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Das Waldhufendorf Gaugenwald ist ein Ortsteil von Neuweiler im nordlichen Schwarzwald 1139 erstmals nachweislich erwahnt verlor es 1975 die Selbststandigkeit und zahlt aktuell etwa 150 Einwohner GaugenwaldGemeinde NeuweilerWappen von GaugenwaldKoordinaten 48 38 N 8 37 O 48 631388888889 8 6116666666667 633 Koordinaten 48 37 53 N 8 36 42 OHohe 633 mFlache 3 54 km Einwohner 150 1 Bevolkerungsdichte 42 Einwohner km Eingemeindung 1 Januar 1975Postleitzahl 75389Vorwahl 07055Gaugenwald Kirche ehemaliges Schulhaus und RathausGaugenwald Kirche ehemaliges Schulhaus und Rathaus Inhaltsverzeichnis 1 Aufbau 2 Geschichte 2 1 Grundung und fruhe Geschichte 2 2 Kirchliche und territoriale Geschichte 2 3 20 Jahrhundert 3 Wappen 4 Bauwerke 4 1 Kirche und Friedhof 4 2 Profane Gebaude 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseAufbau BearbeitenIm Ortskern befindet sich eine zentrale Gebaudegruppe die aus der Kirche dem Rathaus und dem ehemaligen Schulhaus besteht Die anderen Gehofte gruppieren sich mit einigem Abstand aussen herum wobei das gesamte Dorf von einer Ringstrasse eingeschlossen wird Die einzelnen Hufen sind ebenfalls kreisformig angeordnet so dass Gaugenwald dem Siedlungstyp eines runden Waldhufendorfes entspricht Das bewohnte Gebiet ist von Wald umgeben der 55 des Ortsgebietes ausmacht und wird vom Bruderbach durchzogen der am Bruderhaus in Berneck in eine Schlucht ubergeht Bekannt ist Gaugenwald insbesondere fur die alljahrliche Blute der Sternblumen auf den Wiesen in der Umgebung Am Rande des Waldes im Osten des Dorfes befindet sich ausserdem ein Wildgehege Der Ostteil des Nachbardorfes Zwerenberg ostlich des Grenzwegs mit dem Namen Aisbach gehort seit jeher ebenfalls zu Gaugenwald auch wenn er von diesem durch einen Wald getrennt ist Die Grenze verlauft mitten durch ein Firmengelande und ist ausserdem der Grund dafur dass der siedlungstechnisch bei Zwerenberg liegende Friedhof zu Gaugenwald gezahlt wird Geschichte BearbeitenGrundung und fruhe Geschichte Bearbeiten Die erste urkundliche Nennung des Ortes erfolgte 1139 als Gugenwaldt im Wirtembergischen Urkundenbuch wo Papst Innozenz II dem Abt Johannes von St Georgen den Besitz verschiedener Orte darunter eben Gaugenwald verbrieft 2 Es wird jedoch vermutet dass die Grundung als Ausbauort bereits im Rahmen der ersten Rodungsphase des Schwarzwalds auf Betreiben der Grafen von Calw und der Gaugrafen von Nagold um 1000 erfolgte Als Muttergemeinden kommen Berneck und Ebhausen in Betracht Schon fur 1080 ist eine Kapelle oder Kirche im heutigen Gaugenwalder Gebiet nachgewiesen die wohl nicht ohne jeden Grund in den Wald hineingebaut wurde sondern auf bereits eingesetzte Besiedelung hinweist In einer Urkunde von 1179 bestatigte Papst Alexander III dem Kloster den Besitz von Gaugenwald erneut Karl Kempf vermutete dass es sich bei dem in diesen Urkunden genannten Gugenwaldt um eine andere Ortschaft handele was aber von Hansmartin Ungericht widerlegt wurde 3 Wie bereits zur Zeit der Erstnennung befand sich Gaugenwald im 12 und 13 Jahrhundert im Besitz des Klosters St Georgen ging aber im Laufe der Zeit an verschiedene kleinere Besitzer uber In den folgenden Jahrhunderten war es eng mit dem Adelsgeschlecht Berneck verbunden Aus dessen Besitz gelangte es um 1400 an das Adelsgeschlecht Gultlingen das auch die Burg Berneck zu seiner Residenz machte Kirchliche und territoriale Geschichte Bearbeiten Die schlichte Kirche in der Mitte des Dorfes bildete bereits im Mittelalter ein Zentrum des Dorfes Das lasst sich auch daran ersehen dass die Wohnteile aller Hauser auf die Kirche hin ausgerichtet sind Gaugenwald gehorte zur Pfarrei in Ebhausen die mit drei Priestern zahlreiche Ortschaften der Umgebung betreute und ging mit dieser 1318 von St Georgen an die Komturei Rohrdorf uber In den 1480er Jahren kam es zu Konflikten um die kirchliche Eigenstandigkeit einiger zu Ebhausen gehorender Orte die am 18 November 1489 mit einer Vereinbarung beigelegt wurden Bei der folgenden Aufteilung des Sprengels gelangte Gaugenwald zur Pfarrei Zwerenberg Da Gaugenwald als einziger Ort des Pfarrsprengels zum Besitz derer von Gultlingen gehorte genossen die Bewohner einige Privilegien So mussten sie nicht zur Beichte nach Zwerenberg sondern der Pfarrer kam nach Gaugenwald Weil Balthasar von Gultlingen zu dessen Besitz Gaugenwald Anfang des 16 Jahrhunderts gehorte die Reformation entschieden forderte wurde das Dorf schon fruh protestantisch nachdem es zu einigen Schwierigkeiten gekommen war da der Pfarrer von Zwerenberg uberzeugter Katholik war und die praktische Durchsetzung sich daher schwierig gestaltete Am 11 November 1669 kaufte Herzog Eberhard III von Wurttemberg fur 8000 Gulden die Orte Gaugenwald und Garrweiler von Sybille Felicitas Schertlin von Burtenbach geborene von Remchingen 1753 gelangten sie im Tausch gegen Peffingen und Deufringen wieder an die Familie von Gultlingen zuruck und gehorten damit zum Ritterkanton Neckar Schwarzwald Mit einem Befehl Napoleons vom 19 Dezember 1805 gelangten sie dann im Zuge der Territorialreform wieder an das zu Wurttemberg gehorende Oberamt Nagold Neben der traditionell bestehenden evangelischen Kirchengemeinde bildete sich in dieser Zeit eine Altpietistische Gemeinschaft der in den 1840er Jahren eine Pregizer Gemeinschaft folgte 20 Jahrhundert Bearbeiten 1898 wurde Gaugenwald an die Trinkwasserversorgung angeschlossen 1904 ein Telegraph eingerichtet 1910 und 1911 wurden 18 Hauser mit elektrischem Strom versorgt und in den 1960er Jahren wurde die Elektrisierung noch einmal stark vorangetrieben wobei Gaugenwald ein Elektro Versuchsdorf des Schwarzwalds darstellte Im Jahr 1934 das von aussergewohnlicher Trockenheit gepragt war wurde ein Brunnen gebaut der spater Hindenburgbrunnen genannt wurde 1974 wurde eine Strassenbeleuchtung organisiert und das Strassennetz asphaltiert Bis ins 20 Jahrhundert war Gaugenwald von der Land und Forstwirtschaft gepragt mehrfach wurde in Berichten die ausserordentlich gute wirtschaftliche Lage des Dorfes betont Seitdem wandelte es sich jedoch zunehmend zu einer Wohngemeinde in der genannte Erwerbszweige allerdings immer noch eine Rolle spielen Hinzu kommt der Fremdenverkehr wobei teilweise uber 5000 Ubernachtungen pro Jahr erreicht wurden 4 Zum Ersten Weltkrieg wurden 20 Bewohner Gaugenwalds eingezogen Im Zweiten Weltkrieg in dem das Dorf acht Gefallene zu verzeichnen hatte kamen 15 Kriegsgefangene nach Gaugenwald und arbeiteten bei den ansassigen Bauern Am 16 April 1945 kam es zu einer Schiesserei zwischen einmarschierenden Franzosen und sich zuruckziehenden deutschen Soldaten Auf Betreiben der Dorfgemeinschaft wurde der seit 1932 amtierende Burgermeister Michael Wurster wahrend der franzosischen Besatzungszeit im Amt belassen und konnte dieses bis 1949 ausfuhren Bei der Kreisreform wahrend der NS Zeit in Wurttemberg gelangte Gaugenwald 1938 zum Landkreis Calw Am 1 Januar 1975 wurde Gaugenwald zusammen mit Agenbach Breitenberg Neuweiler Oberkollwangen und Zwerenberg zur Gemeinde Neuweiler zusammengeschlossen Wappen Bearbeiten nbsp Wappen von GaugenwaldDie Wappenbeschreibung lautet Gespalten vorne in blau auf goldenem aus dem Spalt wachsendem Eichenzweig ein nach rechts gekehrter naturalistischer Kuckuck hinten in Gold auf grunem Boden zwei grune Tannen Das Wappen das Gaugenwald am 16 Juni 1948 verliehen wurde ist ein sprechendes Wappen und bezieht sich auf den Ortsnamen der sich moglicherweise von der mundartlichen Bezeichnung Gauch Gaug fur Kuckuck herleitet Andere Theorien besagen zwar dass der Name von einem Personennamen abgeleitet ist allerdings durfte sich dieser dann wiederum auf den Kuckuck beziehen Bauwerke BearbeitenKirche und Friedhof Bearbeiten nbsp Evangelische Kirche GaugenwaldKirche Uber die Anlage der mittelalterlichen Kirche ist wenig bekannt 1688 brannte sie entweder vollig oder zumindest teilweise ab nachdem einfallende Franzosen sie im Rahmen des Pfalzischen Erbfolgekrieges angezundet hatten Uber das Jahr des Wiederaufbaus finden sich in den Quellen die zwei Angaben 1689 und 1699 Bei diesem Wiederaufbau wurde der romanische Stil des 11 Jahrhunderts mit schlichtem Glockenturmchen beibehalten Die barocke Kanzel der Saalkirche ruht auf einer Holzsaule an der man noch Spuren des Brandes von 1688 sehen kann Ihre Blumenbemalung die 1961 62 freigelegt wurde stammt aus dem 17 Jahrhundert Bei der genannten Renovierung in den fruhen 1960er Jahren wurde auch das alte lange Zeit zugemauerte Rundbogenfenster wieder geoffnet und weitere Elemente der Inneneinrichtung Taufstein Gefallenentafel Kruzifix Gestuhl Boden neu gestaltet Die Glocke der Kirche stammt laut Aufschrift noch aus der Zeit vor der Zerstorung genauer dem Jahr 1600 Der Bau befindet sich im Besitz der Gemeinde die Erwerbsart ist jedoch selbst im Grundbuch nicht bekannt Heute ist die Kirche die kleinste Dorfkirche Baden Wurttembergs in der regelmassig ein Gottesdienst stattfindet Friedhof Lange Zeit wurden die Gaugenwalder Leichen in Ebhausen bestattet da sich dort die Pfarrei befand Doch gerade in Zeiten mit hoher Sterberate z B Pestepidemien war der weite Weg dorthin eine grosse Belastung sodass im 15 Jahrhundert die Einrichtung eines eigenen Friedhofs gefordert wurde Im Zuge der Auseinandersetzungen um die kirchliche Zugehorigkeit Gaugenwalds wurde dies durch einen Erlass von Papst Pius II vom 9 Juni 1483 erreicht Der neue Pestfriedhof wurde im Wald in der Nahe der alten St Leonhards Kapelle angelegt Wie lange er seinem Zweck diente ist nicht bekannt denn in spateren Jahrhunderten wurden die Gaugenwalder Toten auf dem Friedhof in Zwerenberg begraben Als 1835 aufgrund der ungunstigen Lage des dortigen Friedhofs und der von ihm herruhrenden Geruchsbelastigung ein neuer Platz gesucht wurde fand man diesen in einem Gebiet an der Strasse nach Martinsmoos das zur Ortschaft Gaugenwald gehort und auf dem sich Jahrhunderte zuvor der alte Pestfriedhof befunden hatte 1963 ging dieser gemeinsame Friedhof von Zwerenberg und Gaugenwald in die Verwaltung der beiden Gemeinden uber Profane Gebaude Bearbeiten Schule und Rathaus Ab 1753 gab es in Gaugenwald einen eigenen Schulmeister Ein erstes Schulhaus wurde 1825 errichtet aber schon nach zwei Jahrzehnten abgerissen An seiner Stelle wurde nun ein zweistockiges Gebaude errichtet das nicht nur dem Unterricht sondern auch als Rathaus diente und durch eine Scheune erganzt wurde 1878 fand eine Vergrosserung des Schulsaales statt 1902 schliesslich wurde die Scheune durch ein eigenstandiges Rathaus ersetzt sodass Schule und Gemeindeverwaltung nun jeweils ein eigenes Bauwerk besassen 1914 wurde das Schulhaus erneut umgebaut 1966 kam Gaugenwald zum Schulverband Neuweiler fur den 1972 ein eigenes Schulhaus errichtet wurde Die Gaugenwalder Schule wurde damit stillgelegt 1973 kaufte die Altpietistische Gemeinde das Gebaude als Zentrum fur den Nagolder Raum und Wohnhaus des Gemeinschaftspflegers heute dient es nur noch als Wohnhaus Das Rathaus verkam in den Jahrzehnten nach dem Verlust der Selbststandigkeit Erst nach der Jahrtausendwende wurde es von einer Arbeitsgemeinschaft aus der 2010 der Verein Gaugenwald e V hervorging wieder fur verschiedene Nutzungszwecke hergerichtet Gemeindehaus 1964 wurde ein Gemeindehaus errichtet das neben zwei Wohnungen auch ein Schlachthaus ein Feuerwehrmagazin und eine Milchsammelstelle enthielt und neben dem ein Spielplatz angelegt wurde Heute dient es noch der Feuerwehr als Gebaude Literatur BearbeitenGaugenwald In Karl Eduard Paulus Hrsg Beschreibung des Oberamts Nagold Die Wurttembergischen Oberamtsbeschreibungen 1824 1886 Band 42 Karl Aue Stuttgart 1862 S 174 176 Volltext Wikisource Ewald Kubler Hrsg 850 Jahre Gaugenwald 100 Jahre Feuerwehr Liebenzeller Mission Bad Liebenzell 1989 Weblinks BearbeitenInformationen zu Gaugenwald auf neuweiler de Seite des Vereins Gaugenwald e V Einzelnachweise Bearbeiten Informationen zu Gaugenwald auf neuweiler de Konigliches Staatsarchiv Stuttgart Hrsg Wirtembergisches Urkundenbuch Band 2 Karl Aue Franz Kohlers Buchhandlung Stuttgart 1858 S 10 12 online bei Volltext Wikisource S 10 S 11 S 12 Gaugenwalds erste urkundliche Nennung auf gaugenwald de Ewald Kubler Hg 850 Jahre Gaugenwald 100 Jahre Feuerwehr Liebenzeller Mission Bad Liebenzell 1989 S 18 Normdaten Geografikum GND 7819219 5 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gaugenwald amp oldid 220230071