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Das Ganglegg ist eine unscheinbare lang gezogene und von Moranenschutt bedeckte Schieferkuppe am Sonnenberg oberhalb von Schluderns im Vinschgau in Sudtirol Auf dem 1142 m hohen Ganglegg wurden die Uberreste einer befestigten Hohensiedlung der Bronze und Eisenzeit in einer mehrjahrigen Grabungskampagne ab 1997 untersucht und sehr gut erforscht GangleggBild gesucht BWHohe 1142 m s l m Lage Sudtirol ItalienGebirge Otztaler AlpenKoordinaten 46 40 20 N 10 35 25 O 46 672236111111 10 590194444444 1142 Koordinaten 46 40 20 N 10 35 25 OGanglegg Sudtirol Rekonstruktion eines eisenzeitlichen Gebaudes Inhaltsverzeichnis 1 Etymologie 2 Lage und Zugang 3 Geschichte der Grabungen 4 Ergebnisse der Grabungen 5 Zu sehen gibt es 6 Das Vintschger Museum in Schluderns 7 Literatur 8 EinzelnachweiseEtymologie BearbeitenDer Name leitet sich vom Ausdruck Gangl ab was so viel wie Pferch bedeutet eine gemauerte Einfriedung in der Weidetiere temporar zusammengetrieben werden Der zweite Teil Egg bedeutet Hugel oder Kuppe Lage und Zugang BearbeitenDas Ganglegg befindet sich westlich oberhalb der Einmundung des Matscher Tals ins Etschtal Das Ganglegg kann nur zu Fuss erreicht werden Die schnellste Variante ist der gut begehbare Steig vom Talgrund bei der Wildbachsperre hinter der Ortschaft Schluderns aus der in weiten Serpentinen den steilen 200 Hohenmeter aufragenden Talhang uberwindet und direkt zum Ganglegg hinfuhrt Wenn dafur eine halbe Stunde Gehzeit veranschlagt wird ist das eine grosszugige Bemessung die auch fur langsamere Wanderer gelten kann Eine andere Variante ist ein an vielen Stellen von einer Strauchlaube uberwachsener Hohlweg vom Schludernser Kalvarienberg aus der bei feuchterem Wetter allerdings etwas schlupfrig sein kann Oder man kombiniert einen Besuch des Gangleggs mit einer Waalwanderung uber den Leitenwaal der das Wasser aus dem Matscher Tal am Ganglegg vorbei in die Hange des Vinschger Haupttales bringt Der Leitenwaalweg lasst sich gut mit dem Berkwaal kombinieren der auf der gegenuberliegenden Seite des Matscher Tales verlauft und die Wiesen oberhalb der Churburg bewassert nbsp Romerzeitliches GebaudeGeschichte der Grabungen BearbeitenDass da oben etwas zu finden sein musste war manchen humanistisch gebildeten Leuten schon in der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg klar Denn im Bett des Saldurbaches am Fusse des Gangleggs wurde in der Mitte des 19 Jahrhunderts ein hervorragend erhaltener Bronzehelm aufgefunden der dem Negauer Typus zugeordnet wurde 1 2 Der Arzt Alois Wallnofer und der Schuldirektor Alois Menghin veranlassten erste Grabungen schon zwischen den Jahren 1911 und 1916 und fertigten erste Skizzen der Mauerreste sowie der Funde an Damals war der Hugel noch kahl und ohne Baumbewuchs Oswald der Sohn von Alois Menghin publizierte die Untersuchungsergebnisse seines Vaters nach dem Ersten Weltkrieg Damit wurde das Ganglegg einem breiteren Publikum bekannt Ab 1989 durchforschten die Hobbyarchaologen Karl Pohl und Karl Wieser unter der Aufsicht des Amtes fur Bodendenkmaler und des Bozner Stadtmuseums erneut das in den funfziger Jahren systematisch aufgeforstete Gelande und brachten im Laufe der Jahre eine beachtliche Sammlung zusammen die heute im Vintschger Museum in Schluderns zu sehen ist Mit EU Fordergeldern wurden ab dem Jahr 1997 in Form eines Gemeinschaftsprojektes mehrerer Sudtiroler Landesamter Grabungen unter der Leitung der Archaologen Hans Nothdurfter Peter Gamper und Hubert Steiner finanziert und durchgefuhrt 3 Ergebnisse der Grabungen BearbeitenDie umfangreichen und systematisch durchgefuhrten Ausgrabungen gewahren Einblicke in alle Lebensbereiche der Bewohner dieser Hohensiedlung Ernahrung Lebensweise Nutztiere Nutzpflanzen Wohnverhaltnisse Gebrauchsgegenstande Art des Wirtschaftens Handelsverbindungen und Kulturbeziehungen So bildeten Rispenhirse Nacktgerste Emmer Dinkel Einkorn Spelzgerste Erbsen Saubohne Lein und Schlafmohn die Nutzpflanzen der Bronzezeit In der Eisenzeit kamen Kolbenhirse Roggen und Hafer dazu In einem bronzezeitlichen Haus wurde ein mit vielen Fachern versehener holzerner Verschlag gefunden der als Getreidespeicher diente Schafe und Ziegen spielten eine dominierende Rolle bei den Nutztieren Aber auch Rinder Schweine und Hunde wurden gehalten Es wurden sogar Hinweise gefunden dass auch Pferde nicht unbekannt waren Bis in die letzten Jahrhunderte v Chr gab es noch keine Heuwirtschaft so dass im Winter das Stroh der Getreideacker und Laub verfuttert Schab wurde Erst ab der Eisenzeit wird mit dem Aufkommen der Sense die Heuwirtschaft ublich Die Jagd scheint eher eine untergeordnete Rolle gespielt zu haben nbsp Eisenzeitliches ratisches HausRuckschlusse auf Siedlungsabfolgen konnten die Archaologen ebenfalls ziehen So scheint die Hohensiedlung zwei Mal fur langere Zeit aufgelassen worden zu sein Es lassen sich 4 Siedlungsperioden nachweisen Kupferzeit 3300 2200 v Chr der alteste Fund ist ein Steinbeil Mittlere und Spatere Bronzezeit 14 13 Jahrhundert v Chr und ein Hohepunkt in der Zeit der Laugen Melaun Kultur 12 11 Jh Dann wurde die Siedlung aufgelassen Eisenzeit ab 4 Jahrhundert bis 16 15 v Chr danach Auflassung der Siedlung Spatantike 2 Halfte des 3 Jahrhunderts 4 Jahrhundert n Chr Reaktivierung der Siedlung als Folge der abnehmenden Sicherheitslage 4 Auf dem Ganglegg wurden besonders viele mit Schriftzeichen des Bozner Alphabets beschriftete Knochen und Knochennadeln gefunden Diese aus der Eisenzeit stammenden Funde stellen Zeugnisse der ratischen Sprache dar 5 was auf eine ratische Besiedlung in diesem Zeitraum schliessen lasst Zu sehen gibt es Bearbeiten nbsp Bronzezeitliches GebaudeDer Hugel war zeitweise dicht besiedelt Viele Gebaude wurden nach der archaologischen Begutachtung jedoch wieder mit Erde zugedeckt um sie den ausseren Einflussen zu entziehen Dem Publikum einsehbar und mit Dachern abgedeckt sind einige Gebaudereste zuganglich geblieben Teile der Westseite des Hugels sind mit einer machtigen Steinmauer umfriedet Auf dem Hugel wurden Schaugebaude errichtet die dem Publikum das Aussehen der Hauser vor Augen fuhren Eine grosse Anzahl von Schautafeln macht das Gelande zu einem sehenswerten Lehrpfad Das Vintschger Museum in Schluderns BearbeitenIm Jahre 1985 wurde in der Bezirksgemeinschaft Vinschgau die Idee eines Talschaftsmuseums aufgegriffen in dem typische Vinschger Themen und die archaologischen Funde prasentiert werden sollten Das geeignete Gebaude wurde in Schluderns ausfindig gemacht und 1989 von der Gemeinde angekauft 1993 wurde mit dem Bau begonnen Ende 1996 dem eigens dafur gegrundeten Verein Vintschger Museum ubergeben 1997 wurde das Museum eroffnet Nach dem Abschluss der archaologischen Grabungen auf dem Ganglegg erhielt das Museum die Fundstucke als Leihgabe des Amtes fur Bodendenkmaler Literatur BearbeitenPeter Gamper Hubert Steiner Das Ganglegg bei Schluderns Athesia Bozen 1999 ISBN 88 8266 036 2 Peter Gamper Die latenezeitliche Besiedlung am Ganglegg in Sudtirol Leidorf Rahden 2006 ISBN 978 3 89646 363 0 Verein Vintschger Museum Schluderns Dorfbuch Schluderns Lana 2011 S 18 ff online Luis Wallnofer Wallburg Ganglegg uber Schluderns im Vintschgau In Der Schlern Mai 1946 S 138 ff online Einzelnachweise Bearbeiten Archivlink Memento des Originals vom 30 September 2007 im Internet Archive nbsp Info Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht gepruft Bitte prufe Original und Archivlink gemass Anleitung und entferne dann diesen Hinweis 1 2 Vorlage Webachiv IABot bilddatenbank khm at Negauer Helm http dervinschger it artikel phtml id artikel 3856 amp seite 2 Negauer Helm http www vml de d inhalt php ISBN 978 3 89646 363 0 Ein geraffter Uberblick was so alles gefunden wurde Peter Gamper Hubert Steiner Das Ganglegg bei Schluderns Verlagsanstalt Athesia Bozen 1999 ISBN 88 8266 036 2 Ganglegg In Thesaurus Inscriptionum Raeticarum hrsg von Stefan Schumacher Corinna Salomon Sindy Kluge Gudrun Bajc amp Martin Braun 2013 heute abgerufen am 9 Oktober 2021Normdaten Geografikum GND 4571057 0 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Ganglegg amp oldid 225987590