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Gavrinis bretonisch Gavriniz altbretonisch Guirv Enes 1184 und Guerg Enes 1202 1 ist eine kleine Insel im Golf von Morbihan bretonisch kleines Meer in der Bretagne Frankreich die durch eines der bedeutendsten Megalithmonumente Europas bekannt ist Das jungsteinzeitliche Bauwerk wurde bereits im Jahr 1901 zum Monument historique 2 erklart Eingangsbereich mit leicht eingezogenem Trilithenportal Hohe etwa 1 50 m Inhaltsverzeichnis 1 Lage 2 Baugeschichte 3 Funktion 4 Die Anlage 4 1 Ausrichtung 4 2 Architektur 4 2 1 Cairn 4 2 2 Ganggrab 4 3 Steine 4 4 Ornamentik 5 Wiederverwendete Menhire 6 Bedeutung 7 Siehe auch 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseLage BearbeitenDie unbewohnte Insel liegt zwischen Locmariaquer und Larmor Baden Zur Zeit der Errichtung der Allee couverte und des kreisrunden Cairns war der nacheiszeitliche Meeresspiegel etwa funf Meter niedriger so dass Gavrinis ebenso wie die nahegelegene Insel Er Lannic mit ihren Steinkreisen mit dem Festland verbunden war Gavrinis ist touristisch erschlossen Boote fahren von Larmor Baden aus kleine Besuchergruppen auf die Insel Gavrinis nbsp Gesamtansicht des etwa 8 m hohen Cairns Der beinahe kreisrunde Bau mit einem Durchmesser von etwa 50 m war ansatzweise dreistufig gestaltet und wurde entsprechend rekonstruiert nbsp Lage von Gavrinis nbsp Schematischer Grundriss von Kammer links und Gang nbsp LuftbildBaugeschichte BearbeitenDas Alter der Anlage von Gavrinis betragt neuesten Untersuchungen zufolge etwa 6000 bis 6200 Jahre Dolmen und Cairn durften in engem zeitlichen Zusammenhang mit den anderen bedeutenden Bauten am Golf von Morbihan Table des Marchand Mane Lud Mane Rutual errichtet worden sein die allesamt unter Verwendung von grossen Bruchstucken zerstorter Grossmenhire entstanden Irgendwann wurde der ursprunglich offene Zugang des Bauwerks verschuttet spater auch von Dunensand und Gras bedeckt Teile des aus Bruchstein bestehenden Cairns wurden von Menschenhand entfernt so dass er bei seiner Wiederentdeckung im Jahr 1832 wie ein kleiner Vulkankrater aussah der Gang konnte damals von oben betreten werden war aber teilweise durch Sand und kleine Steine verstopft Anders als bei der Table des Marchand waren jedoch grosse Teile des Bauwerks und der komplette Gangbereich samt dem Trilithenportal erhalten so dass in den fruhen 1980er Jahren Steinhugel und Dolmen restauriert und der Offentlichkeit zuganglich gemacht werden konnten Funktion BearbeitenWie bei vielen anderen Dolmen der Bretagne gab es auch in Gavrinis keinerlei Hinweise auf Bestattungen was zu der Theorie gefuhrt hat dass die Anlage moglicherweise eine Funktion als Kult oder Versammlungsstatte hatte Eine derartige Funktion konnte jedoch auch einer spateren Zeitepoche angehoren denn der Zugang blieb wahrscheinlich uber Jahrhunderte vielleicht sogar uber Jahrtausende unverschlossen Die Anlage BearbeitenAusrichtung Bearbeiten Der Eingang ist wie bei den meisten Ganggrabern der Region nach Sudosten orientiert Ob dabei der in symbolischer Hinsicht vielfaltig interpretierbare Sonnenaufgangspunkt zur Zeit der Wintersonnenwende eine Rolle gespielt hat ist unklar Der ansonsten runde Cairn von mehr als 50 m Durchmesser und etwa 8 m Hohe ist im Eingangsbereich leicht eingezogen wodurch eine starkere Richtungsakzentuierung erreicht wird Architektur Bearbeiten Cairn Bearbeiten Der annahernd kreisrunde Cairn ist moglicherweise aus Stabilitatsgrunden mehrstufig angelegt und besteht aus tausenden etwa ziegelgrossen Bruchsteinen der Bau ruht auf einer etwa 70 cm hohen Aufschuttung aus Erde Sand und kleinen Steinen Wahrend der vordere Teil des Cairns steinsichtig ist wurde der ruckwartige Teil als grasbewachsener Erdhugel gestaltet Ganggrab Bearbeiten Im Inneren des Steinhugels befindet sich eine Allee couverte die zu den schonsten Anlagen der gesamten Jungsteinzeit gehort Sie hat einen etwa 13 00 m langen und etwa 0 80 m breiten mit grossen Platten gepflasterten Gang nach Mane Rutual der zweitlangste in der Bretagne mit einer gleichbleibenden Kopfhohe von etwa 1 50 m der in eine 1 75 m hohe und nur etwa sechs Quadratmeter grosse Kammer etwa 2 30 m 2 55 m fuhrt Die Tragsteine Orthostaten von Gang und Kammer sind uberreich mit Ornamenten dekoriert deren ursprunglich wohl vorhandene symbolische Bedeutung nicht mehr bekannt ist Steine Bearbeiten Alle Tragsteine Orthostaten sowie die Decksteine im Gangbereich von Gavrinis sind aus Granit der in der naheren Umgebung zu finden ist Dagegen besteht der leicht nach unten gewolbte einzige Deckenstein der Kammer mit einem Gewicht von etwa 17 Tonnen aus sogenanntem Orthogneis der im Gebiet von Auray etwa 10 km nordlich gebrochen wurde Der Stein fand zunachst etwa 4500 v Chr als Menhir Verwendung s u dieser und andere wurden aber vor Errichtung der Bauwerke von Gavrinis und Locmariaquer umgesturzt und zerbrachen das mittlere Teilstuck wurde hierher verbracht Ornamentik Bearbeiten nbsp Stein in der Kammer mit konzentrischen Halbkreisen Fischgrat oder Flechtmustern und 18 Steinaxten nbsp Stein im Gang mit rechtwinkliger Feldunterteilung Die konzentrischen Halbkreise im Mittelfeld sind in der Mitte uberhoht und bilden Schild Formen Die Oberflache von 21 der 29 Granit Orthostaten im Gang und in der Kammer wurde auf einer Gesamtflache von etwa 60 m2 in muhevoller Arbeit zunachst geglattet und anschliessend uber und uber mit Ornamenten verziert so dass keinerlei Freiraume ubrig blieben Zwei weitere Orthostaten sind lediglich in Teilen ornamentiert und somit moglicherweise unvollendet die Steine unmittelbar hinter dem Eingangsportal blieben unverziert Vor dem Eingang zur Kammer lag ein grosser zur Halfte ornamentierter Stein flach auf dem Boden er wurde zu seinem Schutz aus dem Bauwerk entfernt und durch eine Kopie ersetzt Bei den Ausgrabungs und Restaurierungsarbeiten in den fruhen 1980er Jahren wurde festgestellt dass auch die vom Cairn bedeckten und somit nicht sichtbaren Aussenflachen einiger weniger Steine ornamentiert waren Die Muster unterscheiden sich jedoch deutlich von denen im Innern man kann daher annehmen dass beim Bau Steine wiederverwendet wurden deren Ornamentzier ihre Bedeutung bereits verloren hatte Eingeritzt wurden Steinbeile ohne Schaftung evtl Keile oder Dolche Krummstabe Baculos schlangen bzw wellenartige Motive konzentrische Halbkreise Schildformen sowie Fischgrat bzw Flechtmuster auch ein Bogen sowie zwei dazugehorige Pfeile sind zu erkennen Zwei Steine im Gang sind durch sich kreuzende gerade Linien in rechteckige Felder unterteilt die konzentrischen Halbkreisornamente die manchmal auch als Schildidole gedeutet werden ordnen sich dieser Einteilung unter Die rechten Winkel gehoren zu den fruhesten ihrer Art in der Weltkunst Der hintere linke Tragstein der Kammer hat drei auffallige mehr als faustgrosse Locher mit Stegen dazwischen diese ungewohnlichen Formen gelten aber nach bisherigen Erkenntnissen als Launen der Natur Ein weiterer Stein im Innern der Kammer zeigt mehr als 50 von der Mitte aus nach rechts oder links weisende Krummstabe deren Form jedoch weniger ausgepragt und gleichmassig ist als beim Hauptstein der Table des Marchand eine Rahmung fehlt Auf dem wiederverwendeten Deckstein der Kammer sind Tiere mit langen Hornern wahrscheinlich Rinder zu erkennen sowie ein lange Zeit als Axtpflug gedeuteter Gegenstand der jedoch auch als stark abstrahierter blasender Wal angesehen werden kann vgl Mane Lud Wiederverwendete Menhire BearbeitenDer einzige Deckstein der Kammer barg lange Zeit ein Geheimnis Den Archaologen C T Le Roux und J L Helgouac h verdanken wir die Kenntnis uber eine bedeutende Verknupfung zwischen der Table des Marchand Er Grah und Gavrinis Ein gewaltsam gesturzter Menhir der wohl gleichzeitig mit dem Grand Menhir Brise und dem Menhir von Mane er Hroek zu Fall gebracht wurde aber anders als diese von flach rechteckigem Querschnitt war und in drei Teile zerbrach lieferte vermutlich Jahrhunderte spater die Deckenplatten fur die Kammern von Er Grah Table des Marchand und Gavrinis Den Beleg lieferte die Ubereinstimmung der Bruchkanten an denen im Falle der beiden letztgenannten sogar eine Gravierung durchtrennt wurde Der Menhir erhielt den Namen Menhir von Locmariaquer und stand ursprunglich vermutlich in der Nahe des Grand Menhir Brise und war moglicherweise Teil einer Menhir Reihe Alignement Das Teilstuck das als Deckstein fur Gavrinis bestimmt war konnte eventuell sogar uber das Wasser des Flusses Auray transportiert worden sein Allerdings lasst sich der alte Lauf des Flusses des Auray nicht mehr rekonstruieren er kann damals auch um Gavrinis herum maandriert haben Weitere wahrscheinlich ebenfalls zerteilte Tafelmenhire von demselben Platz lieferten die Deckenplatten fur die Anlagen Mane Rutual und Mane Lud Dabei ist von besonderem Interesse dass beim Einbau in die Anlagen stets versucht wurde die alten Gravierungen zu verbergen Dies deutet auf einen religiosen Umsturz dem die teilweise gravierten Menhire der alteren Generation zum Opfer fielen Die flachrechteckigen Querschnitte der Tafelmenhire und die fur die Fruhzeit im Gebiet des Golfs von Morbihan typischen Gravierungen tauchen in der Folgezeit in der unzahlige neue Menhire zumeist aus Granit aufgerichtet wurden nicht mehr auf Bedeutung BearbeitenWegen ihres weitgehend original erhaltenen Zustands sowie wegen der reichhaltigen geradezu uberbordenden Ornamentik gehort die archaologische Statte von Gavrinis zu den bedeutendsten Monumenten der Megalithzeit Siehe auch BearbeitenMegalithanlagen der Bretagne Gravierungen auf Megalithen der BretagneLiteratur BearbeitenJean L Helgouac h Les Idoles qu on abat In Bulletin mensuel de la Societe Polymatique du Morbihan 110 1983 ISSN 0767 9882 S 57 68 Charles Tanguy Le Roux New excavations at Gavrinis In Antiquity Bd 59 Nr 227 1985 ISSN 0003 598X S 183 187 doi 10 1017 S0003598X00057240 Charles Tanguy Le Roux Gavrinis et les iles du Morbihan Les megalithes du golfe Guides archeologiques de la France 6 Ministere de la culture Direction du patrimoine Sous direction de l archeologie Paris 1985 ISBN 2 11 080856 X Serge Cassen Jean L Helgouac h Du Symbole de lacrosse Chronologie repartition et interpretation In Charles Tanguy Le Roux Hrsg Paysans et batisseurs L emergence du Neolithique atlantique et les origines du Megalithisme Actes du 17eme Colloque Interregional sur le Neolithique Vannes 28 31 octobre 1990 Revue archeologique de l ouest Supplement 5 ISSN 0767 709X Association R A O Rennes 1992 S 223 235 Charles Tanguy Le Roux Gavrinis Editions Jean Paul Gisserot Paris 1995 ISBN 2 87747 145 4 Jacques Briard Die Megalithen der Bretagne Editions Jean Paul Gisserot Paris 2000 ISBN 2 87747 065 2 Charles Tanguy Le Roux Gavrinis et les megalithes du golfe du Morbihan Editions Jean Paul Gisserot Paris 2006 ISBN 978 2 87747 873 1 Damien Bonniol Serge Cassen Corpus descriptif des steles ou fragments de stele en orthogneiss In Serge Cassen Hrsg Autour de la Table Explorations archeologiques et discours savants sur des architectures neolithiques a Locmariaquer Morbihan Laboratoire de recherches archeologiques LARA Universitat Nantes Nantes 2009 ISBN 978 2 86939 228 1 S 702 734 hier S 709 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Gavrinis Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Gavrinis Tourismus Infos franz Gavrinis engl Le Tumulus de Gavrinis franz Gavrinis Britanny engl Einzelnachweise Bearbeiten Henri d Arbois de Jubainville Mots bretons dans les chartes de l abbaye de Beauport Cotes du Nord In Revue Celtique Band 3 1876 1878 ISSN 1141 2011 S 395 418 hier S 416 Tumulus Dolmen de l Ile Gavrinis Larmor Baden in der Base Merimee des franzosischen Kulturministeriums franzosisch 47 57392 2 8977730555556 Koordinaten 47 34 26 1 N 2 53 52 W Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gavrinis amp oldid 235149622