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Aristolochia grandiflora im Deutschen gelegentlich auch als Grossblumige Pfeifenblume oder Grossblumige Osterluzei bezeichnet ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Pfeifenblumen Aristolochia deren Verbreitungsgebiet von Mittelamerika bis ins nordliche Sudamerika reicht Mit einer maximalen Gesamtlange von mehreren Metern sind die Bluten die grossten aller mittelamerikanischen Pflanzenarten und gehoren mit zu den grossten Bluten der Welt Die Blute durchlauft einen mehrtagigen Befruchtungszyklus in dem Fliegen zunachst in das Innere der Blute gelockt dort fur einen Tag gefangen halten und anschliessend wieder freigelassen werden Aristolochia grandifloraAristolochia grandifloraSystematikMagnoliidsOrdnung Pfefferartige Piperales Familie Osterluzeigewachse Aristolochiaceae Unterfamilie AristolochioideaeGattung Pfeifenblumen Aristolochia Art Aristolochia grandifloraWissenschaftlicher NameAristolochia grandifloraSw Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 1 1 Habitus und Blatter 1 2 Blute 1 3 Frucht 2 Verbreitung und Standorte 3 Okologie 3 1 Bestaubung 3 2 Verhaltnis zu anderen Tieren 4 Systematik 5 Verwendung 6 Quellen 7 WeblinksBeschreibung BearbeitenHabitus und Blatter Bearbeiten Aristolochia grandiflora ist eine langwachsende rankende Kletterpflanze Die alteren Sprosse sind korkig und steif Die einfachen dunkelgrunen Laubblatter sind eiformig herzformig an den Spitzen spitz bis zugespitzt an der Basis stark herzformig 8 bis 15 cm breit und 10 bis 20 cm lang Die Blattoberseite ist glatt die Blattunterseite ist bei jungen Blattern striegelig behaart und wird bei alteren Blattern ebenfalls glatt und etwas heller Im Gegensatz zu anderen Arten der Gattung kommen keine Scheinnebenblatter vor 1 2 Blute Bearbeiten nbsp Schematischer Schnitt durch eine Blute 1 Tragblatt 2 Narbensaule 3 Kessel 4 Reusenmund 5 Reuse 6 Annulus 7 Lippe 8 Fortsatz nbsp Blute von Aristolochia grandifloraDie stark zygomorphen zwittrigen und vorweiblichen Bluten stehen einzeln in den Blattachseln die Blutenstiele besitzen ein Tragblatt Wahrend der Blutezeit riechen sie zeitweise stark nach Aas Der aus einem Kelchblatt bestehende Blutenkelch ist zweimal auffallig gebogen 12 bis 20 cm lang und hat meist einen Durchmesser von 20 bis 50 cm gelegentlich auch mehr An der Spitze der Blattlippe ist er mit einem bis zu mehrere Meter langen Fortsatz versehen Die Gesamtlange der Blute einschliesslich Fortsatz kann 4 5 m uberschreiten Durch die Biegungen ist der Kelch in mehrere Bereiche unterteilt Direkt am Blutenstiel hangt der sogenannte Kessel der die Staubblatt und Narbensaule enthalt Dieser ist tropfenformig und hockerig geformt und etwa 6 bis 18 cm lang Die daran anschliessende Reuse ragt mit einem Mund schrag nach oben in den Kessel hinein Der Mund ist zylindrisch und bis zu 4 cm lang die nach oben weisende Reuse ist etwa 7 bis 15 cm lang Der Eingang zwischen Lippe und Reuse auch Annulus genannt ist dunn und scharfkantig Die Lippe schliesst direkt an Annulus und Reuse an ist violett weiss gelb rot und grun marmoriert das Innere der Blute ist tiefviolett Die sechslappige Narbensaule ist kronenformig etwa 1 5 cm hoch und 1 cm breit Die sechs Antheren sind gleich weit von der Narbensaule entfernt 1 2 Frucht Bearbeiten Die Frucht ist eine zylindrische 10 cm lange und 4 cm breite Kapsel Sie springt spitzenwarts gerichtet scheidewandspaltig mit sechs Klappen auf und enthalt eine hohe Zahl an Samen die in vertikalen Reihen angeordnet sind Die Samen sind dreieckig flach horizontal eingedruckt etwa 1 cm breit und 1 2 cm lang und besitzen eine Dicke von etwa 2 mm Im Samen befindet sich ein rudimentarer basaler Embryo in reichlich Endosperm 1 2 Verbreitung und Standorte BearbeitenDas Verbreitungsgebiet von Aristolochia grandiflora reicht von Mexiko uber Mittelamerika bis nach Panama und Kolumbien sie kommt vor allem an der Atlantikkuste Mittelamerikas vor ist aber auch an der Pazifikkuste zu finden Weiterhin ist sie auf Kuba Jamaika und Trinidad heimisch die Vorkommen auf St Thomas Guadeloupe und Martinique sind moglicherweise verwilderte Kulturpflanzen 3 Die Standorte befinden sich fur gewohnlich in feuchten Dickichten oftmals an Flussufern Sie rankt an mittelhohen Baumen und bedeckt diese teilweise fast vollstandig Hauptsachlich ist sie in den Tierra Caliente genannten warmen Hohenlagen unterhalb von 600 Metern zu finden wo sie eine haufige Pflanze des Sekundarwaldes ist Selten wachsen die Pflanzen in Hohen bis 1000 Meter in Extremfallen jedoch auch bis 1300 Meter 4 Okologie BearbeitenBestaubung Bearbeiten nbsp Fliegen am Annulus einer BluteDie Bestaubung erfolgt durch einen komplexen Mechanismus der uber mehrere Tage verteilt Fliegen anlockt gefangen halt und zuletzt wieder freilasst Schon einen Tag vor der Offnung stromt die Blute einen aas artigen Geruch aus der sich mit Offnung der Blute am fruhen Morgen weiter verstarkt Am ersten Tag der Blute stehen Reuse und Lippe in einem Winkel von etwa 28 zur Achse des Kessels so dass das Einfliegen von Insekten begunstigt wird Zu diesem Zeitpunkt befindet sich die Blute in der weiblichen Bluhphase das heisst die Narbe ist fruchtbar jedoch sind die Staubbeutel noch geschlossen und geben keinen Pollen ab Die Trichome in der Reuse sind nach innen gerichtet und steif und starr so dass Insekten zwar ins Innere der Blute vordringen konnen jedoch nicht wieder zuruck gelangen Am oberen Ende des Kessels ist das Gewebe durchscheinend so dass eine Art Fenster entsteht durch welches Licht einfallt und die Besucher weiter ins Innere der Blute lockt Beobachtungen zeigten dass direkt nach Offnung der Blute vor allem Kafer und kleine Fliegen aus der Familie der Buckelfliegen Phoridae die Blute besuchen Am spateren Vormittag kommen jedoch vor allem grossere Fliegen aus den Familien der Schmeissfliegen Calliphoridae Schwingfliegen Sepsidae Echten Fliegen Muscidae und Scheufliegen Heleomyzidae sowie auch weiterhin Buckelfliegen zu den Bluten Ab dem Mittag des ersten Blutentages nimmt die Besucherrate drastisch ab die Blute bleibt jedoch bis zum nachsten Tag geoffnet Am Morgen des zweiten Tages der Blute neigt sich die Reuse und die Lippe der Blute nach vorn so dass sie in einem Winkel von etwa 60 zur Achse des Kessels stehen Zudem legen sich die Trichome im Inneren der Blute an die Innenwand an und das Gewebe am oberen Ende des Kessels verdunkelt sich Dadurch wird ermoglicht dass die gefangen gehaltenen Fliegen der Blute diese wieder verlassen konnen Kafer die sich innerhalb der Blute befinden konnen diese meist nicht verlassen Der Aasgeruch der Blute ist zu diesem Zeitpunkt fast vollstandig verschwunden Die dann bereits aufgeplatzten Staubbeutel geben den Pollen frei mit dem die Fliegen beim Herausfliegen aus der Pflanze bedeckt werden und so eine weitere Blute befruchten konnen Am dritten Tag der Blute beginnt diese sehr schnell zu verwelken fallt von der Pflanze ab oder beginnt mit der Selbstverdauung Die abgefallene Blute trocknet sehr schnell meist innerhalb von zwei Tagen aus Ob und wie sich Kafer die sich weiterhin in der Blute befinden aus dieser befreien konnen und ebenfalls zur Bestaubung beitragen ist ungeklart 5 6 Verhaltnis zu anderen Tieren Bearbeiten Aristolochia grandiflora ist eine der Futterpflanzen der Raupen verschiedener Arten der Schmetterlings Gattung Parides sowie der Art Battus chalceus die alle zur Familie der Ritterfalter Papilionidae gehoren 7 8 Bei Untersuchungen zur Ausbreitung einer Viruskrankheit in honduranischen Bananenplantagen wurden Blattlause der Art Aphis gossypii auf der Ruckseite geoffneter Bluten und auf den Unterseiten der Blatter von Aristolochia grandiflora entdeckt und so als ein moglicher Zwischenwirt bei der Ubertragung der Krankheit identifiziert 9 Systematik BearbeitenAristolochia grandiflora ist innerhalb der etwa 500 Arten umfassenden Gattung Aristolochia in der Untergattung Aristolochia platziert Innerhalb dieser Untergattung bildet die Art den Mittelpunkt des Aristolochia grandiflora Komplexes dem weiterhin die Arten Aristolochia pichinchensis und Aristolochia gorgona zugerechnet werden Alle Arten dieses Komplexes besitzen eine Chromosomenzahl von 2 n 14 displaystyle 2n 14 nbsp Lange Zeit wurden diese Arten mit in die Howardia Serie eingeordnet die die amerikanischen Arten der Untergattung enthalt Phylogenetische Untersuchungen konnten diese Einteilung nicht bestatigen so dass die Serie in zwei neuweltliche Serien gespalten wurde Das folgende Kladogramm der Untergattung Aristolochia zeigt eine mogliche Einordnung des Aristolochia grandiflora Komplexes jedoch gelten die Ergebnisse als noch nicht vollstandig gesichert Die Gattung Euglypha scheint eine Schwesterklade zur Howardia Serie zu bilden jedoch wurden einige Arten aus dieser Serie entfernt so dass diese nur noch zum Teil pro parte bestehen bleibt 10 Euglypha Serie Howardia pro parte Serie Aristolochia sensu stricto Serie Thyrsicae Aristolochia lindneri Serie Einomeia Aristolochia grandiflora Komplex Aristolochia pichinchensis Serie Aristolochia gorgona Aristolochia grandifloraVorlage Klade Wartung StyleVerwendung BearbeitenBerichte uber oftmals schamanische und wissenschaftlich nicht belegte medizinische Verwendungen von Aristolochia grandiflora sind vielfaltig so wird die Pflanze unter anderem gegen Asthma Depressionen Malaria Rheuma bei Verstopfung Menstruationsbeschwerden Cholera Gelbfieber Tobsucht Tetanus und Syphilis sowie Erkrankungen der Leber eingesetzt 3 Mit am bekanntesten ist der Einsatz als Gegengift bei Schlangenbissen Medizinische Untersuchungen an Mausen zeigten dass ein Extrakt aus Aristolochia grandiflora in etwa 30 der Versuche die Wirkung des Giftes der zur Familie der Grubenottern gehorenden Schlange Bothrops atrox neutralisierte 11 Weiterhin wurde berichtet dass die Wurzeln fur Schweine und andere Tiere giftig sein sollen 12 Samtliche Drogen der Gattung Aristolochia einschliesslich homoopathischer Verdunnungen bis D10 gelten wegen des hohen genotoxischen insbesondere karzinogenen und daruber hinaus nephrotoxischen Potentials der enthaltenen Stoffgruppe der Aristolochiasauren als bedenklich 13 Entsprechend 5 AMG Gesetz uber Verkehr mit Arzneimitteln ist es verboten als bedenklich geltende Arzneistoffe in den Verkehr zu bringen oder an Menschen anzuwenden Quellen Bearbeiten a b c Howard W Pfeifer Revision of the North and Central American Hexandrous Species of Aristolochia Aristolochiaceae In Annals of the Missouri Botanical Garden Volume 53 Nummer 2 1966 Seiten 115 196 doi 10 2307 2394940 a b c Carlos Toledo Rizzini Flora of Panama Part IV Fascicle III In Annals of the Missouri Botanical Garden Volume 47 Nummer 4 November 1960 Seiten 263 359 a b Maria Angelica Bello Hamleth Valois Cuesta und Favio Gonzalez Aristolochia grandiflora Sw Aristolochiaceae Desarrollo y morfologie de la for mas large del mundo In Botanica Volume XXX Nummer 115 Juni 2006 Paul C Standley Flora of Guatemala Part IV Field Museum of Natural History Fieldiana Botany Volume 24 Teil 4 Chicago USA 1946 K S Burgess J Singfield V Melendez und P G Kevan Pollination Biology of Aristolochia grandiflora Aristolochiaceae in Veracruz Mexico In Annals of the Missouri Botanical Garden Volume 91 2004 Seiten 346 356 Hermann Cammerloher Zur Biologie der Blute von Aristolochia grandiflora Swartz In Osterr Bot Z Volume 72 1923 Seiten 180 198 doi 10 1007 BF01660049 Aristolochia grandiflora bei Lepidoptera and some other life forms Online abgerufen am 3 Januar 2023 Aristolochia s native to Belize bei Biodiversity in Belize Online abgerufen am 20 September 2007 Carlos Evers Host Plants of Sixteen Aphids from Banana Plantations in Honduras In The Florida Entomologist Volume 51 Nummer 2 Juni 1968 Seiten 113 118 doi 10 2307 3493610 Stefan J U Wanke Evolution of the genus Aristolochia Systematics Molecular Evolution and Ecology Dissertation Technische Universitat Dresden 2006 R Otero et al Snakebites and ethnobotany in the northwest region of Colombia Part III Neutralization of the haemorrhagic effect of Bothrops atrox venom In Journal of Ethnopharmacology Volume 73 2000 Seiten 233 241 Paul C Standley Flora of Costa Rica Part II Field Museum of Natural History Chicago USA 1937 Zulassungswiderruf Pharm Ztg Nr 28 vom 9 August 1981 Seite 1374 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Aristolochia grandiflora Album mit Bildern Videos und Audiodateien Die anruchige Fortpflanzung der Aristolochia grandiflora Infoblatt des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin Dahlem Aristolochia grandiflora Profil und Bilder bei der USDA Plants Database englisch nbsp Dieser Artikel wurde am 28 Oktober 2007 in dieser Version in die Liste der lesenswerten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Aristolochia grandiflora amp oldid 229448723