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Die Grammatik der gotischen Sprache ist die alteste so gut wie vollstandig bezeugte Grammatik einer germanischen Einzelsprache dazu noch die einzige Grammatik aus dem ostgermanischen Sprachzweig Sie ist hauptsachlich aus der Wulfilabibel abgeleitet Durch die fruhe Uberlieferung des Gotischen ist die Grammatik von besonderer Wichtigkeit da das Gotische dem Urgermanischen sowohl im lautlichen wie im morphologischen Bereich deutlich naher steht als die anderen altgermanischen Sprachen Inhaltsverzeichnis 1 Das gotische Nomen 1 1 Fundamentalrelationstyp 1 2 Nominalflexion 1 2 1 Nominativ 1 2 2 Genitiv 1 2 3 Dativ 1 2 4 Akkusativ 1 2 5 Instrumentalis 1 2 6 Vokativ 1 3 Genera Geschlechter 1 4 Numeri 2 Personalpronomen 2 1 Relativpronomen 2 2 Interrogativpronomen 2 3 Possessivpronomen 2 3 1 Beispieldeklination mein 3 Bestimmter Artikel 4 Substantiv 4 1 Vokalische Deklination 4 1 1 a Stamme mask u neutr 4 1 2 Reine a Stamme 4 1 3 i a Stamm 4 1 4 u a Stamme 4 2 ō Stamme fem 4 2 1 Reine ō u ō und kurzsilbige i ō Stamme 4 2 2 Langsilbige i ō Stamme 4 3 U stamm alle Genera 4 4 Schwache Substantive 4 4 1 Schwacher mannlicher sachlicher An Stamm 4 4 2 Schwacher weiblicher On Stamm 5 Verben 5 1 Archaismen 5 2 Starke Verben 5 2 1 Klasse I a b ei ai i ai i ai 6 QuellenDas gotische Nomen BearbeitenDas gotische Nomen wird nach Kasus und Numerus dekliniert Fundamentalrelationstyp Bearbeiten Das Gotische ist eine morphologische Akkusativsprache Nominalflexion Bearbeiten In der Nominalflexion der Deklination gibt es 4 bzw 6 morphologische Kasus Manchmal werden aufgrund ihres Schwindens Vokativ und die Instrumentalis reste nicht hinzugerechnet Nominativ Bearbeiten Der Nominativ ist der am haufigsten gebrauchte der in der gotischen Sprache verwendeten Kasus Das Subjekt Satzgegenstand steht im Nominativ und kommt fast in jedem vollstandigen Satz vor Es kann nur bei einem Verb stehen das in Person und Zahl lat numerus gebeugt ist finites Verb Der Nominativ ist ein Kasus der entweder das Subjekt als Trager der Handlung bezeichnet Aktivsatz oder das Subjekt als Erleidender der Handlung Passivsatz Beispielsatze Sa hunds ni beitith dieser der Hund beisst nicht thai wulfos beitand diese die Wolfe beissen Sa thiudans gibith maithm dieser der Konig gibt eine Gabe Sa mats gibada das Fleisch wird gegeben Genitiv Bearbeiten Der Genitiv wird normalerweise dafur benutzt um den Besitz oder eine nahe Verwandtschaft zwischen Nomen darzustellen Im Gotischen treten wie im Deutschen verschiedene Suffix Morpheme auf die den Genitiv kennzeichnen abhangig von der Deklinationsklasse dem Genus und dem Numerus THiudanis barna Kinder eines Konigs THiudane barna Kinder von Konigen THis thiudanis barna Kinder dieses des Konigs THize thiudane barna Kinder dieser der Konige THo barna this thiudanis Die Kinder dieses des Konigs THo barna thize thiudane Die Kinder dieser der Konige Dativ Bearbeiten Der Dativ wird wie im Deutschen verwendet um ein indirektes Objekt zu benennen z B Sa thiudans gaf thamma barna maithm Der Konig gab den Kindern eine Gabe THai thiudanos gebun thaim skalkam silubr Die Konige gaben den Dienern Silber Manchmal kann er verwendet werden um bei bestimmten Verben ein direktes Objekt zu benennen dazu zahlen die Verben tekan beruhren und wairpan werfen Sa skalks taitok thamma barna Der Diener beruhrte das Kind THata barn warp thamma staina Das Kind warf den Stein Meistens wird er zusammen mit Prapositionen benutzt Einige Prapositionen die den Dativ erfordern sind af von seit afar nach ana an auf fur at an bei zu bi an bei gemass um wegen du zu fur faura vor zeitl fram von seit von her in in an zeitl auf bei zu fur mith mit uf auf ufar uber jenseits us aus seit von von an Die Prapositionen die mit einem Sternchen gekennzeichnet sind konnen auch Akkusativ erfordern Akkusativ Bearbeiten Der Akkusativ markiert in der gotischen Sprache die semantische Rolle die nicht aktiv handelt sondern etwas erleidet THai Gumans saihvand thans ƕaito stainans Die Manner sehen die weissen Steine THai Barna ni saihvand thana giba Die Kinder sehen das Geschenk nicht sa skalks ni swarith Aithans Der Diener schwort keine eig nie Eide Instrumentalis Bearbeiten Der Instrumentalis ist nur in Resten und festen Prapositionen erhalten Damit ist dieser morphologische Kasus fruher geschwunden als in den meisten anderen altgermanischen Sprachen sogar im Althochdeutschen ist er mehr oder weniger erhalten Siehe etwa the h damit mit diesem he mit wem ni theei nicht als Vokativ Bearbeiten Umgekehrt verhalt es sich beim Vokativ der in allen anderen germanischen Sprachen verloren gegangen im Gotischen aber noch erhalten ist lediglich im Hinblick auf die deutsche Sprache wird diskutiert ob dieser noch existent sei und nur vollkommen mit dem Nominativ zusammenfiel Siehe hierzu Vokativ Im Gotischen ist der Vokativ sowohl im Singular als auch im Plural vollstandig erhalten wobei der Plural aber seltener gebraucht wird Er ist im Gotischen in seinen Endungen manchmal gleich dem Nominativ und manchmal gleich dem Akkusativ Er hat jedoch keinen Artikel als Artikel des Vokativs konnte man o betrachten der meist weggelassen wird Zum Beispiel bei Oh Sunu O Sohn Genera Geschlechter Bearbeiten Gotisch kennt drei Geschlechter die jedoch keine naturlichen Geschlechter sind d h das System entspricht dem des Deutschen Feminin Weiblich z B So Giba die Gabe Geschenk Maskulin Mannlich z B Sa Stains der Stein Neutrum Sachlich z B thata Triu das Holz Numeri Bearbeiten In der Kategorie der Numeri wurde in zwei Kategorien unterschieden Singular Einzahl Plural Mehrzahl Ein Sonderfall besteht beim Dual Zweizahl der sich in der Verbalflexion der Konjugation erhalten hat aber nicht bei den Nomina Personalpronomen BearbeitenDie Deklination der Personalpronomina im Gotischen sieht wie folgt aus Numerus Person Genus Nominativ Akkusativ Genitiv DativSingular 1 ik mik meina mis2 thu thuk theina thus3 Maskulinum is ina is immaFemininum si ija izos izaiNeutrum ita ita is immaDual 1 wit ugkis ugkara ugkis2 jut igqis igqara ugkisPlural 1 weis uns unsis unsara uns unsis2 jus izwis izwara izwis3 Maskulinum eis ins ize imFemininum ijos ijos izo imNeutrum ija ija ize imDer Stern kennzeichnet Formen die nicht schriftlich belegt sind sondern hergeleitet wurden Das Bemerkenswerte an den Pronomen des Gotischen ist ihr archaisches Aussehen sie verbinden viele Elemente der lateinischen Pronomen z B 3 Person Pl und westgermanischer Pronomen Zum einen den Dual des Altenglischen zum anderen besonders die 1 Person Singular k lt ch des Althochdeutschen Gotische Personalpronomen sind dadurch besonders sprachhistorisch interessant gewesen So dienten sie z B als Ansatzpunkt fur den Beginn der Rekonstruktion einer indogermanischen Ursprache im 19 Jahrhundert Relativpronomen Bearbeiten Im Gotischen gibt es noch kein echtes Relativpronomen Relativsatze werden durch eine Kombination von Demonstrativpronomen Artikel sa so thata und dem Partikel ei eingeleitet In den meisten Fallen ist das entstehende Wort simpel sa ei saei der thaim ei thaimei zu denen die In einigen Fallen gibt es jedoch Sandhi eine Anderung dort wo die Elemente zusammenkommen Es gibt zwei Arten von Sandhi im Zusammenhang mit diesen Pronomen Wegfall des a am Anfang Vieler Stimmhaftmachen das abschliessende s wird zum zMaskulin Neutrum FemininSingular Plural Singular Plural Singular PluralNominativ saei thaiei thatei thoei soei thozeiGenitiv thizei thizeei thizei thizei thizozei thizoeiDativ thammei thaimei thammei thaimei thizaiei thaimeiAkkusativ thanei thanzei thatei thoei thoei thozeiInterrogativpronomen Bearbeiten Sie sind im Gotischen noch relativ stark ausgebildet Singular Das Althochdeutsche besass eine ahnliche Konstellation diese wurde in der Entwicklung zum Neuhochdeutschen allerdings stark reduziert Bei genauer Betrachtung zeigen die Interrogativpronomen des Neutrums eine Unregelmassigkeit Sie lauten nicht wie zu erwarten ƕata sondern ƕa im Vergleich dazu das Pronomen ita und der Artikel thata SingularMannlich Sachlich WeiblichNominativ ƕas ƕa ƕōAkkusativ ƕana ƕa ƕōGenitiv ƕis ƕis ƕizosDativ ƕamma ƕamma ƕizaiInstrumental ƕe der Plural ist nur in einem Pronomen bekannt ƕanzuh Bsp ƕanzuh insandida ins twans ƕanzuh Er hat sie weitergeschickt fort aus zwei und zwei Possessivpronomen Bearbeiten Die Possessivpronomina sind besitzanzeigende Adjektive Diese werden viel haufiger benutzt als der Genitiv der Personalpronomina in der ersten und zweiten Person Sie folgen normalerweise dem Nomen auf das sie sich beziehen und stimmen mit diesem in Geschlecht Numerus und Fall uberein Es sind 1 Person Singular m meins n mein meinata f meina mein 2 Person Singular theins dein 1 Person Dual nicht belegt moglicherweise ugkar unser 2 Person Dual nicht belegt moglicherweise igqar euer vgl bairisch enker euer 1 Person Plural unsar unser 2 Person Plural izwar euer 3 Person Plural sein ihr Diese Adjektive werden niemals schwach dekliniert Bei ugkar igqar unsar und izwar fehlt das s am Ende des Nominativ Singular Maskulinum Weiterhin kann man niemals das ata im Nominativ und Akkusativ Neutrum an diese vier Adjektive im Plural anhangen unsarata igqarata usw Die neutrale Form ist in diesen Fallen mit dem Nom Sg Mask identisch ohne Endung Ansonsten werden die Adjektive genau wie jedes andere starke Adjektiv dekliniert skalksos meinai meine Diener in razn theinamma in deinem Hause usw Zu diesen Adjektiven konnen wir sein hinzufugen Dieses Adjektiv ist selten weil es keinen Nominativ hat nur Akkusativ Genitiv und Dativ Sein bedeutet sein ihr 3 Person Sg Pl ohne Unterschied von Geschlecht oder Numerus Es kann allerdings nur benutzt werden um auf das Subjekt des Satzes zu verweisen Man vergleiche Sa manna sahv hund seinana Der Mann sah seinen eigenen Hund Sa manna sahv hund is Der Mann sah seinen Hund von jemand anderem THai gumans drugkun wein seinans Die Manner tranken ihren eigenen Wein THai gumans drugkun wein ize Die Manner tranken ihren Wein von anderen Leuten Beispieldeklination mein Bearbeiten Maskulin Neutrum FemininSingular Plural Singular Plural Singular PluralNominativ meins meinai meinata mein meina meina meinosGenitiv meinis meinize meinis meinize meinaizos meinaizoDativ meinamma meinaim meinamma meinaim meinai meinaimAkkusativ meinana meinans meinata mein meinos meina meinosBestimmter Artikel BearbeitenIm Gotischen gibt es nur einen bestimmten Artikel der zugleich Demonstrativpronomen ist Er ist dem deutschen bestimmten Artikel und auch dem Demonstrativartikel erstaunlich ahnlich in der Handhabung Man kann an diesem bestimmten Artikel der zugleich Demonstrativpronomen ist besonders gut die Entwicklung von bestimmten Artikeln und Demonstrativpronomen im auslaufenden Urgermanischen bzw im Althochdeutschen Altenglischen und Altnordischen verstehen Man kann immer noch besonders zu den islandischen Demonstrativpronomen Parallelen ziehen vgl Isl thetta und got thata Maskulin Neutrum FemininSingular Plural Singular Plural Singular PluralNominativ sa thai thata tho so thosGenitiv this thize this thize thizos thizoDativ thamma thaim thamma thaim thizai thaimAkkusativ thana thans thata tho tho thosAusserdem kann man nun dazu den altenglischen bestimmten Artikel und die altenglischen Demonstrativpronomen zum Vergleich auffuhren Bestimmter ArtikelSingular PluralMannlich Sachlich WeiblichNominativ Se thaet seo thaAkkusativ thone thaet tha thaGenitiv thaes thaes thaes thara thǣraDativ thǣm tham thǣm tham thǣre thǣm thamDemonstrativpronomenSingular PluralMannlich Sachlich WeiblichNominativ thes this theos thasAkkusativ thisne this thas thasGenitiv this s es this s es thisse thisre thissa thisraDativ this s um this s um thisse this s umEs gibt keinen unbestimmten Artikel im Gotischen Substantiv BearbeitenBei den Flexionsformen des Substantivs ist zwischen Stamm und Kasusendung zu unterscheiden Da die Kasusendungen mit dem Stammauslaut assimilatorisch verschmelzen konnen unterscheidet man nach dem Ausgang des Wortstamms im Gotischen mehrere vokalische nach Jacob Grimm starke und eine konsonantische nach Jacob Grimm schwache Deklination Bedingt durch spaturgermanische und vorgotische Entwicklungen ist der Auslaut des Flexionsstamms nicht in jeder Deklinationsform erkennbar Bei den vokalischen Stammen zeigt er sich noch uberall im Dativ Plural und Akkusativ Plural a Stamme dagam dagans ō Stamme gibom gibos i Stamme gastim gastins u Stamme sunum sununs Bei den konsonantischen Stammen zeigt sich der Flexionsstamm am deutlichsten vor Endungen die mit einem Vokal beginnen vgl gumane qinono manageino Vokalische Deklination Bearbeiten a Stamme mask u neutr Bearbeiten Die gotischen a Stamme die sowohl Maskulina wie Neutra enthalten setzen urgerm a Stamme und letztendlich uridg o Stamme fort so dass sie mit den lateinischen und altgriechischen o Stammen Typ lat lupus Wolf gr lukos Wolf zu vergleichen sind Bei den urgerm a Stammen gab es im Suffix einen Wechsel zwischen a und e lt uridg o e der im Got als a i fortgesetzt ist Die a Stamme zerfallen aufgrund lautlicher Entwicklungen in drei Klassen reine a Stamme i a Stamme u a StammeReine a Stamme Bearbeiten Paradigma der maskulinen und neutralen a Stamme dags m Tag hlaifs m Brot waurd n Wort haubith n Haupt m dags hlaifs n waurd haubithSingular Plural Singular PluralNominativ dags hlaifs dagos hlaibos waurd haubith waurda haubidaGenitiv dagis hlaibis dage hlaibe waurdis haubidis waurde haubideDativ daga hlaiba dagam hlaibam waurda haubida waurdam haubidamAkkusativ dag hlaif dagans hlaibans waurd haubith waurda haubidaVokativ dagDer regelmassige Wechsel zwischen f b nom sg laufs Blatt nom pl laubos th d nom sg liuhath Licht gen sg liuhadis und s z nom sg riqis Dunkelheit gen sg riqizis ist das Resultat der gotischen Auslautverhartung i a Stamm Bearbeiten Die maskulinen i a Stamme trennen sich wegen eines Endungsunterschieds in solchen mit einer kurzen Stammsilbe und solchen mit einer langen Stammsilbe letztendlich bedingt durch das Sievers sche Gesetz Wie die langsilbigen verhalten sich auch die mehrsilbigen Stamme Bei den neutralen i a Stamme gibt es diesen Unterschied im Gotischen nicht mehr hier hat sich der kurzsilbige Typ durchgesetzt Paradigma der maskulinen und neutralen i a Stamme 1 kurzsilbig harjis m Heer kuni n Geschlecht 2 langsilbig hairdeis m Hirte reiki n Reich m harjis hairdeis n kuni reikiSingular Plural Singular PluralNominativ harjis hairdeis harjos hairdjos kuni reiki kunja reikjaGenitiv harjis hairdeis harje hairdje kunjis reikjis kunje reikjeDativ harja hairdja harjam hairdjam kunja reikja kunjam reikjamAkkusativ hari hairdi harjans hairdjans kuni reiki kunja reikjaVokativ hari hairdiu a Stamme Bearbeiten Die u a Stamme werden wegen besonderer Lautungen ebenfalls von den reinen a Stammen unterschieden Die kurzsilbigen u a Stamme haben im Nominativ Singular die Lautung m us n u die langsilbigen dagegen die Lautung m ws n w Paradigma der maskulinen und neutralen u a Stamme thius m Diener Knecht waurstw n Werk Kurzsilbige Nomen mit kurzem Vokal thius waurstwSingular PluralNominativ thius waurstw thiwos waurstwaGenitiv thiwis waurstwis thiwe waurstweDativ thiwa waurstwa thiwam waurstwamAkkusativ thiu waurstw thiwans waurstwaVokativ thiuDas Wort nom sg aiws Lebens Zeit Ewigkeit schwankt in der Deklination zwischen a und i St gen sg aiwis dat sg aiwa akk sg aiw dat pl aiwam 7 Belege akk pl aiwins Mt 6 13 ō Stamme fem Bearbeiten Die got ō Stamme die nur Feminina enthalten setzen urgerm ō Stamme und letztendlich uridg eh Stamme fort Der schon im Urindogermanischen nur marginale Suffixablaut spielt im Urgermanischen bereits keine Rolle mehr Es werden die reinen ō Stamme die u ō Stamme und die i ō Stamme unterschieden Die u ō und die kurzsilbigen i ō Stamme zeigen keine Abweichungen zu den reinen ō Stammen und konnen daher diesen mitbehandelt werden anders verhalt es sich bei den langsilbigen i ō Stammen Reine ō u ō und kurzsilbige i ō Stamme Bearbeiten Paradigma der fem ō u ō und kurzsilbigen i ō Stamme 1 Reine ō Stamme giba Gabe 2 u ō Stamme triggwa Treue 3 i ō Stamme sunja Wahrheit giba triggwa sunjaSingular PluralNominativ giba triggwa sunja gibos triggwos sunjosGenitiv gibos triggwos sunjos gibo triggwo sunjoDativ gibai triggwai sunjai gibom triggwom sunjomAkkusativ giba triggwa sunja gibos triggwos sunjosLangsilbige i ō Stamme Bearbeiten Nach dieser Klasse gehen die Worter mit langer Wurzelsilbe und solche bei denen das Suffix i ō in dritter Silbe steht sowie vom innergotischen Standpunkt her unregelmassig auch mawi Madchen und thiwi Magd Paradigma bandi Fessel mawi Madchen bandi mawiSingular PluralNominativ bandi mawi bandjos maujosGenitiv bandjos maujos bandjo maujoDativ bandja maujai bandjom maujomAkkusativ bandja mauja bandjos maujosDie langsilbigen gotischen i ō Stamme setzen einen urindogermanischen Typus fort in dem im Nominativ und Akkusativ Singular das Suffix in der schwundstufigen Form ih in den anderen Kasus dagegen in der vollstufigen Form i eh erschien U stamm alle Genera Bearbeiten Der U Stamm unterscheidet sich sehr von den anderen beiden starken Stammen Er hat nicht wie vermutet einen Ju Stamm und auch keinen Wu Stamm Des Weiteren sind bloss zwei sachliche Nomen bekannt die dem U Stamm angehoren namlich Faihu Vermogen und Pairu stachel nach unterschiedlicher Lesung auch qairu Wahrscheinlich auch Leithu Obstwein Sunus jus Sohn m Handus us Hand f Faihu Habe n Singular Plural Singular Plural Singular PluralNominativ Sunus Sunaus us aus Sunjus jus Handus us Handus us Faihu u UnbekanntGenitiv Sunaus Sunus jus Suniwe iwe Handus us Handiwe iwe Faihaus aus UnbekanntDativ Sunau au Sunum um Handau au Handum um Faihau UnbekanntAkkusativ Sunu Sunau u Sununs uns Handu u Handuns uns Faihu u UnbekanntVokativ Sunu Sunau u au Handu u UnbekanntSchwache Substantive Bearbeiten Schwacher mannlicher sachlicher An Stamm Bearbeiten Guma ns Mann m Hairto ns Herz n Singular Plural Singular PluralNominativ Guma Gumans ans Hairto Hairtana anaGenitiv Gumins ins Gumane ane Hairtins ins Hairtane aneDativ Gumin in Gumam am Hairtin in Hairtam amAkkusativ Guman n Gumans ans Hairto Hairtona onaVokativ Guma HairtoSchwacher weiblicher On Stamm Bearbeiten tuggo ns Zunge f Singular PluralNominativ Tuggo tuːŋgɔ oder tʊŋgoː Tuggons onsGenitiv Tuggons ons Tuggono onoDativ Tuggon on Tuggom omAkkusativ Tuggon on Tuggons onsVerben BearbeitenVerben werden wie in allen germanischen Sprachen in Formen unterteilt in schwachen und starken Verben Fast alle gotischen Verben werden nach dem urindogermanischen Prinzip der sogenannten thematischen Konjugation flektiert das heisst sie setzen einen sogenannten Themavokal zwischen Wurzel und Flexionssuffix ein Die fur das Indogermanische rekonstruierten Themavokale sind e und o im Gotischen sind sie weiterentwickelt zu i und u Die andere athematische Konjugation bei der Suffixe direkt an die Wurzel angefugt werden existiert im Gotischen nur noch beim Verb wisan sein sowie bei einigen Klassen der schwach deklinierten Verben z B behalt das Verb salbon salben seinen Stamm salbo stets unverandert bei es treten keine Themavokale hinzu wie z B bei bairan s u Das athematische Verb wisan zeigt im Indikativ Prasens wie in allen indogermanischen Sprachen viele Unregelmassigkeiten aufgrund des Wechsels von Normal und Schwundstufe Prasens Indikativ ik im thu is is ist wis si j um jus si j uth eis sindWie in allen germanischen Sprachen gibt es zwei Gruppen von Verben die als stark bzw schwach bezeichnet werden Schwache Verben bilden das Prateritum durch das Suffix da ta starke durch Ablaut schwach salbon salboda salbodedun salboths salben ich er salbte sie salbten gesalbt stark qiman qam qemun qumans kommen ich er kam sie kamen gekommen dd Archaismen Bearbeiten Das Gotische hat einige altertumliche Elemente aus urindogermanischer Zeit bewahrt Zum einen zwei Dualformen wir beide und ihr beide zum anderen ein synthetisches Medio Passiv im Prasens Dual Indikativ bairos wir beide tragen sokjos wir beide suchen bairats ihr beide tragt sokjats ihr beide sucht dd dd Dual Optativ bairaiwa wir beide trugen salbowa wir beide salbten bairaits ihr beide traget salbots ihr beide salbet dd dd Dual Imperativ bairats ihr beide sollt tragen salbots ihr beide sollt salben dd dd Dual Prateritum Indikativ beru beruts salbodedu salbodeduts Optativ berweiwa bereits salbodeiwa salbodeits dd dd Passiv Indikativ 1 und 3 Person Singular bairada salboda werde wird getragen gesalbt 2 Person Singular bairaza salboza wirst getragen gesalbt im ganzen Plural bairanda salbonda werden werdet getragen gesalbt dd dd Passiv Optativ 1 und 3 Person Singular bairaidau habaidau wurde getragen gehabt 2 Person Singular bairaidau habaizau werdest getragen gehabt im ganzen Plural bairaindau habaindau werden werdet getragen gehabt dd dd Anmerkungen Die ich Form ist im Passiv durch die 3 Person Singular ersetzt worden Im Plural ersetzt die 3 Person die wir und ihr Form Im Folgenden wird auf die Dual und Passivformen nicht weiter eingegangen Starke Verben Bearbeiten Klasse I a b ei ai i ai i ai Bearbeiten Infinitiv greipanPartizip Prasens greipandsPartizip Perfekt gripansSingularErste Person Zweite Person Dritte Personik thu is si itaAktiv Gegenwart greipa greipis greipithVergangenheit graip graipt graipOptativ Gegenwart greipau greipais greipaiVergangenheit gripjau gripeis gripiPassiv Indikativ greipada greipaza greipadaOptativ greipaidau greipaizau greipaidauImperativ greip greipadauDualErste Person Zweite Personwit jutAktiv Gegenwart greipos greipats Vergangenheit gripu griputs Optativ Gegenwart greipaiwa greipaits Vergangenheit gripeiwa gripeits Passiv Indikativ greipanda greipanda Optativ greipaindau greipaindau Imperativ greipats PluralErste Person Zweite Person Dritte Personweis jus eis ija ijosAktiv Gegenwart greipam greipith greipandVergangenheit gripum griputh gripunOptativ Gegenwart greipaima greipaith greipainaVergangenheit gripeima gripeith gripeinaPassiv Indikativ greipanda greipanda greipandaOptativ greipaindau greipaindau greipaindauImperativ greipam greipith greipandauQuellen BearbeitenG H Balg A comparative glossary of the Gothic language with especial reference to English and German Westermann amp Company New York 1889 Digitalisat R Bethge Gotisch In F Dieter Laut und Formenlehre der altgermanischen Dialekte Leipzig 1898 1900 S 21 35 Vokalismus S 193 214 Konsonantismus S 391 408 Konjugation S 568 602 Deklination W Binnig Gotisches Elementarbuch 5 vollig neubearb Auflage der fruheren Darstellung v H Hempel Berlin u a 1999 W Braune Fr Heidermanns Gotische Grammatik mit Lesestucken und Worterverzeichnis 20 Auflage Tubingen 2004 C J Hutterer Die germanischen Sprachen Ihre Geschichte in Grundzugen 4 erg Auflage Wiesbaden 2008 M H Jellinek Geschichte der gotischen Sprache 3 verb und verm Auflage Berlin u a 1926 E Kieckers Handbuch der vergleichenden gotischen Grammatik Munchen 1928 F Kluge Die Elemente des Gotischen Eine erste Einfuhrung in die deutsche 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