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Geometria ist eine umfangreiche Sammlung geometrischer aber auch metrologischer Themen die durch antike Handschriften uberliefert wurden Sie wurde in der zweiten Halfte des zehnten Jahrhunderts in mittellateinischer Sprache verfasst und wird ganz oder zum Teil Gerbert d Aurillac zugeschrieben Inhaltsverzeichnis 1 Benutzte Quellen 2 Aufbau und Inhalt 2 1 Geometrische Definitionen und Elementarsatze Benutzung des Abakus 2 2 Praktische Geometrie 2 3 Rechnende Geometrie mit Ubungsaufgaben 3 Das Schreiben an Adalbald II 4 Uberlieferung und Weiterleben 5 Textausgaben 6 Literatur 7 EinzelnachweiseBenutzte Quellen BearbeitenGerbert d Aurillac stand wahrend seiner Zeit als Abt von Bobbio eine umfangreiche Bibliothek zur Verfugung Zahlreiche antike Schriftsteller von Platon Timaios in der Ubersetzung des Calcidius bis zum Kirchenvater Augustinus und dem spatantiken Martianus Capella konnten ihm Anregungen geben Insbesondere benutzte er aber eine Sammlung mit den Schriften der romischen Agrimensoren Corpus agrimensorum Romanorum die sich ebenfalls dort befand 1 Aber auch ihm zeitlich naherstehende Quellen hat der Autor herangezogen Dafur spricht die Verwendung der in der Antike nicht bekannten Hilfsmittel Abakus und Astrolabium und die inhaltliche Nahe zu der Aufgabensammlung Propositiones ad acuendos iuvenes des fruhmittelalterlichen Gelehrten Alkuin Aufbau und Inhalt BearbeitenDa die Geometria in mittelalterlichen Handschriften haufig mit Schriften ahnlichen Inhalts anderer Autoren zusammengestellt wurde gab es uber den Umfang der Schrift erhebliche Kontroversen 2 Wahrend Jacques Paul Migne in den Band CXXXIX der Patrologia Latina den ganzen Text in XCIV gegliedert aufnahm sah man das bei spateren Editionen anders Unstrittig ist dass das Werk in folgende 3 sehr unterschiedliche Teile zerfallt 3 Kapitel I XIII geometrische Definitionen und Elementarsatze Benutzung des Abakus Kapitel XIV XL praktische Geometrie mit Hohen und Entfernungsmessungen Kapitel XLI XCIV rechnende Geometrie mit UbungsaufgabenEs hat sich die Meinung durchgesetzt dass nur Kapitel I XIII sicher Gerbert d Aurillac zuzurechnen sind 4 Kapitel XIV XCIV wurden von Nicolaus Bubnov unter dem Titel Geometria incerti auctoris Geometrie eines ungewissen Autors ausgegliedert Geometrische Definitionen und Elementarsatze Benutzung des Abakus Bearbeiten Nach dem prologus in dem er seinen antiken Vorbildern folgend die Bedeutung der Agypter fur die Geometrie ruhmt referiert der Autor einige Definitionen aus Buch I der Elemente des Euklid von Punkt bis solidus Korper 5 Dabei beruft er sich auf Boethius Exzerpte aus dessen Schriften konnte er im Corpus agrimensorum Romanorum finden In Kapitel II und III listet er Langen und Flachenmasse der antiqui auf von der kleinsten Einheit dem digitus bis zu iugerum und Stadion Ahnliche Angaben machte Balbus Agrimensor aber auch Isidor von Sevilla Etymologiae XV XV 6 Danach fahrt er mit den euklidischen Definitionen fort geradlinige Figuren rechte spitze stumpfe Winkel Parallelen etc Um dann in Kapitel V bis XI wesentliche Satze uber Dreiecke aus diesem Buch auszufuhren Dies endet 48 mit einer Darstellung des Satzes von Pythagoras Die folgenden Kapitel enthalten Rechenaufgaben In einem rechtwinkligen oder auch gleichseitigen Dreieck sind 2 Werte gegeben andere zu berechnen Diese auch bei fruheren Autoren beliebten Aufgaben konnten in der Antike nur mit ausgewahlten Zahlenbeispielen durchgefuhrt werden bei denen die gesamte Berechnung im ganzzahligen Bereich blieb Gerbert d Aurillac furchtet die rationalen Zahlen nicht Mit Hilfe des Abakus kann er schwierige Rechenoperationen durchfuhren Ut abacistae facillimum est in se ducens wie es dem abacisten ganz leicht ist wird die Zahl mit sich selbst multipliziert schreibt er 7 Und so lost er eine Aufgabe bei der schon eine der gegebenen Werte mit 6 1 3 Fuss die Ganzzahligkeit verlasst Kapitel XII 8 Praktische Geometrie Bearbeiten In Kapitel XIV bis XL wird die praktische Ausfuhrung von Vermessungsarbeiten beschrieben die Bestimmung von Flussbreiten Turmhohen Brunnentiefen 9 Diese Aufgaben stehen in der Tradition der romischen Agrimensoren sind aber keine direkte Ubernahme aus dem Corpus Agrimensorum Romanorum So beschreiben Kapitel XXXVIII und XXXIX die Berechnung einer Flussbreite wie die fluminis variatio des Agrimensors Marcus Iunius Nipsus aber mit einem anderen Konstruktionsansatz Uberdies wird das den Agrimensoren nicht bekannte Astrolabium als Hilfsmittel eingesetzt Kapitel XVI u a Rechnende Geometrie mit Ubungsaufgaben Bearbeiten Diese Kapitel sind dagegen dem Corpus agrimensorum Romanorum enger verpflichtet Es sind praxisferne Rechenaufgaben uber rechtwinkelige Dreiecke Kreisflachen verschiedene Rechtecke Durch geschickte Zahlenwahl wird erreicht dass der Raum der ganzen Zahlen nicht verlassen wird Viele Beispiele sind den Agrimensoren Marcus Iunius Nipsus und Epaphroditus entnommen 10 Dabei werden selbst Fehler die sich eingeschlichen haben weitergegeben wie in Kapitel XLII ein von Marcus Iunius Nipsus ubernommener falscher Ausdruck 11 oder in Kapitel L eine Zahlenverschreibung 24 7 169 wie Epaphroditus 11 Andererseits korrelieren die Kapitel LXVII bis LXXI stark mit den Propositiones ad acuendos iuvenes 21 25 und 27 31 des Alkuin Die Aufgaben die sich den Anschein geben dem Alltagsleben entnommen zu sein Kapitel LXVII wie viele Schafe passen auf ein bestimmtes rechteckiges Feld Kapitel LXXVI wie viele Weinfasser in einen Keller stimmen in den Zahlenbeispielen und sogar bis in die Formulierungen uberein Ob Gerbert d Aurillac die etwas altere Schrift kannte oder ob beide eine jetzt verlorene Quelle benutzten muss offen bleiben 12 Das Schreiben an Adalbald II BearbeitenDer schriftliche Austausch des Autors mit dem ebenfalls wissenschaftlich tatigen Adelboldus Traiectensis Adalbald II Bischof von Utrecht ist eng mit der Geometria verbunden Adalbald hat Gerbert d Aurillac sein geometrisch kosmologisches Werk De ratione inveniende crassitudinem sphaerae gewidmet 13 und bat ihn anscheinend mehrfach um Rat in geometrischen Fragen 14 In einem zwischen 983 und 997 geschriebenen Brief behandelt Gerbert d Aurillac seine Frage nicht nur sachkundig sondern erlautert das Problem noch durch ein Zahlenbeispiel und eine Zeichnung 15 Uberlieferung und Weiterleben BearbeitenDas Werk ist in zahlreichen Handschriften als Teil von Sammlungen einschlagiger Texte uberliefert Bei diesen Konvoluten handelt sich um antike Bucher wie die Timaios Ubersetzung des Calcidius um mathematische Werke wie die dem Boethius zugeschriebene Geometrie und um Stucke aus dem Corpus agrimensorum Romanorum 16 Gerbert d Aurillac leistete einen wichtigen Beitrag fur die Entwicklung der Geometrie im scholastischen Schulbetrieb insbesondere fur die Practica geometriae des Hugo von St Viktor 17 Der Benediktiner Pater Bernhard Pez edierte das Werk 1721 18 Von A Olleris erschien 1867 eine Veroffentlichung im Rahmen des Gesamtwerkes 19 Nicolaus Bubnov setzte sich in seinem Buch ausfuhrlich mit verschiedenen Aspekten des Textes auseinander Eine Ubersetzung in die deutsche Sprache liegt nicht vor Textausgaben BearbeitenNicolaus Bubnov Gerberti Opera Mathematica 972 1003 Berlin 1899Literatur BearbeitenMoritz Cantor Die Romischen Agrimensoren und ihre Stellung in der Geschichte der Feldmesskunst Leipzig 1875 Menso Folkerts Boethius Geometrie II Wiesbaden 1970 Menso Folkerts Die alteste mathematische Aufgabensammlung in lateinischer Sprache Die Alkuin zugeschriebenen PROPOSITIONES AD ACUENDOS IUVENES Wien 1978 Menso Folkerts Die Mathematik der Agrimensoren Quellen und Nachwirkung in In den Gefilden der romischen Feldmesser Hrsg Eberhard Knobloch Cosima Moller Berlin Boston 2014 Frederick A Homann PRACTICAL GEOMETRY Practica Geometriae Attributed to Hugh of St Victor Milwaukee 1991 Uta Lindgren Gerbert von Aurillac und das Quadrivium Wiesbaden 1976 Kurt Vogel Gerbert von Aurillac als Mathematiker in Acta historica Leopoldina Nr 16 Halle 1985Einzelnachweise Bearbeiten Menso Folkerts Die Mathematik der Agrimensoren Quellen und Nachwirkung S 145 Uta Lindgen Gerbert von Aurillac und das Quadrivium S 24 Moritz Cantor Die Romischen Agrimensoren und ihre Stellung in der Geschichte der Feldmesskunst S 160f Uta Lindgren Gerbert von Aurillac und das Quadrivium S 24 Kurt Vogel Gerbert von Aurillac als Mathematiker S 19 Nicolaus Bubnov Gerberti Opera Mathematica 972 1003 S 58 Anmerkung 1 Nicolaus Bubnov Gerberti Opera Mathematica 972 1003 S 84f Kurt Vogel Gerbert von Aurillac als Mathematiker S 20 Menso Folkerts Die Mathematik der Agrimensoren Quellen und Nachwirkung S 145 Nicolaus Bubnov Gerberti Opera Mathematica 972 1003 Geometria incerti auctoris S 336 364 Anmerkungen Nicolaus Bubnov Gerberti Opera Mathematica 972 1003 S 339 Anmerkung 38 Menso Folkerts Die alteste mathematische Aufgabensammlung in lateinischer Sprache S 40 Patrologia Latina CXL 1103 Nicolaus Bubnov Gerberti Opera Mathematica 972 1003 S 487 Kurt Vogel Gerbert von Aurillac als Mathematiker S 21 Menso Folkerts Boethius Geometrie II S 3 39 Frederick A Homann PRACTICAL GEOMETRY Practica Geometriae Attributed to Hugh of St Victor S 5f Moritz Cantor Die Romischen Agrimensoren und ihre Stellung in der Geschichte der Feldmesskunst S 152 Moritz Cantor Die Romischen Agrimensoren und ihre Stellung in der Geschichte der Feldmesskunst S 150 Anm 276 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Geometria Gerbert d Aurillac amp oldid 216289399