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Gustav Regler 25 Mai 1898 in Merzig 14 Januar 1963 in Neu Delhi war ein deutscher Schriftsteller und Journalist Als Kommunist emigrierte er 1933 aus Deutschland Seine Bucher Im Kreuzfeuer uber den Einsatz fur den Status quo im Rahmen der Saarabstimmung 1935 Das grosse Beispiel uber den Kampf der Internationalen Brigaden im Spanischen Burgerkrieg und Das Ohr des Malchus als autobiografischer Bericht uber seine Lebensstationen sowie seine etappenweise erfolgende Abkehr vom Stalinismus schildern einerseits wichtige Phasen des antifaschistischen Engagements in den dreissiger Jahren andererseits aber auch die zunehmende Abkehr vom stalinistischen System in der Sowjetunion wie sie fur viele Linke typisch war Gustav Regler 1944 Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Rezeption 3 Werke 4 Briefe 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGustav Regler wurde als Sohn eines Buchhandlers geboren Am Ersten Weltkrieg nahm er als Soldat teil An der Westfront in Frankreich wurde er verwundet und gasvergiftet In den Nachkriegsjahren studierte er in Munchen und Heidelberg Philosophie Franzosisch und Geschichte 1922 wurde Regler zum Dr phil mit der Dissertation Die Ironie im Werk Goethes promoviert Im gleichen Jahr heiratete er Charlotte Dietze die Tochter eines Textilunternehmers in dessen Konzern in Leipzig und Berlin er kurzfristig auch tatig war Im darauffolgenden Jahr kam der gemeinsame Sohn Dieter zur Welt gest 1941 1927 wurde die Ehe geschieden Mitte der 1920er verlegte Regler seinen Wohnsitz nach Nurnberg wo er als Redakteur bei der Nurnberg Further Morgenpresse arbeitete 1928 erschien sein Erstlingswerk Zug der Hirten das von der Kritik beifallig aufgenommen wurde Bei einem zufalligen Besuch in Worpswede lernte Regler 1928 die Goldschmiedin und Grafikerin Marie Luise genannt Mieke Vogeler 1901 1945 1 kennen die alteste Tochter des Malers Heinrich Vogeler deren sozialistisches Engagement ihn beeinflusste 1929 ubersiedelten beide nach Berlin in den Roten Block am Laubenheimer Platz einen Wohnbezirk linker Kunstler 1929 erfolgte der Eintritt in die KPD Es gibt keine komplizierte etwa ideologische Erklarung meines Beitritts zur Kommunistischen Partei Alle Sicht wurde vereinfacht zu dem Satz So kann es nicht weitergehen Nach dem Reichstagsbrand 1933 floh Regler als Staatsfeind Nr 19 2 vor der Gestapo uber Worpswede und das Saarland nach Paris Dort beteiligte er sich in Munzenbergs Stab am Braunbuch uber Reichstagsbrand und Hitler Terror Sein kirchenkritischer Roman Der verlorene Sohn wurde im Querido Verlag in Amsterdam verlegt einem fur die gesamte Exilliteratur zunehmend wichtigen Verlag 1934 verfasste er im Parteiauftrag den linientreuen politischen Agitationsroman Im Kreuzfeuer den aber die tatsachlichen Ereignisse im Saargebiet uberholten Im Abstimmungskampf an der Saar fur den Status quo mit der Devise Fur Deutschland gegen Hitler musste er dann trotz grossem personlichen Engagement die bittere Abstimmungsniederlage am 13 Januar 1935 miterleben uber 90 der Saarlander stimmten fur einen Anschluss an das Deutsche Reich noch in der gleichen Nacht fluchtete er uber die franzosische Grenze Seit dem 3 November 1934 stand Gustav Regler auf der dritten Ausburgerungsliste des Deutschen Reichs nbsp Gustav Regler rechts mit Ernest Hemingway Mitte und Ilja Ehrenburg wahrend des Spanischen BurgerkriegesEs folgten mehrere Besuche in der Sowjetunion Gustav Regler war laut Oskar Maria Graf ein kommunistischer Musterschuler 3 Klaus Mann beschrieb ihn als derartig kommunistisch dass einem vor so viel militantem Glaubenseifer etwas angstlich zumute wird 4 Ab 1936 entwickelte sich bei Regler eine immer grossere Skepsis gegenuber der Kommunistischen Partei sowjetischer Pragung die schliesslich beim Abschluss des Hitler Stalin Paktes 1939 zur Loslosung und offiziell 1942 zum Parteiaustritt fuhrte Sein Bundschuh Roman von 1936 Die Saat forderte als historische Parabel Bauernkriegsroman mit Bauernfuhrer und Sozialrebell Joss Fritz als tragende Figur zum antifaschistischen Kampf auf Als Mitglied der Internationalen Brigaden nahm Gustav Regler wie viele andere republikanisch oder links eingestellte Schriftsteller als Freiwilliger am Spanischen Burgerkrieg teil Er wurde Politischer Kommissar der XII Brigade beteiligte sich aktiv an den Kampfen und wurde 1937 bei Huesca schwer verwundet Seine Tagebuchaufzeichnungen sind die Basis fur seinen Roman uber den Spanischen Burgerkrieg der 1940 in der englischen Fassung The Great Crusade erschien mit einem Vorwort seines Freundes Ernest Hemingway 5 Regler gab Hemingway jene Informationen die dieser spater in Wem die Stunde schlagt verarbeitete 6 Unmittelbar nach seiner Genesung begab er sich auf eine Spendensammelreise fur den Sanitatsdienst der Republikanischen Armee durch die USA Bei Kriegsausbruch 1939 wurde Regler in Frankreich im Pyrenaenlager Le Vernet interniert Auf Intervention prominenter Fursprecher wie Eleanor Roosevelt und Ernest Hemingway wurde er entlassen und emigrierte 1940 mit seiner Frau Marie Luise Vogeler uber die USA nach Mexiko 7 Hier wohnte er in der Nahe der Schriftstellerin Lenka Reinerova Aufgrund seiner zunehmend distanzierten Haltung zur Politik der Sowjetunion geriet er mehr und mehr in Konflikte Angriffe und Verleumdungen seiner fruheren Freunde wie Egon Erwin Kisch 8 und Ernst Bloch liessen ihn nicht zur Ruhe kommen Auch Reinerova unterhielt ein keinesfalls konfliktfreies Verhaltnis zu Regler Als sich Regler unter anderem wegen des Hitler Stalin Paktes immer mehr von der Sowjetunion distanzierte kam es zum Bruch Aus der heutigen Sicht ist das schwer zu verstehen aber damals galt eine solche Distanzierung geradezu als Verrat sagte Lenka Reinerova einmal Wahrend des Krieges sei die Parole gewesen Zusammenhalten Als dann Reglers Frau Mieke starb die wir naturlich gut kannten haben wir ihm nicht einmal ein Beileidsschreiben geschickt bedauerte sie spater 9 Die langjahrige Krebserkrankung seiner Frau und ihr Ableben am 21 September 1945 in Coyoacan beeintrachtigte Regler ebenfalls in seinem literarischen Schaffensprozess Fur seine Lyrikbande fand er keinen Verlag sodass sie als Privatdrucke erschienen Die Faszination fur die kulturelle und historische Vielfalt seiner neuen Heimat schlug sich in seinen Publikationen Vulkanisches Land und Amimitl nieder 1946 ging er seine dritte Ehe mit der US Amerikanerin Margret Peggy Paul ein Sein 1948 bei der Buchergilde Gutenberg erschienener Heimkehrerroman Sterne der Dammerung bezeugt Reglers eigene Existenzsituation bezuglich politischer Einsichten und eine gewisse Resignation Sein erster Besuch im Nachkriegsdeutschland erfolgte 1949 Ab 1952 hielt sich Regler zunehmend regelmassig wieder in Europa auf Er reiste viel arbeitete an diversen literarischen Projekten hielt Vortrage im Rundfunk drehte Filme 1955 kam sein Renaissance Roman Aretino heraus ein kulturhistorisches Portrat Pietro Aretinos des beruhmten Schriftstellers und Freundes von Tizian Zu seinem letzten Hauptwerk wurde 1958 die Autobiografie Das Ohr des Malchus 1960 wurde Regler der 1 Kunstpreis des Saarlandes Literatur zugesprochen 1963 starb Gustav Regler auf einer Studienreise in Neu Delhi Indien Seine Grabstatte befindet sich in seinem Geburtsort Merzig Saar Rezeption Bearbeiten nbsp Gedenkstein in Merzig nbsp Gustav Regler Platz in SaarbruckenAls Autor einiger wichtiger Schlusselromane der westeuropaischen Linken der 1930er und 1940er gilt Gustav Regler bis heute als ebenso wichtiger wie authentischer Zeitzeuge Sein literarisches Œuvre umfasst mehr als ein Dutzend Titel politische und historische Romane journalistische Arbeiten eine Kunstmonografie und eine autobiografische Lebensgeschichte Ausser unter seinem echten Namen veroffentlichte Gustav Regler auch unter den Pseudonymen Thomas Michael Thomas Michel und Gustav Saarlander Als wichtiger Zeitzeuge empfahl er sich unter anderem aufgrund der zahlreichen Personlichkeiten die seinen Lebensweg gekreuzt haben darunter Ernest Hemingway Klaus Mann Anna Seghers Andre Malraux Andre Gide Maxim Gorki Wolfgang Paalen und Ilja Ehrenburg Im Saarland erinnern einige Gedenksteine Platze und Denkmaler an Gustav Regler darunter Gedenksteine auf dem Gustav Regler Platz in Merzig und im Saarbrucker Stadtteil St Johann Die saarlandische Stadt Neunkirchen hat eine Strasse nach ihm benannt Die von der Stadt Merzig und dem Saarlandischen Rundfunk ausgelobten Gustav Regler Preise werden seit 1999 alle drei Jahre vergeben 1978 wurde die Arbeitsstelle fur Gustav Regler Forschung an der Universitat des Saarlandes gegrundet seit 1996 integriert in das neu gegrundete Literaturarchiv Saar Lor Lux Elsass Daruber hinaus existiert seit 1975 ein privat unterhaltenes Gustav Regler Archiv gefuhrt von Annemay Regler Repplinger der Nichte des Schriftstellers 1994 erschien der erste Band der Gustav Regler Werkausgabe im Frankfurter Stroemfeld Verlag Von dieser auf 15 Bande angelegten Edition sind mittlerweile 12 Bande erschienen Angelehnt an Reglers Autobiographie Das Ohr des Malchus entstand 1995 der Spielfilm Brennendes Herz Tagebuch einer Flucht Regie Peter Patzak im Auftrag des Saarlandischen Rundfunks 10 Ausserdem beschaftigen sich zwei Dokumentarfilme ebenfalls im Auftrag des Saarlandischen Rundfunks mit Regler 1972 Merzig Moskau Mexiko Regie Georg Bense und Gunther Halkenhauser und 2011 Den Himmel auf Erden suchen Gustav Reglers zweite Heimat Mexiko Regie Boris Penth 11 Werke Bearbeiten nbsp Der verlorene Sohn 1933 beim Querido Verlag AmsterdamDie Ironie im Werk Goethes 1923 Zug der Hirten 1928 Die Sohne aber gehen zu den Knechten 1929 Hahnenkampf Abenteuer eines franzosischen Madchens 1931 Union der festen Hand Roman einer Entwicklung Ernst Rowohlt Verlag Berlin 1931 Wasser Brot und blaue Bohnen 1932 Der verlorene Sohn 1933 Im Kreuzfeuer Ein Saar Roman 1934 Die Saat Roman aus den deutschen Bauernkriegen 1936 Das grosse Beispiel Roman einer internationalen Brigade The Great Crusade 1940 ins Englische ubersetzt von Whittaker Chambers mit einer Einleitung von Ernest Hemingway Erschienen auf Deutsch 1976 The Bottomless Pit Der Brunnen des Abgrunds 1943 Wolfgang Paalen Kunstlermonographie 1944 Amimitl oder Die Geburt eines Schrecklichen 1947 Vulkanisches Land Ein Buch von vielen Festen und mehr Widerspruchen 1947 Der Turm und andere Gedichte 1951 Verwunschenes Land Mexiko 1954 Aretino Freund der Frauen Feind der Fursten 1955 Das Ohr des Malchus Eine Lebensgeschichte 1958 Juanita Roman aus dem Spanischen Burgerkrieg Buchergilde Gutenberg Frankfurt am Main 1986 ISBN 978 3 7632 3228 4 Briefe BearbeitenBriefe an Klaus Mann Mit einem Briefentwurf von Klaus Mann In Sinn und Form 2 2011 S 149 176 anschliessend Ralph Schock Am besten gefiel mir wieder Regler Gustav Regler und Klaus Mann In Sinn und Form 2 2011 S 177 183 Literatur BearbeitenAlfred Diwersy Gustav Regler Bilder und Dokumente Saarbrucker Druckerei und Verlag Saarbrucken 1983 Hermann Gatje Leben und Leben schreiben Gustavs Reglers autobiographische Schriften Entstehungsprozess Fassungen Gattungsdiskurse Rohrig Universitatsverlag St Ingbert 2013 ISBN 978 3 86110 524 4 zugleich Dissertation Universitat Saarbrucken 2012 Max Hewer Von der Saar zum Ebro Saarlander als Freiwillige im Spanischen Burgerkrieg 1936 1939 2 korr Auflage Blattlausverlag Saarbrucken 2016 ISBN 978 3 945996 08 9 Ralph Schock Gustav Regler Literatur und Politik 1933 1940 R G Fischer Frankfurt 1984 Gunter Scholdt Gustav Regler Odysseus im Labyrinth der Ideologien Rohrig Universitatsverlag St Ingbert 1998 Gunter Scholdt Gustav Regler Ein saarlandischer Weltburger Katalog zur Ausstellung Grusswort Oskar Lafontaine Joachim Hempel Verlag Lebach 1988 Gunter Scholdt Regler Gustav In Neue Deutsche Biographie NDB Band 21 Duncker amp Humblot Berlin 2003 ISBN 3 428 11202 4 S 272 f Digitalisat Regler Gustav In Hermann Weber Andreas Herbst Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 2 uberarb und stark erw Aufl Dietz Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Regler Gustav In Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg International Biographical Dictionary of Central European Emigres 1933 1945 Band 2 2 Munchen Saur 1983 S 947f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gustav Regler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Gustav Regler im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Literatur von und uber Gustav Regler in der Saarlandischen Bibliographie Gustav Regler Archiv der Familie Regler Regler Gustav in der Datenbank Saarland Biografien Gustav Regler Archiv im Saarlandlexikon Memento vom 12 Februar 2013 im Webarchiv archive today Marcus Patka Chronik der kulturellen und politischen Veranstaltungen im mexikanischen Exil organisiert von verschiedenen Organisationen 1937 1949 Regler in Mexiko durchsuchbar 2 Eintrage Christoph Vormweg 14 01 1963 Todestag von Gustav Regler Im WDR ZeitZeichen vom 14 Januar 2013 Podcast Interview Gustav Regler Video Stream In SR Abendschau Saarlandischer Rundfunk 13 September 1960 abgerufen am 24 Oktober 2021 Einzelnachweise Bearbeiten Marie Luise Vogeler 1901 1945 abgerufen am 13 Oktober 2022 Gustav Regler Die Saat Querido Verlag N V Amsterdam 1936 Neuausgabe 1975 Buchergilde Gutenburg Frankfurt am Main Wien Zurich 1975 ISBN 3 7632 1857 2 hier Klappentext Oskar Maria Graf Reise in die Sowjetunion 1934 1974 aus dem Nachlass veroffentlicht S 31 Klaus Mann Der Wendepunkt Ein Lebensbericht Frankfurt M Hamburg 1963 S 284 Jobst C Knigge Hemingway und die Deutschen Hamburg 2009 S 42 48 Fritz J Raddatz Herzasthma des Exils Die Zeit vom 3 Februar 1995 Literatur S 53 Georg Pichler Das Exil umschloss uns bruderlich Gustav Reglers Verwunschenes Land Mexiko als Spiegel des Exils In Werner Altmann Ursula Vences Hrsg Por Espana y el mundo hispanico Festschrift fur Walther L Bernecker edition tranvia Berlin 2007 ISBN 3 925867 47 3 S 465 485 Christian Buckard Egon Erwin Kisch Die Weltgeschichte des rasenden Reporters Berlin Verlag Berlin 2023 ISBN 978 3 8270 14498 S 311ff Zitate aus Jung Wolfgang Nachruf auf Lenka Reinerova In Saarbrucker Zeitung Lokalteil fur Merzig Wadern 5 Juli 2008 Brennendes Herz In filmportal de Archiviert vom Original am 28 April 2016 abgerufen am 25 Dezember 2020 Webseite von Boris PenthNormdaten Person GND 118599011 lobid OGND AKS LCCN n50047397 NDL 001220428 VIAF 51814851 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Regler GustavALTERNATIVNAMEN Michael Thomas Pseudonym Michel Thomas Pseudonym Saarlander Gustav Pseudonym KURZBESCHREIBUNG deutscher SchriftstellerGEBURTSDATUM 25 Mai 1898GEBURTSORT MerzigSTERBEDATUM 14 Januar 1963STERBEORT Neu Delhi Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gustav Regler amp oldid 237446222