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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Bose Wetter Begriffsklarung aufgefuhrt Bose Wetter sind im Bergbau schadliche Gasgemische Diese entstehen durch die Vermischung der Atemluft mit Gasen die entweder aufgrund ihrer toxischen Eigenschaften oder aufgrund der Verdrangung von Sauerstoff fur den Menschen schadlich sind 1 Bergleute durfen nach einer Betriebsunterbrechung die Grubenbaue in denen bose Wetter nicht ausgeschlossen werden konnen erst nach einer Wettermessung wieder betreten 2 Inhaltsverzeichnis 1 Geschichtliches 2 Zusammensetzung und Entstehung 3 Auswirkungen 4 Aufenthalt in bosen Wettern 5 Fruherkennung 6 Siehe auch 7 Literatur 8 EinzelnachweiseGeschichtliches BearbeitenDie Bezeichnung Bose Wetter verbanden die Bergleute im fruhen Bergbau mit der Vorstellung dass es sich hierbei um einen Drachen handele der seinen feuerspeienden Atem in die Stollen blies Agricola schrieb uber diese geisterhaften Tiere Diese Thiere die schrecklich anzusehen und sehr feindlich gegen die Arbeiter gesinnt sind Da ist ein solch Thier bei Annaberg in der Grube genannt Rosenkranz welches zwolf Menschen mit dem Hauche seines Rachens todtete Es spruhete seinen Flammenhauch aus so oft es den Rachen offnete und erschien gewohnlich in Gestalt eines Pferdes In der St Georgs Grube zu Schneeberg war eines mit schwarzem Felle welches Arbeiter in die Luft blies nicht ohne grosse Gefahr fur seinen Korper Spater erst wurde bekannt dass es sich bei diesem Flammenhauch um eine Explosion handelte und der bose Atem die nachfolgenden giftigen Schwaden waren 3 Zusammensetzung und Entstehung BearbeitenDie Zusammensetzung der bosen oder giftigen Wetter ist je nach Bergwerk sehr unterschiedlich 4 Die Bildung der bosen Wetter erfolgt durch Verbrennung Faulnisprozesse durch Oxidation durch den Gebrauch von Sprengmitteln durch das Ausstromen von Gaseinlagerungen im Gestein oder durch Schleichwetterstrome aus dem Alten Mann 1 Durch den Verbrauch von Sauerstoff bildet sich Kohlenstoffdioxid von den Bergleuten als Kohlensaure bezeichnet Kohlenstoffdioxid hat die Eigenschaft sich im Bereich der Sohle oder an Vertiefungen wie dem Schachtsumpf bei Abteufarbeiten anzusammeln Solche stark kohlenstoffdioxidhaltigen Wetter werden schwere Wetter oder Schwaden genannt 4 Im Harzer Bergbau wurden diese Schwaden kalter Dampf genannt Eine weitere Art der bosen Wetter sind die brandigen Wetter 5 Diese Gasgemenge entstehen infolge von Grubenbranden in Steinkohlengruben Wenn es zum Brand der Steinkohle kommt entstehen Gase wie Kohlenstoffmonoxid und Kohlenstoffdioxid Als Folge der Bildung von Kohlenstoffdioxid bildet sich mit Grubenwasser Kohlensaure Da in fast jedem Floz Anteile von Schwefel und Kiese vorhanden sind bildet sich durch die Verbindung mit Feuchtigkeit Schweflige Saure Dieses Gasgemisch besitzt einen eigentumlichen widerwartigen Geruch 6 Durch das fruher im Erzbergbau angewendete Feuersetzen wurden Gifte wie Arsen als Dampfe freigesetzt So entstanden in den Zinnerzgruben arsenige Sauren die sich mit den beim Abbrennen des Holzes entstehenden Russpartikeln vermischten und oftmals tagelang im Wetterstrom befanden 7 In abgesoffenen Grubenbauen bildet sich durch die Zersetzung von Schwefelkies das giftige Gas Schwefelwasserstoff 4 In Quecksilberbergwerken kann es zur Verfluchtigung des Quecksilbers kommen welches mit der Atemluft vermischt wird 5 Durch die Zersetzung tierischer Exkremente entsteht das giftige Gas Ammoniak 8 Diese durch Fakalien entstandenen Faulnisgase konnen sich in Verbindung mit Faulnispartikeln mit der Atemluft vermischen Diese Gemische werden als Miasmen bezeichnet 5 Auswirkungen BearbeitenDa die giftige Wirkung der einzelnen Gasarten recht unterschiedlich ist kommt es auf ihre Konzentration in der Atemluft an 9 Fur Gase wie Schwefelwasserstoff oder Kohlenstoffmonoxid sind im Bergbau bestimmte Hochstgrenzen vorgeschrieben 10 Obwohl Kohlenstoffdioxid selbst nicht giftig ist ist das Einatmen von kohlensaurehaltiger Luft mit einem Volumenanteil von funf Prozent bereits schadlich 4 Kohlenstoffmonoxid ist im Gegensatz zum Kohlenstoffdioxid selbst giftig Das Tuckische an diesem geruchlosen Gas ist dass ein Vorhandensein von Kohlenstoffmonoxid erst bemerkt wird wenn es bereits zu einer Vergiftung gekommen ist Bereits 200 ppm fuhren nach 1 1 5 Stunden zur Ohnmacht und bei langerem Aufenthalt zum Tod 9 Bei Kohlenstoffmonoxidvergiftungen tritt der Erstickungstod sehr schnell ein Es wurden nach Grubenunglucken durch Kohlenstoffmonoxid vergiftete Bergleute gefunden deren Leichen noch in der vorherigen Arbeitshaltung verharrten und die mit einem Lacheln im Gesicht aufgefunden wurden 11 Arsenikhaltige Dampfe fuhren zur Bewusstlosigkeit die betroffenen Bergleute sehen so bleich aus als waren sie bereits tot 7 Schwefelwasserstoff ist noch wesentlich giftiger als Kohlenstoffmonoxid Bereits bei einem Volumenanteil von 0 1 Prozent Schwefelwasserstoff in der Atemluft verliert ein Mensch beim Einatmen dieser Luft nach kurzer Zeit das Bewusstsein und stirbt Ein Pferd stirbt bei einer Konzentration von 0 25 Prozent Allerdings ist schwefelwasserstoffhaltige Luft an dem fur Schwefel charakteristischen strengen Geruch nach faulen Eiern zu erkennen 9 Miasmen sind gesundheitsgefahrlich der Mensch kann beim Einatmen Krampfe bekommen Bei hoherer Konzentration konnen diese Stoffe todlich wirken 5 Aufenthalt in bosen Wettern BearbeitenDa der Aufenthalt und die Fahrung in bosen Wettern fur den Menschen sehr gefahrlich ist wurden verschiedene Atmungsgerate entwickelt die den Aufenthalt in den bosen Wettern fur eine bestimmte Zeitspanne ermoglichen Es gibt unterschiedliche Varianten von einfachen Gesichtsmasken uber Schlauchapparate bis zu Tornistergeraten Gesichtsmasken konnen je nach Aufbau der Filter und Zusammensetzung der verwendeten Chemikalien Kohlensaure oder Kohlenstoffmonoxidgas absorbieren und ermoglichen die Fahrung in mit diesen Gasen vermischter Atemluft 4 Fur den Steinkohlenbergbau wurden Atemschutzgerate die Filterselbstretter entwickelt die den Bergleuten als Fluchtgerat bei einem Grubenbrand mit Entwicklung von Kohlenstoffmonoxid dienen 10 Im Salzbergbau kommt es mitunter zu Gasausbruchen mit Kohlenstoffdioxid fur diese Ereignisse wurden besondere Atemschutzgerate entwickelt 12 Fur einen langeren Aufenthalt in bosen Wettern werden auch spezielle Fluchtkammern eingesetzt 10 Fruherkennung BearbeitenDa selbst ein kurzer Aufenthalt in bosen Wettern fur den Bergmann todlich sein kann ist eine wirksame Fruherkennung von bosen Wettern sehr wichtig 13 Dazu setzten die Bergleute anfangs nach einem Grubenbrand oder einer Schlagwetterexplosion Kanarienvogel ein Die Vogel wurden in einem speziellen tragbaren Kafig mitgefuhrt um eventuell noch vorhandenes Kohlenstoffmonoxid zu erkennen 14 Im Erzbergbau nahmen die Bergleute ihre Kanarienvogel auch wahrend der normalen Schicht mit in die Grube Horte der Vogel plotzlich auf zu singen werteten die Bergleute dies als Warnsignal und verliessen die Stollen 15 In einzelnen Fallen wurden auch Mause Untertage zur Fruherkennung von Kohlenstoffmonoxid eingesetzt Da Mause zehnmal schneller der Wirkung des Kohlenstoffmonoxids erliegen wurden die Tiere in Kafigen vereinzelt in den verdachtigen Grubenbauen gehalten Da die Tiere aber nicht uberall zur Hand waren und die Methode umstandlich war konnte sie sich nicht durchsetzen 9 Im modernen Bergbau werden spezielle auf das jeweilige Gas abgestimmte Messgerate zur Fruherkennung eingesetzt Fur die Handmessungen durch Aufsichtspersonen gibt es Messgerate mit Prufrohrchen 13 Fur eine kontinuierliche Messung werden in bestimmten Grubenbauen elektronische Gasmessgerate eingesetzt 10 Siehe auch BearbeitenMatte WetterLiteratur BearbeitenDer Grubenbrand und die bosen Wetter in den Bergwerken des Oberharzes Verlag der Schweigerschen Buchhandlung Clausthal 1848Einzelnachweise Bearbeiten a b Gustav Kohler Lehrbuch der Bergbaukunde 6 verbesserte Auflage Verlag von Wilhelm Engelmann Leipzig 1903 Allgemeine Bergpolizeiverordnung Online Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive 13 Januar 2015 PDF 233 kB Erklarendes Worterbuch der im Bergbau in der Huttenkunde und in Salinenwerken vorkommenden technischen und in Salinenwerken vorkommenden technischen Kunstausdrucke und Fremdworter Verlag der Falkenberg schen Buchhandlung Burgsteinfurt 1869 a b c d e Emil Stohr Emil Treptow Grundzuge der Bergbaukunde einschliesslich der Aufbereitung Verlagsbuchhandlung Spielhagen amp Schurich Wien 1892 a b c d Carl von Schauroth Die Grubenwetter bei J C B Mohr Heidelberg 1840 Carl Hartmann Handbuch der Bergbaukunst Zweiter Band Verlag Bernhard Friedrich Voigt Weimar 1845 a b Georg Agricola Zwolf Bucher vom Berg und Huttenwesen In Kommission VDI Verlag GmbH Berlin Albert Serlo Leitfaden der Bergbaukunde Zweiter Band 4 verbesserte Auflage Verlag von Julius Springer Berlin 1884 a b c d Fritz Heise Fritz Herbst Lehrbuch der Bergbaukunde mit besonderer Berucksichtigung des 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