www.wikidata.de-de.nina.az
Hans Bruckner 6 Oktober 1897 in Munchen 6 April 1941 ebenda 1 2 war ein deutscher Musikschriftsteller Komponist und Herausgeber in der Zeit des Nationalsozialismus Er verstand sich ahnlich wie Fritz Stege als selbsternannter Kulturzensor der mit seiner publizistischen Tatigkeit die Umgestaltung der Musikproduktion und darbietung im Sinne der NS Ideologie unterstutzte 3 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Schriften Auswahl 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenBruckner war Soldat im Ersten Weltkrieg gewesen und betatigte sich zu Beginn seiner Karriere als Autor von Operetten Liedern fur Provinzbuhnen 4 Zum 1 August 1928 trat er der NSDAP bei Mitgliedsnummer 95 908 5 2 Als Verleger und Chefredakteur des von ihm gegrundeten Kampfblatts Das Deutsche Podium mit dem Untertitel Fachblatt fur Unterhaltungsmusik und Musik Gaststatten hetzte er insbesondere gegen die in Deutschland populare Jazzmusik gegen Farbige und Juden sein Vorbild war dabei der Schreibstil von Julius Streicher Der Sturmer mit dem er befreundet war 6 Er schrieb neben antisemitischen Hetzartikeln Wie sie lugen 7 mit der Streicher Vertrauten Christa Maria Rock das Buch Musikalisches Juden ABC 8 was der Versuch einer ausschliesslich den Musikbereich umfassenden Auflistung von Komponisten Librettisten Musikern Sangern Textdichtern Musikschriftstellern und Musikwissenschaftlern judischer Herkunft darstellte 3 So diffamierte Bruckner auf perfide Weise und unter Verwendung der NS Rassentypologie den Komponisten Darius Milhaud Sein quadratischer Schadel mit derbsinnlichen Formen und tuckischem Blick verrat ihn ebenso wie sein echtjudischer Egoismus Genau so hart und brutal wie seine Selbstsucht sich im Leben erwies sind auch seine Harmonien die Mittel der Polytonalitat bei reichlicher Verwendung diatonischer Thematik zitiert bei Annkatrin Dahm Der Topos der Juden 3 Mit seinen Nachforschungen strebte Bruckner an den Ausschluss aller Judenstamigen Mischlinge judisch Versippten und judisch Infiltrierten aus dem deutschen Musikleben voranzutreiben 3 Michael H Kater schrieb in seinem Buch zum Gewagtes Spiel Jazz im Nationalsozialismus Seiner Ansicht nach war die antisemitische Politik des Regimes nicht ausreichend und schnell genug vor allem verargerte ihn die Tatsache dass die RMK Sauberung judischer Tanz und Jazzmusiker unter Verzogerungen und burokratischer Unfahigkeit litt Deshalb widmete er seine Verlegerkarriere dem Ziel so viele Musikjuden wie moglich zu entlarven und aus dem Geschaft zu vertreiben 4 In der Buchpublikation behauptete Bruckner zu einer besonderen Judenriecherei befahigt zu sein die sich vor allem in dem Entlarven der Tarnnamen austobt Das Vorwort Bruckners sagt So moge denn der Jude daran gehen sich auf seine Kultur und seine Musik zu besinnen Wir Deutsche sind bereits daran gegangen ihm die dazu gehorige Zeit zu verschaffen und wir sind fur uns damit beschaftigt unsere deutsche Musik zuruckzufuhren zum deutschen Geiste und zu der uns angestammten Art Aus Judentum Antisemitismus und deutschsprachige Literatur vom Ersten Weltkrieg 9 Mit seinen denunziatorischen Aktivitaten ignorierte Brucker die nach dem Rohm Putsch 1934 erlassene Fuhrerentscheidung dass die weitere Nationalisierungspolitik nicht durch Selbsthilfe der Parteimitglieder vonstattengehen solle sondern in einem angemessenen burokratischen Verfahren erfolgen solle Bruckner jedoch unterstutzte den Antisemitismus an der Basis seine Reporter zerrten judische Musiker von der Buhne und beschimpften sie unter dem Vorwurf arische Deutsche zu verdrangen in seiner Zeitung 4 Zu den Opfern seines Kreuzzuges gehorte u a der Geiger Paul Weinapel der 1935 in der Berliner Sherbini Bar arbeitete Auf Bruckners Druck im Deutschen Podium wurde Weinapels Pianist entlassen und durch Fritz Schulz ersetzt Bruckner zerrte ausserdem mit seinen Nachforschungen die nichtarische Herkunft des Bandleaders James Kok ans Licht 4 Ein weiteres Opfer von Bruckners Verleumdungen war wegen seines judisch klingenden Namens der deutsch amerikanische Gitarrist Harold M Kirchstein Mitbegrunder des erfolgreichen Jazzseptetts Goldene Sieben Da Kirchstein dessen Mutter polnischer Abstammung war seine arische Herkunft den Nazibehorden nicht beweisen konnte verschwand er 1937 eines Tages mit Unterstutzung Georg Haentzschels 1937 uber Nacht aus Deutschland 4 Gegenstand von Bruckners Attacken waren auch die Leiter der grossen Tanz und Unterhaltungsorchester die Swingnummern judischer Komponisten etwa von Irving Berlin und George Gershwin in ihrem Repertoire hatten So wurden die Bandleader Hans Rehmstedt und Kurt Widmann 1937 von Bruckner verwarnt Gegenargumente dass Zuhorer solche Musik haufig verlangten wurden mit der Begrundung zuruckgewiesen dass es die Pflicht arischer Musiker sei ihr Publikum durch stetige Vorfuhrung nichtjudischer Programme zu erziehen 4 Da Bruckner in der Partei wenige Freunde hatte reagierte die Offentlichkeit des NS Staats eher reserviert der Volkische Beobachter mit einer Besprechung sogar ablehnend Dies hing vor allem mit den vielen Fehlern der ersten Auflage zusammen was dazu fuhrte dass bei der Reichskulturkammer zahlreiche Beschwerden eingingen Bruckner und Rock hatten u a Max Bruch als Juden bezeichnet sie behaupteten ferner der Dirigent Erich Kleiber heisse eigentlich Klaiber was auf seine judische Herkunft hinweisen solle 10 Bei den NS Behorden galt Bruckner durch seine Aktivitaten als einfaltiger Fanatiker der nur Arger bereitet Dass nun ausgerechnet dieser Bruckner dem Jazz den Kampf angesagt hat scheint fur Teddy Stauffer und seine Kollegen eine gewisse Schutzfunktion gehabt zu haben Hinzu kam dass Bruckner und andere Gefolgsleute anstatt des Jazz Tanzmusik propagierten was selbst in hohen Parteikreisen nur Gahnen hervorrief Joseph Goebbels schrieb im November 1935 von einer Veranstaltung mit Deutschen Tanzen kommend in sein Tagebuch Da kann man nur sagen gt Zuruck zum Jazz lt Ein furchtbarer aufgeblasener Dilettantismus Ich habe gelitten 2 Vor allem die Beschwerde von Ralph Benatzky daruber dass Bruckner ihn fur einen Juden halte bewog Goebbels dazu von den Autoren ein revidierte zweite Auflage zu verlangen die 1936 erschien 6 Unter grossen finanziellen Opfern brachte Bruckner 1938 eine dritte revidierte Fassung heraus 1941 veroffentlichte die Reichsleitung der NSDAP ihren eigenen beglaubigten Judenfuhrer das Lexikon der Juden in der Musik 11 allerdings wurden Jazzmusiker diesmal demonstrativ ausgenommen 4 Hans Bruckner der in Munchen lebte schrieb ausserdem eine Reihe von Schlagern und Unterhaltungsmusik wie Das Sommerfest 12 Grusse aus der Ferne Herrgott beschutz den deutschen Rhein oder Was der alte Strandkorb traumt nach Ansicht von Oliver Hilmes allesamt ungelenke Stucke voll kitschiger Groschenheftromantik 2 Schriften Auswahl Bearbeitenmit Christa Maria Rock Hrsg Judentum und Musik mit einem ABC judischer und nichtarischer Musikbeflissene 3 Aufl Munchen Bruckner 1938 1 Aufl 1935 2 Aufl 1936 Literatur BearbeitenBruckner Hans in Ernst Klee Das Kulturlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Frankfurt am Main S Fischer 2007 ISBN 978 3 10 039326 5 S 83f Weblinks BearbeitenDas Deutsche Podium bei Quelle des VerschweigensEinzelnachweise Bearbeiten Hans Bruckner im Bayerischen Musiker Lexikon Online BMLO a b c d Otto Hilmes Berlin 1936 Sechzehn Tage im August 2016 a b c d Annkatrin Dahm Der Topos der Juden Studien zur Geschichte des Antisemitismus im deutschsprachigen Musikschrifttum Vandenhoeck amp Ruprecht 2007 S 318 a b c d e f g Michael H Kater Gewagtes Spiel Jazz im Nationalsozialismus Kiepenheuer und Witsch Koln 1995 ISBN 3 462 02409 4 Bundesarchiv R 9361 VIII KARTEI 4121387 a b Michael H Kater The Twisted Muse Musicians and Their Music in the Third Reich S 84 Michael H Kater Different Drummers Jazz in the Culture of Nazi Germany 2003 S 227 Judentum und Musik mit einem ABC judischer und nichtarischer Musikbeflissener Hans Bruckner Christa Maria Rock Hg 3 Aufl Munchen Bruckner 1938 1 Aufl 1935 2 Aufl 1936 vgl Quellen zu Viktor Alberti Universitat Hamburg Judentum Antisemitismus und deutschsprachige Literatur vom Ersten Weltkrieg hrsg herausgegeben von Hans Otto Horch 1993 S 242 Michael H Kater The Twisted Muse Musicians and Their Music in the Third Reich S 84 Theo Stengel Herbert Gerigk Lexikon der Juden in der Musik Mit einem Titelverzeichnis judischer Werke Zusammengestellt im Auftrag der Reichsleitung der NSDAP auf Grund behordlicher parteiamtlich geprufter Unterlagen Veroffentlichungen des Instituts der NSDAP zur Erforschung der Judenfrage Bd 2 Berlin Bernhard Hahnefeld 1941 1 Aufl 1940 Das Sommerfest heiteres Konzertstuck Musik und Text Hans Bruckner Arrangement Helmut Ritter Hans Bruckner Verlag Edition Wipermo Joh Zientner Augsburg BerlinNormdaten Person GND 1149959649 lobid OGND AKS LCCN no99041733 VIAF 17648081 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bruckner HansKURZBESCHREIBUNG deutscher Musikschriftsteller Komponist und Herausgeber in der Zeit des NationalsozialismusGEBURTSDATUM 6 Oktober 1897GEBURTSORT MunchenSTERBEDATUM 6 April 1941STERBEORT Munchen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Hans Bruckner Autor amp oldid 237765673