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Als Schleichwetter bezeichnet der Bergmann kleine unkontrollierte Wetterstrome die durch abgeworfene Grubenbaue wie den Alten Mann streichen und an einer anderen Stelle wieder in den normalen Wetterstrom eintreten 1 Da diese Schleichstrome potentielle Gefahren in sich bergen ist der Bergmann bestrebt sie mit geeigneten Mitteln zu verhindern 2 Inhaltsverzeichnis 1 Entstehung 2 Negative Auswirkungen 3 Erkennung 4 Unterbinden der Schleichwetterstrome 5 Bekampfung der negativen Auswirkungen 6 EinzelnachweiseEntstehung BearbeitenSchleichwetter entstehen wenn ein Teil des Wetterstroms als Schleichstrom durch das zerkluftete Gebirge stromen kann und an einer anderen Stelle unkontrolliert wieder austritt 3 Diese Moglichkeit ist gegeben wenn der Bruchraum im Streb der sogenannte Versatz nicht dicht abschliesst oder wenn ein Damm undicht wird Dies ist bei Dammen meistens an den Seitenrandern der Fall Bedingt durch den Luftdruckunterschied zwischen Eintrittsstelle und Austrittstelle konnen sich in so einem Fall die Schleichwetter ihren Weg durch den Alten Mann bahnen 4 Negative Auswirkungen BearbeitenDie Auswirkungen von Schleichwettern sind sehr unterschiedlich 1 Auf dem Weg durch die Hohlraume des zerklufteten Gebirges reichert sich der Wetterstrom mit Gasen wie z B Methan an An der Austrittsstelle kann sich das Methan in der Firste sammeln und es konnen sich gefahrliche Konzentrationen eines Methan Luftgemisches bilden die der Bergmann als Schlagwetter bezeichnet Dies ist besonders dann der Fall wenn an der Austrittsstelle die Wettergeschwindigkeit gering ist 4 Eine weitere Gefahr sind Selbstentzundungsbrande im Alten Mann 5 Diese entstehen wenn Sauerstoff an die im Bruchraum verbliebene Restkohle gelangt Die zerdruckte Kohle oxidiert mit dem Sauerstoff und erwarmt sich Durch weitere Sauerstoffzufuhr wird dieser chemische Prozess noch mehr gesteigert 4 Kann die bei der Reaktion entstehende Warme nicht abgefuhrt werden kommt es letztendlich zum Uberschreiten der kritischen Temperatur Dieses Uberschreiten der fur Selbstentzundungsbrande kritischen Temperatur fuhrt zur Selbstentzundung des Kohlekleins und zum Schwelbrand 6 Erkennung BearbeitenSchleichwetter lassen sich in der Regel kaum erkennen insbesondere wenn in der Strecke oder im Streb eine hohe Wettergeschwindigkeit herrscht 4 Damme lassen sich mittels spezieller Rauchprufrohrchen auf Undichtigkeiten uberprufen 1 Meistens erkennt der Bergmann Schleichwetter nur an ihren negativen Folgen Erhohte Methankonzentrationen an bestimmten Stellen lassen auf Undichtigkeiten im Gebirge schliessen Schwitzstellen im Firstbereich und ungewohnlich hohe Erwarmung sind oft Anzeichen eines Schwelbrandes 5 Um die negativen Auswirkungen von Schleichwettern rechtzeitig zu erkennen werden an vielen Stellen im gesamten Grubengebaude insbesondere im Abwetterbereich von Abbaubetrieben CO Messgerate installiert Diese Messgerate messen kontinuierlich den Gehalt an CO im Wetterstrom und ubermitteln die Messdaten an die ubertagige Grubenwarte 4 Bei Uberschreiten bestimmter Werte wird Alarm gegeben 1 Unterbinden der Schleichwetterstrome BearbeitenSchleichwetter lassen sich durch konsequentes Abdichten des Bruchraumes und des Streckensaumes weitestgehend unterbinden 7 Der Streckensaum wird dabei unverzuglich nach dem Durchgang des Strebes mit einem tragenden und gasdichten Streckenbegleitdamm aus Baustoff abgedichtet 4 Undicht gewordene Damme werden mittels speziellem Schaum abgedichtet Dieser Spezialschaum ist ein Zwei Komponenten Hartschaum der mittels Spritzdusen gegen die undichten Stellen gespritzt wird Beim Vermischen der beiden flussigen Komponenten reagieren diese und es bildet in kurzer Zeit der schnell hartende Schaum Der Hartschaum wird aber auch eingesetzt um Hohlraume zu verfullen zur gasdichten Abdichtung von Streckenbegleitdammen gegen Schleichwetter 8 Eine weitere Massnahme ist das Herstellen eines Wetterdruckausgleichs durch Reduzierung des Wetterstromes und somit des Wetterdruckgefalles oder durch Erstellen von Druckausgleichskammern Diese Druckausgleichskammern werden in bestimmten Streckenabschnitten oder vor Abschlussdammen erstellt 9 Da abgeworfene und noch offenstehende Grubenbaue ein besonderer Gefahrenpunkt fur Selbstentzundungsbrande aufgrund von Schleichwettern sind wird nach Beendigung des Abbaus der Streb unverzuglich geraubt und mittels eines Dammes hydraulisch abbindenden Baustoffen abgedammt 4 Wahrend der Raubphase werden samtliche Wetterstrome genauestens uberwacht Anschliessend werden die nicht mehr benotigten Strecken mittels eines Abschlussdammes geschlossen 9 Bekampfung der negativen Auswirkungen BearbeitenDie negativen Auswirkungen lassen sich auf verschiedene Arten bekampfen 4 Methangasansammlungen in der Firste lassen sich mittels Airmover das sind druckluftbetriebene Kleinlufter verwirbeln und wegspulen 9 Schwelbrande mussen systematisch bekampft werden Dies geschieht durch verstarktes Abdichten des Bruchraumes oder durch Verpressen oder Anspritzen der Streckensaume mittels abbindenden Baustoffen oder Hartschaum Dabei wird der so grossflachig angespritzt dass kein Schleichwetterstrom mehr eindringen kann 5 Diese Massnahmen dienen dazu die Sauerstoffzufuhr zum Brandherd zu unterbinden und den Brand somit zu ersticken Eine weitere Massnahme ist das Einleiten von Inertgasen wie z B Stickstoff oder Kohlendioxid Durch das Einleiten von Inertgasen wird der Sauerstoff verdrangt und der Brand letztendlich erstickt Das Abwerfen der betroffenen Grubenbaue durch das Stellen von Branddammen wird als Massnahme nur angewendet wenn die vorherigen Massnahmen nicht den gewunschten Erfolg bringen Das Unterwassersetzen von Brandfeldern wird nur im aussersten Notfall angewendet 9 Einzelnachweise Bearbeiten a b c d Walter Bischoff Heinz Bramann Westfalische Berggewerkschaftskasse Bochum Das kleine Bergbaulexikon 7 Auflage Verlag Gluckauf GmbH Essen 1988 ISBN 3 7739 0501 7 Horst Roschlau Wolfram Heinze SDAG Wismut Hrsg Wissensspeicher Bergbautechnologie 1 Auflage Deutscher Verlag fur Grundstoffindustrie Leipzig 1974 S 132 G Spackeler Die technische Entwicklung des grossoberschlesischen Steinkohlenbergbaues In Gluckauf Berg und Huttenmannische Zeitschrift Verein fur die bergbaulichen Interessen im Oberbergamtsbezirk Dortmund Hrsg Nr 37 76 Jahrgang 14 September 1940 S 500 505 a b c d e f g h Ernst Ulrich Reuther Lehrbuch der Bergbaukunde Erster Band 12 Auflage VGE Verlag GmbH Essen 2010 ISBN 978 3 86797 076 1 a b c Carl Hellmut Fritzsche Lehrbuch der Bergbaukunde Zweiter Band 10 Auflage Springer Verlag Berlin Gottingen Heidelberg 1962 S 272 703 Patent der Bauer Schaum Chem Nr DE3216896 Verfahren zum Sichern des Bruchfelds von untertagigen Grubenraumen gegen Selbstentzundungsbrande John Glen Swanson Entwicklung von Bedusungskonzepten unter Berucksichtigung der Umwelteinflusse fur die technische Staubbekampfung im Steinkohlenbergbau Dissertation an der Fakultat fur Energie und Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universitat Clausthal Clausthal 2011 Minova Carbo Tech GmbH CARBOFILL Phenolharzschaum zur Hohlraumverfullung Gasabdichtung und Brandbekampfung im Bergbau a b c d Bezirksregierung Arnsberg Hrsg Sammelblatt der Bezirksregierung Arnsberg Abteilung 6 Brandschutz Richtlinien Online zuletzt abgerufen am 1 Juni 2015 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Schleichwetter amp oldid 188817040