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Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig Weitere Bedeutungen sind unter Gespickter Hase Begriffsklarung aufgefuhrt Der Gespickte Hase gelegentlich auch als Stachelrolle bezeichnet ist ein spatmittelalterlich fruhneuzeitliches Folterinstrument Das Foltergerat wurde in unterschiedlichen Ausformungen und Arten verwendet Es bestand entweder aus einem mit Spitzen besetzten gespickten Kopfteil oder aus einer mit Spitzen oder Zacken versehenen Rolle oder Walze Stachelrolle Eingesetzt wurde es sowohl als mobiles Folterinstrument als auch stationar bei Streckbanken und Streckleitern Verwendung des Folterinstruments Gespickter Hase hier als mobiles Martergerat Inhaltsverzeichnis 1 Das Folterinstrument 1 1 Geschichte 1 2 Benennung 1 3 Ausformungen Verwendung 2 Museumsexponate 3 Darstellungen 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseDas Folterinstrument BearbeitenGeschichte Bearbeiten Der Gespickte Hase wurde im Spatmittelalter und in der fruhen Neuzeit bei sogenannten peinlichen Befragungen eingesetzt Das Martergerat diente dazu Gestandnisse zu erwirken und gehorte in der damaligen Rechtsprechung zu den gebrauchlichen Mitteln der Wahrheitsfindung insbesondere auch bei Hexenprozessen 1 So gehorte die Verwendung des Gespickten Hasen bei der Tortur mit zu den Grundkenntnissen und Aufgaben von Scharfrichtern deren Rechte und Pflichten erstmals im Augsburger Stadtrecht von 1276 schriftlich festgehalten wurden 2 Nachdem in Preussen ab 1708 faktisch keine Hexenprozesse mehr stattfanden liess Friedrich der Grosse dort 1740 die Tortur ausdrucklich abschaffen Andere deutsche Territorien folgten ihm wenige Jahrzehnte spater mit der Abschaffung oder wesentlichen Einschrankung der Folter In der 1767 erschienenen Neuausgabe des Allgemeinen Lexikons der Kunste und Wissenschaften von Jablonski Schwabe u a ist noch folgende Beschreibung des Folterinstruments enthalten Gespickter Hase ein Stuck zu der scharfen Frage und zwar zu derselben zweyten Grade gehorig Es ist eine Walze worinnen um und um zugespitzte Pflockchen geschlagen sind Diese wird dem Leidenden wenn er auf der Bank ausgestreckt liegt unter den Rucken gelegt und hin und her gezogen 3 nbsp Scharfrichter bei der Tortur eines Folteropfers auf einer Streckbank die mit drei Gespickten Hasen hier mit Eisenspitzen besetzte Walzen ausgestattet ist Abbildung eines Ausstellungsexemplars des ehemaligen Koniglich Bayerischen Nationalmuseums zu Munchen Benennung Bearbeiten Die Benennung Gespickter Hase nimmt Bezug auf das ahnliche Aussehen des Folterinstruments mit einem zum Braten vorbereiteten Hasen oder Kaninchen der mit an beiden Enden etwas hervorstehenden Speckstreifen gespickt wurde Der neutralere Begriff Stachelrolle findet sich als zusatzliche Benennung teils auch als Katalogschlagwort in einigen fruheren Museumsschriften und bestandsverzeichnissen wie zum Beispiel in einer 1856 erschienenen Denkschrift des Germanischen Nationalmuseums in Nurnberg 4 Der teils auch verwendete englische Begriff Spanish tickler bezeichnet eigentlich ein anderes Martergerat bestehend aus einem an einem Holzstiel angebrachten Fleischreisser mit sehr langen und scharfen Eisenkrallen der wie eine Katzenpfote mit ausgefahrenen Krallen aussieht und in englischer Sprache auch als cat s paw bezeichnet wird In einem kritischen Aufsatz uber fruhere Hexenprozesse im ostpreussischen Braunsberg der in einem 1859 erschienenen Folgeband der Neuen Preussischen Provinzial Blatter veroffentlicht wurde kommentierte der Verfasser J A Lilienthal die Benennung wie folgt Spanische Stiefeln gespickter Hase und ahnliche Benennungen der Marterwerkzeuge lassen wenn nicht auf Hohn so doch auf einen grausamen Scherz schliessen den man sich gegen die bedauerungswerthen Opfer erlaubte 5 Ausformungen Verwendung Bearbeiten Anfanglich wurde das Folterinstrument ganzlich aus Holz hergestellt wie sich aus der Beschreibung unter dem Stichwort Spicken in der Oeconomischen Encyclopadie von Krunitz u a in dem 1833 erschienenen Enzyklopadieband 157 ergibt Ein gespickter Hase eine Art der Tortur welche vermittelst eines mit zugespitzten Pflocken beschlagenen Holzes zugefugt wird 6 Spater wurden bei der Herstellung auch Eisenteile verwendet insbesondere fur die Spitzen oder Zacken sowie fur Befestigungslaschen und halterungen Ausgeformt wurde das Martergerat dann meistens mit Rollen oder Walzen aus Holz die ringsum mit Eisenspitzen oder zacken besetzt wurden Zu unterscheiden sind Gespickte Hasen als mobile Einzelmartergerate die uber einen Holzstiel verfugten sowie stationare Ausformungen in Form von spitzenbesetzten Rollen oder Walzen die meistens in Streckbanke eingebaut wurden teils auch in Streckleitern Bei Streckbank Einbauten wurden die Rollen oder Walzen zum Teil auch ganz aus Eisen hergestellt Die Folteropfer wurden teilweise an einem Pfahl o a einem grossen Holzkreuz oder einer Streckleiter festgebunden und dann vom Scharfrichter unter anderem mit dem mobilen Gespickten Hasen traktiert was meistens auf dem Rucken der Opfer erfolgte teils auch auf den Gliedmassen und der Brust Dabei wurde das mit einer gespickten Rolle ausgestattete Folterinstrument auf und abgezogen 1 Die meisten Folteropfer wurden jedoch auf einer Streckbank oder einem Streckbrett gemartert auf denen die Opfer dann meist auf stationaren Gespickten Hasen hin und hergezogen und uberdehnt wurden Teils gab es auch Streckbanke mit einer schweren obenliegenden Walze die mit Stahlspitzen besetzt war siehe nachfolgende Abbildungen sowie Streckleitern die zusatzlich mit einer mit spitzen Dornen besetzten Rolle ausgestattet waren 7 nbsp Gespickter Hase hier als mobiles Folterinstrument mit einem Holzstiel ausgebildet nbsp Teilansicht des Kopfteils mit der mit spitzen Eisenstiften versehenen Holzrolle nbsp Streckbank mit mehreren Gespickten Hasen rechts das Handhebelrad fur die Streckung der Folteropfer nbsp Detail unten drei kleinere mit Spitzen besetzte Walzen oben eine grossere mit Handkurbel Museumsexponate BearbeitenHistorische Folterinstrumente oder Nachbildungen davon werden in verschiedenen speziellen Museen in mehreren Landern ausgestellt insbesondere in Mitteleuropa Gespickte Hasen sind dabei oft als Exponate anzutreffen meistens in Verbindung mit Streckbanken und Streckleitern und teils auch in anderen Ausformungen So gehort dieses Marterwerkzeug zum Beispiel zum Ausstellungsfundus des nach eigenen Angaben grossten mitteleuropaischen Foltermuseums in der Burg Sommeregg die in der osterreichischen Gemeinde Seeboden am Millstatter See gelegen ist Ausserdem wird das Folterinstrument Gespickter Hase unter anderem im polnischen Museum des Lebuser Landes in Grunberg in Schlesien Zielona Gora gezeigt im Mittelalterlichen Foltermuseum im hessischen Rudesheim am Rhein und im Torture Museum im niederlandischen Amsterdam sowie in zwei original erhaltenen Folterkammern Im Schloss Poggstall in der niederosterreichischen Gemeinde Poggstall und in der Fragstatt im Alten Rathaus im bayerischen Regensburg und auch im Dithmarscher Landesmuseum Darstellungen BearbeitenAusser zeitgenossischen Abbildungen in Lexika und Museumsfuhrern ist eine Darstellung eines Gespickten Hasen unter anderem in einem Kupferstich von Georg Paul Busch zu sehen in seinem 1733 geschaffenen Portrat des Hallenser Rechtsgelehrten Justus Henning Bohmer stellte er neben der Justitia auch verschiedene Straf und Folterwerkzeuge dar so auch eine mit Spitzen versehene Walze als Teil einer Streckbank 8 Literatur BearbeitenHorst Herrmann Die Folter Eine Enzyklopadie des Grauens Eichborn Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 8218 3951 1 Peter Burschel Hrsg Das Qualen des Korpers Eine historische Anthropologie der Folter Bohlau Verlag Koln 2000 ISBN 3 412 06300 2 Karl Bauer Regensburg Kunst Kultur und Alltagsgeschichte 5 erweiterte u verbesserte Auflage Mittelbayerischer Verlag Regensburg 1997 ISBN 3 931904 19 9 S 870 872 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gespickter Hase Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Wikisource Vehmgerichte und Hexenprozesse in Deutschland Vierter Abschnitt Die Folter Quellen und Volltexte Anmerkung Im vierten Abschnitt des 1882 bei W Spemann Stuttgart erschienenen Buches von Oskar von Wachter wird unter anderem das Folterinstrument Gespickter Hase kurz beschrieben Einzelnachweise Bearbeiten a b Gespickter Hase Stichwort im Pierer s Universal Lexikon Online bei zeno org Aufgerufen am 23 Oktober 2010 Jutta Nowosadtko Scharfrichter und Abdecker Der Alltag zweier unehrlicher Berufe in der Fruhen Neuzeit Schoningh Paderborn 1994 ISBN 3 506 76115 3 S 52 Zugl Dissertation Universitat Essen 1993 Johann Theodor Jablonski u a Allgemeines Lexikon der Kunste und Wissenschaften Von neuem durchgesehen verbessert und stark vermehret von Johann Joachim Schwabe Zeisen und Hartung Leipzig 1767 S 630 Stichwort Gespickter Hase Online Auszug bei Google Bucher Germanisches Nationalmuseum Nurnberg Denkschriften des Germanischen Nationalmuseums Organismus und literarische Sammlungen 2 Kunst und 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Webachiv IABot www frei e buerger de In Zeitschrift FREIeBURGER Ausgabe Marz 2007 S 27 Aufgerufen am 23 Oktober 2010 PDF Datei 170 kB Stephan Buchholz u a Hrsg Worte des Rechts Worter zur Rechtsgeschichte Festschrift fur Dieter Werkmuller zum 70 Geburtstag Erich Schmidt Verlag Berlin 2007 ISBN 978 3 503 09817 0 S 164 165 Festschrift Online Auszug bei Google Bucher Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gespickter Hase amp oldid 237560856