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Als Europaische Politische Zusammenarbeit EPZ wurde ein Verfahren bezeichnet durch das die Mitgliedstaaten der Europaischen Gemeinschaften von 1970 bis 1992 ihre Kooperation in nicht wirtschaftlichen Politikfeldern vor allem im Bereich der Aussenpolitik institutionalisierten Die EPZ beruhte auf den Beschlussen des Gipfels von Den Haag 1969 und dem Davignon Bericht von Oktober 1970 Sie sollte eine enge Zusammenarbeit der EG Mitgliedstaaten auch in den Bereichen sicherstellen die nicht in den Grundungsvertragen der Gemeinschaften EGKS EWG Euratom geregelt waren Die EPZ fand zunachst ohne eigene vertragliche Grundlage statt Sie basierte ausschliesslich auf der freiwilligen Zusammenarbeit der beteiligten Regierungen war also rein intergouvernemental ausgerichtet Die supranationalen Organe der EG Europaische Kommission und Europaisches Parlament besassen keine Kompetenzen Entscheidungen fielen vor allem im Europaischen Rat auf Ebene der Staats und Regierungschefs Erst in der Einheitlichen Europaischen Akte von 1986 wurde die EPZ auch vertraglich verankert sie behielt dabei jedoch ihren intergouvernementalen Charakter Im Vertrag von Maastricht 1992 wurde sie schliesslich aufgelost Stattdessen wurden die Gemeinsame Aussen und Sicherheitspolitik GASP und die Zusammenarbeit im Bereich Justiz und Inneres ZJI als sogenannte zweite und dritte Saule in die Europaische Union aufgenommen Inhaltsverzeichnis 1 Zeitliche Einordnung 2 Vorgeschichte 3 Entwicklung 4 EinzelnachweiseZeitliche Einordnung BearbeitenUnterz In KraftVertrag 19481948BrusselerPakt 19511952Paris 19541955PariserVertrage 19571958Rom 19651967Fusions vertrag 19861987EinheitlicheEuropaische Akte 19921993Maastricht 19971999Amsterdam 20012003Nizza 20072009Lissabon nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp Europaische Gemeinschaften Drei Saulen der Europaischen UnionEuropaische Atomgemeinschaft Euratom Europaische Gemeinschaft fur Kohle und Stahl EGKS Vertrag 2002 ausgelaufen Europaische Union EU Europaische Wirtschaftsgemeinschaft EWG Europaische Gemeinschaft EG Justiz und Inneres JI Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen PJZS Europaische Politische Zusammenarbeit EPZ Gemeinsame Aussen und Sicherheitspolitik GASP Westunion WU Westeuropaische Union WEU aufgelost zum 1 Juli 2011 Vorgeschichte BearbeitenWahrend der 1950er und 1960er Jahre bemuhten sich die EG Mitgliedstaaten mehrmals vergeblich darum neben der wirtschaftlichen auch eine politische Integration zu erreichen 1954 scheiterte der Plan eine supranationale Europaische Verteidigungsgemeinschaft und eine Europaische Politische Gemeinschaft zu grunden da das franzosische Parlament die Ratifikation des Grundungsvertrages wegen der damit verbundenen Souveranitatsverluste ablehnte 1960 wiederum schlug die franzosische Regierung unter Charles de Gaulle mit den sogenannten Fouchetplanen die Grundung einer intergouvernementalen Europaischen Politischen Union vor die alle Politikbereiche umfassen und der auch die drei Gemeinschaften EGKS EWG und Euratom untergeordnet sein sollten Dies scheiterte jedoch am Widerstand der ubrigen Mitgliedstaaten die eine solche Abwertung der supranationalen Institutionen nicht hinnehmen wollten Frankreich schloss daraufhin 1963 mit der Bundesrepublik Deutschland den Elysee Vertrag der Regierungskonsultationen unter anderem in der Aussen und Kulturpolitik vorsah allerdings nur auf bilateraler Ebene und nicht zwischen allen EG Mitgliedstaaten Die Krise des leeren Stuhls 1965 66 verdeutlichte noch einmal wie gross die Differenzen zwischen Frankreich und den ubrigen Mitgliedstaaten waren Erst nach de Gaulles Rucktritt 1969 wurde auf dem Gipfel von Den Haag auf dem erstmals alle Staats und Regierungschefs der EG Mitgliedstaaten zusammentrafen das Projekt einer politischen Integration wieder aufgegriffen Der Gipfel beauftragte eine Kommission unter Vorsitz des belgischen Politikers Etienne Davignon mit der Ausarbeitung eines Berichts wie die politische Zusammenarbeit zwischen den Mitgliedstaaten verbessert werden konnte Auf Grundlage dieses Davignon Berichts der 1970 verabschiedet wurde wurde die Europaische Politische Zusammenarbeit eingerichtet Anders als die 1954 geplante Europaische Politische Gemeinschaft war sie intergouvernemental ausgerichtet anders als die Fouchetplane implizierte der Davignonbericht jedoch auch keine Entmachtung der supranationalen Organe Die Kompetenzen der Europaischen Kommission im wirtschaftspolitischen Bereich wurden nicht angetastet sie erhielt aber auch keine neuen Zustandigkeiten zu den bereits bestehenden Vertragen hinzu Die EPZ wurde den drei Gemeinschaften weder uber noch unter sondern beigeordnet Entwicklung BearbeitenDurch zwei Beschlusse in Kopenhagen 1973 und London 1981 wurde die EPZ weiter ausgebaut Sie umfasste umfangreiche Konsultationen vor allem im aussenpolitischen Bereich Die EG Staaten versuchten so eine gemeinsame Position zu finden um gegenuber den ubrigen Staaten starkeren Einfluss auf die Weltpolitik zu haben Die Erfolge der EPZ waren dabei gemischt Besonders in den ersten Jahren war die aussenpolitische Koordinierung recht erfolgreich Dennoch behielten die europaischen Staaten ihre jeweilige eigenstandige Aussenpolitik bei und waren nicht bereit diese einem gemeinschaftlichen Organ zu unterwerfen Von dem damaligen Aussenminister der Vereinigten Staaten Henry Kissinger ist daher das Bonmot uberliefert solange Europa keine Telefonnummer habe konne es auch kein aussenpolitischer Akteur sein Ein Beispiel fur eine gelungene Koordinierung der europaischen Aussenpolitik im Rahmen der EPZ ist die Politik der Gemeinschaft gegenuber Sudafrika So einigten sich die Europaer 1977 auf einen gemeinsamen Verhaltenskodex fur in Sudafrika tatige europaische Unternehmen der diese aufforderte schwarze und weisse Beschaftigte gleich zu behandeln und die Rassensegregation am Arbeitsplatz abzuschaffen 1 Einer der Hintergrunde fur die Schwierigkeiten der EPZ waren die unterschiedlichen Positionen der Mitgliedstaaten gegenuber den Supermachten im Kalten Krieg Wahrend Grossbritannien und auch Deutschland eine Anlehnung an die Vereinigten Staaten suchten war Frankreich starker auf einen von USA und UdSSR unabhangigen Kurs Europas als dritter Macht ausgerichtet Zudem blieb das Verhaltnis von EPZ und NATO ungeklart da fast alle EG Mitgliedstaaten zugleich Mitglieder der NATO waren mit Ausnahme von Irland das sich als neutrales Land ausdrucklich keinem der beiden Blocke angeschlossen hatte Erleichtert wurde die EPZ anfangs durch die Entspannungspolitik in den siebziger Jahren die von allen Mitgliedstaaten unterstutzt wurde So trat die EG auf der Konferenz uber Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa KSZE ab 1973 als weitgehend homogener Block auf und konnte so den Verhandlungsverlauf erfolgreich beeinflussen Mit der erneuten Verscharfung des Kalten Krieges Ende der siebziger Jahre geriet die EPZ jedoch zunehmend in Schwierigkeiten Nach dem Regierungsantritt von Margaret Thatcher 1979 blockierte ausserdem Grossbritannien jede politische Initiative in der EPZ Weder zum Einmarsch der Sowjetunion in Afghanistan noch zum NATO Doppelbeschluss gelang es den EG Mitgliedstaaten daher zu einer gemeinsamen Position zu gelangen Verschiedene Initiativen unter anderem der Genscher Colombo Plan von 1981 und der Verfassungsentwurf Altiero Spinellis 1984 zielten daher Anfang der achtziger Jahre auf eine vertragliche Verankerung der EPZ ab 2 Dies wurde jedoch erst mit der Einheitlichen Europaischen Akte 1986 umgesetzt in der auch die Einrichtung eines Sekretariats fur die EPZ beschlossen wurde um eine bessere Koordinierung zu gewahrleisten Der Europaische Rat wurde als wichtigstes Entscheidungsorgan fur die EPZ bestatigt Die EPZ Institutionen bildeten jedoch weiterhin eine Parallelstruktur zu den Europaischen Gemeinschaften Die 1991 ausbrechenden Jugoslawienkriege zeigten jedoch noch einmal die Schwache der Europaischen Politischen Zusammenarbeit und verdeutlichten die Notwendigkeit einer weiteren Vertiefung der aussen und sicherheitspolitischen Kooperation In dem Vertrag von Maastricht von 1992 wurden deshalb unter dem Dach der neu gegrundeten Europaischen Union die Bereiche der EPZ besser mit den bereits bestehenden Gemeinschaften verzahnt So wurde das EPZ Sekretariat aufgelost und in das EU Ratssekretariat integriert Die Gemeinsame Aussen und Sicherheitspolitik GASP und die Zusammenarbeit im Bereich Justiz und Inneres ZJI wurden neben den Gemeinschaften als Saulen der Europaischen Union vertraglich festgeschrieben Zugleich wurde die Bezeichnung Europaische Politische Zusammenarbeit mit Grundung der Europaischen Union aufgegeben Einzelnachweise Bearbeiten Philipp Rock Macht Markte und Moral Zur Rolle der Menschenrechte in der Aussenpolitik der Bundesrepublik Deutschland in den sechziger und siebziger Jahren Frankfurt a M Peter Lang 2010 ISBN 978 3 631 59705 7 S 175f Vgl Manuel Muller Diplomatie oder Parlamentarismus Altiero Spinellis Ablehnung des Genscher Colombo Plans 1981 in Themenportal Europaische Geschichte 2009 Normdaten Sachbegriff GND 4068298 5 lobid OGND AKS VIAF 144384495 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Europaische Politische Zusammenarbeit amp oldid 226422427