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Bei der Aufteilung von Musik in E und U Musik ernste Musik und Unterhaltungsmusik handelt es sich um ein Klassifikationsschema zur Bewertung von musikalischen Phanomenen Ausgehend von der Verteilungspraxis der Verwertungsgesellschaften kommt ihm seit Beginn des 20 Jahrhunderts eine wichtige Rolle zu Dort ist die Vergutungshohe teilweise davon abhangig ob der betreffende Titel der E oder der U Musik zuzuordnen ist Die Unterscheidung ist ebenso umstritten wie die uneinheitliche Vergutung Inhaltsverzeichnis 1 Begriff 1 1 E Musik 1 2 U Musik 2 Geschichtliche Entwicklung 3 Klassifikationsprobleme und Verteilungskonflikte 4 Forderungen nach einer Abschaffung der Trennung von E und U Musik in Deutschland 5 Musiksoziologie und Musikalische Asthetik 6 Siehe auch 7 Literatur 8 Weblinks 9 EinzelnachweiseBegriff BearbeitenE Musik Bearbeiten E Musik ist eine Abkurzung fur die sogenannte ernste zeitweilig auch ernst zu wertende 1 Musik Mit dieser E Musik gleichgesetzt wurde die Kunstmusik was gleich bedeutend war mit klassischer Musik 2 Da eindeutige Definitionen der Begriffe U und E Musik und deren Abgrenzung gegeneinander aber nicht moglich sind ist deren Verwendung nur auf der Kenntnis der geschichtlichen Entwicklung nachzuvollziehen zumal derartige Bestimmungsversuche auf Wertmassstabe n und letztlich auch die meist pejorativen Wertungen basieren die als willkurlich gesetzt erscheinen 3 Auch eine Gleichsetzung von E Musik Kunstmusik und klassischer Musik ist problematisch geworden denn diese Begriffe haben jeweils ihre eigenen und sich wandelnden Bedeutungen 4 So ist eine Gleichsetzung der Termini Kunstmusik und Klassische Musik heute nicht mehr moglich Auch die Gleichsetzung von Klassischer Musik und E Musik ist nicht eindeutig 5 Es gibt Falle in denen die kunstlerische Bedeutung einer zeitgenossischen Musik als Kunstmusik zwar anerkannt wird aber dennoch eine Zuordnung zur U Musik erfolgt 6 Es gibt andere Situationen in denen das Ambiente der Klassischen Musik in der Branche der Unterhaltungsmusik vermarktet wird 7 Die Musikwissenschaft begegnet heute den vielfachen Bestimmungsversuchen mit Skepsis denn die gedachte Zweiteilung musikalischer Kultur sei letztlich unwirklich 8 U Musik Bearbeiten U Musik fur Unterhaltungsmusik fasst populare und kommerzielle Musikrichtungen populare Musik zusammen z B Pop und Rockmusik Schlager und volkstumlichen Schlager teilweise auch Jazz Volksmusik u a Diese Musikrichtungen hatten seit dem Ende des 19 Jahrhunderts nicht den Anspruch Kunst im Sinne der klassischen Musik zu sein Diese Unterteilung existierte noch nicht zu Beginn des 19 Jahrhunderts und setzte erst mit der breiten Vermarktung von Musik im Lauf des Jahrhunderts ein vgl Salonmusik 9 Als bisher fruhester Nachweis des Begriffes Unterhaltungsmusik fur Tanzmusik als Hor und Konzertmusik gilt die erstmalige Verwendung durch Johann Strauss Vater in einer Annonce fur einen Maskenball in der Berliner Zeitung vom 8 November 1845 10 Geschichtliche Entwicklung BearbeitenBegriffsgeschichtlich ist die Verknupfung der Begriffe Ernst und Musik erstmals bei Arthur Schopenhauer nachzuweisen Der hier gemeinte Ernst bezieht sich zunachst auf das gesamte Phanomen der Tonkunst 11 Schopenhauer wollte durch diese Verknupfung auf die Wurde oder eigentliche Bedeutung dieser wunderbaren Kunst hinweisen 12 Eine Aufspaltung der Musik in zwei gegensatzliche Bereiche lag ihm allerdings fern 13 Die musikalischen Verwertungsgesellschaften in Deutschland unterschieden schon fruh zwischen E und U Musik So entsprach es namentlich bereits der Praxis der 1903 gegrundeten Anstalt fur musikalisches Auffuhrungsrecht AFMA des wirtschaftlichen Geschaftsbetriebs der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer GDT Musik in dieser Weise aufzuteilen das Vorgehen der AFMA wich insoweit von dem ihres franzosischen Vorbilds der SACEM ab 14 Die AFMA berechnete die Auffuhrungsvergutung der Komponisten nach einem Punktesystem wobei fur die Auffuhrung ernster Musik hohere Punktzahlen vergeben wurden auch orientierte sich die Punktzahl in der unterhaltenden Sparte nur an Musiktyp und Dauer wahrend in der ernsten Sparte zusatzlich die Schwierigkeit der Besetzung unbegleitete Stucke oratorische Stucke fur Orchester etc berucksichtigt wurden 14 Ausschlaggebendes Kriterium fur die Einteilung in ernst oder unterhaltend war letztlich der Auffuhrungsort So konnte eine Opernouverture bei ihrer Auffuhrung in einem Biergarten in die Unterhaltungskategorie fallen bei der Auffuhrung in einem Konzertsaal hingegen in die ernste 14 Die faktische Besserstellung der ernsten Musik war durch verschiedene Erwagungen der Verantwortlichen wirtschaftlicher kultureller asthetischer und anderer Art motiviert sie war aber jedenfalls auch in personeller Hinsicht folgerichtig die Initiative zur GDT ging ganz uberwiegend von Vertretern der ernsten Musik aus was sich auch in der Zusammensetzung des Vorstands niederschlug 15 Nachdem es auch zwischen Komponisten der E und U Musik zu Verteilungsstreitigkeiten gekommen war wurde 1915 als Konkurrentin der GDT die Genossenschaft zur Verwertung musikalischer Auffuhrungsrechte alte GEMA gegrundet 16 Sie machte in ihrem Verteilungsplan keinen Unterschied zwischen ernster und unterhaltender Musik 17 Dort dominierte denn auch spiegelbildlich zur GDT der Bereich der U Musik 18 Beim Start des Horfunks in den 1920er Jahren wurde die Kategorie E Musik zur Grobeinteilung der Musik im Rundfunk ubernommen und spielte dort bei der Programmplanung eine Rolle 19 Fur die Leichte Sinfonik Gehobene Unterhaltungsmusik als Schmelztiegel zwischen klassischer Musik Salonmusik und dem fruhen Jazz gab es eigene Orchester und einen stetigen Bedarf an Neukompositionen Dies war die U Musik im eigentlichen Sinne wie Erinnerung an ein Ballerlebnis Von der Sendezeit her war sie gegenuber dem Repertoire der Sinfoniekonzerte und Opernhauser bevorzugt fur das es zunehmend weniger Bedarf an Neukompositionen gab da sich das klassische Repertoire verfestigte 20 Peter Raabe der Nachfolger von Richard Strauss im Amt des Prasidenten der Reichsmusikkammer und Kenner von Schopenhauers Philosophie 21 sprach 1928 in hochsten Tonen von den ernsten Konzertunternehmungen und stellte dabei heraus es gabe Freunde und Feinde der ernsten Musik Schliesslich stunde man dem Feind der ernsten Musik ganz machtlos gegenuber denn dieser liesse sich regelmassig mit der erbarmlichen Jazzbruhe ubergiessen 22 Raabe nutzte 1938 die Kategorie E Musik auch zur Begrundung der Forderungswurdigkeit der tariflich abgesicherten Kulturorchester 23 Aufgrund einer vorliegenden Studie zum Kulturorchester Begriff verabschiedete man sich 2019 von diesen kulturpolitischen Definitionen durch eine Reform des Tarifvertrag fur die Musiker in Konzert und Theaterorchestern TVK In der nach der Machterlangung der NSDAP etablierten reichseinheitlichen Verwertungsgesellschaft STAGMA Staatlich genehmigte Gesellschaft zur Verwertung der musikalischen Urheberrechte in die GDT und alte GEMA im Wesentlichen aufgingen genoss die ernste Musik generell eine Vorzugsstellung 24 Der GDT Mitbegrunder und nunmehrige Prasident der Reichsmusikkammer Richard Strauss konnte sich fruh mit seiner Forderung durchsetzen dass ein Drittel der STAGMA Einkunfte aus konzertmassigen Auffuhrungen fur die Komponisten von symphonischer Musik von Kammermusik sowie Chor und Kirchenmusik reserviert wurde so genanntes Ernstes Drittel 25 Die Besserstellung des ernsten Sektors entsprach anfangs den kulturpolitischen Vorstellungen der NS Fuhrung 26 Die Stimmung innerhalb der Reichsfuhrung wandelte sich jedoch schon bald Der Reichsminister fur Volksaufklarung und Propaganda und Prasident der Reichskulturkammer Joseph Goebbels sah in der Aussendung von Unterhaltungsmusik eine Moglichkeit breite Bevolkerungsschichten fur die Staatsfuhrung einzunehmen Adolf Hitler fand derweil zunehmend selbst Gefallen an Operetten insbesondere jenen von Franz Lehar 27 Gleichzeitig entfiel ein immer grosser werdender Teil der STAGMA Ausschuttungen auf den Bereich der U Musik 28 Vor diesem Hintergrund fuhlten sich Vertreter der unterhaltenden Sparte wie Norbert Schultze ab 1940 ermutigt fur eine Abschaffung des Ernsten Drittels einzutreten 29 Im November 1940 ordnete Goebbels schliesslich eine vorubergehende Anderung des Verteilungsplans unter Beibehalt der Aufteilung in E und U Musik jedoch unter Verzicht auf das Ernste Drittel an 30 Strauss heftiger Widerstand blieb ungehort 31 In der bundesrepublikanischen Diskussion der 1950er uber ein Gesetz zur Regelung der Verwertungsgesellschaften wurde von einigen Seiten gefordert das Ernste Drittel wieder einzufuhren 32 Hierzu kam es letztlich nicht das Urheberrechtswahrnehmungsgesetz von 1966 UrhWahrnG das im Ubrigen die E U Terminologie nicht explizit aufgriff statuierte jedoch der aufzustellende Verteilungsplan soll e dem Grundsatz entsprechen dass kulturell bedeutende Werke und Leistungen zu fordern sind 7 Satz 2 UrhWahrnG Dieser Soll Grundsatz wurde 2016 auch in das neue Verwertungsgesellschaftengesetz VGG ubernommen 32 Abs 1 VGG Die GEMA unterscheidet in ihrem Verteilungsplan schon seit ihrer Grundung zwischen E und U Musik Wie die AFMA nimmt auch sie Punktebewertungen vor wobei fur E und U Musik unterschiedliche Verrechnungsschlussel gelten 33 Die differenzierte Methodik erlaubt es dabei allerdings nicht pauschal zu beurteilen ob Werke der E Musik im Vergleich zu ihren unterhaltenden Pendants besser oder schlechtergestellt sind 34 Im Bereich der deutschen Rundfunksender wurde 1999 die Kategorie E Musik aufgegeben entsprechende Sendungen werden aber seitdem in die neue Rubrik Klassik einsortiert 19 Der Osterreichische Komponistenbund unterteilt bis heute seine Mitglieder in die Arbeitskreise E Musik und U Musik Klassifikationsprobleme und Verteilungskonflikte BearbeitenDie Aufteilung in E und U Musik ist umstritten da sie hauptsachlich im deutschsprachigen Raum ublich ist es gibt allerdings in anderen Sprachen gelegentlich Klassifizierungen wie popular music light music einerseits serious music art music andererseits eine wertende Konnotation einbringt E Musik ist kulturell wertvoll U Musik dagegen nicht sich fur die systematische Klassifikation von Musik als wenig praxistauglich erwiesen hat Die Grenzen zwischen E und U Musik sind fliessend und zudem nur im zeitlichen Kontext vertretbar zu definieren wahrend beispielsweise Operetten oder auch die Musikrevuen der Gershwin Bruder zu Beginn des 20 Jahrhunderts typische Vertreter der U Musik waren werden sie heute eher der E Musik zugerechnet besonders wenn sie von E Musikern in Institutionen der E Musik oder nach den asthetischen Normen der E Musik aufgefuhrt werden Eine wirtschaftliche Bedeutung hatte die Unterscheidung zwischen E Musik und U Musik seit Anfang des 20 Jahrhunderts aufgrund der grundsatzlich hoheren Vergutung von E Musik im Verteilungsplan der Verwertungsgesellschaften 35 Die kontrovers diskutierte Aufteilung wird durch die deutsche GEMA und die osterreichische AKM 36 weiterhin vorgenommen Die Vorgehensweise der GEMA fuhrt dazu dass ein Komponist der E Musik bei einer Auffuhrung vergleichbarer Werke die achtfachen Tantiemen eines U Musikkomponisten erhalt 37 Diese Praxis sollte vom Aufsichtsrat der deutschen GEMA im Jahr 2003 aufgegeben werden nachdem alle sechs Sitze durch Wahl an U Musiker gegangen waren dies wurde jedoch nicht umgesetzt Die schweizerische SUISA hat die Unterscheidung zwischen U und E Musik 1983 aufgegeben nachdem ein Komponist dasselbe Werk zweimal unter verschiedenen Titeln eingereicht hatte und es einmal als E und das andere Mal als U eingestuft worden war 38 Dafur hat die SUISA eine Bevorzugung von langeren Musikwerken eingefuhrt Forderungen nach einer Abschaffung der Trennung von E und U Musik in Deutschland BearbeitenNach der derzeitigen Praxis wird die Einstufung in E oder U Musik vom sogenannten Werkausschuss der GEMA vorgenommen dem seit 1997 der Komponist Bernd Wefelmeyer vorsteht 39 jedoch in Unkenntnis der Partitur und ohne den Komponisten in die Entscheidung einzubeziehen Erst wenn dieser dagegen Einspruch erhebt darf er das Werk vorlegen und erfahrt welche stilistischen Merkmale zur jeweiligen Einstufung fuhrten 40 Nach den Vorgaben im Verteilungsplan der GEMA 63 bis 66 kommt dem Werkausschuss allerdings ein weiter Ermessens und Beurteilungsspielraum zu Verbindliche nachprufbare Kriterien existieren nicht so dass Kritiker wie Frieder W Bergner die Einstufung in E oder U Musik als Willkur bezeichnen Dies illustriert auch die aktuelle Tendenz so viel Musik wie moglich ungepruft als U Musik zu klassifizieren So wird inzwischen fast die gesamte zeitgenossische Chormusik pauschal der U Musik zugerechnet mit dem Argument dies sei uberwiegend nur Musik fur Laienensembles Diese Vereinfachung resultiert allerdings auch aus einer Uberforderung der GEMA Die exakte Erfassung und treffsichere Einordnung aller Werke in die E und U Schublade scheitert letztlich an der Praxis Fur die hunderttausenden Konzerte die die GEMA jahrlich lizenziert fehlen dafur schlicht die personellen Kapazitaten 41 Zur Schwierigkeit einer Unterscheidung in E und U Musik bemerkte Moritz Eggert seit 2020 Prasident des Deutschen Komponistenverbandes Der Begriff Ernste Musik ist ein schlechter Hilfsbegriff um bestimmte Arten von Musiken zu beschreiben Naturlich gibt es unterhaltsame E Musik und sogar auch ernste U Musik Die Filmmusik eines Horrorfilms will zum Beispiel ganz sicherlich nicht unterhaltsam sein sondern das Gefuhl einer Bedrohung vermitteln und Mozart oder Haydn hatten sich sehr gewundert wenn man ihre Musik als nicht unterhaltsam bezeichnet hatte sie waren beleidigt gewesen Selbstverstandlich kann also E Musik unterhalten 42 Verschiedentlich haben Betroffene bereits erfolgreich gegen Entscheidungen der GEMA geklagt Fur einiges Aufsehen sorgte der Fall des Komponisten Leo Sandner dessen Orchesterwerk Die sieben Todsunden am 3 Oktober 2008 im Erfurter Dom zur Urauffuhrung gelangte und von der GEMA als U Musik eingestuft wurde Sandner beauftragte daraufhin den Berliner Medien Anwalt Paul W Hertin mit einer Klage in der dieser zugleich das gesamte Verteilungssystem der GEMA infrage stellte 43 Die GEMA lenkte sofort ein Noch bevor es richtig vor Gericht losging erklarte der GEMA Werkausschuss das Stuck plotzlich nachtraglich zu E Musik womit das Verfahren eingestellt wurde 44 Eine Aufteilung in E und U Musik widerspricht ohnehin dem verstandlichen Wunsch nach einer moglichst vielfaltigen Musiklandschaft mit unterschiedlichsten Facetten So forderte im Jahre 2002 der renommierte Komponist und Hochschullehrer Enjott Schneider der 2003 bis 2020 selbst zum Aufsichtsrat der GEMA gehorte 45 die ganzliche Aufhebung dieser antiquierten Trennung Schneider erscheint es zudem fraglich ob die von der GEMA favorisierte Neue Musik in der Nachfolge Arnold Schonbergs tatsachlich hoherwertig sei und somit auf Kosten der U Musik finanziell gefordert werden musse Kunstvolle komplexe und kunstliche Werke zu schaffen gelingt leicht Weitaus schwieriger ist es eine durch die Unmittelbarkeit des Einfachen beeindruckende Aussage kunstlerisch zu formulieren Dass die Werke Neuer Musik sich durch Hyperkomplexitat auszeichnen und von hochstem Schwierigkeitsgrad fur Interpreten sind das Rundfunkorchester wird s schon spielen konnen ist symptomatisch Schneider gelangt zu dem Fazit Das Festhalten vor allem in Musikkritik Feuilleton Rundfunk und Musikwissenschaft an der etablierten Kategorisierung nach E und U scheint fur eine perspektivenreiche Entwicklung der Musik die auf kulturelle Verstandigung statt Zersplitterung zielt hinderlich zu sein 46 Die aus Burundi stammende Philosophin Arlette Louise Ndakoze halt die Unterscheidung zwischen ernster und unterhaltsamer Musik wie sie in Deutschland praktiziert wird fur Unfug insbesondere die Ansicht dass U Musik weniger wertvoll sei Sie meint Waren wir bereit uns frei von Vorurteilen der Musik zu widmen wurden nicht nur musikalische sondern auch gesellschaftliche Schranken fallen 47 Noch scharfer formulierte es Hartmut Fladt Professor fur Musiktheorie an der Universitat der Kunste Berlin Die Kategorie Klassik ist genauso dumm und unzulanglich wie die Abrechnungskategorien der GEMA Ernste Musik und Unterhaltungsmusik Sogenannte E Musik ist mindestens genau sooft vollig unernst frohlich tanzerisch unterhaltsam wie die U Musik und die U Musik kann so ernst sein aber auch so langweilen dass samtlicher Unterhaltungsanspruch zum Teufel geht 48 2003 sollte dann diese Praxis vom Aufsichtsrat der GEMA aufgegeben werden nachdem in der Sparte Komponisten alle sechs Sitze durch Wahl an U Musiker gegangen waren Dies wurde jedoch nicht umgesetzt Inzwischen hat die Diskussion die Politik erreicht In Anbetracht der anhaltenden Corona Pandemie in deren Folge ausnahmslos alle Kulturschaffenden an der Ausubung ihres Berufes gehindert wurden forderte im Marz 2021 der Grunen Politiker Robert Habeck in der Zeitschrift Rolling Stone die Trennung von E und U Musik endlich zu beenden Es braucht massive offentliche Investitionen in die offentlichen Raume Mindestsicherheiten fur Kreative und eine gleichberechtigte Wertschatzung aller Kulturformen in der Forderung um damit die Unterscheidung zwischen E und U Musik aufzuheben 49 Musiksoziologie und Musikalische Asthetik BearbeitenDer kunstlerische Gehalt eines Kunstwerks wird in der Kunst oder Musikphilosophie oder der Asthetik untersucht Musik gehorte in der mittelalterlichen Philosophie und in der hoheren Schulbildung zum Quadrivium Es umfasste jedoch nur die hoch geschatzte theoretische Beschaftigung mit Musik wahrend die Praxis eher gering geschatzt wurde Dies anderte sich seit dem 16 und 17 Jahrhundert Diese Aufwertung der Praxis schlug sich dann in der Philosophie seit dem 18 Jahrhundert nieder die Enzyklopadisten massen auch der Musikausubung einige Bedeutung zu In Jean Jacques Rousseaus Philosophie sind Musikgenres eng mit Wertvorstellungen verbunden Im Kampf zwischen Musikgenres wie dem Buffonistenstreit druckten sich soziale Konflikte aus Zentral war die praktische Musik fur einige Philosophen des 19 und 20 Jahrhunderts etwa Arthur Schopenhauer Friedrich Nietzsche und Soren Kierkegaard Fur sie stellte sich die Frage wie die respektable von der weniger respektablen Musik zu unterscheiden sei 50 mit sehr unterschiedlich Antworten Der Komponist Philosoph und Soziologe Theodor W Adorno kritisiert die mit der Rede von E und U Musik mogliche Aufsplitterung der Musik in zwei Spharen da diese zugleich getrennt und verflochten seien 51 Er betont aus soziologischer Sicht die musikalische Funktion Er untersucht das Verhaltnis von Qualitat und Nachfrage von Gebrauchskontexten und unterscheidet Rezipienten der Musik die quasi den Status von Fachleuten haben und uber die Fahigkeit zu einem strukturellen Horen verfugen von Unterhaltungshorern 52 Diese unterschiedlichen Horertypen erlauben die Unterschiede der ernsten und unterhaltenden Sphare der Musik genauer zu begreifen 53 Vor dem Hintergrund der musiksoziologischen Erkenntnisse erweist sich die Unterscheidung als schwierig Einer aktuellen musikasthetischen Behandlung der Fragestellung zufolge ist letztlich alle Musik in der Lage die Erkenntniskrafte zu einem freien Spiel anzuregen Dabei ist festzuhalten dass sowohl die Erkenntniskrafte der Rezipienten als auch die Intensitat des evozierten Spiels stark differieren und ferner nicht Alles Jeden zu unterhalten vermag Auch der Begriff der Unterhaltung ist aus dieser Perspektive wenig geeignet Letztlich ist alle Musik wenn auch fur unterschiedliche Rezipienten in unterschiedlicher Weise unterhaltend 53 Siehe auch BearbeitenFunktionale Musik F Musik Leichte Muse Third StreamLiteratur BearbeitenAlbrecht Dumling Musik hat ihren Wert 100 Jahre musikalische Verwertungsgesellschaft in Deutschland ConBrio Regensburg 2003 ISBN 3 932581 58 X Erich Schulze Geschatzte und geschutzte Noten Zur Geschichte der Verwertungsgesellschaften VCH Weinheim 1995 ISBN 3 527 28738 8 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber E und U Musik im Katalog der Deutschen NationalbibliothekEinzelnachweise Bearbeiten Nachweis des Zitates Konzerte mit ernst zu wertender Musik siehe Reichsarbeitsblatt 1938 VI S 597 vgl Tarifordnung fur die deutschen Kulturorchester TO K 1 Ramona Fulfe Kulturmarketing Impulse fur eine zielgruppengerechte Ansprache im Bereich E Musik Diplomica Verlag 2011 S 6 In der aktuellen Musikwissenschaft wird die Definitions und Abgrenzungsproblematik betont denn es sei sehr schwierig Unterhaltungsmusik oder unterhaltende Musik prinzipiell zu bestimmen Andreas Ballstaedt Unterhaltungsmusik in MGG Sachteil IX S 1190 vgl Hans Jurgen Homann Der Kunstlermanagementvertrag Erscheinungsbild Vertragstypologie und rechtliche Untersuchung des Vertragsverhaltnisses zwischen Kunstler und Manager im Bereich der Musik Berlin 2013 S 17 Neben den notierten Musikwerken der europaischen Kunstmusik gibt es den Begriff der Klassischen Musik auch ausserhalb Europas wobei die aussereuropaische Musik zum Teil von einem ganz anderen beispielsweise schriftlosen musikalischen Kunstbegriff ausgeht der dem im Abendland entstandenen verschriftlichten Opusbegriff entgegensteht Die bei der GEMA als E Musik eingestufte elektroakustische Musik der 1950er Jahre wird beispielsweise auf dem Musikmarkt nicht der Klassischen Musik zugeordnet Vielmehr ist auf dem Musikmarkt eine Wellness Definition von Klassischer Musik gebrauchlich die elektroakustische Musik von Stockhausen oder Ligeti ausschliesst Verdi Bach Haydn oder Mozart Klassische Musik fur entspannte Stunden Saturnwerbung zur Klassischen Musik Im Verteilungsplan der GEMA wird beispielsweise in Abschnitt XI 2 zeitgenossischer Jazz von kunstlerischer Bedeutung und mit Konzertcharakter ausgenommen Standardwerke von der GEMA als U Musik eingestuft Die nach dem Muster der Klassischen Musik produzierten und vermarkteten Werke werden als Klassische Musik empfunden gelten aber dennoch bei den Verwertungsgesellschaften als U Musik Dazu gehoren beispielsweise Muzak artige Beschallung von Weihnachtsmarkten mit klassischen Weihnachtsliedern oder klassische Hintergrundmusik in Hotelzimmern der Luxusklasse MGG S 1193 PDF vgl Irmgard Keldany Mohr Unterhaltungsmusik als soziokulturelles Phanomen des 19 Jahrhunderts Untersuchung uber den Einfluss der musikalischen Offentlichkeit auf die Herausbildung eines neuen Musiktypes Regensburg 1977 sowie Martin Thrun Erfreuen ohne zu storen Populare Garten und Saalkonzerte In Nils Grosch Tobias Widmaier Hrsg Populare Musik in der urbanen Klanglandschaft Kulturgeschichtliche Perspektiven Munster New York 2014 S 9 46 Norbert Linke Recherchen und Funde Einige Anmerkungen zur Notwendigkeit Original Materialien zu sichten und auszuwerten In Die Fledermaus Wiener Institut fur Strauss Forschung Mitteilungen 7 8 1994 Verlag Hans Schneider Tutzing ISBN 3 7952 0770 3 S 49 und mit Zitierung des Textes genauer Fussnote 72 S 52 Arthur Schopenhauer Die Welt als Wille und Vorstellung 3 Auflage Leipzig 1859 S 312 Imgleichen ist der ihr wesentliche Ernst welcher das Lacherliche aus ihrem unmittelbar eigenen Gebiet ganz ausschliesst daraus zu erklaren dass ihr Objekt nicht die Vorstellung ist in Hinsicht auf welche Tauschung und Lacherlichkeit allein moglich sind sondern ihr Objekt unmittelbar der Wille ist und dieser wesentlich das Allerernsteste als wovon Alles abhangt Karl Stabenow Hrsg Arthur Schopenhauer Schriften uber Musik Regensburg 1922 S 130 Vgl Stabenow 1922 S 119 a b c Dumling Musik hat ihren Wert 2003 op cit S 71 Dumling Musik hat ihren Wert 2003 op cit S 81 ff Manuela M Schmidt Die Anfange der musikalischen Tantiemenbewegung in Deutschland Eine Studie uber den langen Weg bis zur Errichtung der Genossenschaft Deutscher Tonsetzer GDT im Jahre 1903 und zum Wirken des Komponisten Richard Strauss 1864 1949 fur Verbesserungen des Urheberrechts Duncker amp Humblot Berlin 2005 ISBN 3 428 11650 X S 442 Zur E U Kontroverse Albrecht Dumling dass die Statuten der Stagma dringend zeitgemasser Revision bedurfen Richard Strauss und das musikalische Urheberrecht 1933 1934 in Sebastian Bolz Adrian Kech und Hartmut Schick Hrsg Richard Strauss Der Komponist und sein Werk Uberlieferung Interpretation Rezeption Bericht uber das internationale Symposium zum 150 Geburtstag Munchen 26 28 Juni 2014 Allitera Munchen 2017 ISBN 978 3 86906 990 6 S 73 108 urn nbn de bvb 19 epub 40081 9 hier S 73 Siehe die verteilungsbezogenen Bestimmungen in der Satzung abgedruckt bei Schulze Geschatzte und geschutzte Noten 1995 op cit S 24 f Albrecht Dumling dass die Statuten der Stagma dringend zeitgemasser Revision bedurfen Richard Strauss und das musikalische Urheberrecht 1933 1934 in Sebastian Bolz Adrian Kech und Hartmut Schick Hrsg Richard Strauss Der Komponist und sein Werk Uberlieferung Interpretation Rezeption Bericht uber das internationale Symposium zum 150 Geburtstag Munchen 26 28 Juni 2014 Allitera Munchen 2017 ISBN 978 3 86906 990 6 S 73 108 urn nbn de bvb 19 epub 40081 9 hier S 73 f Klauer Die Vermittlung von Musikauffuhrungsrechten nach dem Gesetz vom 4 Juli 1933 in Archiv fur Urheber Film und Theaterrecht Bd 6 Nr 4 1933 S 291 298 hier S 292 a b Ernste Musik ARD Mathias Spohr Hrsg Geschichte und Medien der gehobenen Unterhaltungsmusik Chronos Zurich 1999 ISBN 3 905313 39 1 Nina Okrassa Peter Raabe Dirigent Musikschriftsteller und Prasident der Reichsmusikkammer 1842 1945 Bohlau Verlag 2004 S 15 Peter Raabe Stadtverwaltung und Chorgesang Rede bei einem Chorkongress in Essen 1928 In Peter Raabe Kulturwille im deutschen Musikleben Kulturpolitische Reden und Aufsatze Regensburg 1936 S 38 Tarifordnung fur die deutschen Kulturorchester vom 30 Marz 1938 bzw Tarifvertrag fur Musiker in Kulturorchestern vom 31 Oktober 2009 1 Vgl Lutz Felbick Das hohe Kulturgut deutscher Musik und das Entartete uber die Problematik des Kulturorchester Begriffs In Zeitschrift fur Kulturmanagement 2 2015 S 85 115 online Vgl Dumling Musik hat ihren Wert 2003 op cit S 203 Dumling Musik hat ihren Wert 2003 op cit S 222 Vgl Dumling Musik hat ihren Wert 2003 op cit S 221 ff Dumling Musik hat ihren Wert 2003 op cit S 224 Dumling Musik hat ihren Wert 2003 op cit S 225 Dumling Musik hat ihren Wert 2003 op cit S 224 f Schulze Geschatzte und geschutzte Noten 1995 op cit S 369 Schulze Geschatzte und geschutzte Noten 1995 op cit S 369 f Schulze Geschatzte und geschutzte Noten 1995 op cit S 370 ff Schulze Geschatzte und geschutzte Noten 1995 op cit S 372 60 ff GEMA Verteilungsplan i d F vom 23 24 Mai 2017 Riemer in Heker Riesenhuber Recht und Praxis der GEMA Handbuch und Kommentar 3 Aufl De Gruyter Berlin 2018 ISBN 978 3 11 037249 6 Kap 8 Rn 241 Frieder W Bergner Das U und das E in der Musik http www akm at mitglieder abrechnung abrechnungssparten abgerufen am 25 Feb 2017 Mandy Risch Kerst Andreas Kerst Eventrecht kompakt 2009 S 293 Alfred Meyer Weder E noch U die Praxis der SUISA In Mathias Spohr Hrsg Geschichte und Medien der gehobenen Unterhaltungsmusik Chronos Zurich 1999 S 173 176 GEMA verleiht Ehrennadel an Ralph Siegel Prof Bernd Wefelmeyer und Jack White Pressemitteilung der GEMA 11 Mai 2015 Frieder W Bergner Das U und das E in der Musik in Glarean Magazin 10 August 2007 online Markus Kilian Sitzen Chormusikwerke in U Haft in Neue Musikzeitung Jg 67 Heft 11 2018 online Moritz Eggert Schuler fragen nach U und E in Neue Musikzeitung 13 April 2021 online Paul W Hertin Die Subventionierung der E Musik durch Einkunfte aus anderen Sparten der Musikverwertung Das GEMA Verteilungssystem auf dem Prufstand in Gewerblicher Rechtsschutz und Urheberrecht Jg 115 Nr 5 2013 S 469 476 Abstract Alexander Strauch Vom Winde verweht droht das Ende der E Musik in Neue Musikzeitung 26 Januar 2014 online Prof Dr Enjott Schneider tritt nach 17 Jahren aus dem Aufsichtsrat der GEMA zuruck Nachfolgerin ist Michelle Leonard Pressemitteilung der GEMA 14 Juli 2020 Enjott Schneider Jenseits des Etablierten Neue Perspektiven fur die Musik im beginnenden Jahrhundert in Brucken in die Zukunft Museen Musik und darstellende Kunste im 21 Jahrhundert Sinclair Haus Gesprache Bad Homburg vor der Hohe Band 18 Freiburg im Breisgau Herder 2002 S 45 56 online Arlette Louise Ndakoze Streit um E und U Musik Klassik ist nicht zwangslaufig Kunst in Deutschlandfunk Kultur 19 Dezember 2014 Hartmut Fladt Der Musikversteher Was wir fuhlen Wenn wir horen Berlin Aufbau Verlag 2 Aufl 2012 S 89f Torsten Gross Grunen Chef Robert Habeck Trennung zwischen E und U Musik muss fallen in Rolling Stone 2 Marz 2021 vgl auch Bernd Sponheuer Musik als Kunst und Nicht Kunst Untersuchungen zur Dichotomie von hoher und niederer Musik im musikasthetischen Denken zwischen Kant und Hanslick Kassel 1987 S 130 Theodor W Adorno Dissonanzen Einleitung in die Musiksoziologie Gesammelte Schriften Bd 14 Frankfurt am Main 1977 S 199 Theodor W Adorno Dissonanzen Einleitung in die Musiksoziologie Gesammelte Schriften Bd 14 Frankfurt am Main 1977 S 182 a b Veit Justus Rollmann Ist die innermusikalische Differenzierung zwischen U nterhaltungs und E rnster Musik aus der Perspektive philosophischer Musik Asthetik haltbar Vortrag auf dem 21 Deutschen Kongress fur Philosophie 2008Normdaten Sachbegriff GND 4061916 3 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title E und U Musik amp oldid 232533396 U Musik