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Die Haldensteinhohle fruher Urspringer Hohle ist eine am westlichen Ortsrand von Urspring in Baden Wurttemberg gelegene teilweise eingesturzte Kluftfugenhohle HaldensteinhohleLage Urspring Alb Donau Kreis Baden Wurttemberg DeutschlandHohe 570 m u NHNGeographischeLage 48 32 52 3 N 9 53 30 4 O 48 547861111111 9 8917777777778 570 Koordinaten 48 32 52 3 N 9 53 30 4 OHaldensteinhohle Baden Wurttemberg Katasternummer 7425 01aGeologie Weisser Jura d MassenkalkTyp Kluftenhohle teilweise eingesturztBeleuchtung keineGesamtlange 68 m Inhaltsverzeichnis 1 Geographische Lage 2 Topographie 3 Forschungsgeschichte 4 Literatur 5 Anmerkungen 6 EinzelnachweiseGeographische Lage BearbeitenDie Hohle liegt im Fuss eines als Haldensteinfels bekannten Weissjura Felsens am westlichen Hang uber Urspring etwa 20 m uber und rund 90 Meter sudwestlich des Lonequelltopfs Die beiden Hohleneingange befinden sich auf 570 m u NHN Topographie BearbeitenDer Eingangsbereich mit einer 6 5 auf 4 m messenden Grundflache ist seit dem Einsturz der Hohlendecke im spaten Mittelalter 1 nur noch von aufragenden ausgebauchten Felswanden begrenzt Von Norden ist der Zugang ebenerdig uber eine Kluft angelegt ihm gegenuber erfolgt der Einstieg uber Stufen und eine Stutzmauer durch einen grossen Felsausbruch Im Boden des hufeisenformigen Eingangskessels befindet sich ein mit Lehm verfullter Hohlenschacht der wahrscheinlich eine Verbindung zum Lonequelletopf darstellt Man geht davon aus dass die Lone ursprunglich dem Haldensteinfels entsprang und der Quellaustritt mit zunehmender Verkarstung bis auf das heutige Niveau absank Zum Felsmassiv hin sind zwei Hohlengange ausgebildet die durch ihre hohe schmale Form mit glatten Wanden und vereinzelten Auskolkungen die Haldensteinhohle als typische Klufthohle auszeichnen Der rechte Gang ist 4 m lang und zuganglich der linke Hauptgang ist durch ein Gitter verschlossen Er steigt zunachst uber eine Lange von 6 m steil an und mundet in einen runden Schachtkessel der sich auf einer Lange von 2 m absenkt Uber einen senkrechten Schlupf gelangt man in einen 9 m langen hangwartigen Gang der an seinem Ende mit Lehm verfullt ist Folgt man durch den Schachtkessel weiter dem Hauptgang gelangt man uber eine quer angelegte Kluft nach links in eine S formige Biegung die in einen weiteren Hohlenraum fuhrt Zwischen 1977 und 1979 wurde die Haldensteinhohle von Mitgliedern der Hohlenforschungsgruppe Kirchheim vermessen und kartiert die Lange der Hohlengange ist mit 68 m angegeben die Hohendifferenz betragt 9 m 2 Forschungsgeschichte Bearbeiten nbsp Am Fels uber dem Hohleneingang angebrachte Steintafel mit der Inschrift Urspringer HohleRastplatz der EiszeitjagerSS Grabung 1936Ausgraber G RiekIn einer der ersten SS Grabungen die in der Zeit des Nationalsozialismus von der Forschungsgemeinschaft Deutsches Ahnenerbe durchgefuhrt wurden wurde die Haldensteinhohle im Sommer 1936 unter der Leitung von Gustav Riek ausgegraben 3 4 Anm 1 Das geringe archaologische Inventar und fehlende Feuerindikatoren lassen darauf schliessen dass die Haldensteinhohle aufgrund ihrer geringen Grosse nur selten und fur kurze Zeit besiedelt war Riek vermutete die Hauptsiedlungszone im Bereich des Hohlenvorplatzes der bereits 1865 beim Errichten einer Stutzmauer am Sudeingang der Hohle abgetragen worden war Er dokumentierte in der bis zu 7 5 m starken Hohlenverfullung zehn Straten die vom Spatmittelalter uber mehrere fundleere Schichten bis in das spate Jung und Mittelpalaolithikum datierten 1 Der magdalenienzeitliche Horizont VI enthielt nur wenige Klingen aus Jaspis sowie eine menschliche Speiche und Kniescheibe 5 An Faunaresten konnten Wollnashorn Ren sowie Rot und Damhirsch nachgewiesen werden nbsp Die kleinere der beiden Blattspitzen aus Schicht VIIIDie beiden in Horizont VIII gefundenen und ausserst sorgfaltig ausgearbeiteten Blattspitzen aus Bohnerzjaspis stellen eine Besonderheit dar da sie als die bislang sudwestlichsten Nachweise der Blattspitzen Gruppe gelten 6 Aus derselben Schicht stammt eine grosse rund 13 cm lange Klinge Neben Wollhaarmammut Wollnashorn Pferd Ren und Hohlenbar fanden sich hier auch Knochen von Fleischfressern wie Hohlenhyane und Wolf Stratigraphie 1 Schicht Dicke in cm Beschreibung Funde ZeitstellungI 385 Grosse Weissjurablocke der eingesturzten Hohlendecke SpatmittelalterII 30 Steiniger humoser Boden Nicht naher definierte Einschlusse SpatmittelalterIII 45 Humoser Boden mit wenigen Kalksteinsplittern IV 12 Verbraunungsschicht degradierter humoser Boden V 15 Mittelgrosser bis grosser Kalkschutt teilweise Lehm VI 55 Vertikal aufgelockerte Fundstreuung Wenige Klingen eine menschliche Speiche und Kniescheibe Reste von Wollnashorn Ren Rothirsch Damhirsch MagdalenienVII 7 Mittelgrosser bis grosser Kalkschutt teilweise Lehm VIII 23 Fein gesplitterter Kalkschutt mit lossreicher Verfullung Zwei Blattspitzen eine grosse Klinge Reste von Wollhaarmammut Wollnashorn Pferd Ren Hohlenbar Hohlenhyane Wolf Blattspitzen GruppeIX 12 Braunschwarze linsenformigen Ablagerungen mit wenig Kalkschutt Zwei atypische Steinartefakte ein Knochenpfriem zahlreiche Reste von Kroten und Froschen X 165 Zumeist ockergelber rotschlieriger Lehm in enger Spalte nicht vollstandig ergraben Literatur BearbeitenNicholas J Conard Michael Bolus Ewa Dutkiewicz Sibylle Wolf Eiszeitarchaologie auf der Schwabischen Alb Kerns Verlag Tubingen 2015 ISBN 978 3 935751 24 7 S 161 163 Hans Binder Herbert Jantschke Hohlenfuhrer Schwabische Alb DRW Verlag Leinfelden Echterdingen 2003 ISBN 3 87181 485 7 S 155 166 Sigrid Clarke Susanne Haas Campen Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland Bd 33 Ulm und der Alb Donau Kreis Theiss Verlag Stuttgart 1997 ISBN 3 8062 1219 8 S 157 159 Hans Binder Herbert Jantschke Peter Heinzelmann Karl Heinz Pfeffer Karst und Hohle 1993 Karstlandschaft Schwabische Ostalb Verband der deutschen Hohlen und Karstforscher e V Munchen 1993 ISSN 0342 2062 S 191 192 Joachim Hahn Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Baden Wurttemberg Eiszeithohlen im Lonetal Konrad Theiss Verlag Stuttgart 1985 S 49 52 Fritz Weidenbach Jahreshefte fur Karst und Hohlenkunde Karst und Hohlen im Gebiet der Brenz und Lone Schwabische Alb Verband der deutschen Hohlen und Karstforscher e V Munchen 1960 S 58 61 Anmerkungen Bearbeiten In popularwissenschaftlichen Publikationen wird haufig 1938 als Grabungsjahr angegeben Die Ausgrabung fand jedoch bereits 1936 statt In den Jahren 1937 38 war Riek vollumfanglich in das Grossprojekt Hohmichele eingebunden Einzelnachweise Bearbeiten a b c Gustav Riek Haldensteinhohle In Jahreshefte fur Karst und Hohlenkunde 1960 Verband der deutschen Hohlen und Karstforscher e V Munchen Munchen 1960 S 58 61 Hans Binder Herbert Jantschke Peter Heinzelmann Karl Heinz Pfeffer Karst und Hohle 1993 Karstlandschaft Schwabische Ostalb Verband der deutschen Hohlen und Karstforscher e V Munchen Munchen 1993 S 191 192 Hansjurgen Muller Beck Lon e talforschung 1931 1941 In Mitteilungen der Gesellschaft fur Urgeschichte Band 19 Blaubeuren 2010 S 131 155 Michael Strobel Das Urgeschichtliche Institut der Universitat Tubingen zwischen 1933 und 1945 In Die Universitat Tubingen im Nationalsozialismus Franz Steiner Verlag Stuttgart 2010 S 340 Sigrid Clarke Susanne Haas Campen Fuhrer zu archaologischen Denkmalern in Deutschland Bd 33 Ulm und der Alb Donau Kreis Theiss Stuttgart 1997 S 157 159 Michael Bolus Oliver Ruck Eine Blattspitze aus Wittislingen Lkr Dillingen a d Donau In Archaologisches Korrespondenzblatt Heft 2 2000 Verlag des Romisch Germanischen Zentralmuseums Mainz 2000 S 164 172 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Haldensteinhohle amp oldid 234267889