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Der Gewohnliche Tupfelfarn Polypodium vulgare kurz Tupfelfarn oder auch als Engelsuss und Steinfarn genannt ist eine Pflanzenart aus der Gattung Tupfelfarne Polypodium in der Familie der Tupfelfarngewachse Polypodiaceae Gewohnlicher TupfelfarnGewohnlicher Tupfelfarn Polypodium vulgare SystematikFarneKlasse Echte Farne Polypodiopsida Ordnung Tupfelfarnartige Polypodiales Familie Tupfelfarngewachse Polypodiaceae Gattung Tupfelfarne Polypodium Art Gewohnlicher TupfelfarnWissenschaftlicher NamePolypodium vulgareL Inhaltsverzeichnis 1 Beschreibung 2 Okologie 3 Vorkommen 4 Systematik 5 Verwendung 6 Inhaltsstoffe 7 Galerie 8 Literatur 9 Einzelnachweise 10 WeblinksBeschreibung BearbeitenDie wintergrune und ausdauernde Art verbreitet sich als Rhizom Geophyt oder kriechender Chamaephyt und bildet haufig dichte Bestande Die Blatter sind zweizeilig wechselstandig gefiedert ganzrandig und bleiben ganzjahrig grun Zur Sporenreife von Juli bis Oktober sind an den Unterseiten der ledrigen zumeist dunkelgrunen bis zu 50 cm langen Blatter die namensgebenden kreisrunden tupfelartigen Sori besonders auffallig Die Sporenreife ist von Juli bis Oktober Die Chromosomenzahl der Art ist 2n 148 1 Okologie BearbeitenDer Gewohnliche Tupfelfarn ist ein wintergruner Rhizom Geophyt oder ein kriechender Chamaephyt Bei hoher Luftfeuchtigkeit ist es die einzige heimische Sprosspflanze die als echter Epiphyt an Borke wachst Die Pflanze ist poikilohydrisch und kann ganz oder teilweise austrocknen ohne Schaden zu nehmen Die Wedel sind ziemlich frostresistent und entspringen jeweils aus kleinen Vorsprungen den sogenannten Phyllopodien des Rhizoms Das kriechende Rhizom ist dicht mit trockenen Spreuschuppen besetzt die als Licht und Warmeschutz sowie der kapillaren Wasserleitung dienen Die Art bildet eine VA Mykorrhiza aus Die Sori sind gross und rund ein Indusium fehlt Die Sporen werden als Kornchenflieger ausgebreitet Die vegetative Vermehrung erfolgt durch die bis 30 cm langen Rhizome nbsp Gewohnlicher Tupfelfarn Polypodium vulgare Wedel von untenVorkommen BearbeitenPolypodium vulgare alter auch Polypodium quercini 2 gilt als Halbschattenpflanze die wintermilde massig trockene zumeist kalkfreie und etwas humose Standorte bevorzugt Sie kommt naturlich in lichten Eichen und Birkenwaldern sowie an schattigen Mauern und Gebuschen in luftfeuchten Bereichen aber auch auf Sand Fels und flachgrundig steinigen Lehmboden vor An entsprechenden Standorten im atlantischen Europa kommt sie haufig vor Seltener bei hoher Luftfeuchtigkeit wachst der Farn auch in Mitteleuropa als eine der wenigen heimischen Sprosspflanzen als echter Epiphyt in der Borke von Baumen als Baumfarn 3 die dann zumeist bemoost sind Sonst kommt die Art in Gesellschaften des Unterverbands Quercenion roboris oder der Klasse Asplenietea trichomanis vor 1 Die okologischen Zeigerwerte nach Landolt et al 2010 sind in der Schweiz Feuchtezahl F 2 frisch Lichtzahl L 3 halbschattig Reaktionszahl R 2 sauer Temperaturzahl T 3 montan Nahrstoffzahl N 2 nahrstoffarm Kontinentalitatszahl K 2 subozeanisch 4 In den Allgauer Alpen steigt der Gewohnliche Tupfelfarn genannt auch Steinfarn 5 in Vorarlberg am Sudwesthang des Elferkopfs auf Hornstein bis zu 2100 m Meereshohe auf 6 Der Gewohnliche Tupfelfarn ist entgegen fruheren Annahmen nicht zirkumpolar verbreitet jedoch im Grossteil Europas heimisch 7 Zudem ist der Farn in Nordafrika in Sudafrika auf den Kerguelen im westlichen Asien in Kasachstan Kirgisistan in Xinjiang in Korea und im fernostlichen Russland heimisch 8 Auf Neuseelands Nord und Sudinsel ist die Art ein Neophyt 8 Systematik BearbeitenMan kann zwei Unterarten und eine Varietat unterscheiden 8 Polypodium vulgare subsp vulgare Polypodium vulgare var eatonii Baker Sie kommt auf Kerguelen im sudlichen Indischen Ozean vor Polypodium vulgare subsp melitense Peroni G Peroni amp Mifsud Sie kommt auf Malta vor 8 Verwendung BearbeitenDie mit langen Spreuschuppen besetzten und manchmal dick knolligen Rhizome dieser Art haben durch hohe Anteile an Glycyrrhizin und verschiedenen Zuckern einen sussen Geschmack worauf auch der alte deutsche Name das Engelsuss 9 hindeutet Vor allem Osladin von tschech osladic Tupfelfarn zu osladit sussen ein Steroidsaponin tragt zum susslichen Geschmack bei Medizinisch verwendet wurden die auch Schleimstoffe enthaltenden Rhizome fruher unter anderem gegen Husten und Heiserkeit Ferner wurde die Pflanze in der Volksmedizin gegen Gicht und Leberkrankheiten verwendet Ein enthaltener Bitterstoff ist fur Darmwurmer giftig Tupfelfarn wurde zudem als irreal magnetisches Attraktivum zum Entfernen von eingedrungenen Geschossen eingesetzt 10 11 Die antike Medizin bezeichnete den bei Kopfschmerzen als Einreibung mit Meerzwiebelessig verwendeten Tupfelfarn auch als Radiolum und Felicina 12 Ein gebrauchlicher lateinischer Name war polipodium 13 Die mittelalterliche Medizin verwendete diesen Steinfarn auch zur Auflosung der Harnsteine bei Urolithiasis 14 Inhaltsstoffe BearbeitenPolypodium vulgare enthalt auch die zu den Ecdysteroiden gehorenden Hormone Ecdyson und Ecdysteron 15 Galerie Bearbeiten nbsp Abbildung aus Nordens Flora nbsp Sori auf der Blattunterseite nbsp Kolonieartige Bestandsbildung nbsp Geschlossene BlatterLiteratur BearbeitenRainer Neuroth Biosystematik und Evolution des Polypodium vulgare Komplexes Polypodiaceae Pteridophyta Dissertationes Botanicae Band 256 Gebr Borntrager E Schweizerbart sche Verlagsbuchhandlung Stuttgart 2005 ISBN 3 443 64168 7 Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Botanisch okologisches Exkursionstaschenbuch Das Wichtigste zur Biologie ausgewahlter wildwachsender und kultivierter Farn und Blutenpflanzen Deutschlands 5 uberarbeitete und erganzte Auflage Quelle amp Meyer Wiesbaden 1994 ISBN 3 494 01229 6 S 375 f Ruprecht Dull Herfried Kutzelnigg Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands und angrenzender Lander Die haufigsten mitteleuropaischen Arten im Portrait 7 korrigierte und erweiterte Auflage Quelle amp Meyer Wiebelsheim 2011 ISBN 978 3 494 01424 1 Georg August Pritzel Carl Jessen Die deutschen Volksnamen der Pflanzen Neuer Beitrag zum deutschen Sprachschatze Philipp Cohen Hannover 1882 Neudruck in 2 Banden Amsterdam 1967 S 299 Einzelnachweise Bearbeiten a b Erich Oberdorfer Pflanzensoziologische Exkursionsflora fur Deutschland und angrenzende Gebiete 8 Auflage Verlag Eugen Ulmer Stuttgart 2001 ISBN 3 8001 3131 5 S 86 87 Vgl etwa Otto Zekert Hrsg Dispensatorium pro pharmacopoeis Viennensibus in Austria 1570 Hrsg vom osterreichischen Apothekerverein und der Gesellschaft fur Geschichte der Pharmazie Deutscher Apotheker Verlag Hans Hosel Berlin 1938 S 152 Vgl Wouter S van den Berg Hrsg Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolai Ms 15624 15641 Kon Bibl te Brussel met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolai Hrsg von Sophie J van den Berg N V Boekhandel en Drukkerij E J Brill Leiden 1917 S 254 Polipodium boomvaren Polypodium vulgare L Polypodium vulgareL In Info Flora dem nationalen Daten und Informationszentrum der Schweizer Flora Abgerufen am 4 Marz 2022 Dieter Lehmann Zwei wundarztliche Rezeptbucher des 15 Jahrhunderts vom Oberrhein Teil I Text und Glossar Horst Wellm Pattensen Han 1985 jetzt bei Konigshausen amp Neumann Wurzburg Wurzburger medizinhistorische Forschungen 34 ISBN 3 921456 63 0 S 263 Erhard Dorr Wolfgang Lippert Flora des Allgaus und seiner Umgebung Band 1 IHW Verlag Eching bei Munchen 2001 ISBN 3 930167 50 6 S 91 Christopher H Haufler Michael D Windham Eric W Rabe Reticulate Evolution in the Polypodium vulgare Complex In Systematic Botany 20 Jahrgang Nr 2 1995 S 89 109 doi 10 2307 2419442 a b c d Michael Hassler Taxon in Suchmaske eintragen bei World Ferns Synonymic Checklist and Distribution of Ferns and Lycophytes of the World Version 12 10 vom Februar 2022 Vgl auch Berzelius Ueber das Engelsuss oder den Zucker aus der Engelsusswurzel Polypodium vulgare 1828 doi 10 1002 ardp 18280260321 Matthias Kreienkamp Das St Georgener Rezeptar Ein alemannisches Arzneibuch des 14 Jahrhunderts aus dem Karlsruher Kodex St Georgen 73 Teil II Kommentar A und textkritischer Vergleich Medizinische Dissertation Wurzburg 1992 S 109 Andrea Lehmann Zwei wundarztliche Rezeptbucher des 15 Jahrhunderts vom Oberrhein Teil II Kommentar Pattensen 1986 Wurzburger medizinhistorische Forschungen Band 35 S 47 49 Hans Zotter Antike Medizin Die medizinische Sammelhandschrift Cod Vindobonensis 93 in lateinischer und deutscher Sprache Akademische Druck u Verlagsanstalt Graz 1980 Interpretationes ad codices Band 2 2 verbesserte Auflage ebenda 1986 ISBN 3 201 01310 2 S 150 f zu Pflanze Radiolum Sie ist dem Farnkraut ahnlich und hat auf den Blattern eine doppelte Reihe goldener Punkte Wouter S van den Berg Hrsg Eene Middelnederlandsche vertaling van het Antidotarium Nicolai Ms 15624 15641 Kon Bibl te Brussel met den latijnschen tekst der eerste gedrukte uitgave van het Antidotarium Nicolai Hrsg von Sophie J van den Berg N V Boekhandel en Drukkerij E J Brill Leiden 1917 S 234 Hans Wolfel Das Arzneidrogenbuch Circa Instans in einer Fassung des XIII Jahrhunderts aus der Universitatsbibliothek Erlangen Text und Kommentar als Beitrag zur Pflanzen und Drogenkunde des Mittelalters Mathematisch naturwissenschaftliche Dissertation Berlin 1939 A Preilipper Hamburg 1939 S 95 G Heinrich H Hoffmeister Ecdysone as companion substance of ecdysterone in Polypodium vulgare L In Experientia 23 12 15 Dez 1967 S 995 German PMID 6077902Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Polypodium vulgare Album mit Bildern Videos und Audiodateien Gewohnlicher Tupfelfarn FloraWeb de Gewohnlicher Tupfelfarn In BiolFlor der Datenbank biologisch okologischer Merkmale der Flora von Deutschland Steckbrief und Verbreitungskarte fur Bayern In Botanischer Informationsknoten Bayerns Verbreitung auf der Nordhalbkugel als Polypodium vulgare subsp vulgare aus Eric Hulten Magnus Fries Atlas of North European vascular plants 1986 ISBN 3 87429 263 0 bei Den virtuella floran schwed Thomas Meyer Tupfelfarn Datenblatt mit Bestimmungsschlussel und Fotos bei Flora de Flora von Deutschland alter Name der Webseite Blumen in Schwaben Lebenszyklus der Farne am Beispiel des Tupfelfarns Abbildung zum Lebenszyklus von Polypodium vulgare spanisch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gewohnlicher Tupfelfarn amp oldid 238064264