihn Peter Zadek und Willy H Thiem unterstutzten Er schuf ebenso zusammen mit Gunther Fleckenstein Buhnenbearbeitungen klassischer Marchenstoffe Daruber hinaus schrieb er Buchbeitrage beziehungsweise ganze Bucher zu Theaterthemen und verfasste eine Autobiografie Auch als Herausgeber trat er in Erscheinung 2 Hans Peter Doll starb im Alter von 74 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls 11 Er hinterliess seine seit 1959 mit ihm verheiratete Frau und drei 1964 1966 und 1969 geborene Tochter 2 Zitate BearbeitenBerufsmaxime Bearbeiten Ohne Teamarbeit ohne Qualitatssteigerung ohne Offentlichkeitsarbeit ohne fruhzeitige Bindung an ein neues Publikum wird das deutsche Theater sich nur schwer weiterentwickeln konnen Entscheidend jedoch ist die Personlichkeit die sich des vorstehend geschilderten Instrumentariums bedient bedient mit all der Individualitat der wissenschaftlichen Methodik dem Kunstverstand dem Engagement der Erfindungskraft der Asthetik und der schopferischen Eigenwilligkeit die sie besitzt Sie die Personlichkeit und nur sie allein sei es in der extremsten Individualitat des Einzelnen oder vermittelt durch die Arbeit eines Teams pragt noch immer die Verschiedenartigkeit der deutschen Theaterlandschaft und stuft diese vor allem durch einen wesentlichen Akzent den der kunstlerischen Qualitat Hans Peter Doll Fakten die den Theaterspielplan heute mitbestimmen 1968 12 Zustandskritik Bearbeiten Nach dem kulturpolitischen Auf und Umbruch der siebziger Jahre hat man sich leider sehr rasch von den wichtigen inhaltlichen Fragen entfernt Der revolutionare Qualm verrauchte schnell und man wendete sich zunehmend einem dekorativen Raffinement einer bildnerischen Opulenz technischer Brillanz und Beleuchtungsorgien und einem letzten Endes hohlen Asthetizismus zu den man ganz weit auf die Spitze getrieben hat Und so gibt es eigentlich fur immer mehr Geld immer weniger Theaterkunst deren Zentren ausschliesslich noch immer der spielende singende und tanzende Mensch sein sollte Die Zeit ist reif stilistisch wie inhaltlich fur das arme Theater in dem wieder Geschichten erzahlt werden und der Mensch im Mittelpunkt steht Hans Peter Doll Suddeutsche Zeitung 1992 9 Zur Person Hans Peter Doll Bearbeiten Hans Peter Doll gehort zweifellos zu den besten Intendanten die das deutsche Theater jemals vorzuweisen hatte Jurgen Flimm Der Spiegel 1996 13 Auszeichnungen Bearbeiten1984 John Cranko Preis 1985 Verdienstkreuz 1 Klasse der Bundesrepublik Deutschland 1990 Verdienstmedaille des Landes Baden WurttembergWerke BearbeitenSchriften Auswahl Bearbeiten Fakten die den Theaterspielplan heute mitbestimmen In Spielplangestaltung der Theater 1802 und 1968 von den Braunschweiger Intendanten August Klingemann Hans Peter Doll Bibliophile Schriften der Literarischen Vereinigung Braunschweig e V Band 15 Literarische Vereinigung Braunschweig Braunschweig 1968 S 33 65 Hans Schalla 1904 1983 Texte und Bilder Zweiundvierzig Geschichten von Hans Peter Doll Schurmann und Klagges Bochum 1983 Stuttgarter Theaterplakate 1972 1985 Herausgegeben von den Wurttembergischen Staatstheatern Stuttgart Verlag Druckhaus Munster R Zwingmann Munster 1984 ISBN 3 9800628 3 X Stuttgarter Theaterarbeit 1972 1985 Herausgegeben von den Wurttembergischen Staatstheatern Stuttgart Wurttembergische Staatstheater Stuttgart 1985 mit Gunther Erken Theater Eine illustrierte Geschichte des Schauspiels Belser Verlag Stuttgart Zurich 1985 ISBN 3 7630 9032 0 Vorhang zu Geschichten eines Theatermachers Engelhorns Lebensbilder Engelhorn Verlag Stuttgart 1990 ISBN 3 87203 081 7 Ubersetzungen Auswahl Bearbeiten mit Willy H Thiem Die Folter Original The Rack von John Boynton Priestley 1959 Die Welt in der man sich langweilt Lustspiel in drei Akten Original Le Monde ou l on s ennuie von Edouard Pailleron 1961 mit Willy H Thiem Die Venezianische Tur Komodie in drei Akten Original The Venetian door von John Boynton Priestley 1961 mit Peter Zadek Was ist an Tolen so sexy Original The Knack von Ann Jellicoe 1963 mit Hanns Bernhardt und Peter Zadek The Music Man von Meredith Willson 1963 mit Willy H Thiem Der eine Tag im Jahr Schauspiel Original The one day of the year von Alan Seymour ca 1963 Buhnenfassungen Auswahl Bearbeiten mit Robert Lossen Der Herr von Fuchs Lustspiel in drei Aufzugen nach Volpone von Ben Jonson 1959 mit Gunther Fleckenstein Schneewittchen Ein Weihnachtsmarchen nach den Gebrudern Grimm 1964 mit Gunther Fleckenstein Die Bremer Stadtmusikanten Ein Marchen frei nach den Gebrudern Grimm ca 1965 mit Gunther Fleckenstein Konig Drosselbart Ein Marchen frei nach den Gebrudern Grimm 1966 mit Gunther Fleckenstein Rumpelstilzchen Ein Marchen nach den Gebrudern Grimm ca 1978 Herausgaben Auswahl Bearbeiten Festschrift anlasslich der 200 Wiederkehr des Geburtstages von J W Goethe Herausgegeben im Auftrage der Stadtischen Buhnen in Frankfurt a M Hans Peter Doll Bronners Druckerei Breidenstein Frankfurt am Main 1949 Eine Theaterlandschaft Theater in Baden Wurttemberg Texte Informationen Fotos Herausgegeben von Hans Peter Doll unter Mitarbeit von Kraft Alexander Hans Reinhardt Muller Hannes Rettich Hans Werner Ruckle im Auftrag der Intendanten des Landes Baden Wurttemberg Rombach Freiburg im Breisgau 1968 Adam Lude Doring Skizzen aus dem Ballettsaal Herausgegeben von Hans Peter Doll Mit einem Essay von Richard Cragun Belser Stuttgart Zurich 1985 ISBN 3 7630 1980 4 Mein erstes Engagement Theaterleute erinnern sich Engelhorns Lebensbilder Engelhorn Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 87203 038 8 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d e f g h i j k l m lo Hans Pete Doll Deutscher Theaterintendant Prof In Ernst Munzinger Hrsg Munzinger Archiv Internationales Biographisches Archiv Nr 12 2000 Munzinger Ravensburg 13 Marz 2000 Wirken a b c d e Redaktionsburo Harenberg Knaurs Prominentenlexikon 1980 Die personlichen Daten der Prominenz aus Politik Wirtschaft Kultur und Gesellschaft Mit uber 400 Fotos Droemer Knaur Munchen Zurich 1979 ISBN 3 426 07604 7 Doll Hans Peter S 85 a b c d e f Hans Peter Doll Toni der Intendant mit der Rose im Mund In Hans Peter Doll Hrsg Mein erstes Engagement Theaterleute erinnern sich Engelhorns Lebensbilder Engelhorn Verlag Stuttgart 1988 ISBN 3 87203 038 8 S 44 53 a b Doris Metz In der Kunst ist Autoritat wichtig Hans Peter Doll Der Ubergangsintendant am Schauspiel Frankfurt In Suddeutsche Zeitung 3 August 1990 a b Hans Peter Doll Wie s mit Peymann war Eine Erinnerung von Hans Peter Doll In Stuttgarter Zeitung 3 Marz 1990 a b FR Der Versierte In Frankfurter Rundschau 21 Februar 1995 SPIEGEL ONLINE Hamburg Germany Hans Peter Doll Feuerwehrmann des Theaters ist tot SPIEGEL ONLINE Kultur Abgerufen am 16 August 2017 Daland Segler Doll auch Opernintendant Schauspielchef arbeitet mit Steinhoff zusammen In Frankfurter Rundschau 15 Dezember 1990 a b Thomas Thieringer Die Moral ist futsch Uber die Schwierigkeit Intendanten zu finden Hans Peter Doll im Gesprach In Suddeutsche Zeitung 8 Januar 1992 dpa Hans Peter Doll soll Frankfurter Oper beraten In Berliner Zeitung 12 Dezember 1996 lo Hans Pete Doll Deutscher Theaterintendant Prof In Ernst Munzinger Hrsg Munzinger Archiv Internationales Biographisches Archiv Nr 12 2000 Munzinger Ravensburg 13 Marz 2000 Familie Hans Peter Doll Fakten die den Theaterspielplan heute mitbestimmen In Literarische Vereinigung Braunschweig Hrsg Spielplangestaltung der Theater 1802 und 1968 von den Braunschweiger Intendanten August Klingemann Hans Peter Doll Bibliophile Schriften der Literarischen Vereinigung Braunschweig e V Band 15 Literarische Vereinigung Braunschweig Braunschweig 1968 S 64 f Jurgen Flimm Ein anderer Kulturauftrag In Der Spiegel Nr 1 1997 30 Dezember 1997 Briefe spiegel de abgerufen am 3 Mai 2021 Literatur BearbeitenWolfgang Ignee Hans Peter Doll Mann mit Zauberhut In Schiller Peymann amp Co Hohenheim Stuttgart 2002 ISBN 3 89850 069 1 S 188 192 Wolfram Schwinger Rolf Quati Hrsg Hans Peter Doll zum 60 Geburtstag Wurttembergische Staatstheater Stuttgart 1985 Hans Peter Doll Internationales Biographisches Archiv 12 2000 vom 13 Marz 2000 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Weblinks BearbeitenHans Peter Doll im Landeskundlichen Informationssystem fur Baden Wurttemberg Hans Peter Doll Feuerwehrmann des Theaters ist tot In Spiegel Online 28 Dezember 1999 abgerufen am 5 Februar 2017 Doll Hans Peter Hessische Biografie Stand 21 Februar 2023 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Normdaten Person GND 118896687 lobid OGND AKS LCCN n84179733 VIAF 91949173 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Doll Hans PeterKURZBESCHREIBUNG deutscher Dramaturg und TheaterintendantGEBURTSDATUM 21 Februar 1925GEBURTSORT Offenbach am MainSTERBEDATUM 27 Dezember 1999STERBEORT Stuttgart Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Peter Doll amp oldid 238234677