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Georg Friedrich Puchta 31 August 1798 in Cadolzburg bei Nurnberg 8 Januar 1846 in Berlin war ein deutscher Jurist Georg Friedrich Puchta Inhaltsverzeichnis 1 Puchtas Bedeutung in Kurzfassung 2 Leben und Wirken 3 Werke und Literatur 4 Sekundarliteratur 5 Weblinks 6 AnmerkungenPuchtas Bedeutung in Kurzfassung BearbeitenPuchta war einer der wichtigsten Vertreter der Pandektenwissenschaft In der Historiographie galt er lange als Begrunder der wissenschaftlichen Methode der Begriffsjurisprudenz Es ging jedoch nicht um weltfremde Logizismen Puchtas Privatrecht sollte durch eine wissenschaftliche Durchdringung des antiken Rechts und eine vorsichtige Anpassung an die praktischen Bedurfnisse der Wertegemeinschaft Volksgeist fortentwickelt werden 1 Die wissenschaftliche Verdichtung der Wertungszusammenhange sollte insbesondere in Puchtas Pandekten zuruckgehend auf die justinianischen Pandekten dem Richter in hochgedrangter Form ein rationalisiertes anwendungssicheres Privatrecht zur Verfugung stellen Gesetzgebung sollte hilfsweise klarend eingreifen wenn das antike Recht unklar oder sonst veranderungsbedurftig war Vor dem Nationalstaat 1871 ging es darum nationales Privatrecht von territorialen Einflussen abzusondern und als uberpolitische Wissenschaft Rechtsspezialisten zu uberlassen Nach der Deutschen Revolution 1848 wurden die philosophischen und konfessionellen Pragungen dieses Programms kaum noch wahrgenommen 2 Nach der Deutschen Einigung 1871 wurde der nationale Wissenschaftsdiskurs durch ein offen politisch agierendes und auf Kodifikation abzielendes Privatrecht ersetzt Leben und Wirken BearbeitenDie Eltern Puchtas waren Wolfgang Heinrich Puchta und Johanna Philippina Heim Er war der erstgeborene Sohn von sieben Kindern von denen zwei fruh starben Sein Bruder Christian Heinrich Puchta studierte Philologie und Theologie an der Universitat Erlangen und war zuletzt Pfarrer in Augsburg Puchta besuchte von 1811 bis 1816 das Agidiengymnasium in Nurnberg das seit seiner Grundung die klassisch humanistische Tradition pflegte Durch den dortigen Rektor Hegel erfuhr Puchta eine Grundausbildung in Philosophie Das Studium der Rechtswissenschaft begann Puchta im Jahr 1816 an der Universitat Erlangen wobei sein Vater ihn zugleich in die juristische Praxis einfuhrte Zu diesem Zeitpunkt lehrte der bekannte Professor Christian Friedrich von Gluck in Erlangen Seine besondere Verehrung fur ihn druckte Puchta mit den Worten aus Jede Universitat ist freilich mit einem Pfahl im Fleisch geplagt aber die hiesige Fakultat hat wenn Gluck stirbt nichts als Pfahle 3 Wahrend seines Studiums war er 1817 Grundungsmitglied der Erlanger Burschenschaft 4 Nach dem Abschluss des Studiums promovierte Puchta 1820 mit der Dissertation De itinere actu et via in Erlangen und habilitierte sich im selben Jahr ebenfalls an der Universitat Erlangen 1821 unternahm Puchta eine langere Deutschlandreise zu den damals bedeutenden Universitaten von Jena Berlin Gottingen Bonn und Heidelberg wo er Kontakt zu den dort Lehrenden aufnahm Die Eindrucke dieser Reise bewogen Puchta der Historischen Rechtsschule um Friedrich Carl von Savigny beizutreten der zu dieser Zeit an der Universitat Berlin lehrte Mit ihm unterhielt Puchta ab 1823 einen regen Briefwechsel aus dem 86 Briefe entstammten Aus dieser Uberzeugung publizierte Puchta 1822 sein erstes grosses Werk Grundriss zu Vorlesungen uber juristische Encyclopadie und Methodologie 1823 wurde Puchta ausserordentlicher Professor in Erlangen wo er neben romanistischen Fachern auch Enzyklopadie Kirchenrecht und deutsches Recht behandelte 1828 erschien der erste Band seines zentralen Werkes Das Gewohnheitsrecht Unter Hinzuziehung seiner mittlerweile zur Freundschaft gereiften Bekanntschaft mit Savigny wechselte er 1828 an die Universitat nach Munchen wo er eine ordentliche Professur erhielt Wahrend dieser Zeit traf er den ihm bereits von seiner Zeit in Erlangen bekannten Professor Friedrich Wilhelm Joseph von Schelling von dessen Vorlesung zum Thema Vorlesungen uber Philosophie der Mythologie und Offenbarung er begeistert war 1835 wurde Puchta unter Mitwirkung von Savigny ordentlicher Professor in Marburg fur Romisches Recht und Kirchenrecht wo er bis 1837 blieb 1837 erschien Puchtas zweiter Band seines Werkes Das Gewohnheitsrecht zwei Teile 1828 1837 Mit der Unterstutzung Savignys wurde Puchta von 1837 bis 1842 ordentlicher Professor in Leipzig wo er 1838 sein bedeutendes Lehrbuch der Pandekten veroffentlichte Hinzu kamen 1841 1842 die ersten beiden Bande seines Hauptwerks Cursus der Institutionen Abermals unter Hilfe und Wirken Savignys bekam Puchta 1842 den Ruf an die Universitat Berlin wo er bald Nachfolger Savignys an dessen Lehrstuhl wurde nachdem dieser zum Minister fur Gesetzgebung ernannt worden war Entscheidend fur die Wahl auf Puchta war dessen weithin bekannte konservative Haltung auch wenn er als Dozent nicht sonderlich beeindruckend war Ab 1844 wirkte Puchta am Geheimen Obertribunal mit Titel eines Geheimen Obertribunalrats mit Nicht zuletzt dadurch wurde er 1845 Mitglied des Staatsrates und der Gesetzgebungskommission Am 8 Januar 1846 starb er im Alter von 47 Jahren Werke und Literatur BearbeitenDas Gewohnheitsrecht Erster Theil Palm sche Verlagsbuchhandlung Erlangen 1828 Zweiter Theil Palm sche Verlagsbuchhandlung Erlangen 1837 Lehrbuch der Pandekten Verlag von Johann Ambrosius Barth Leipzig 1838 spater in mehreren Neuauflagen erschienen Cursus der Institutionen Band 1 Einleitung in die Rechtswissenschaft und Geschichte des Rechts bey dem romischen Volk Verlag von Breitkopf und Hartel Leipzig 1841 Band 2 Verlag von Breitkopf und Hartel Leipzig 1842 Band 3 Aus dem Nachlass des Verfassers herausgegeben von Rudorff Verlag von Breitkopf und Hartel Leipzig 1847 Georg Friedrich Puchta s Kleine civilistische Schriften Gesammelt und herausgegeben von Rudorff Verlag von Breitkopf und Hartel Leipzig 1851 Vierzehn Briefe Puchtas an Savigny Bohnert Joachim Hrsg 1979 Vorlesungen uber das heutige romische Recht Band 1 Verlag von Bernhard Tauchnitz jun Leipzig 1847 Band 2 Verlag von Bernhard Tauchnitz jun Leipzig 1848 Sekundarliteratur BearbeitenJohann August Ritter von Eisenhart Puchta Georg In Allgemeine Deutsche Biographie ADB Band 26 Duncker amp Humblot Leipzig 1888 S 685 687 Hans Peter Haferkamp Georg Friedrich Puchta und die Begriffsjurisprudenz Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 465 03327 2 Hans Peter Haferkamp Einflusse der Erweckungsbewegung auf die historisch christliche Rechtsschule zwischen 1815 und 1848 In Pascale Monika Cancik Thomas Henne Thomas Simon u a Hrsg Konfession im Recht Auf der Suche nach konfessionell gepragten Denkmustern und Argumentationsstrategien in Recht und Rechtswissenschaft des 19 und 20 Jahrhunderts Symposion zum 65 Geburtstag von Michael Stolleis Frankfurt a M 2009 S 71 94 Hans Peter Haferkamp Georg Friedrich Puchta In Michael Anderheiden u a Hrsg Enzyklopadie der Rechtsphilosophie Peter Landau Puchta Georg Friedrich In Neue Deutsche Biographie NDB Band 20 Duncker amp Humblot Berlin 2001 ISBN 3 428 00201 6 S 757 759 Digitalisat Sebastian Schermaul Georg Friedrich Puchta Leben und Werk Munchen 2009 ISBN 978 3 640 28624 9 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Georg Friedrich Puchta im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Werke von und uber Georg Friedrich Puchta in der Deutschen Digitalen Bibliothek Georg Friedrich Puchta im Internet Archive Ubersicht der Lehrveranstaltungen von Georg Friedrich Puchta an der Universitat Leipzig Sommersemester 1837 bis Sommersemester 1842 Georg Friedrich Puchta im Professorenkatalog der Universitat Leipzig Puchta Georg Friedrich Hessische Biografie Stand 8 Januar 2020 In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Anmerkungen Bearbeiten Hans Peter Haferkamp Einflusse der Erweckungsbewegung auf die historisch christliche Rechtsschule zwischen 1815 und 1848 In Pascale Monika Cancik Thomas Henne Thomas Simon u a Hrsg Konfession im Recht Auf der Suche nach konfessionell gepragten Denkmustern und Argumentationsstrategien in Recht und Rechtswissenschaft des 19 und 20 Jahrhunderts Symposion zum 65 Geburtstag von Michael Stolleis Frankfurt a M 2009 S 71 94 Hans Peter Haferkamp Christentum und Privatrecht bei Moritz August von Bethmann Hollweg In Jens Eisfeld Martin Otto Louis Pahlow Michael Zwanzger Hrsg Naturrecht und Staat in der Neuzeit Diethelm Klippel zum 70 Geburtstag Mohr Siebeck Tubingen 2013 ISBN 978 3 16 152462 2 S 519 541 insb 536 ff Alessandro Hirata Die Vollendung des usus modernus pandectarum Christian Friedrich von Gluck 1755 1831 Savigny Zeitschrift 123 2006 333 Fn 12 Ernst Hohne Die Bubenreuther Geschichte einer deutschen Burschenschaft II Erlangen 1936 S 13 Normdaten Person GND 118596969 lobid OGND AKS LCCN n85126843 VIAF 5007047 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Puchta Georg FriedrichKURZBESCHREIBUNG deutscher JuristGEBURTSDATUM 31 August 1798GEBURTSORT Cadolzburg bei NurnbergSTERBEDATUM 8 Januar 1846STERBEORT Berlin Abgerufen 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