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Dieser Artikel befasst sich mit dem Spion Georg Bell Zu anderen Personen siehe George Bell Georg Emil Bell 21 Juli 1898 in Laufamholz bei Nurnberg 3 April 1933 in Durchholzen war ein deutscher Ingenieur und Spion Er wurde vor allem bekannt als ein enger Mitarbeiter des langjahrigen Stabschefs der SA Ernst Rohm Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Wirken 1 1 Fruher Werdegang 1 2 Tscherwonzen Affare 1927 bis 1930 1 3 Prozess Bell Wendt 1 4 Tatigkeit fur Ernst Rohm 1931 bis 1932 1 5 Angebliche Attentatsplane auf Adolf Hitler 1931 1932 1 6 Ausscheiden aus der NSDAP 1 7 Flucht ins Ausland und Ermordung 2 Nachwirken 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben und Wirken BearbeitenFruher Werdegang Bearbeiten Bell entstammte einer Familie des wohlhabenden Wirtschaftsburgertums Er wurde 1898 als Sohn der Kaufmanns Emil G Bell 1931 1932 und seiner Ehefrau Babette Bell geb Seiferth geboren Der Vater war Direktor einer Uhrenfabrik in Laufamholz bei Nurnberg Uber den Vater besass Bell schottische Wurzeln dennoch gilt die u a von Bell selbst verbreitete Behauptung dass die nachnamensgleiche britische Archaologin Gertrude Bell die wahrend des Ersten Weltkrieges als britische Agentin im Orient beruhmt wurde eine Tante von ihm gewesen sei heute als widerlegt Die englische Society of Genealogists halt allenfalls eine entfernte Verwandtschaft fur moglich 1 In seiner Jugend besuchte Bell die Oberrealschule in Nurnberg Am 29 April 1916 trat Bell zu dieser Zeit Ingnieurpraktikant wahrend des Ersten Weltkriegs als Freiwilliger bei der Funker Ersatzabteilung Rekrutendepot in Munchen in die Bayerische Armee ein Am 28 August 1916 wurde er zur Ersatzkompanie versetzt Bell selbst erklarte spater er sei wahrend des Ersten Weltkriegs als Kriegsberichterstatter in der Turkei zum Einsatz gekommen Bells Biograph Andreas Dornheim hielt eine Verwendung als Kriegsberichterstatter unter anderem wegen seines Alters in seiner Studie von 1998 fur sehr fraglich erachtete es demgegenuber aber als relativ sicher dass Bell tatsachlich in der Turkei zum Einsatz kam 2 Durch inzwischen aufgefundene Stammrollen Bells ist tatsachlich erwiesen dass Bell am 29 November 1916 mit der Ersatzfunker Abteilung 105 ins Feld zog wobei die Rubrik mitgemachte Gefechte verzeichnet dass er von November 1916 bis Februar 1917 Kampfe am Suez Kanal mitmachte Am 26 Februar 1917 wurde er zur Funker Ersatzabteilung 1 und dann nacheinander zur 1 Funker Ersatkompanie 4 Marz 1917 und zur 2 Funker Ersatzkompanie 29 Mai 1917 versetzt bevor er zum 1 Juni 1917 zur unleserlich 3 versetzt wurde Wahrend seiner Zeit bei dieser Einheit machte er vom 15 Juni 1917 bis 11 September 1917 Stellungskampfe zwischen Maas und Mosel mit Am 26 November 1917 folgte die Versetzung zur 3 Funkersatzkompanie und am 6 Dezember 1917 zur Nachschub 2 Funkerersatzkompanie Am 6 Mai 1918 kam Bell mit der Gruppenersatzfunkerstation 558 erneut an die Front Vom 8 Juni 1918 bis 31 Juli 1918 machte er Stellungskampfe im Artois mit Nach Kriegsende wurde er am 7 Dezember 1918 zum Bezirkskommando Nurnberg entlassen Im Studienjahr 1919 1920 nahm Bell ein viersemestrigres Studium der Elektrotechnik an der Hoheren Technischen Staatslehranstalt Nurnberg auf das er am 31 Juli 1921 mit der Note gut abschloss Als Student gehorte er der schlagenden Verbindung Bayern an Zudem betatigte Bell sich wahrend seines Studiums in rechtsgerichteten paramilitarischen Kreisen und Wehrverbanden So wurde er 1919 oder 1920 Mitglied des Verbandes Reichsflagge bei dem er u a den spateren Stabschef der SA Ernst Rohm sowie den spateren Chef des Nachrichtendienstes der SA Karl Leon Du Moulin Eckart kennenlernte 3 Nach seinem Studium arbeitete Bell bei verschiedenen Unternehmen in Nurnberg als Elektroingenieur unter anderem fur die Zweigniederlassung Nurnberg der Siemens Schuckert Werke fur die Sachsenwerke und als Oberingenieur bei der Elektromaschinen AG Um 1925 zog er nach Munchen wo er als Ingenieur bei der Munchener Abteilung der Berliner Maffei Schwartzkopff Werke tatig war Diese Stellung gab er zum 1 Mai 1927 auf 4 Tscherwonzen Affare 1927 bis 1930 Bearbeiten Einer breiteren Offentlichkeit wurde Bell erstmals als einer der Angeklagten im sogenannten Tscherwonzen Prozess 1928 bekannt Hintergrund war die Tscherwonzenaffare ein Versuch von antisowjetisch gesinnten Exilanten und mit diesen zusammenarbeitenden Vertretern der deutschen politischen Rechten die junge Sowjetunion im Jahr 1927 mit gefalschten Tscherwonzen 10 Rubel Scheinen zu uberschwemmen um so eine extreme Inflation der sowjetischen Wahrung und damit eine wirtschaftliche und politische Destabilisierung des Sowjet Staates auszulosen Zudem sollte die Tatigkeit georgischer Untergrundorganisationen in der Georgischen Sowjetrepublik die die Wiederherstellung der Unabhangigkeit ihrer Heimat von Russland anstrebten durch die Versorgung mit dem Falschgeld unterstutzt werden Diese Bestrebungen wurden publik nachdem die Berliner Polizei im August 1927 die Mitteilung erhielt dass in Berlin falsche russische Tscherwonzen in Umlauf gebracht worden seien und sie den Verbreiter derselben den Ingenieur Leonhard Becker einen fruheren Vorgesetzten Bells festsetzen konnte Die folgenden Ermittlungen fuhrten die Behorden zu den Exilgeorgiern Schalwa Alexander Karumidze und Basilius Sadathieraschwili in Munchen In einer dortigen Druckerei wurden 20 000 Bogen Wasserzeichenpapier sichergestellt aus denen 120 000 Noten Falschgeld 1 2 Millionen Rubel hatten hergestellt werden sollen Insgesamt waren 400 000 Bogen Wasserzeichenpapier bestellt worden aus denen 800 000 bis 1 200 000 Geldscheine hatten hergestellt werden konnen In den Verkehr in Russland waren zu diesem Zeitpunkt etwa 12 000 bis 13 000 gut gelungene Tscherwonzen Noten gelangt Die Sowjetunion versuchte anschliessend eine Verbindung zwischen diesen Aktivitaten und dem damals in Leningrad laufenden Prozess gegen den Rittmeister Schiller der wegen konterrevolutionarer Bestrebungen vor Gericht stand zu konstruieren indem sie die Behauptung lancierte Schiller habe im Auftrag der Tscherwonzenfalscher falsche Tscherwonzennoten in Russland in Umlauf gebracht Das Auswartige Amt in Berlin hielt das jedoch fur unglaubwurdig und stufte dies als ein reines Propagandamanover ein durch das die Sowjets die Wahrscheinlichkeit einer Verurteilung der in Berlin angeklagten antisowjetischen Aktivisten zu erhohen versuchen wurden Die Presse berichtete ab November 1927 uber die Vorgange wobei zahlreiche Spekulationen und Geruchte die Vorgange weiter dramatisierten und so das Interesse der Offentlichkeit fur die Angelegenheit steigerten So machte die wohl von Bells Verteidigern ausgestreute Behauptung die Runde Wolfgang Stresemann der Sohn des Aussenministers sei in die Affare verwickelt 5 Liberale und linke Zeitungen mutmassten dass machtige Hintermanner hinter dem ganzen Vorgang stehen wurden wobei insbesondere der Generaldirektor der Royal Dutch Shell Henri Deterding und der ehemalige General Max Hoffmann als Strippenzieher identifiziert wurden 6 Bell war durch den Kunstmaler Otto von Kursell mit dem Kreis der Tscherwonzenfalscher in Kontakt gekommen Im April 1926 hatte er Karumdize in Kursells Munchner Atelier kennengelernt und sich bei dieser Gelegenheit mit ihm gesprachsweise uber Moglichkeiten von Deutschland aus an einer Befreiung der Kaukasusvolker vom Joch der Unterdruckung durch das Sowjetsystem mitzuwirken ausgetauscht Im Fruhjahr 1927 traf er im Munchner Hotel Excelsior Karumidze Sadathieraschwili und einen Druckereibesitzer Es folgten weitere Treffen bis Karumidze Bell anbot ihn als politischen Agenten fur das Kaukasische Komitee in Trapezunt in der Turkei unterzubringen da die turkische Regierung auf Druck der sowjetischen Regierung den bisherigen Agenten ausgewiesen habe Bell habe sich bereit erklart diesen Posten zu ubernehmen Im Mai 1927 habe er daraufhin versucht Geldmittel fur die Exil Georgier zu beschaffen Zusammen mit Becker konnte er schliesslich den Munchener Ingenieur Max Otto Wurmbach dafur gewinnen ein Darlehen von 15 000 RM zur Verfugung zu stellen musste aber als Bedingung 1000 gefalschte Tscherwonzennoten bei Wurmbach einreichen die dieser beim Bankhaus Seuss amp Strobel hinterlegte Als Vertrauensmann fungierte hierbei der Oberleutnant Hanns Gunther von Obernitz Wurmbach gab ihm hieraufhin 3000 RM in bar und 12 000 als Kreditbrief in englischen Pfund Bell reiste anschliessend nach Sofia und dann nach Konstantinopel und Trapezunt und zuruck nach Sofia Dort soll er sich nach spateren Aussagen Karumdizes bei zahlreichen Gelegenheiten in unvorsichtiger Weise uber die Falschungsangelegenheit vor Aussenstehenden geaussert haben Insbesondere wurde ihm jedoch spater Betrug und Selbstbereicherung vorgeworfen da er entgegen seinem Versprechen an Wurmbacher immer nur in kleinen Mengen soviel Geld von dem eingerichteten Konto abzuheben wie er jedes Mal unbedingt brauchte auf einen Schlag die gesamten zur Verfugung gestellten Mittel abgehoben und auf seine Reise auf den Balkan und in die Turkei mitgenommen hatte Becker gab ebenfalls an finanziell von Bell betrogen worden zu sein so dass er mittellos dagestanden habe so dass Sadathieraschwili ihm etwa 500 Tscherwonzenscheine ausgehandigt habe um seine laufenden Kosten zu decken Durch die Verwendung dieser Scheine durch Becker kam die Berliner Polizei vorzeitig also bevor die Herstellung des Grossteils der gefalschten Tscherwonzen uberhaupt angelaufen war und erst recht bevor man diese in Verbreitung hatte bringen konnen auf die Spur der Falscher Ebenfalls 1927 erschwindelte Bell sich einen grosseren Geldbetrag indem er dem Kaufmann Theodor Rieger vortauschte dass er ihm Rieger durch seine guten Beziehungen zu massgeblichen bulgarischen Kreisen eine prestigetrachtige Stellung als bulgarischer Konsul verschafft habe wofur er ein betrachtliches Honorar einstrich mit dem er durchbrannte bevor Rieger begriff dass Bell ihn zum Narren gehalten hatte 7 Das wegen der Tscherwonzen Affare eingeleitete Gerichtsverfahren endete fur Bell zunachst glimpflich Die Ferienstrafkammer I des Landgerichts I in Berlin stellte am 27 Juli 1928 gegen sieben von funfzehn Personen die in der Sache angeklagt worden waren darunter Bell das Verfahren mit Hinweis auf das Gesetz uber Straffreiheit vom 13 Juli 1928 Amnestiegesetz ein das einen Straferlass fur aus politischen Beweggrundeten begangene Straftaten festlegte Das Landgericht bejahte demnach in dieser Instanz die Auffassung dass die Angeklagten aus politischen Motiven gehandelt hatten Bell hatte sich im Mai 1928 den Behorden gestellt und war vom 15 Mai bis 27 Juli 1928 in Untersuchungshaft gewesen bevor er aufgrund des Urteils vom 27 Juli 1928 wieder auf freien Fuss gesetzt worden war Infolge einer Urteilsbeschwerde der Berliner Staatsanwaltschaft hin wurde das Urteil vom 27 Juli 1928 am 26 September 1928 durch den 2 Strafsenat des Kammergerichts Berlin jedoch fur Bell Sadathieraschwili und einen weiteren Beschuldigten aufgehoben und die Wiederverhaftung von Sadathieraschwili und Bell angeordnet Am 8 Oktober 1928 eroffnete das Preussische Landgericht I in Berlin auf Antrag der Staatsanwaltschaft die Hauptverfahren gegen Georg Bell und Wilhelm Schmidt In Bells Fall konnte diese aber aufgrund von Nichtermittelbarkeit seines Aufenthaltsortes er hielt sich bei einem Freund in Rosenheim verborgen nicht vollzogen werden Nachdem ihm am 31 Oktober 1928 freies Geleit zugesichert worden war stellte er sich erneut den Behorden Ein abermaliger Haftbefehl erging im Februar 1929 Im Mai 1929 beabsichtigte der Generalstaatsanwalt beim Landgericht I in Berlin die vorlaufige Einstellung des Verfahrens zu beantragen erhob dann stattdessen jedoch im Sommer 1929 eine Nachtrags Anklage gegen Bell In dieser wurde ihm zur Last gelegt dass er nicht aus politischen sondern vor allem aus gewinnsuchtigen Motiven gehandelt habe weswegen die Voraussetzungen fur eine Anwendbarkeit der nur fur politische Vergehen geltenden Amnestie von 1928 auf seine Person nicht gegeben seien Die politischen Plane von Sadathieraschwili und Karumidze seien Bell gleichgultig gewesen so der Staatsanwalt ihm kam es nur darauf an Geld fur sich zu erhalten In noch eindeutiger Weise habe dies fur den Betrugsfall Rieger gegolten fur den politische Motive fur Bell uberhaupt nicht in Frage gekommen seien 8 Im Interesse der deutsch sowjetischen Beziehungen drangte insbesondere das Auswartige Amt gegenuber dem Preussischen Justizministerium darauf die Tater nicht zu amnestieren Am 6 Januar 1930 wurde der Tscherwonzenprozess schliesslich eroffnet Zuvor hatte die zeitweise Entwendung der Prozessakten fur erhebliche Verzogerungen gesorgt In der Presse wurde spekuliert dass diese nach England gebracht und dort fotografiert worden seien Das Auswartige Amt verdachtigte hingegen die Berliner Sowjetbotschaft die Akten zeitweise an sich gebracht und abgelichtet zu haben Am 8 Februar 1930 sprach das Schoffengericht Berlin Moabit einen Teil der Angeklagten frei wahrend das Verfahren gegen die anderen u a Bell Karumidze und Sadathieraschwili aufgrund des Amnestiegesetzes zunachst eingestellt wurde Nachdem die Staatsanwaltschaft Berufung eingelegt hatte kam es im Juli 1930 zur Berufungsverhandlung Diese endete am 21 Juli 1930 damit dass Bell Karl Bohle Schalwa Karumidze Basilius Sadathieraschwili und Wilhelm Schmidt verurteilt wurden Bell erhielt eine Geldstrafe von 300 RM Die Hauptangeklagten Karumidze und Sadathieraschwili wurden wegen fortgesetzten gemeinschaftlichen teils vollendeten teils versuchten Munzverbrechens und Betruges und Urkundenfalschung zu Gefangnisstrafen von zwei Jahren und zehn Monaten bzw zwei Jahren verurteilt Die von den vier Angeklagten eingereichte Revision wurde schliesslich am 14 Januar 1932 vom 2 Strafsenat des Reichsgerichts verworfen was damit begrundet wurde dass nur deutschpolitische Beweggrunde im Sinne des Amnestiegesetzes fur eine Straffreiheit in Frage kamen die bei den vier Mannern als nicht gegeben angesehen wurden Negativ wirkte sich fur Bell seinem Biographen Dornheim zufolge allerdings weniger das Urteil im Tscherwonzen Prozess als vielmehr der Umstand aus dass fuhrende Nationalsozialisten wie Alfred Rosenberg im Verlauf des Gerichtsverfahrens den Eindruck gewannen Bell habe nicht aus politischen sondern aus finanziellen Motiven d h zwecks Selbstbereicherung in der Tscherwonzen Affare gehandelt Prozess Bell Wendt Bearbeiten Ebenfalls von grosser Bedeutung furs Bells weiteres Leben war ein zweiter Prozess der 1929 gegen ihn eingeleitet wurde Am 20 Juli 1929 erliess das Amtsgericht Munchen Haftbefehl gegen ihn wegen eines Vergehens gegen 6 des Gesetzes gegen den Verrat militarischer Geheimnisse vom 3 Juni 1914 Der Haftbefehl wurde am 27 August 1929 vom Untersuchungsrichter des Bayerischen Obersten Landesgerichts bestatigt am 15 Oktober 1929 jedoch aufgehoben nachdem festgestellt worden war dass keine Verdunkelungs und Fluchtgefahr bestehe Demzufolge wurde er an diesem Tag aus dem Gerichtsgefangnis am Neudeck in Munchen aus der Untersuchungshaft entlassen Im weiteren Verlauf des Prozesses wurde auch gegen einen Karl Franz Wendt Anklage erhoben Die Einzelheiten zum Prozess Bell Wendt sind heute unbekannt da die Akten des Bayerischen Obersten Landesgerichts verloren gegangen sind Wahrscheinlich wurden diese nach 1933 vom Sicherheitsdienst der SS beschlagnahmt Aufzeichnungen eines Freundes zufolge hatte Bell sich bei dem Versuch einen franzosischen Spion zu enttarnen so ungeschickt angestellt dass er wegen Verrats militarischer Geheimnisse angeklagt wurde Die Hauptverhandlung fand im Dezember 1929 statt und endete mit der Verurteilung Bells wegen Verrats militarischer Geheimnisse so dass er fortan zumal aufgrund eines als ehrenruhrig geltenden Deliktes als vorbestraft galt 9 Im Anschluss an diesen Prozess erwog Bell der nach den Massstaben dieser Zeit als ein mit einem Makel behafteter Mann galt sich das Leben zu nehmen Zudem hatte er grosse Schwierigkeiten eine Arbeitsstelle zu finden so dass er fortan ein Auskommen als gehobener Garagenwarter fristete 10 In anonymen Veroffentlichungen wurde er zu dieser Zeit vor allem von kommunistischer Seite als Aufschneider Erpresser und Waffenschieber sowie als einer der grossten und hinterlistigsten Spitzel Spione und Provokateure angegriffen 11 1929 lernte Georg Bell Hildegard Huber 1905 kennen mit der er sich zu Ostern 1931 verlobte 12 Tatigkeit fur Ernst Rohm 1931 bis 1932 Bearbeiten Im November 1930 begegnete Bell den kurz zuvor aus Bolivien wo er von 1928 bis 1930 als Militainstrukteur gearbeitet hatte zuruckgekehrten ehemaligen Offizier Ernst Rohm den er aus seiner Zeit bei der Reichsflagge in den Jahren 1919 bis 1923 kannte anschliessend aber lange Jahre nicht gesehen hatte zufallig vor der Herzog Garage in Munchen In der Folgezeit trafen Bell und Rohm der zum Jahresbeginn 1931 auf Ersuchen Adolf Hitlers den Posten des Stabschefs der Sturmabteilung SA der paramilitairschen Kampforganisation der NSDAP ubernahm sich wiederholt und frischten ihre alte Beziehung auf Dies mundete schliesslich in eine Einstellung Bells als personlichen Agenten Rohms Seine Hauptaufgabe war es zunachst Reisen zu in und auslandischen politischen Personlichkeiten zu unternehmen und bei diesen fur die NS Bewegung und insbesondere fur die SA zu werben bzw dem schlechten Ruf derselben durch korrigierende Aufklarungsarbeit entgegenzuarbeiten Zu diesem Zweck sollte er seine bereits aus fruheren Zeiten bestehenden Verbindungen und Beziehungen Rohm zur Verfugung stellen bzw in dessen Sinn einsetzen Am 21 April 1931 wurde Bells Stellung bei Rohm durch einen Vertrag formalisiert in dem Bell sich verpflichtete jede selbstandige und eigene politische Tatigkeit aufzugeben und stattdessen die gesamten politischen und personlichen Auftrage Rohms zu erledigen wofur er ein monatliches Fixum von 350 RM erhielt Im Gegenzug erhielt er zunachst drei grosse Auftrage namlich 1 Aufstellung und Ausbau eines grossen Nachrichtendienstes der SA im In und Ausland als Buro diente Du Moulins Wohnung am Hohenzollernplatz 1 in Munchen in die Bell einzog 2 Errichtung einer eigenen Pressestelle fur die SA mit Einfuhrung einer eigenen Zeitung 3 Errichtung einer Propagandastelle fur Rohm personlich und die SA im Ausland und Inland 13 Den Rahmen fur Bells Verhandlungen im Ausland bildete ein neunseitiges Expose Rohms uber die aussenpolitische Zielsetzung der NSDAP das ihm am 22 April 1931 ausgehandigt wurde Den Charakter ihrer Zusammenarbeit soll Rohm Bell zuvor nach dessen eigenen Aufzeichnungen mit den Worten beschrieben haben Es muss Ihnen klar sein dass wir damit auf Gedeih und Verderben zusammenhalten mussen und dass diese Zusammenarbeit auf Lebensdauer gilt Er betonte dass ich mit ihm stehe und falle Diese Vereinbarung wurde durch feierliche Handschlag dann bekraftigt und mit einem Ehrenwort besiegelt 14 Den Grossteil des Jahres 1931 verbrachte Bell mit der Ausfuhrung der oben skizzierten Auftrage Rohms wobei er zahlreiche Reisen ins Ausland unternahm Seine Aufgabe als Mitarbeiter Rohms brachte er damals auf die Formel dass er Rohm uber die politische Lage politische Faktoren und politische Vorgange in Deutschland unterrichten sollte Sein offizieller Eintritt in die NSDAP in der er der Ortsgruppe Endorf angehorte Mitgliedsnummer 290 055 15 folgte im Herbst 1931 Zu dieser Zeit soll er auch Hitler im September 1931 die Meldung vom Suizid seiner Nichte Geli Raubal uberbracht und ihn aus Nurnberg nach Munchen zuruckgeholt haben Angebliche Attentatsplane auf Adolf Hitler 1931 1932 Bearbeiten Einem in der Fachforschung umstrittenen Dokument zufolge einem angeblich von dem Rohm Vertrauten Martin Schatzl stammenden Zeugnis aus den 1930er Jahren das 1948 anlasslich des Prozesses um die Ermordung Bells anonym an das Landgericht Traunstein geschickt wurde gehorte Bell 1931 1932 einer siebenkopfigen Gruppe in der engsten Umgebung Rohms an welche damals hinter dem Rucken Rohms ernsthaft eine Ermordung Adolf Hitlers erwog Hintergrund dieses Plans war angeblich die Auffassung der Angehorigen dieser Gruppe dass Hitlers Strategie zur Ubernahme der politischen Macht im Deutschen Reich durch die NS Bewegung verfehlt sei Hitlers politische Konzeption sah seit 1924 1925 vor dass die NSDAP nach dem Scheitern des Hitler Putsches von 1923 von erneuten gewaltsamen Umsturzversuchen grundsatzlich strikt abzusehen habe und sich stattdessen auf eine streng formal legale Vorgehensweise zur Erlangung der Staatsmacht als der ausschliesslich zu verfolgenden Methode zu konzentrieren habe indem sie durch Siege bei demokratischen Wahlen auf der Grundlage ihrer Starke im Parlament und ihres Ruckhaltes in der Bevolkerung den Reichsprasidenten davon uberzeugen wurde ihr die Fuhrung der Regierung freiwillig zu ubertragen Im Gegensatz dazu war die Gruppe der Bell angeblich angehorte laut dem Schatzl Dokument uberzeugt dass Hitlers Plan nicht aufgehen wurde da der Reichsprasident und dessen Anhanger trotz uberwaltigender Wahlerfolge der NSDAP niemals dazu bereit sein wurden der NSDAP die Fuhrung der Regierung freiwillig zu ubertragen und somit die NS Bewegung um ans Ziel die Kontrolle des Staates zu gelangen erneut einen gewaltsamen Umsturzversuch unternehmen musse weil sie sich andernfalls zu Tode siegen wurde ohne etwas zu erreichen und infolgedessen langfristig wieder zerfallen wurde Hitler stand solchen Planen mit seinem Beharren auf einen legalen Kurs im Weg und sollte deshalb nach Auffassung dieser Manner durch ein Attentat beseitigt werden Nach dem Schatzl Dokument gehorten zu dieser Verschworergruppe Ingenieur Bell Standartenfuhrer Uhl Brigadefuhrer Schmid Leutnant Heines und drei andere Personen Weiter soll unter den Mitgliedern dieser Gruppe bereits das Los gezogen worden sein wer Hitler ermorden soll wobei das Los auf Standartenfuhrer Uhl gefallen sei der auch fest zur Tat entschlossen gewesen sei Bell habe aber nachtraglich nach seinem Besuch in dem Pilgerort Konnersreuth Gewissensbisse bekommen und wollte nicht mehr mittun Nachdem Hitler entgegen den Erwartungen der Gruppe es schliesslich doch geschafft habe mit seinem Legalitatskurs an die Macht zu gelangen hatten auch die restlichen Verschworer ihre Plane stillschweigend verworfen Wahrend Andreas Dornheim die Angaben des Schatzl Dokuments in seiner Studie zu Leben und Ermordung Bells sowie Hans Gunther Richardi und Martin Schumacher in ihrer Arbeit uber Rohm angebliche Plane fur ein Reich ohne Hitler als wahrscheinlich wahrheitsgemass bewerten 16 nimmt Eleanor Hancock in ihrer Rohm Biographie eine skeptische Haltung dieser Quelle gegenuber ein weswegen sie wie sie in einer Betrachtung im Anhang erklart darauf verzichtet hat sich auf diese zu stutzen 17 Ausscheiden aus der NSDAP Bearbeiten Im Fruhjahr 1932 kam es zum Bruch Georg Bells mit Rohm und dem Nationalsozialismus Anlass war ein Attentatsplan den eine Gruppe in der Reichsleitung der NSDAP um Walter Buch den Chef des Obersten Parteigerichtes der NSDAP gegen Rohms engste Mitarbeiter wenn auch vorlaufig nicht gegen diesen selbst schmiedete Hintergrund war dass die Mitglieder dieser Gruppe als selbsternannte Wachter uber die Sauberkeit der NS Bewegung den Einfluss von Rohms engsten Mitarbeitern uber die sie zu vernichtenden Urteilen gelangt waren auf den Stabschef der SA und damit auf die Fuhrung der SA als ganzes durch die physische Beseitigung dieser Manner ausschalten wollten Sie sahen im Einfluss dieser Manner auf Rohm und damit auf den Kurs der von ihm dirigierten Parteiarmee eine erhebliche Gefahrdung des Ansehens sowie der Erfolgschancen der NSDAP an den Wahlurnen Als fatale unbedingt auszuschaltende Personlichkeiten in Rohms Entourage bewerteten Buch und seine Vertrauten konkret drei Manner Du Moulin Eckart Rohms Adjutanten Julius Uhl den Chef von Rohms Stabswache sowie Bell Nachdem der Plan gefasst war diese Unheilsfiguren zu beseitigen beauftragte Buch seinen Freund Emil Danzeisen mit der Organisation und Durchfuhrung eines Attentates auf die drei Manner Das Vorhaben flog jedoch auf als einer der als Attentater ins Auge gefassten Manner ein Ingenieur namens Karl Horn Gewissensbisse bekam und Du Moulin Eckart in seinem Buro aufsuchte und ihn uber die Mordplane Buchs gegen ihn Bell und Uhl ins Bild setzte Kurz danach wurde die sozialdemokratische Zeitung Munchener Post uber die Angelegenheit von einer nicht mit letzter Sicherheit identifizierten Person Hitler vermutete spater dass Du Moulin Eckart selbst dies gewesen sei informiert Sie liess es sich nicht nehmen die parteiinternen Mordplane von hohen NS Funktionaren gegen andere hohe NS Funktionare genusslich in sensationellen Artikeln der Offentlichkeit zu prasentieren So erfuhren die Zeitungsleser im April von einem Mordkomplott im Braunen Haus wahrend die Gruppe um Danzeisen der Offentlichkeit als Zelle G als parteiinterne Femeabteilung der NSDAP vorgestellt wurde Der Schatzmeister der NSDAP Franz Xaver Schwarz und der stellvertretende Organisationsleiter Paul Schulz denen ebenfalls Beteiligung an den Attentatsplanen vorgeworfen wurde klagten anschliessend erfolgreich gegen die Munchener Post 18 Danzeisen wurde wegen Vorbereitung von mehreren Morden zu einer sechsmonatigen Haftstrafe verurteilt Horn wegen tatiger Reue freigesprochen Die sich aus diesem Vorgang ergebenden internen Auseinandersetzungen zwischen der Gruppe um Rohm und der Gruppe um Buch endeten schliesslich mit einem Machtwort Hitlers der weiterhin zu Rohm hielt aber zugleich die Entfernung von Du Moulin Eckart aus der NSDAP Zentrale forderte Im Zuge der nachfolgenden Umorganisation von Rohms Stab distanzierte der Stabschef sich auch allmahlich von Bell Eine Entfremdung zwischen beiden war bereits einige Wochen zuvor aufgrund der heftigen Kritik Bells an der Art und Weise wie Du Moulin Eckart den Nachrichtendienst der SA organisatorisch aufgezogen hatte die Bell fur dilettantisch hielt eingeleitet worden Eine letzte personliche Begegnung Bells und Rohms fand am 19 April 1932 statt Das kurz zuvor im April 1932 von der Regierung Bruning erlassene Verbot der SA das bis Juli 1932 andauerte fuhrte zudem dazu dass Rohms Etat massiv beschnitten wurde so dass auch keine materielle Grundlage fur die Finanzierung von Bells Tatigkeit mehr bestand All dies fuhrte dazu dass Rohm sich recht abrupt von Bell abwandte Bells Biographen Richardi und Schumacher geben hierzu an dass Rohm dies zudem in einer bruskierenden Weise getan habe ohne Bell uber die Grunde seiner Haltung zu unterrichten was diesen verletzt habe Aus Krankung uber die Behandlung durch Rohm aber auch aus Entsetzen uber die Zustande im Fuhrungszirkel der NSDAP die ihm wahrend seiner Tatigkeit fur Rohm bekannt geworden waren trat Bell im Sommer 1932 in eine scharfe Oppositionsstellung gegen die NSDAP Aus diesem Grund trat Bell zu dieser Zeit in enge Beziehung mit dem Munchener Journalisten Fritz Gerlich dem Herausgeber und Chefredakteur der Zeitung Der Gerade Weg einem uberzeugten NS Gegner Dessen publizistischen Feldzug gegen die NSDAP unterstutzte er in der zweiten Jahreshalfte 1932 und im Fruhjahr 1933 nachdrucklich indem er diesem Insider Informationen uber die NS Fuhrung und ihre Aktivitaten und Plane die ihm wahrend seiner Zeit bei Rohm bekannt geworden waren zur Verfugung stellte und ausserdem damit begann sich in politischen Nachrichtenhandlerkreisen anstatt als Agent der NSDAP SA als Agent des NS Gegners Gerlich zu betatigen und in diesen Zirkeln Informationen zu sammeln die Gerlich in seiner Betatigung gegen die NSDAP nutzlich sein konnten Er vollzog also eine 180 Grad Wende vom Agenten fur die NS Bewegung zu einem gegen die den Nationalsozialismus arbeitenden Agenten 19 Am 8 Oktober 1932 erklarte Bell schliesslich offentlich seinen Austritt aus der NSDAP In einem offenen Brief den er verschiedenen Zeitungsredaktionen zukommen liess begrundete er dies u a mit dem zerrutteten Vertrauensverhaltnis zwischen ihm und Rohm sowie mit Differenzen zwischen ihm und dem Chef des SA Nachrichtendienstes Du Moulin Eckart bezuglich der zweckmassigen Organisation eines Nachrichtendiensts Zudem deutete er an dass sein Verhaltnis zu Rohm durch dessen Homosexualitat belastet worden sei und dass er Rohm darauf aufmerksam habe machen mussen dass er nicht auch homosexuell sei An Adolf Hitlers Adresse richtete er in Anspielung auf den kurz zuvor durch die in der sozialdemokratischen Presse erfolgte Veroffentlichung der sogenannten Heimsoth Briefe einige Briefe Rohms an den Nervenarzt Karl Gunther Heimsoth aus den Jahren 1929 und 1930 in denen er sich in einer fur die damalige Zeit unverblumten Weise zu seiner Homosexualitat bekannte ausgelosten Skandal um die homosexuelle Veranlagung Ernst Rohms und einiger seiner Mitarbeiter die Breitseite Wie konnte Hitler Deutschland retten wenn er nicht einmal in seinem eigenen Haus Ordnung und Sauberkeit schaffen kann 20 Flucht ins Ausland und Ermordung Bearbeiten Zum Zeitpunkt des Regierungsantritts der Nationalsozialisten nahm Bell sofort einen prominenten Platz auf den schwarzen Listen der neuen Machthaber ein Grund hierfur waren zum einen seine Zusammenarbeit mit der katholischen Presse im Jahr 1932 insbesondere mit der programmatisch antinazistischen Zeitung Der Gerade Weg des Munchener Journalisten Fritz Gerlich und seine intimen Kenntnisse uber delikate Interna der NS Fuhrung und insbesondere des Kreises um Ernst Rohm Als die Redaktion des Geraden Wegs im Marz 1933 von der SA besetzt wurde wobei Gerlich und andere in Haft genommen wurden konnte Bell durch ein waghalsiges Manover er entkam uber das Dach fliehen Von Rohm ausgeschickte SA Kommandos suchten anschliessend wiederholt das Haus von Bells Verlobten in Krottenmuhl am Simssee auf wo sie Hausdurchsuchungen vornahmen und nachdem sie Bell dort nicht antrafen seine Verlobte und ihre Mutter in Schutzhaft nahmen um ein Druckmittel gegen ihn in die Hand zu bekommen Bell setzte sich zu dieser Zeit unter nicht ganz geklarten Umstanden ins Ausland ab Den Lebenserinnerungen von Hans von Lehndorff zufolge wurde er im Marz 1933 bei dem konservativen Privatgelehrten und NS Gegner Carl von Jordans mit der Bitte vorstellig ihm zur Flucht ins Ausland zu verhelfen worauf Jordans einging 21 Bell ging nach dem gegluckten Uberschreiten der Grenze nach Osterreich wo er seine Spur durch mehrfachen Wechsel seines Aufenthaltsortes zu verwischen versuchte In den folgenden Wochen versuchte er durch das Anknupfen neuer Beziehungen aus der Sackgasse in der er sich befand herauszukommen So traf er u a zwischen dem 10 und 26 Marz 1933 an der Voralbergischen Schweizerischen Grenze wahrscheinlich am 25 Marz 1933 in Romanshorn mit dem Leiter des Pressedienstes der KPD und der Jugendinternationale Willi Munzenberg zusammen dem er Mitteilungen machte die dieser spater im Braunbuch uber Reichstagsbrand und Hitlerterror verarbeitete So verbreiteten die Kommunisten in der ersten Ausgabe dieses Werkes das Gerucht Bell habe zum Zeitpunkt des Reichstagsbrandes am Abend des 27 Februar 1933 noch mit den Nationalsozialisten unter einer Decke gesteckt und als Mitwisser der bevorstehenden Brandstiftung im Reichstagsgebaude an der propagandistischen Inszenierung dieses Vorgangs mitgewirkt indem er im Auftrag der NS Fuhrung an diesem Abend verschiedene auslandische Pressevertreter telefonisch informiert habe dass der Reichstag brenne und dass die Kommunisten hierfur verantwortlich seien Wegen eines Abstimmungsirrtums habe er diese Anrufe jedoch zu einem Zeitpunkt getatigt als der Brand noch gar nicht ausgebrochen gewesen sei Ein kleiner Regiefehler er hatte eine halbe Stunde spater telefonieren mussen Tatsachlich hielt Bell sich jedoch am 27 Februar 1933 nicht in Berlin sondern in Munchen auf 22 Anfang April 1933 gelang es den Nationalsozialisten schliesslich Bell in dem Gasthof Blattlwirt bei Durchholzen bei Kufstein aufzuspuren Am 3 April 1933 wurde er dort von einem Einsatzkommando aus Angehorigen der Bayerischen Politischen Polizei der SA und der SS aufgesucht In Verhandlungen mit zwei Angehorigen des Einsatzkommandos in seinem Zimmer erklarte er sich schliesslich bereit dieses zuruck nach Deutschland zu begleiten Noch wahrend er sich reisefertig machen konnte wurde er von einem weiteren Angehorigen des Kommandos der uberraschend in sein Zimmer eintrat und ihn niederschoss getotet Dem Bericht des untersuchenden Gerichtsmediziners zufolge erlitt er funf Schussverletzungen im Rucken vier Steckschusse und einen Durchschuss wobei einer der die Aorta durchschlug todlich war von den ubrigen trafen je zwei das Herz und zwei die Lunge Andreas Dornheim tendiert in seiner Studie zu Politik und Tod von Bell zu der These dass Uhl die todlichen Schusse auf Bell abgegeben habe Uhl habe sich als er von der beabsichtigten Ruckfuhrung Bells nach Deutschland erfahren habe dem Verhaftungskommando unauffallig und scheinbar ohne irgendwelche Hintergedanken angeschlossen um ebendies durch eine Ermordung Bells zu verhindern Dies aus der Furcht heraus dass Bell nach einer Ruckkehr nach Munchen gegenuber Rohm oder gegenuber der Politischen Polizei in einem Reueanfall von der Verschworung zur Ermordung Hitlers informieren wurde was ihn Uhl potentiell den Kopf kosten konnte Um diese Gefahr fur sich und die anderen sechs Mitwisser aus der Welt zu schaffen habe Uhl Bell erschossen 23 Die von anderer Seite geausserte Vermutung dass Reinhard Heydrich fur den Mord als Auftraggeber verantwortlich gewesen sei halt Dornheim indessen fur ausserst unwahrscheinlich da Heydrich vielmehr Interesse an einer Vernehmung Bells gehabt habe um durch ihn wertvolle Informationen uber den SA Chef Rohm zu erhalten Dementsprechend sei eine Totung Bells aus Heydrichs Sicht zumindest vorerst nicht erstrebenswert gewesen Richardi und Schumacher vertreten in ihrem Buch Geheimakte Gerlich Bell dieselbe Auffassung und argumentieren dass Heydrich Bell lebend hatte haben wollen um durch ihn auch Rohm in die Hand zu bekommen wahrend Uhl das Ziel gehabt habe zu verhindern dass Bell zum Sprechen gebracht wurde 24 Materiell stutzen sowohl Dornheim als auch Richardi Schumann sich auf Aussagen von Zeugen erster und zweiter Hand die eine Taterschaft Uhls bekundeten So gab der zu dem nach Durchholzen geschickten Kommando gehorende Kuchler an dies aus eigenem Miterleben zu wissen wahrend ein gewisser Hans Rauscher mitteilte dass Rohms Adjutant Hans Erwin von Spreti Weilbach ihm seinerzeit Uhl als Tater genannt habe Der ebenfalls zum Kommando in Durchholzen gehorende Erich Sparmann erklarte desgleichen dass ihm am Tag nach Bells Tod im Braunen Haus der Name Uhl als der des Schutzen genannt worden sei 25 Einige Quellen behaupten dass Uhls Alleingang dessen Hintergrunde man freilich nicht durchblickte die NS Fuhrung derart verargerte dass der Parteirichter Buch 1933 ein Untersuchungsverfahren gegen Bell eingeleitet habe dessen Ergebnisse mit dazu beitrugen Rohms Umfeld in den Augen Hitlers und der Parteifuhrung weiter zu diskreditieren was mit ein Grund fur die Entscheidung Hitlers und der Parteifuhrer im Jahr 1934 die SA Fuhrung zu entmachten war 26 Richardi und Schumann fassten die Motive die ihrer Auffassung nach Uhl zu seinem Handeln bestimmten wie folgt zusammen Mit dem todlichen Ausgang ihres Unternehmens das zunachst allein der Festnahme Bells galt hatten die Verfolger wohl nicht gerechnet mit Ausnahme von Uhl der fur seine Tat einen triftigen Grund hatte Er griff zur Waffe nachdem er im Hausflur des Gasthauses erfahren hatte dass Bell bereit war sich in die Hand der Bayerischen Politischen Polizei zu begeben Damit musste er befurchten dass Heydrich in der Munchener Polizeidirektion aus dem Munde Bells von der Bereitschaft des SA Sturmbannfuhrers erfuhr einen Anschlag auf Hitler zu veruben So entschloss er sich Bell der sich weigerte mit der SA also mit ihm zu fahren noch in Durchholzen an Ort und Stelle zu liquidieren und nicht erst wie vorgesehen unterwegs auf der Autofahrt 27 Die Angehorigen des Kommandos das Bell in Durchholzen aufsuchte flohen sofort nach seiner Erschiessung mit ihren Kraftwagen im Eiltempo zuruck uber die deutsche Grenze um sich der anruckenden osterreichischen Polizei zu entziehen Bei ihrer Flucht durchbrachen sie den geschlossenen Schlagbaum am Grenzubergang Oberaudorf und zogen das Feuer eines deutschen Grenzpostens auf sich 1947 leitete die Staatsanwaltschaft Traunstein Ermittlungen wegen der Ermordung Bells ein Diese richteten sich gegen die SS Angehorigen Ludwig Kuchler und Erich Sparmann die dem Kommando das Bell in Durchholzen aufsuchte angehort hatten Beide erklarten an der Totung nicht mitgewirkt und auch vorher nichts von Absichten Bell zu toten gewusst zu haben In dem anschliessenden Prozess sogenannter Kuchler Prozess wurde Kuchler zu einer Zuchthausstrafe von sieben Jahren verurteilt wahrend das Verfahren gegen Sparmann eingestellt wurde da ihn der Augenzeuge Josef Hell entlastete und aussagte dass Sparmann sich nichtsahnend mit Bell in dessen Zimmer unterhalten habe als der Todesschutze den Raum betrat Weil aber auch Kuchler die Tat nicht nachzuweisen war anderte das Oberlandesgericht Munchen das Urteil des Landgerichts Traunstein am 7 Dezember 1948 dahingehend ab dass beide Angeklagte Sparmann und Kuchler wegen eines in Mittaterschaft begangenen Verbrechens der Freiheitsberaubung mit Todesfolge fur schuldig befunden wurden Nach Ruckverweisung des Verfahrens an das Landgericht Traunstein wurden beide Angeklagte am 30 Marz 1949 zu drei Jahren Gefangnis verurteilt 28 Nach Angaben des Historikers Bernd Ulrich Hergemoller kam der Auftrag zur Ermordung von Bell durch den Parteirichter der NSDAP Walter Buch der zugleich Schwiegervater von Martin Bormann war Danach befurchtete Buch dass Bell als Mitwisser uber die sexuellen Interna der SA und als potentieller Erpresser zu gefahrlich war 29 Nachwirken BearbeitenDie kommunistische Propaganda um Munzenberg stilisierte Bell postum zu einem nationalsozialistischen Superagenten einem Typus des faschistischen Abenteurers der Spion Waffenschieber Erpresser Nationalheld in einer Person gewesen sei 30 Literatur BearbeitenVeroffentlichte Originalquellen Alexander Dimitrios Weimar und der Kampf gegen rechts Eine politische Biographie Bd 3 Dokumente Schulz Ulm 2009 ISBN 978 3 9803191 0 2 S 271 280 Sammlung von Briefen Georg Bells an Ernst Rohm Karl Leon DuMoulin Eckart u a von 1932 Zeitgenossische Publikationen Anonymus Von der Brandstiftung zum Fememord Gluck und Ende des Nationalsozialisten Bell Saarbrucken o J 1933 oder 1934 Rarum Nichtwissenschaftliches Schrifttum Winfried Martini Die Geschichte eines Rollkommandos Hitler sollte schon 1932 von der SA ermordet werden In Suddeutsche Zeitung Munchener Ausgabe vom 31 Juli 1948 S 4 Albert Norden Falscher Zur Geschichte der deutsch sowjetischen Beziehungen Dietz Berlin 1959 Sefton Delmer Die Deutschen und ich S 125 126 Nannen Hamburg 1961 62Sekundarliteratur Andreas Dornheim Rohms Mann furs Ausland Politik und Ermordung des SA Agenten Georg Bell Lit Munster 1998 Burkhard Jellonnek Homosexuelle unter dem Hakenkreuz Die Verfolgung von Homosexuellen im Dritten Reich Schoningh Paderborn 1990 S 70 71 Hans Gunter Richardi Klaus Schumann Geheimakte Gerlich Bell Rohms Plane fur ein Reich ohne Hitler Munchen 1993 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Georg Bell Sammlung von Bildern nbsp Wikisource Kategorie Georg Bell Quellen und Volltexte Literatur von und uber Georg Bell im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Andreas Dornheim Bell Georg In NDB online Einzelnachweise Bearbeiten Dornheim Bell S 16 Dornheim Bell S 19 f Dornheim Bell S 19 21 Dornheim Bell S 19 f und 24 Dornheim Bell S 25 27 Dornheim Bell S 35 Dornheim Bell S 28 30 Dornheim Bell S 27 Dornheim Bell S 47 Dornheim Bell S 194 196 Richardi Schumacher Geheimakte S 53 Andreas Dornheim Rohms Mann furs Ausland Politik und Ermordung des SA Agenten Georg Bell Munster 1998 S 16 20 49 207 Anm 24 Dornheim Bell S 50 Richardi Schumann Geheimakte S 60 f Richardi Schumacher Geheimakte S 67 Richardi Schumann Geheimakte S 61 Bundesarchiv R 9361 I 44174 Andreas Dornheim Rohms Mann furs Ausland Politik und Ermordung des SA Agenten Georg Bell S 179 f und S 285 Richardi Schumann Geheimakte S 202 Eleanor Hancock Ernst Rohm Hitler s SA Chief of Staff Dornheim Bell S 132 Dornheim Bell S 135 Stadtarchiv Rosenheim Stand 17 Februar 2016 Dornheim Bell S 99 Richardi Schumacher Geheimakte S 76 Hans von Lehndorff Menschen Pferde weites Land 2001 S 158 Dornheim Bell S 185 Dornheim Bell S 177 180 Richardi Schumacher Geheimakte S 129 und 144 f Richardi Schumacher Geheimakte S 145 Richardi Schumacher Geheimakte S 145 Richardi Schumacher Geheimakte S 144 Dornheim Bell S 176 f Bernd Ulrich Hergemoller Hrsg Mann fur Mann biographisches Lexikon zur Geschichte von Freundesliebe und mannmannlicher Sexualitat im deutschen Sprachraum Band 1 Verlag LIT Berlin 2010 ISBN 978 3 643 10693 3 S 118 Dornheim Bell S 21 Normdaten Person GND 119084791 lobid OGND AKS LCCN no98121481 VIAF 67268066 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Bell GeorgALTERNATIVNAMEN Bell Georg EmilKURZBESCHREIBUNG deutscher AgentGEBURTSDATUM 21 Juli 1898GEBURTSORT NurnbergSTERBEDATUM 3 April 1933STERBEORT Durchholzen Osterreich Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Georg Bell amp oldid 238951844