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Guffa arabisch Plural guffat auch quffa Plural quffat war ein traditionelles meist aus Schilf geflochtenes rundes Korbboot Coracle das auf dem Euphrat und Tigris im Irak bis in die 1970er Jahre 1 eingesetzt wurde Guffa auf dem Tigris in Bagdad 1914 Inhaltsverzeichnis 1 Name 2 Geschichte 3 Bauweise 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseName BearbeitenDer arabische Name bedeutet Korb Er leitet sich vermutlich vom akkadischen Wort quppu m aus einer gemeinsemitischen Wurzel fur beugen gebogen sein her Er bezeichnet dort ein meist aus Weiden oder Holz hergestelltes Behaltnis zur Aufbewahrung von Haushaltsgegenstanden aber auch von Getreide oder Silber Das Wort ist wahrscheinlich verwandt auch mit akkadisch huppu fur Korbe bzw runde Behaltnisse aus Weiden wie in sumerisch ib4 runde Vertiefung mit LAGABxU Zeichen Es findet sich als wahrscheinliches Lehnwort im lateinischen und griechischen Wort cophinus cophinos fur Korb oder Tragkorb aus dem deutsch Koffer wurde und franzosisch coffre uber das vermittelnde guffa als Arabismus Nach anderer Ansicht geht arabisch guffa auf die lateinische oder griechische Form zuruck 2 Geschichte Bearbeiten nbsp Guffa auf dem Tigris in Bagdad 1932Ein Rollsiegel aus Lapislazuli das in Uruk gefunden wurde und auf etwa 3000 v Chr datiert wird zeigt den Querschnitt durch ein Boot dessen Rumpf an beiden Seiten halbrund nach oben gezogen ist Die stehende Figur in der Bootsmitte stellt vermutlich einen Konig oder einen anderen Wurdentrager dar Eine kleinere stehende Figur links ist als Steuermann erkennbar rechts kniet ein kleiner Ruderer Neben dem Konig tragt ein Stier einen korbartigen Aufsatz der von zwei Schilfringbundeln uberragt wird dem Symbol der sumerischen Gottin Inanna Es wird eine Kultpraxis dargestellt bei der an einem Festtag das Gotterbild in einer Prozession zu Wasser an einen anderen Ort verbracht wurde Die Bootsabbildung zeigt ein langliches Schilfboot oder wegen der Form und der dunnen Zeichnung der Rumpflinie wohl eher ein Rundboot 3 Quppu genannte Rundboote sind auf Reliefs abgebildet die in assyrischen Palasten gefunden wurden und aus den Regierungszeiten von Assur naṣir apli II 883 859 v Chr Sin ahhe eriba 705 680 und Assur bani apli 669 631 627 stammen Aus der Bibliothek des Letzteren sind Keilschrifttafeln erhalten in denen die Geburtslegende des Konigs Sargon von Akkad aus der ersten Halfte des 3 Jahrtausends v Chr uberliefert ist Demnach setzte Sargons Mutter den Neugeborenen heimlich in einem Schilfboot wortlich Korb aus geschnittenem Rohr das mit Asphalt abgedichtet war auf dem Euphrat aus Die Geschichte fand eine biblische Entsprechung im 2 Buch Mose Die Rundboote wurden ublicherweise von zwei Mannern die sich entweder gegenuber oder die beide an einer Seite standen gepaddelt oder durch Stocherstangen gesteuert und vorwarts bewegt Grossere quppus waren gemass den Reliefdarstellungen fur vier Bootsleute und den Transport eines Streitwagens ausgelegt 4 Stromaufwarts war treideln ublich Fur langere Entfernungen und grossere Lasten kamen Transportflosse akkadisch kalakku zum Einsatz Besonders in den Kanalen im Suden muss es auch langliche Boote gegeben haben die mit Paddeln bewegt wurden In der babylonischen Gesetzessammlung Codex Ḫammurapi aus dem 18 Jahrhundert v Chr befassen sich die Paragraphen 234 bis 240 mit der Schifffahrt Aus ihnen geht hervor dass es damals auch Segelboote und grossere Langschiffe 5 gab die gerudert wurden und flussaufwarts fahren konnten 6 Trotz der Holzknappheit konnten manche der Schiffe aus Holzplanken gefertigt worden sein Der antike griechische Geschichtsschreiber Herodot berichtete im 5 Jahrhundert v Chr uber Boote deren Korbgerippe mit Hauten verkleidet war Die kreisrunden Fahrzeuge waren innen ganz mit Stroh aufgefullt gewesen Die Ladung hatte hauptsachlich aus Tonkrugen mit Wein und einem lebenden Esel bestanden Die Steuerung flussabwarts ware durch zwei Manner mit Staken erfolgt Die angegebene Zuladung fur die grossten Boote von bis zu 5000 Talenten ein Talent entsprach knapp 30 Kilogramm durfte ubertrieben sein 7 Nach Herodots Beschreibung wurden die Boote in Armenien hergestellt und nachdem sie mit ihrer Fracht in Babylonien angekommen waren in Einzelteile zerlegt Da es wegen der Stromung nicht moglich war den Euphrat aufwarts zu fahren wurden nach Herodot die holzernen Teile verkauft und die Haute auf den mitgebrachten Eseln auf dem Landweg zurucktransportiert Moglicherweise vermengte Herodot in seiner Beschreibung quppus und die grosseren kalakkus denn bis Anfang des 20 Jahrhunderts wurden Flosse arabisch kelek auf diese Weise am Ankunftsort zerlegt Flosse bestanden aus aufgeblasenen Ziegenhautsacken die mit einem Gitter aus Holzstangen verbunden waren 8 Neuzeitliche Rundboote wurden erstmals auf dem Euphrat Ende 17 Jahrhundert erwahnt bis in die erste Halfte des 20 Jahrhunderts verkehrten kleine quffas zur Personenbeforderung und grossere mit einer Zuladung von mehreren Tonnen zum Transport von Agrarprodukten wie Getreide oder Schafe Bauweise BearbeitenDie neuzeitlichen wie die antiken guffas bestanden zum einen aus Weidenruten oder den Rippen von Dattelpalmen die sich in der Mitte kreuzten Eine aussere Schicht aus Halfagras wurde eng verflochten in Form gebracht und danach zur Stabilisierung mit Stricken aus Kokosfasern mit den Rippen verbunden Die rundgebogenen Seitenwande verengten sich etwas am oberen Rand und bildeten einen Wulst Aussen waren die Boote mit Asphalt abgedichtet der in Mesopotamien aus naturlichen Vorkommen in Kalksteinbergen am Rand der Ebene gewonnen wurde Der meiste Asphalt kam aus Hit nordlich Ramadi am Euphrat Dadurch entstand eine im Gegensatz zu den unbehandelten Schilfbundelbooten glatte und schwarze Aussenseite Die Korbboote mit einem mittleren Durchmesser von zwei Meter boten Platz fur sechs Personen Zur Vorwartsbewegung dienten Paddel oder Stangen 9 Im 19 Jahrhundert wurden neben den kleinen mit gespaltenem Bambus stabilisierten Rundbooten auch grossere Boote aus Teakholz beschrieben 10 nbsp Korbboot auf der Kaveri im sudindischen Bundesstaat KarnatakaAuf den antiken Reliefs ist ein weiterer Bautyp fur die Rundboote erkennbar Zwei Reliefs aus der Zeit von Sin ahhe eriba zeigen Rundboote aus mehreren zusammengesetzten Tierhauten mit einem verstarkten oberen Rand Sie werden von zwei Mann gesteuert Die von Herodot beschriebenen Boote aus Hauten waren grosser und scheinen nach Reliefabbildungen fur den Transport von Steinen benutzt worden zu sein Einige grossere Boote besassen Durchmesser zwischen drei und uber funf Meter und etwa ein Meter Tiefgang Sie konnten drei bis sieben Tonnen Last transportieren 11 Die kleinen Rundboote mit zwei Meter Durchmesser dienten im 20 Jahrhundert vorwiegend als Beiboote fur Motorschiffe und zum Anlanden von Personen von diesen Schiffen ans lehmige Flussufer Die auf den verzweigten Wasserwegen des Schatt al Arab benutzten schnelleren langlichen Paddelboote bestehen aus nicht geteerten Schilfbundeln und werden zaima genannt oder aus Holzplanken mit Spanten und mit spitz hoch gezogenen Enden tarada Bauartahnliche Nachfahren der alten mesopotamischen Korbboote sind noch auf den sudindischen Flussen Kaveri und Tungabhadra im Einsatz Literatur BearbeitenDionisius A Agius Classic Ships of Islam From Mesopotamia to the Indian Ocean Brill Leiden 2008 S 130 132 bei google books Sean McGrail Boats of the World From the Stone Age to Medieval Times Oxford University Press Oxford 2004 S 59f 66 68 Horst Klengel Handel und Handler im alten Orient Hermann Bohlaus Nachf Wien u a 1979 S 95 f A Salonen Guffa In Erich Ebeling Bruno Meissner Dietz Otto Edzard Hrsg Reallexikon der Assyriologie und Vorderasiatischen Archaologie De Gruyter Berlin 1999 Bd 3 S 694 bei google books Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Guffa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien A traditional Coracle Quffa in the Middle East flickr Foto An Arab crossing the Tigris in a Kufa Foto beim Project Gutenberg aus L W King H R Hall History of Egypt Chaldea Syria Babylonia and Assyria in the light of recent discovery Department of Egyptian and Assyrian Antiquities British Museum London 1906 Einzelnachweise Bearbeiten Agius 2008 S 130 Raja Tazi Arabismen im Deutschen Lexikalische Transferenzen vom Arabischen ins Deutsche Studia Linguistica Germanica Band 258 De Gruyter Berlin 1998 S 23 Dietz Otto Edzard Geschichte Mesopotamiens Von den Sumerern bis zu Alexander dem Grossen Beck Munchen 2004 S 24 f ISBN 3 406 51664 5 Lionel Casson Ships and Seamanship in the Ancient World Johns Hopkins University Press Baltimore 1995 S 6 Horst Klengel Konig Hammurapi und der Alltag Babylons Artemis amp Winkler Dusseldorf Zurich 1999 S 245 Klengel 1979 S 95 f Klengel S 95 A Salonen Reallexikon S 88 694 McGrail 2004 S 68 Klengel 1979 S 95 McGrail 2004 S 65 f Agius 2008 S 132 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Guffa amp oldid 233585972