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Als Grubenbrand bezeichnet man im Bergbau ein untertagig ausgebrochenes Schadfeuer Brand 1 Die Eigenart dieses Feuers ist dass es sich unkontrolliert entwickeln kann 2 Der Bergmann unterscheidet zwischen einem offenen und einem verdeckten Grubenbrand 3 Brande ohne offene Flammen bezeichnet man als Glimmbrande 2 Bei Grubenbranden ist oftmals der Einsatz der Grubenwehr erforderlich 4 Inhaltsverzeichnis 1 Grundlagen 2 Ursachen 2 1 Brandentstehung 3 Auswirkungen 4 Brandbekampfung 5 Fruherkennung 6 Vorbeugung 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGrundlagen BearbeitenDamit ein Brand uberhaupt entstehen kann mussen drei Voraussetzungen vorhanden sein Es muss brennbares entzundliches Material vorhanden sein es muss genugend Sauerstoff in der Umgebung der Brandstelle existieren und es muss eine genugend energiereiche Zundquelle vorhanden sein um das brennbare Material zu entzunden 5 Untertage sind viele brennbare Materialien vorhanden Die Bandbreite umfasst Grubenholz Kunststoffe Papier und brennbare Flussigkeiten In Kohlenbergwerken kommen noch Steinkohle oder Braunkohle und das Grubengas hinzu Alle diese brennbaren Stoffe bezeichnet man als Brandgut 2 Die Sauerstoffversorgung der Grubenbaue wird uber die Bewetterung getatigt Als Zundquellen konnen Untertage verschiedene elektrische Gerate oder flammenerzeugende Werkzeuge wie z B Schneidbrenner fungieren Aber auch durch Reibung bei Gurtforderern konnen Grubenbrande entstehen 6 Ursachen BearbeitenOftmals ist Unvorsichtigkeit die Ursache fur die Entstehung eines Grubenbrandes 7 Weitere Ursachen fur Grubenbrande sind Nachlassigkeit und mangelnde Sorgfalt der Bergleute 8 In einigen Fallen war auch Brandstiftung die Ursache fur einen Grubenbrand 7 Brandentstehung Bearbeiten Bei der Brandentstehung gibt es zwei Moglichkeiten zur Entstehung eines Grubenbrandes durch Selbstentzundung und durch Fremdentzundung 6 Die Selbstentzundung kommt nur in Kohlenbergwerken vor Insbesondere dann wenn Kohle Einlagerungen von Pyrit Schwefelkies enthalt kann es durch Absorption von Sauerstoff zu einer chemischen Reaktion kommen Durch diese Reaktion entsteht Warme die zur Entzundung der Kohle fuhren kann Begunstigt wird diese Selbstentzundung durch die grosse Oberflache der Kohle Dies ist speziell bei Feinkohle der Fall 9 Insbesondere wenn viel Kleinkohle im Alten Mann zuruckbleibt kann es zu einem Selbstentzundungsbrand kommen 10 Bei der Fremdentzundung muss immer eine separate Zundquelle vorhanden sein Diese kann entweder direkt durch offene Flammen oder durch genugend hohe Reibungswarme das Brandgut entzunden 6 Bei der Verwendung von untertagig aufgestellten Wetterofen kann die Flamme des Ofens auf die Streckenzimmerung uberschlagen wenn dieser zu dicht am Streckenstoss oder sonst wie unsachgemass aufgestellt ist Es ist auch vorgekommen dass sich in den Verbrennungsabgasen Funken befanden die dann den feinabgelagerten Kohlenstaub entzundeten 9 Das fruher verwendete offene Geleucht konnte die Zimmerung in Brand setzen wenn die Lampen verbotenerweise an der Zimmerung befestigt wurden 11 Der Brand von in Schachtnahe befindlichen Tagesanlagen kann sich auf das Grubengebaude fortstrecken 9 Dies wird insbesondere dann begunstigt wenn der Schachtausbau aus brennbaren Materialien besteht 11 Durch Funkenbildung an Gewinnungsmaschinen wie dem Kohlenhobel 12 oder durch die Schneidmeissel einer Teilschnittmaschine kann ausstromendes Grubengas entzundet werden 13 Sogar durch die Strahlungswarme von Scheinwerfern an Lademaschinen konnen Materialien wie Sprengstoff entzundet werden 14 Grubenbrande konnen auch als Folge von Schlagwetterexplosionen auftreten 9 Auswirkungen BearbeitenDurch einen Grubenbrand konnen je nach Schwere sehr hohe wirtschaftliche Verluste fur das betroffene Bergwerk entstehen 6 Solange sich der Brand nicht grossflachig ausdehnen kann sind die Auswirkungen weniger gefahrvoll Durch den Brand bestimmter Materialien entstehen giftige Gase 8 Diese giftigen Gase von den Bergleuten als bose Wetter bezeichnet fuhren bei den betroffenen Bergleuten zu schweren Vergiftungserscheinungen die oftmals todlich verlaufen 15 Konnen die Brande nicht rechtzeitig geloscht werden kann es zu schwerwiegenden Folgen kommen 8 Dies kann soweit fuhren dass der Brand nicht mehr kontrollierbar wird und die Flammen so heftig sind dass sie sogar aus dem Schacht herausschlagen 16 Als Folge eines Grubenbrandes kann es wiederum zu einer Schlagwetterexplosion kommen Bei einem Brand im Bereich von Kohleflozen kann der Brand auf das Floz ubergreifen und es kommt zum Floz oder Kohlebrand Diese Gefahr besteht insbesondere bei Selbstentzundungsbranden 6 Brandbekampfung BearbeitenFur die Bekampfung eines Grubenbrandes muss der Bergmann je nach Brandgut das entsprechende Loschmittel verwenden 2 Bei geringerer Ausdehnung des Grubenbrandes reicht oftmals das Loschen durch Wasser 9 Dies ist insbesondere bei Branden die durch Fremdentzundung entstanden sind durchfuhrbar Wichtig bei der Brandbekampfung mittels Wasser ist eine ausreichende Wasserversorgung Auch durch das Bewerfen mit Gesteinstaub lassen sich kleine Brande loschen Damit der Brand wirkungsvoll erstickt werden kann muss die Gesteinstaubschicht etwa 50 Millimeter stark sein Auch tragbare Feuerloschgerate konnen wirkungsvoll fur die Bekampfung von Entstehungsbranden verwendet werden 6 Grossere Grubenbrande lassen sich nicht mehr mit so einfachen Mitteln bekampfen 9 Hier ist es oftmals erforderlich den Brand durch die Zufuhr grosser Wassermengen zu loschen Hierfur mussen untertagig Pumpen aufgestellt werden die den Brandherd mit Wasser fluten Hierzu wird bei Bedarf auch Grubenwasser verwendet 7 Insbesondere Brande die durch Selbstentzundung entstanden sind lassen sich oftmals auch mit diesen Mitteln nur schwer loschen Hier gibt es die Moglichkeit den Brandherd zu umfahren Dazu wird der Brandherd an einer gunstigen Stelle umfahren und die entstandenen Hohlraume werden mit Baustoff abgedichtet Dadurch soll ein Ubergreifen auf andere Flozteile verhindert werden Zur Loschung von Versatzbranden eignet sich das Verschlammen des Brandes mittels Lehm Sand oder Gesteinstaub Hierfur werden in die Stosse Locher gebohrt und das Verschlammmaterial in den Brandherd eingepumpt 6 Zur Loschung tiefsitzender Brande haben sich Massnahmen bewahrt die dem Brand den Sauerstoff entziehen und ihn dadurch ersticken Eine Moglichkeit ist das Stellen von Branddammen Durch den Branddamm wird dem Feuer die notige Sauerstoffzufuhr abgesperrt und der Brand erstickt Nach einem langeren Zeitraum der je nach Brand unterschiedlich lang sein kann kann der Damm wieder geoffnet werden Wird der Damm zu fruh geoffnet kann der Brand aufs Neue ausbrechen 9 Eine weitere Moglichkeit ist das Bekampfen grosserer Grubenbrande durch das Einleiten von inerten Gasen wie Stickstoff oder Kohlendioxid Durch die Inertisierung soll der Sauerstoffgehalt der Wetter im Bereich des Brandherdes verringert werden Durch diese Massnahme lassen sich offene und verdeckte Grubenbrande bekampfen 2 Dieses Verfahren wurde das erste Mal von Golds Worthy bei einem Grubenbrand angewendet 9 Fruherkennung BearbeitenFur eine rechtzeitige Brandbekampfung ist eine fruhzeitige Branderkennung von grosser Wichtigkeit 2 Grubenbrande machen sich durch eine Erhohung der Wettertemperatur und das Auftreten von Brandgasen bemerkbar 7 Ein sicheres Zeichen fur einen Grubenbrand ist das verstarkte Auftreten von Kohlenoxid in den Wettern Auch die Wahrnehmung von Brandgeruch oder Rauch lasst auf einen offenen Grubenbrand schliessen Hier konnen auch glimmende Kohlestucke in der Umgebung des Brandherdes auftreten Bei einem verdeckten Brand bilden sich im Firstbereich oftmals Schwitzstellen 2 Allerdings lassen sich solche Brandkennzeichen meist nur erkennen wenn man in unmittelbarer Nahe des Brandherdes ist Bei grosseren Wetterstromen lassen sich kleinere Mengen Brandgase kaum feststellen Hierfur wurden besondere Systeme zur Brandfruherkennung entwickelt die im Bereich von Gurtforderern eingesetzt werden konnen 17 Vorbeugung BearbeitenUm der Entstehung von Grubenbranden vorzubeugen muss der Bergmann seine Arbeiten mit grosser Sorgfalt und Umsichtigkeit verrichten Er hat alles zu unterlassen was einen Grubenbrand begunstigen kann Dazu gehort der vorsichtige Umgang mit offenem Feuer und Geraten und Werkzeugen die Flammen erzeugen 9 Brennbare Flussigkeiten mussen vorschriftsmassig gelagert werden In Steinkohlenbergwerken gilt unter Tage ein Rauchverbot 11 Zur Vermeidung von Selbstentzundungsbranden durfen keine Kohlenreste oder Kohleninseln im Alten Mann zuruckbleiben 2 Den Bereich des Alten Mannes mussen die Bergleute entsprechend abdichten Bei oberflachennahem Abbau von Kohlenflozen konnen Risse in der Erdoberflache entstehen die zur Vermeidung von Schwelbranden entsprechend abgedichtet werden 9 Dieselbetriebene Fahrzeuge mussen zur Vermeidung von Grubenbranden mit bordfesten Feuerloschanlagen versehen sein 18 Literatur BearbeitenDer Grubenbrand und die bosen Wetter in den Bergwerken des Oberharzes Verlag der Schweigerschen Buchhandlung Clausthal 1848Einzelnachweise Bearbeiten Heinrich Veith Deutsches Bergworterbuch mit Belegen Verlag von Wilhelm Gottlieb Korn Breslau 1871 a b c d e f g h Richtlinien fur den Brandschutz im Steinkohlenbergbau unter Tage vom 19 Dezember 2001 Online abgerufen am 7 Mai 2011 Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 Leitlinien des Zentralen Grubenrettungswesens der Bergbau Berufsgenossenschaft fur Organisation Ausstattung und Einsatz von Grubenwehren Stand April 2006 Online abgerufen am 7 Mai 2011 PDF 124 kB Reinald Skiba Taschenbuch Arbeitssicherheit 8 neubearbeitete Auflage Erich Schmidt Verlag Regensburg und Munster 1994 ISBN 3 503 03520 6 a b c d e f g Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde Zweiter Band 10 Auflage Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1962 a b c d Emil Stohr Emil Treptow Grundzuge der Bergbaukunde einschliesslich der Aufbereitung Verlagsbuchhandlung Spielhagen amp Schurich Wien 1892 a b c Carl von Scheuchenstuel IDIOTICON der osterreichischen Berg und Huttensprache k k Hofbuchhandler Wilhelm Braumuller Wien 1856 a b c d e f g h i j Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Zweiter Band 4 verbesserte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1884 Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde 6 verbesserte Auflage Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1903 a b c Allgemeine Bergpolizeiverordnung Online Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive Bezirksregierung Arnsberg Grubengasentzundung an heissen Flachen Online Memento vom 20 Oktober 2004 im Internet Archive abgerufen am 12 September 2012 Bezirksregierung Arnsberg Grubengasentzundung in einem Teilschnittmaschinenvortrieb Online Memento vom 20 Oktober 2004 im Internet Archive Bezirksregierung Arnsberg Brand eines Sprengstofftragekastens Online Memento vom 20 Dezember 2007 im Internet Archive Franz Ritter von Rziha Schlagende Wetter Fachvortrag vom 10 Februar 1886 E Fuchs H G Blasgude Normen fur den Explosionsschutz im Bergbau Sicherheit Wirtschaftlichkeit Umweltschutz In Gluckauf 142 2006 Nr 12 Online Memento des Originals vom 9 Mai 2014 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot www faberg de abgerufen am 7 Mai 2012 PDF 1 9 MB Bezirksregierung Arnsberg Brandfruherkennung Erhohung der Grubensicherheit durch neues System Online Memento vom 7 Dezember 2010 im Internet Archive Dieter Fetting Udo Cerny Matthias Alze Neuartige bordfeste Loschanlage auf dieselgetriebenen Fahrzeugen im untertagigen deutschen Steinkohlenbergbau In Sonderdruck Gluckauf Online Memento vom 9 Mai 2014 im Internet Archive abgerufen per Archive Org am 8 Januar 2016 PDF 4 3 MB Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Grubenbrand amp oldid 206598397