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Der Gipfel von Den Haag war ein Gipfeltreffen der Staats und Regierungschefs der Mitgliedstaaten der Europaischen Gemeinschaften am 1 und 2 Dezember 1969 in Den Haag Anlass der Konferenz war der Ablauf der zwolfjahrigen vertraglichen Aufbauphase der EWG ex Art 8 EWGV Dabei wurden weitreichende politische Beschlusse uber die weitere Entwicklung der Gemeinschaften gefasst Die Haager Konferenz stiess alle wichtigen europapolitischen Themen der 1970er Jahre an Finanzverfassung der Gemeinschaft mit eigenen Einnahmen Schaffung einer Wirtschafts und Wahrungsunion Vollendung der Gemeinsamen Agrarpolitik Erweiterung um Grossbritannien und andere Staaten Begrundung der Zusammenarbeit einer Europaischen Politischen Zusammenarbeit EPZ und die Prufung direkter Wahlen zum Europaischen Parlament Der Gipfel von Den Haag war das erste politisch bedeutende Gipfeltreffen aller Staats und Regierungschefs der EG und damit Vorlaufer des 1974 als regelmassige Einrichtung etablierten Europaischen Rats Zunachst folgten als Leitungsinstanz jahrliche Gipfelkonferenzen der EG Staats und Regierungschefs Auf Vorschlag Giscard d Estaings wurden die Gipfeltreffen 1974 in einen mindestens zweimal jahrlich tagenden Europaischen Rat der Staats und Regierungschefs umgewandelt Hieraus entstand 1987 im Rahmen der EEA Art 2 die vertragliche Verankerung des Europaischen Rates Inhaltsverzeichnis 1 Vorgeschichte 2 Ergebnisse des Gipfels 2 1 Vollendung 2 2 Vertiefung 2 3 Erweiterung 3 Folgen 4 WeblinksVorgeschichte BearbeitenEnde der 1960er Jahre befanden sich die Europaischen Gemeinschaften in ihrer ersten schweren Krise Von Juli 1965 bis Januar 1966 hatte Frankreich mit der Politik des leeren Stuhls die Entwicklung der Gemeinschaft blockiert da es auf diese Weise den Ubergang zu Mehrheitsentscheiden im EG Ministerrat sowie die Einfuhrung von eigenen Finanzmitteln der Europaischen Kommission fur die Gemeinsame Agrarpolitik zu verhindern versuchte Wahrend der Konflikt um die Entscheidungsverfahren im Luxemburger Kompromiss Anfang 1966 beigelegt worden war schwelte das Finanzierungsproblem weiter Hinzu kam seit Anfang der sechziger Jahre ein bestandiger Konflikt um die geplante Erweiterung der Gemeinschaften um das Vereinigte Konigreich und weitere in der EFTA organisierte Staaten insbesondere Danemark und Norwegen sowie um Irland Wahrend die meisten Mitglieder der Gemeinschaften diese Erweiterung begrussten lehnte Frankreich ihn unter Prasident Charles de Gaulle ab da es auf diese Weise Einfluss in der Gemeinschaft zu verlieren furchtete und durch die special relationship zwischen Grossbritannien und den USA das Projekt einer Europaischen Politischen Union als dritter Macht zwischen USA und UdSSR gefahrdet sah Zwei Beitrittsantrage Grossbritanniens scheiterten darum 1963 und 1967 am franzosischen Veto Als drittes Problemfeld war auch die weitere Entwicklung der Gemeinschaften umstritten Insbesondere in der Koordinierung der Aussen und der Wahrungspolitik wurde Handlungsbedarf gesehen nachdem der Beginn des Vietnamkriegs 1964 zu einer Verscharfung des Kalten Kriegs gefuhrt hatte und mit der US amerikanischen Zahlungsunfahigkeit 1969 auch bereits die Probleme des Bretton Woods Systems deutlich wurden In dieser Situation kam es 1969 sowohl in Deutschland als auch in Frankreich zu Regierungswechseln Willy Brandt loste Kurt Georg Kiesinger als Bundeskanzler ab Georges Pompidou wurde Nachfolger von Charles de Gaulle als franzosischer Staatsprasident Dies erleichterte das Bemuhen um einen politischen Neuanfang den Pompidou am 10 Juli 1969 mit seinem Vorschlag eines Gipfeltreffens der europaischen Staats und Regierungschefs machte um die unbeantworteten Fragen in den Bereichen Vollendung Vertiefung und Erweiterung zu losen Da die Niederlande im zweiten Halbjahr 1969 gerade die Prasidentschaft im EG Ministerrat innehatten fand diese Konferenz schliesslich am 1 2 Dezember in Den Haag statt Wahrend am ersten Tag nur die Staats und Regierungschefs der Gemeinschaften tagten wurde am zweiten Tag auch der Prasident der Europaischen Kommission Jean Rey in das Treffen einbezogen Ergebnisse des Gipfels BearbeitenVollendung Bearbeiten Im Bereich der Vollendung der Gemeinsamen Agrarpolitik einigten sich die europaischen Staats und Regierungschefs in ihrem Abschlusskommunique darauf von der Ubergangszeit in die Endphase der Europaischen Gemeinschaft einzutreten und schrittweise die Finanzierung durch Eigenmittel der Kommission einzufuhren Frankreich gab somit in seinen seit 1965 erhobenen Forderungen nach Vertiefung Bearbeiten Fur den weiteren Ausbau der Gemeinschaft einigten sich die Gipfelteilnehmer auf die Einrichtung zweier Kommissionen von denen die eine unter Leitung des luxemburgischen Premierministers Pierre Werner einen Stufenplan fur die Einfuhrung einer gemeinsamen europaischen Wahrung erarbeiten sollte Die zweite Kommission unter Leitung des belgischen Diplomaten Etienne Davignon sollte dagegen Vorschlage entwickeln wie die Koordination der Aussenpolitik der EG Staaten gestaltet werden konnte Ausserdem wurde erstmals eine Erweiterung der Haushaltsbefugnisse des Europaischen Parlaments beschlossen Erweiterung Bearbeiten Schliesslich bekannten sich die europaischen Staats und Regierungschefs zu ihrer Ubereinstimmung hinsichtlich des Grundsatzes der Erweiterung der Gemeinschaft wie sie in Artikel 237 des Romvertrages vorgesehen ist Allerdings wurde als Bedingung fur den Beitritt neuer Staaten deren Anerkennung des seit der Grundung der Gemeinschaften entstandenen gemeinschaftlichen Rechtsbesitzstands gefordert Ausserdem wurde vereinbart dass vor den Beitrittsverhandlungen die EG Staaten zunachst eine gemeinsame Verhandlungsbasis entwickeln wurden Dies verdeutlichte dass ein Beitritt neuer Staaten grundsatzlich nur zu den Bedingungen der EG Staaten moglich sein wurde was sich gegen die moglichen Plane Grossbritanniens wandte einerseits den Gemeinschaften beizutreten andererseits aber weiterhin eine von diesen unabhangige weltweite Aussenpolitik mit besonderen Beziehungen zu den USA und den Staaten des Commonwealth zu betreiben Folgen BearbeitenMit dem Gipfel von Den Haag gelang es den Europaischen Gemeinschaften sich aus der Krise der 1960er Jahre zu losen und eine neue Phase der intensivierten Integration auszulosen Die wichtigsten der gefassten Beschlusse wurden in den folgenden Jahren umgesetzt So wurden 1970 Eigenmittel zur Finanzierung der Gemeinsamen Agrarpolitik eingefuhrt die sich aus der in allen Mitgliedstaaten erhobenen Mehrwertsteuer speisten von der nun 1 Prozent direkt an die Europaische Kommission abgefuhrt werden musste Das Europaische Parlament erhielt zusammen mit dem Rat die Etathoheit fur die Ausgaben der Gemeinschaft allerdings nur fur die sogenannten nicht obligatorischen Ausgaben d h alle Ausgaben ausser denen fur die Agrarpolitik die zu dieser Zeit jedoch uber 90 des Gesamtetats ausmachte Sowohl die Werner als auch die Davignon Kommission legten ihre Abschlussberichte im Jahr 1970 vor Der Werner Plan der eine stufenweise Einfuhrung einer Gemeinschaftswahrung vorsah wurde am 22 Marz 1971 vom Ministerrat angenommen Er scheiterte jedoch letztlich infolge der weltweiten Wirtschafts und Wahrungskrise die 1972 auch zum Zusammenbruch des Bretton Woods Systems fuhrte und wurde schliesslich von der weniger ambitionierten Wahrungsschlange abgelost Der Davignon Bericht fuhrte zu der Einrichtung der zunachst nicht institutionalisierten Europaischen Politischen Zusammenarbeit einer intergouvernementalen Koordinierung der EG Staaten im Bereich der Aussenpolitik Obwohl die EPZ nur informell und rein freiwillig war fuhrte sie in den 1970er Jahren zu gewissen aussenpolitischen Erfolgen etwa der gemeinsamen Position der EG Staaten bei der Konferenz uber Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa 1973 75 Nach der Verabschiedung von Werner und Davignon Bericht begannen Ende 1970 schliesslich auch die Beitrittsverhandlungen mit Grossbritannien und den ubrigen beitrittswilligen EFTA Staaten die sich allerdings auch aufgrund der harten Verhandlungsposition der EG uber ein Jahr hinzogen Erst im Januar 1972 wurden schliesslich die Beitrittsvertrage unterzeichnet die zur ersten Erweiterung der Gemeinschaften um Grossbritannien Danemark und Irland am 1 Januar 1973 fuhrten Der Zusammenbruch des Bretton Woods Systems und die Olkrise 1973 fuhrten die Gemeinschaften zwar schon bald wieder in ernsthafte Schwierigkeiten und zu der Phase der Eurosklerose in der die europaische Einigung bis Mitte der 1980er Jahre stagnierte Dennoch wurde der Gipfel von Den Haag zu einem Vorbild zur Uberwindung von Integrationskrisen Ahnliche Gipfeltreffen der Staats und Regierungschefs wurden daher 1972 in Paris und 1973 in Kopenhagen wiederholt Auf dem Gipfel von Paris 1974 wurde schliesslich beschlossen kunftig dreimal jahrlich Treffen der europaischen Staats und Regierungschefs zu veranstalten die nun als Europaischer Rat bezeichnet wurden Weblinks BearbeitenInformationen uber den Gipfel von Den Haag CVCE abgerufen am 22 August 2013 Gipfeltreffen der Staats und Regierungschefs der EU Staaten Gipfeltreffen der Staats und Regierungschefs der Europaischen GemeinschaftDen Haag 1969 Paris 1972 Kopenhagen 1973 Paris 1974Gipfeltreffen des Europaischen Rates der Europaischen GemeinschaftDublin 1975 Brussel 1975 Brussel 1976 Paris 1979 Fontainebleau 1984 Luxemburg 1985 Maastricht 1991Gipfeltreffen des Europaischen Rates der Europaischen UnionKopenhagen 1993 Dublin 1996 Amsterdam 1997 Lissabon 2000 Nizza 2000 Goteborg 2001 Laeken 2001 EU Gipfel 2002 in KopenhagenGipfeltreffen des Europaischen Rates in BrusselEU Gipfel 2004 in Brussel EU Gipfel 2005 EU Gipfel 2007Gipfeltreffen des Europaischen Rates in Brussel unter Vorsitz des Prasidenten des Europaischen RatesEU Sondergipfel 2010 EU Gipfel 2010 Euro Sondergipfel 2011 EU Gipfel 2011 EU Gipfel Juni 2012 EU Gipfel Oktober 2012 EU Gipfel 2013 EU Gipfel 2015 EU Gipfel Februar 2016 EU Gipfel Juni 2016 EU Gipfel Oktober 2016 EU 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