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Der Vertrag von Nizza ist ein Vertrag zur Anderung des Vertrags uber die Europaische Union und der Vertrage zur Grundung der Europaischen Gemeinschaften also des EG Vertrags des EURATOM Vertrags und des bei der Unterzeichnung noch in Kraft befindlichen EGKS Vertrags sowie einiger damit zusammenhangender Rechtsakte Als wichtigste Anderung galt dass in vielen Bereichen Beschlusse mit qualifizierter Mehrheit statt mit Einstimmigkeit zur Regel wurden Der Vertrag wurde von den Staats und Regierungschefs der Europaischen Union anlasslich ihres Zusammentreffens im Europaischen Rat in Nizza am 11 Dezember 2000 beschlossen und am 26 Februar 2001 unterzeichnet Er trat am 1 Februar 2003 in Kraft Da der EGKS Vertrag bereits am 23 Juli 2002 ausgelaufen war waren mit Ausnahme des Protokolls uber die finanziellen Folgen des Ablaufs des EGKS Vertrags und uber den Forschungsfonds fur Kohle und Stahl alle durch den Vertrag von Nizza vorgesehenen Anderungen des EGKS Vertrags gegenstandslos Bemerkenswert ist die dem Vertrag von Nizza beigefugte Erklarung Nr 23 zur Zukunft der Union womit bereits in Nizza die nachste Anderung sog Post Nizza Prozess eingeleitet wurde da die Amsterdam left overs immer noch nicht abgearbeitet waren Im Rahmen dieser Diskussion sollten folgende vier Fragen behandelt werden die Abgrenzung der Zustandigkeiten die Rolle der nationalen Parlamente die Vereinfachung der Vertrage und der Status der ausserhalb der Vertrage stehende Charta der Grundrechte der Europaischen Union die am 9 November 2001 erstmals feierlich verkundet wurde siehe ehemals ABl EG C 364 vom 18 Dezember 2000 Der durch den Vertrag von Nizza geschaffene Rechtsstand wurde erst zum 1 Dezember 2009 durch den Vertrag von Lissabon erneut geandert Zuvor scheiterte im Sommer 2005 der Vertrag uber eine Verfassung fur Europa welcher alle fruheren Grundungs und Revisionvertrage und somit auch den Vertrag von Nizza aufheben sollte Art IV 437 EU VV Stimmverteilung im Rat der EU seit 1 November 2004 bzw 1 Januar 2007 zum Vergleich Quadratwurzelgesetz Land Einwohner Mio Stimmen VergleichDeutschland 82 5 29 33 0Frankreich 62 5 29 28 7Vereinigtes Konigreich 59 4 29 28 0Italien 57 7 29 27 6Spanien 39 4 27 22 8Polen 38 6 27 22 6Rumanien 21 7 14 16 9Niederlande 15 8 13 14 4Griechenland 10 6 12 11 8Tschechien 10 3 12 11 7Belgien 10 2 12 11 6Ungarn 10 0 12 11 5Portugal 9 9 12 11 4Schweden 8 9 10 10 8Osterreich 8 1 10 10 3Bulgarien 7 3 10 9 8Slowakei 5 4 7 8 5Danemark 5 3 7 8 4Finnland 5 2 7 8 3Litauen 3 7 7 7 0Irland 3 7 7 7 0Lettland 2 4 4 5 6Slowenien 2 0 4 5 1Estland 1 4 4 4 3Zypern 0 8 4 3 3Luxemburg 0 4 4 2 3Malta 0 4 3 2 3EU 483 6 345 345 0Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Details 2 Ratifizierung 3 Kritik 4 Zeitliche Einordnung 5 Literatur 6 WeblinksGeschichte und Details BearbeitenDieser Artikel oder nachfolgende Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen beispielsweise Einzelnachweisen ausgestattet Angaben ohne ausreichenden Beleg konnten demnachst entfernt werden Bitte hilf Wikipedia indem du die Angaben recherchierst und gute Belege einfugst Die Zusammensetzung und Funktionsweise der Organe der Europaischen Gemeinschaften war seit 1957 bis in die 1990er Jahre wenig verandert worden obwohl sich die Zahl der Mitgliedstaaten von ursprunglich 6 auf 15 erhoht hatte und die Europaische Union durch den Vertrag von Maastricht 1992 deutlich mehr Aufgaben wahrnahm als zu Beginn der Integration Ende der 1990er Jahre war wegen der geplanten Osterweiterung der Europaischen Union von einer Zunahme der Zahl der Mitgliedstaaten von 15 auf bis zu 27 also auf annahernd das Doppelte auszugehen Dies hatte ohne Reform den institutionellen Rahmen der Union gesprengt und ihre Handlungsfahigkeit gefahrdet In einer Union der 27 hatte die Europaische Kommission nach den in Maastricht verabschiedeten Regeln 33 Mitglieder gehabt und die Zahl der Mitglieder des Europaischen Parlaments ware auf mehr als 800 gestiegen Besonders die Beibehaltung des Prinzips der Einstimmigkeit der Beschlusse im Rat hatte bei 27 Mitgliedern kaum noch Entscheidungen zugelassen Bereits der Vertrag von Amsterdam 1997 hatte die Europaische Union fit fur die Erweiterung machen sollen doch die Mitgliedstaaten konnten sich damals nicht auf alle notwendigen institutionellen Reformen einigen Amsterdam brachte zwar eine Starkung des Europaischen Parlaments sowie eine Verkleinerung auf 700 Sitze nach der Osterweiterung Zudem sollte sich die Kommission nach der ersten Erweiterung nur noch durch einen EU Kommissar pro Mitgliedsland konstituieren Auch wurde eine leichte Erweiterung der Bereiche in denen im Rat Mehrheitsentscheide moglich sein sollten beschlossen Dennoch waren die Reformen nicht ausreichend insbesondere im Fall der Grosse und Zusammensetzung der Kommission die auch nach Amsterdam durch eine Erweiterung mit 12 Staaten auf 27 Mitglieder ansteigen wurde und starker mit Effizienzproblemen zu kampfen hatte Die erneute Ausweitung der Mehrheitsentscheide musste beschlossen werden sowie die Stimmengewichtung der Mitgliedstaaten im Rat Zudem sollte auch die Grosse des Parlamentes neu verhandelt werden Die durch diese sogenannten Amsterdam left overs notig gewordene Regierungskonferenz zur Reform der Europaischen Vertrage begann am 14 Februar 2000 und sollte mit der Tagung des Europaischen Rates vom 7 bis 9 Dezember 2000 in Nizza zum Abschluss kommen Die Frage der zukunftigen Stimmenverteilung im Rat blieb bis zu dieser Tagung offen Nach teilweise zahen Verhandlungen besonders um diese Stimmengewichtung Belgien das eine Stimme weniger 12 als der Nachbar Niederlande 13 erhielt konnte zum Beispiel nur durch das Zugestandnis der Erklarung Nr 22 zum Tagungsort des Europaischen Rates Ab dem Jahr 2002 findet eine Tagung des Europaischen Rates unter jedem Vorsitz in Brussel statt Sobald die Union achtzehn Mitglieder zahlt finden alle Tagungen des Europaischen Rates in Brussel statt zum Einlenken bewogen werden konnte sich der Rat unter dem Druck der bevorstehenden Erweiterung schliesslich einigen Unterzeichnet wurde der ausgearbeitete Vertrag am 26 Februar 2001 er trat in Kraft am 1 Februar 2003 die Abstimmungsregeln im Rat gelten seit 1 November 2004 Trotz heftiger Diskussionen blieb es in der Kommissions Regelung bei den in Amsterdam beschlossenen Bestimmungen Ab 2005 sollte jeder EU Mitgliedstaat nur noch ein Mitglied stellen durfen Die Zusammensetzung des Europaischen Parlaments wurde hingegen neu geregelt Durch die Erweiterung der EU auf 27 Mitgliedstaaten sollten als neue Hochstgrenze 732 Sitze bestimmt werden Die Verkleinerung des Parlamentes sollte dabei insgesamt 91 Sitze umfassen lediglich Deutschland und Luxemburg sollten ihre Sitze behalten durfen Die Befugnisse des Europaischen Parlaments wurden zur Umsetzung der schon langer geforderten Demokratisierung der Union erweitert Mit Ausnahme bestimmter Bereiche wie der Gemeinsamen Aussen und Sicherheitspolitik oder der Steuer Asyl und Einwanderungspolitik fur die nach wie vor Einstimmigkeit erforderlich war wurden Ratsentscheidungen nun mit qualifizierter Mehrheit getroffen Dazu wurden fur die einzelnen Staaten Stimmenzahlen festgelegt siehe Tabelle Fur die qualifizierte Mehrheit waren 232 der 321 Stimmen bzw nach dem Beitritt von Rumanien und Bulgarien 258 der 345 Stimmen erforderlich ausserdem die Zustimmung von zwei Dritteln der Staaten bzw bei Beschlussen die auf Vorschlag der Kommission zu fassen waren die Zustimmung einer einfachen Mehrheit der Staaten Ausserdem konnte ein Mitglied verlangen dass gepruft wurde ob diese Mehrheit mindestens 62 der Bevolkerung der EU umfasste war das nicht der Fall galt der Beschluss als nicht zustande gekommen Die ausgehandelte z T recht willkurlich erscheinende Stimmengewichtung fur den Rat war in der Folge grosster Kritikpunkt am Vertrag von Nizza In diesem Punkt hat der Europaische Verfassungskonvent die Einfuhrung des Verfahrens der Doppelten Mehrheit vorgeschlagen was nur gegen grossen Widerstand der im Vertrag von Nizza besonders begunstigten Staaten Spanien und Polen gelang Nach dem Scheitern des Verfassungsvertrags wurde das Prinzip der Doppelten Mehrheit in den Vertrag von Lissabon ubernommen und gilt seit 2017 ohne Ausnahmen Im Rahmen der Konferenz von Nizza wurde ausserdem die Charta der Grundrechte der Europaischen Union proklamiert die aber erst mit dem Vertrag von Lissabon Rechtsverbindlichkeit erlangte Ratifizierung BearbeitenIn allen Mitgliedstaaten ausser Irland wurde der Vertrag durch die nationalen Parlamente bestatigt Da in Irland die Verfassung nur durch ein Referendum geandert werden konnte und der Vertrag von Nizza die irische wie auch die meisten anderen Verfassungen beruhrte fand dort im Mai 2001 eine Volksabstimmung statt Der Vertrag wurde bei geringer Beteiligung uberraschend abgelehnt Die irische Regierung entschied am 19 Oktober 2002 noch einmal eine Volksabstimmung abzuhalten die mit einer umfangreichen Medienkampagne Fernsehinterviews mit Vaclav Havel und anderen Prominenten vorbereitet wurde Im zweiten Versuch stimmte auch das irische Volk zu Kritik BearbeitenDie Kommission und das Europaische Parlament waren enttauscht dass die Regierungskonferenz viele ihrer Vorschlage zur Reform der institutionellen Struktur oder zur Einfuhrung neuer Gemeinschaftsbefugnisse wie beispielsweise die Ernennung eines Europaischen Staatsanwalts nicht angenommen hat Das Europaische Parlament drohte damit eine Resolution gegen den Vertrag zu verabschieden Obwohl es kein formelles Vetorecht hat drohte das italienische Parlament damit dass es ohne die Unterstutzung des Europaischen Parlaments nicht ratifizieren wurde Letztendlich geschah dies jedoch nicht und das Europaische Parlament billigte den Vertrag Viele argumentieren dass die Pfeilerstruktur die durch den Vertrag beibehalten wurde uberkompliziert ist dass die getrennten Vertrage zu einem Vertrag zusammengefasst werden sollten dass die drei jetzt zwei getrennten Rechtspersonlichkeiten der Gemeinschaften fusioniert werden sollten und dass die Europaische Gemeinschaft und die Europaische Union fusioniert werden sollten wobei die Europaische Union mit Rechtspersonlichkeit ausgestattet sein sollte Auch die deutschen Regionen forderten eine klarere Trennung der Befugnisse der Union von den Mitgliedstaaten Auch im Vertrag von Nizza ging es nicht um die Frage der Aufnahme der Charta der Grundrechte in den Vertrag die auch der Regierungskonferenz 2004 nach dem Widerstand des Vereinigten Konigreichs uberlassen wurde Zeitliche Einordnung BearbeitenUnterz In KraftVertrag 19481948BrusselerPakt 19511952Paris 19541955PariserVertrage 19571958Rom 19651967Fusions vertrag 19861987EinheitlicheEuropaische Akte 19921993Maastricht 19971999Amsterdam 20012003Nizza 20072009Lissabon nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp nbsp Europaische Gemeinschaften Drei Saulen der Europaischen UnionEuropaische Atomgemeinschaft Euratom Europaische Gemeinschaft fur Kohle und Stahl EGKS Vertrag 2002 ausgelaufen Europaische Union EU Europaische Wirtschaftsgemeinschaft EWG Europaische Gemeinschaft EG Justiz und Inneres JI Polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit in Strafsachen PJZS Europaische Politische Zusammenarbeit EPZ Gemeinsame Aussen und Sicherheitspolitik GASP Westunion WU Westeuropaische Union WEU aufgelost zum 1 Juli 2011 Literatur BearbeitenKlemens H Fischer Der Vertrag von Nizza Text und Kommentar 2 Auflage Baden Baden 2003 Thomas Laufer Hrsg Vertrag von Nizza Die EU der 25 BpB 2004 ISBN 3 89331 547 0 S Holscheidt K O Miederer Der Vertrag von Nizza Die EU vor der Osterweiterung Wissenschaftliche Dienste des Deutschen Bundestages Der aktuelle Begriff 2001 2002 97 101Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Vertrag von Nizza Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Vertrag von Nizza vom 26 Februar 2001 Vertrag uber die Europaische Union und Vertrag zur Grundung der Europaischen Gemeinschaft in den konsolidierten Fassungen vom 1 Februar 2003 Vertrage der Europaischen Union und GemeinschaftenGeltende Vertrage Vertrag uber die Europaische Union Vertrag uber die Arbeitsweise der Europaischen Union Euratom Vertrag nbsp Grundungs undAnderungsvertrage EGKS Vertrag 1951 Romische Vertrage EWG Vertrag Euratom Vertrag 1957 Fusionsvertrag 1965 Erster Finanzvertrag 1970 Zweiter Finanzvertrag 1975 Einheitliche Europaische Akte 1986 Vertrag von Maastricht 1992 Vertrag von Amsterdam 1997 Vertrag von Nizza 2001 Vertrag von Lissabon 2007 Beitritts undAustrittsvertrage 1972 1979 Gronland Vertrag 1984 1985 1994 2003 2005 2011 Brexit 2020 Abgelehnte Vertrage EVG Vertrag 1952 Vertrag uber eine Verfassung fur Europa 2004 Normdaten Werk GND 4639198 8 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Vertrag von Nizza amp oldid 224663021