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Die Gebruder Linel Michael Linel 11 August 1830 26 Marz 1892 und Albert Linel 1 Januar 1833 17 Februar 1916 ursprunglich Michael und Aaron Levy waren Frankfurter Kunstsammler Mazene und Stifter der bedeutenden Buchkunstsammlung des Museums Angewandte Kunst in Frankfurt am Main Dieses wurde 1877 als Museum fur Kunstgewerbe gegrundet und hiess von 1936 bis 1999 Museum fur Kunsthandwerk Die Buchkunstsammlungen der beiden Bruder wurden in der Linel Sammlung des Museums vereinigt und bilden den Grundstock der heutigen Abteilung Buchkunst und Grafik Grab von Albert Linel auf dem alten judischen Friedhof Frankfurt Nordend Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Wirken 3 Das Konzept und Anfangszeit der Linel Sammlung 4 Literatur 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenMichael und Albert Linel stammten aus Blieskastel in der bayerischen Pfalz und waren Sohne des judischen Kaufmanns Sinai auch Simon Levy der seit 1829 mit Agatha Loeb verheiratet war Michael Levy war ein erfolgreicher Kaufmann und zog 1861 nach Frankfurt am Main um Zwei Jahre spater folgte ihm Aaron Levy der eine juristische Laufbahn einschlug 1863 anderten die Bruder ihre Namen ohne jedoch ihre judische Religion aufzugeben Aus Michael Levy wurde Michael Linel und aus Aaron Levy Albert Linel Michael Linel war als Kaufmann so erfolgreich dass er sich Ende der 1860er Jahre zur Ruhe setzte bzw als Privatier seiner Sammelleidenschaft nachging Er blieb unverheiratet Albert Linel ehelichte am 23 Dezember 1863 die Frankfurter Burgerstochter Bertha Maas 4 Juli 1837 deren Vater Amschel Adolph Samuel Maas ein wohlhabender Textilkaufmann war und deren Mutter Augusta Maas der Frankfurter Familie Flesch angehorte Die Heiratsurkunde weist Albert Linel als Privatier aus woraus sich schliessen lasst dass seine Promotion zum Dr jur spater erfolgt sein muss Neben seiner juristischen Tatigkeit war er wie sein Bruder ein leidenschaftlicher Sammler Die Bruder lebten in der Eschersheimer Landstrasse Michael Linel in der Nummer 11 Albert Linel in der Nummer 34 Mit ihrer Sammeltatigkeit beteiligten sie sich aktiv an dem gesellschaftlich kulturellen Leben Frankfurts und pragten die stadtische Kunstankaufs und damit Sammlungspolitik Als Michael Linel am 26 Marz 1892 starb wohnten der Oberburgermeister Franz Adickes und der Stadtrat und Sozialreformer Karl Flesch seiner Beerdigung bei Albert Linel starb am 17 Februar 1916 Seinen Traum seine und die Sammlungen seines Bruders in einem eigenen Museum zu vereinigen konnte er nicht realisieren Beide Bruder wurden auf dem alten judischen Friedhof in Frankfurt beigesetzt Ihre Graber bestehen bis heute 1940 wurde der Name Linel als Sammlungsbezeichnung getilgt und 1946 wieder eingefuhrt Die Albert Linel Strasse hat als einzige judische Strassenbezeichnung die Hitlerzeit uberstanden und befindet sich heute noch am Westrand der Kuhwaldsiedlung Wirken BearbeitenBeide Bruder waren intensive Sammler wobei Albert Linels Sammelleidenschaft sowohl hinsichtlich des Spektrums als auch des Umfangs die seines Bruders uberstieg Er sammelte alles was ihm gefiel In seinem Speisezimmer konnte man vor lauter Bildern kaum die Tapeten sehen Er besass auch einen kostbaren Bischofsring und sammelte silberne Leuchter und alte Schranke Die Hauptsache aber waren Gegenstande der Schrift und Druckkunst Hier bildete den Kern seiner Sammlung eine Sondersammlung von Stammbuchern aus der Biedermeierzeit Dr Flesch 1 Michael Linels 791 Exponate umfassende Sammlung aus Mobeln Kassetten Uhren Porzellan Glasern Bronzen Bergkristallen Zinn Email Dosen Schmuckstucken Taschenuhren Eisen Holz Stein Silber Gobelins Majolika und 42 Bucher wobei er diese insbesondere wegen ihrer Einbande schatzte Hinzu kam eine Sammlung von Stammbuchern Michael Linel formuliert 1891 an die Stadt Frankfurt am Main das Angebot seine kunsthandwerkliche Sammlung gegen eine Leibrente in der Hohe von 10 000 Mark anzukaufen Die Rente war als Beitrag der Stadt zum Ausbau des offentlichen Kunstbesitzes gemeint und damit auch um die von ihm angelegte Sammlung kontinuierlich zu erganzen Am 8 Marz 1892 stimmte die Versammlung der Stadtverordneten dem Ankauf zu Wenige Tage spater stirbt jedoch Michael Linel Die erste und einzige Rate zum weiteren Ausbau der Sammlung stiftete Albert Linel Die Rate betrug 5000 Mark Im Gegenzug bewilligte die Stadt Frankfurt am Main 10 000 Mark aus dem fur die Leibrente bereitgestellten Fond fur Ankaufe Es folgte eine Ubergabe der Michael Linel Sammlung als geschlossener Bestand an das Kunstgewerbemuseum in der Neuen Mainzer Strasse 49 51 Der Ubergabe wurde von Auseinandersetzungen begleitet Denn das Kunstgewerbemuseum des Kunstgewerbevereins als Zweig der Polytechnischen Gesellschaft war eine private und eben nicht stadtische Organisation Dagegen war die mit kommunalen Mitteln erworbene Michael Linel Sammlung stadtischer Besitz Die Argumente seitens des Vereins fur das Historische Museum als Trager der stadtischen Kunstsammlung gegen den Verbleib in dem privat gefuhrten Kunstgewerbemuseum waren zum einen dass stadtisches Kunsteigentum nicht einer privat unterhaltenen Institution anvertraut werden sollte zum zweiten hatte ein solches Verfahren die Zersplitterung von Mitteln der offentlichen Hand im Sinne des Prinzips zwei halbe Dinge statt eines Ganzen zur Folge und drittens schliesslich sei nicht zuletzt auch die Zukunft des Kunstgewerbemuseums aufgrund seiner Abhangigkeit von privater Hand unsicher Argumentierten die stadtischen Sammlungen formal institutionell zog es der Vorstand des Kunstgewerbevereins in einer schriftlichen Entgegnung vor den Verbleib sammlungsorientiert asthetisch zu legitimieren Aus seiner Sicht entsprache die Michael Linel Sammlung dem Charakter der Sammlung des Kunstgewerbemuseums Dagegen habe das Historische Museum keinen der Michael Linel Sammlung angemessenen Sammlungsauftrag da es sich vor allem auf die Geschichte Frankfurts konzentriere Nicht nur dass der besondere asthetische und uberregional exemplarische Sammlungsanspruch damit nicht erfullt werden wurde Auch ware bei dem Historischen Museum im Unterschied zum Kunstgewerbemuseum die vermittlungsrelevante enge raumliche Verbindung mit der Kunstgewerbeschule nicht gegeben Ausserdem ware bei einem Verbleib im Historischen Museum eine Zersplitterung der Michael Linel Sammlung eine unausweichliche Folge Vor allem aber wurde der Raummangel in dem stadtischen Historischen Museum im Unterschied zum Kunstgewerbemuseum die testamentarisch festgelegte sofortige offentlich zugangliche Ausstellung verhindern Dieses letzte Argument bildete fur die Stadtverordneten den Ausschlag sich fur den Verbleib der Michael Linel Sammlung im Kunstgewerbemuseum zu entscheiden Albert Linel wurde noch im Todesjahr seines Bruders die Mitgliedschaft in der Kommission fur stadtische Kunst und Alterthumsgegenstande angetragen Diese Kommission verwaltete seit 1877 die stadtisch getragenen Bestande des Historischen Museums Albert Linel war somit seit dem 4 Januar 1893 ehrenamtlich mitverantwortlich fur die Frankfurter Kunstsammlungen Um seinen Nachlass zu regeln verfasste er mehrere Testamente In dem letzten von 16 Oktober 1914 verzichtet er wohl aufgrund des ausbrechenden Ersten Weltkriegs auf die Bedingung dass die beiden Sammlungen in einem eigens errichteten Linel Museum der Offentlichkeit zuganglich zu machen sind Stattdessen verfugt er uber eine Aufstellung der beiden Sammlungen als Linel Sammlung im Historischen Museum Ihr Zweck bleibt wie in unserem Testament vom 7 Januar 1901 bestimmt Kunst und Kunstgewerbe in Frankfurt am Main zu fordern sowie unseren Namen und unser Gedachtnis allezeit zu erhalten als Zeichen Frankfurter Burgersinns unserer Stadt zu Ehre und unseren Mitburgern zur Nachahmung 2 Nachdem Albert Linel im Alter von 83 Jahren gestorben war nahm am 6 April 1916 der Frankfurter Magistrat die Erbschaft an Die Sammlung wurde auf 170 000 Mark geschatzt Zum Vergleich sei angefuhrt dass das Kunstgewerbemuseum von 1877 bis 1892 insgesamt nur 45 000 Mark fur Museumsankaufe bereitgestellt hat Wegen Raummangel als auch aus Grunden des regional definierten Sammlungsauftrags konnte das Historische Museum die mit der Erbschaft einhergehenden Anforderungen nicht erfullen Der damalige Direktor des Historischen Museums Bernhard Muller reagierte in der Weise darauf dass er sich vom stadtischen Magistrat zusatzliche Raume fur die Sammlung der beiden Bruder bewilligen liess und eine Linel Kommission grundete Diese hielt dann nach geeigneten Raumen Ausschau 1918 wurde die Linel Sammlung in das Haus Grosser Engel am Romerberg uberfuhrt Dieses erwies sich jedoch wegen der fehlenden Heizung Aufbewahrungs und Prasentationsvorrichtungen sowie Licht und Sicherheitsvorkehrungen auf Dauer als zu mangelhaft so dass ab 1921 die Linel Stiftung dem Kunstgewerbemuseum nachdem es stadtische geworden war zugeordnet wurde Dabei wurde die Linel Sammlung zu einer Sammlung fur Buch und Schriftkunst umgestaltet und in eigens fur sie neu hergerichteten Raumen ausgestellt Das Konzept und Anfangszeit der Linel Sammlung BearbeitenDas erste Konzept fur die Linel Sammlung geht auf den Direktor des Historischen Museums Bernhard Muller im Jahr 1920 zuruck Sein Ziel war es einen einheitlichen Sammlungscharakter zu konzipieren und dabei Kriterien fur eine zukunftige Sammlungstatigkeit zu definieren Die Basis sollte dabei die wichtigsten Abteilungen der gesammelten Bestande der Bruder bilden Stammbucher illuminierte Handschriften fruhe Drucke sowie Bucheinbande Der Sammlungsauftrag wurde der Absicht eine Lucke in Frankfurt am Main schliessen zu wollen abgefasst namlich den Buchdruck in seiner Geschichte und seinen verschiedenen Zweigen anschaulich 3 zur Darstellung zu bringen Die Losung sah er in der Umgestaltung der Linel Sammlung zu einer allgemeinen Buchkunst und Ornamentstichsammlung 3 Seit 1923 fand in den Raumen der Linel Sammlung jahrlich eine grosse Sonderausstellung der Frankfurter Bibliophilen Gesellschaft statt Ihre Themen waren 1923 Neue deutsche Buchkunst 1924 Drucke beruhmter Offizinen Von Aldus Manutius bis Giambattista Bodoni 1925 Frankfurter Drucke der Renaissance und Barockzeit 1926 Kalender und Almanache 1927 Der schone Buchtitel im Laufe der JahrhunderteAusstellungen aus dem Bestand der Linel Sammlung zeigten 1924 Illustrierte Haggadah Drucke Neuerwerbungen der Linel Sammlung Schreibmeisterbucher des 16 bis 19 Jahrhunderts 1926 Schriftproben deutscher Schriftgiessereien und Buchdruckereien aus den Jahren 1479 bis 1840Betreut wurde die Linel Sammlung von der Kunsthistorikerin und Archaologin Viktoria von Lieres und Wilkau Im Dezember 1939 verfugte das nationalsozialistische Regime dass alle judischen Stiftungen umgestaltet werden sollten Dies bedeutete Arisierung ihres Namens oder ihrer Bezeichnung um ihren Ursprung unkenntlich zu machen Der Name Linel wurde 1940 getilgt und es galt nun die Bezeichnung Stiftung fur Buch und Schriftkunst was 1946 wieder ruckgangig gemacht wurde 4 Nachkommen der Familie Linel scheint es in Frankfurt und seiner Umgebung heute nicht mehr zu geben 5 Literatur BearbeitenEva Maria Hanebutt Benz Ornament und Entwurf Ornamentstiche und Vorzeichnungen fur das Kunsthandwerk vom 16 bis zum 19 Jahrhundert aus der Linel Sammlung fur Buch und Schriftkunst Museum fur Kunsthandwerk Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 88270 021 1 S 179 192 Margrit Bauer Geschichte des Museums und seiner Sammlung In Museum fur Kunsthandwerk Frankfurt am Main Braunschweig 1985 ISSN 0341 8634 S 12 17 Stefan Soltek Michael und Albert Linel In Anbetracht von Buch In Erlesen Gestiftet Die Stiftung der Gebruder Linel in der Buchkunst und Graphiksammlung des Museums fur Kunsthandwerk Ausstellungskatalog des Museums fur Kunsthandwerk Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 87654 322 1 S 8 17 Arnulf Herbst Vorwort In Erlesen Gestiftet Die Stiftung der Gebruder Linel in der Buchkunst und Graphiksammlung des Museums fur Kunsthandwerk Ausstellungskatalog des Museums fur Kunsthandwerk Frankfurt am Main 1991 ISBN 3 87654 322 1 S 8f Eva Linhart Vom Stammbuch zum Souvenir d amitie Deutscher Schichsalsfaden In Der Souvenir Erinnerung in Dingen von der Reliquie zum Andenken Wienand Verlag Koln 2006 ISBN 3 87909 892 1 S 201 242 Eva Linhart Buchkunst im Museum In Imprimatur Neue Folge 14 2015 herausgegeben von Ute Schneider im Auftrag der Gesellschaft der Bibliophilen Munchen 2015 ISBN 978 3 447 10336 7 S 147 160 Einzelnachweise Bearbeiten Zitiert nach Eva Maria Hanebutt Benz Ornament und Entwurf Ornamentstiche und Vorzeichnungen fur das Kunsthandwerk vom 16 bis zum 19 Jahrhundert aus der Linel Sammlung fur Buch und Schriftkunst Museum fur Kunsthandwerk Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 88270 021 1 S 180 Zitiert nach Eva Maria Hanebutt Benz Ornament und Entwurf Ornamentstiche und Vorzeichnungen fur das Kunsthandwerk vom 16 bis zum 19 Jahrhundert aus der Linel Sammlung fur Buch und Schriftkunst Museum fur Kunsthandwerk Frankfurt am Main Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 88270 021 1 S 185 a b Zitiert nach Eva Maria Hanebutt Benz Ornament und Entwurf Ornamentstiche und Vorzeichnungen fur das Kunsthandwerk vom 16 bis zum 19 Jahrhundert aus der Linel Sammlung fur Buch und Schriftkunst Museum fur Kunsthandwerk Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 88270 021 1 S 188 Zitiert nach Eva Maria Hanebutt Benz Ornament und Entwurf Ornamentstiche und Vorzeichnungen fur das Kunsthandwerk vom 16 bis zum 19 Jahrhundert aus der Linel Sammlung fur Buch und Schriftkunst Museum fur Kunsthandwerk Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 88270 021 1 S 191 Zitiert nach Eva Maria Hanebutt Benz Ornament und Entwurf Ornamentstiche und Vorzeichnungen fur das Kunsthandwerk vom 16 bis zum 19 Jahrhundert aus der Linel Sammlung fur Buch und Schriftkunst Museum fur Kunsthandwerk Frankfurt am Main 1983 ISBN 3 88270 021 1 S 192 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gebruder Linel amp oldid 231911366