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Alja Rachmanowa 27 Juni 1898 in Kasli in der Nahe von Jekaterinburg im Ural als Galina Djuragina 11 Februar 1991 in Ettenhausen Schweiz war eine russische Schriftstellerin Ihre Tagebuchaufzeichnungen wurden in 21 Sprachen ubersetzt Sie wurde damit zu einer der bekanntesten Schriftstellerinnen der Zwischenkriegszeit Alja Rachmanowa um 1965 Inhaltsverzeichnis 1 Leben und Werk 1 1 Jugend in Russland 1 2 Exil in Osterreich 1 3 Exil in der Schweiz 2 Quellenlage 3 Werke 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben und Werk BearbeitenJugend in Russland Bearbeiten Galina Djuragina die spater das Pseudonym Alja Rachmanowa annahm wuchs als erste von drei Tochtern einer grossburgerlichen orthodoxen Familie in Kasli in der Nahe von Perm im Ural auf Ihr 1932 erschienenes autobiografisches Buch Geheimnisse um Tataren und Gotzen beschreibt ihre relativ unbeschwerte Kindheit in einem reichen Elternhaus im Kontakt zur archaischen Lebensweise der Tataren beschreibt abenteuerliche Ausfluge und Erlebnisse und die ihr wichtige Weissagung eines Einsiedlers Sie werden sehr glucklich werden Fraulein aber Sie werden auch viel Ungluck und Kummer haben Galina Djuragina sah das Fuhren ihrer Tagebucher aus denen viele ihrer Werke schopften immer als unumgangliche Lebensnotwendigkeit an Studenten Liebe Tscheka und Tod erschien als erster Band der Trilogie Meine russischen Tagebucher 1931 Er behandelt die Ereignisse in Russland kurz vor und nach der Oktoberrevolution aus der Sicht der Familie der Erzahlerin Was als Schilderung der Gefuhlszustande eines Madchens im Backfischalter beginnt entwickelt sich im Verlauf bald zu einem dramatischen Szenario Der Zar wird gesturzt die Bolschewiki sind an der Macht ein einsiedlerisch lebender Starez wird zum Beweis dass es keinen Gott gibt offentlich gepfahlt Erschiessungen Hausdurchsuchungen Verhaftungen Plunderungen Krankheit Angst und Schrecken sind infolge des Roten Terrors an der Tagesordnung Wir konnen uns schon gar nicht mehr vorstellen dass man ausgekleidet schlafen anders als flusternd sprechen auch nur eine Minute leben kann ohne zu furchten man werde erschossen vertraut die Studentin ihrem Tagebuch an das sie kaum noch aus seinem Versteck hervorzuholen wagt Ihre Heimatstadt wird von der Weissen Armee erobert vorubergehend tritt Entspannung ein aber dann nahert sich die Rote Armee die Familie flieht in einem Zug von Viehwaggons nach Irkutsk wo Galina Djuragina mit dem Psychologiestudium beginnt Ehen im roten Sturm schliesst unmittelbar an den ersten Band an Galina Djuragina verliebte sich in einen osterreichischen Kriegsgefangenen der aus Liebe zu ihr in dem vom Burgerkrieg geschuttelten Sowjetrussland blieb Funf Monate darauf heirateten sie in Omsk wohin die Familie hatte ziehen mussen und lebten dort in einem Waggon auf dem Guterbahnhof 1922 kam der Sohn Jurka in einem sowjetischen Gebarhaus unter schwierigen pflegerischen und hygienischen Bedingungen zur Welt Die ersten Ehejahre der Autorin mit ihrem aus Czernowitz stammenden und in Salzburg aufgewachsenen Mann Arnulf von Hoyer waren uberschattet von Hunger Kalte und der Angst vor der Liquidierung durch die Tscheka die 1922 zur GPU verstaatlicht wurde Die Ehe wurde zu einer Insel des Glucks das der nachrevolutionaren Mangelwirtschaft taglich abgetrotzt werden musste Auf der Ruckfahrt von Omsk trafen sie auf ganze Zuge voller apathisch Verhungernder Als sie in ihrer Heimatstadt ankamen hatte das ehemalige Dienstmadchen alle Zimmer ihres Hauses vermietet und durfte ihnen auf Anweisung der Kommunisten keines zuruckgeben Arnulf von Hoyer der im Buch Otmar heisst fand eine Stelle als Englischlektor Galina Djuragina hielt Vorlesungen uber Psychologie der Kindheit und Kinderliteratur 1925 wurde die dreikopfige Familie ohne Angabe von Grunden aus der Sowjetunion ausgewiesen Exil in Osterreich Bearbeiten nbsp Gedenktafel am Standort der Greisslerei in der HildebrandgasseDie Familie versuchte in dem von Arbeitslosigkeit und Not geplagten Wien Fuss zu fassen Galina Djuragina bot einer Redaktion eine Erzahlung aus dem russischen Leben an diese wurde jedoch abgewiesen Die Familie beschloss ein Lebensmittelgeschaft zu betreiben und lebte in einem kleinen Raum hinter dem Laden im Wiener Bezirk Wahring Wahrend Arnulf von Hoyer auf der Universitat die in Russland abgelegten Prufungen die in Osterreich nicht anerkannt wurden nachholen musste sorgte Galina Djuragina eineinhalb Jahre lang als Milchfrau fur den Unterhalt der Familie Die Akademikerin die anfangs nur gebrochen Deutsch sprach nutzte jede freie Minute um die Geschichten die ihr von ihrer Kundschaft erzahlt wurden aufzuschreiben Sie litt unter Heimweh die Briefe ihrer Eltern waren bedruckend auch wurde sie gelegentlich vom sowjetischen Geheimdienst beschattet Die Ermordung des rumanischen Tenors Traian Grozăvescu wurde von den Kundinnen kommentiert 1 Die Julirevolte von 1927 beunruhigte sie heftig Die Ermordung des sowjetischen Botschafters Pjotr Woikow in Warschau durch den 18 jahrigen Boris Kowerda loste Befurchtungen vor Racheakten in Russland aus 1927 ubersiedelte die Familie in die Heimatstadt Arnulf von Hoyers Salzburg wo er eine Lehrerstelle antrat 2 Ihre Lebensumstande verbesserten sich als der Salzburger Verlag Anton Pustet Galina Djuraginas Tagebucher von ihrem Mann ins Deutsche ubersetzt in Buchform herausbrachte Zum Schutz ihrer in Russland verbliebenen Verwandten nahm sie das Pseudonym Alja Alexandra Rachmanowa an Das Werk Milchfrau in Ottakring wurde ein Erfolg Ihre Werke wurden in 22 Sprachen ubersetzt Die Fabrik des neuen Menschen 1935 erhielt als bester antibolschewistischer Roman den ersten Preis der Academie d Education et d Etudes Sociales Die Familie zog in eine Villa am Giselakai Arnulf von Hoyer bekam eine Stelle als Gymnasiallehrer Rang und Namen bedeuteten ihr wenig Vielmehr stand das rein Menschliche im Vordergrund 3 Nach dem Anschluss Osterreichs an das Deutsche Reich wurde sie aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen ihre Bucher wurden verboten weil sie in die Zeit des Hitler Stalin Pakts nicht passten nach dem Uberfall auf die Sowjetunion aber wurden sie ins Russische ubersetzt und als antibolschewistisches Propagandamittel an der Ostfront eingesetzt Als im April 1945 der 23 jahrige Sohn Jurka in den letzten Kampfen um Wien von Rotarmisten erschossen wurde und ihr Leben in Anbetracht der vorruckenden Sowjetarmee erneut bedroht war floh sie mit ihrem Mann in die Schweiz Exil in der Schweiz Bearbeiten nbsp Alja Rachmanowa in Ettenhausen um 1965Das Buch Einer von Vielen widmete Rachmanowa Jurkas Andenken Sie schilderte darin die Ereignisse von der Ubersiedlung nach Salzburg 1927 bis zum Tod des Sohns Arnulf von Hoyer schrieb 1946 in einem Brief an Freunde in Salzburg Es ist fur uns naturlich sehr traurig dass wir immer wieder von vorne anfangen mussen und wir sind offen gestanden schon sehr mude Das Alleinsein ohne unser einziges Kind fallt uns sehr schwer und das Heimweh macht uns das Leben auch nicht leichter Die Hoyers bezogen am 27 Januar 1948 in Ettenhausen im Kanton Thurgau ihren letzten Wohnsitz Galina schrieb Romanbiographien russischer Schriftsteller die von Arnulf Hoyer ins Deutsche ubersetzt wurden Nach dessen Tod 1971 war Alja Rachmanowa auf die Pflege einer Nachbarin angewiesen Sie starb wahrend des schon absehbaren Zusammenbruchs der Sowjetunion und wurde auf dem Salzburger Kommunalfriedhof beigesetzt 4 Ihre Bucher erreichten eine Gesamtauflage von uber zwei Millionen 5 Quellenlage BearbeitenDas Leben Alja Rachmanowas ist von ihr selbst in den Dokumentarromanen Geheimnisse um Tataren und Gotzen Studenten Liebe Tscheka und Tod Ehen im roten Sturm Milchfrau in Ottakring Einer von vielen dargestellt worden Erkennbar von ihr geandert wurden nur die Namen der Protagonisten aus Galina Djuragina wurde Alja Rachmanowa aus Arnulf von Hoyer wurde Otmar Wagner alle weiteren Personennamen wurden mit Sicherheit geandert und der Wiener Bezirk in dem ihr Milchgeschaft lag aus Wahring wurde Ottakring Eine kritische Uberprufung ihrer autobiografischen Angaben konnte bisher nicht ermittelt werden und steht wahrscheinlich noch aus u a deshalb weil die klare antibolschewistische Grundhaltung der Autorin sie fur die russische Forschung bis 1990 diskreditierte Hinzu kommt dass ihre Manuskripte von der Ubersetzung Arnulf von Hoyers gleichsam aufgesogen wurden und in der russischen Urfassung nicht oder nur eingeschrankt existieren H Riggenbach druckt das so aus Im Grunde ist der Nachlass von Alja Rachmanowa ein Familiennachlass Das literarische Erbe der Schriftstellerin existiert bis heute nur als Symbiose zwischen ihrer literarischen Arbeit und der Ubersetzungstatigkeit ihres Mannes Arnulf von Hoyer 6 Die erhaltenen russischen Typoskripte wurden auf einer Schreibmaschine mit lateinischen Buchstaben gleichsam in Lautschrift geschrieben Rachmanowa hatte offenbar nie eine Schreibmaschine mit kyrillischer Schrift 6 Alja Rachmanowa hat ihren Nachlass testamentarisch dem Kanton Thurgau vermacht Er wurde zunachst in der Kantonsbibliothek Thurgau aufbewahrt und dort inventarisiert Inventar veroffentlicht 1998 erganzt 2010 2013 wurde der Bestand vom Staatsarchiv Thurgau ubernommen dem inzwischen auch die Urheber und Verwertungsrechte fur das Werk Rachmanowas ubertragen wurden Zwischen 2015 und 2017 wurde der Bestand neu verzeichnet und teilweise auch neu geordnet 7 Werke BearbeitenStudenten Liebe Tscheka und Tod Tagebuch einer russischen Studentin Ubersetzt von Arnulf von Hoyer Anton Pustet Salzburg 1931 Neuaufl Gustav Lubbe Bergisch Gladbach 1979 ISBN 3 404 10134 0 Ehen im roten Sturm Verlag Anton Pustet Salzburg 1932 Neuauflage Gustav Lubbe Verlag Bergisch Gladbach 1981 ISBN 3 404 10136 7 Milchfrau in Ottakring Anton Pustet Salzburg 1933 Neuauflage mit einem Vorwort von Dietmar Grieser Amalthea Signum Verlag Wien 1997 ISBN 978 3 85002 923 0 Diese ersten drei Werke erschienen zusammengefasst unter verschiedenen Titeln zuerst als Meine russischen Tagebucher Styria Graz 1960 spater auch als Sinfonie des Lebens Neue Schweizer Bibliothek 1960 und Symphonie des Lebens Schweizer Volksbuchgemeinde 1960 Geheimnisse um Tataren und Gotzen Verlag Anton Pustet Salzburg 1933 Die Fabrik des neuen Menschen Salzburg 1935 Ssonja Tolstoj Tragodie einer Liebe Berlin 1938 Wera Fedorowna Graz 1939 Einer von vielen Zurich 1947 Das Leben eines grossen Sunders Dostojewski Zurich 1947 Sonja Kowalewski Leben und Liebe einer gelehrten Frau Rascher Zurich 1950 Ubersetzt von Arnulf von Hoyer OCLC 78742199 Jurka erlebt Wien Zurich 1951 Die Liebe eines Lebens Turgenjew Frauenfeld 1952 Die falsche Zarin Frauenfeld 1954 Im Schatten des Zarenhofes Puschkin Frauenfeld 1957 Ein kurzer Tag Tschechow Frauenfeld 1961 Tiere begleiten mein Leben Frauenfeld 1963 Die Verbannten Frauenfeld 1964 Tschaikowski 1972 Auch im Schnee und Nebel ist Salzburg schon Tagebucher 1942 bis 1945 Ubersetzt und herausgegeben von Heinrich Riggenbach Salzburg 2015 ISBN 978 3 7013 1230 6Literatur BearbeitenAlja Rachmanowa Milchfrau in Ottakring Vorwort von Dietmar Grieser Amalthea Wien 1997 ISBN 3 85002 396 6 Der Ruckseite des Einbandes ist auch die Kopie der Gedenktafel entnommen Foto Votava Alja Rachmanowa Ettenhausen mit meinen Augen gesehen In Thurgauer Jahrbuch Bd 29 1954 S 13 21 e periodica ch Alja Rachmanowa In Thurgauer Jahrbuch Band 38 1963 S 39 54 e periodica ch Johanna Schuchter So war es in Salzburg Verlag der Salzburger Druckerei Salzburg 1976 ISBN 3 85338 118 9 Lieselotte von Eltz Hoffmann Salzburger Frauen Leben und Wirken aus 13 Jahrhunderten Kulturgut der Heimat Stadtverein Salzburg Colorama Salzburg 1997 DNB 951703161 Diesem Buch entstammt das grosse Portraitfoto mit Kopftuch das im MCA archiviert ist Marianne Luginbuhl Alja Rachmanowa In Thurgauer Jahrbuch Bd 74 1997 S 71 78 e periodica ch Eva Maria Schalk Ilse Stahr Hrsg Der Salzburger Kalender 1995 Unipress Verlag Familienfoto Alja Rachmanowa in Internationales Biographisches Archiv 33 1993 vom 9 August 1993 im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar Johann Ulrich Schlegel Alja Rachmanowa Russische Schriftstellerin zwischen den Fronten In Civitas Monatsschrift fur Politik und Kultur Ausgabe 7 8 1998 Brig S 157 160 Ilse Stahr Das Geheimnis der Milchfrau in Ottakring Alja Rachmanowa Ein Leben Amalthea Wien 2012 ISBN 978 3 85002 800 4 Franz Stadler Die unterschlagenen Geheimnisse der Milchfrau in Ottakring In Zwischenwelt Zs der Theodor Kramer Gesellschaft 35 3 Wien November 2018 S 8 12 8 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Alja Rachmanowa Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Alja Rachmanowa im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Heinrich Riggenbach Rachmanowa Alja In Historisches Lexikon der Schweiz Alja Rachmanowa auf Deutsche Verwaltung fur Volksbildung in der sowjetischen Besatzungszone Liste der auszusondernden Literatur Berlin Zentralverlag 1946 Utopie und Terror Alja Rachmanowa und Alexander Solschenizyn Ausstellung der Gedenkbibliothek zu Ehren der Opfer des Kommunismus Stalinismus BerlinEinzelnachweise Bearbeiten Tenor Karriere mit todlichem Ende 110 Geburtstag von Trajan Grosavescu auf oe1 orf at vom 26 November 2005 abgerufen am 20 Oktober 2016 Thurgauer Jahrbuch Portrat Foto Alja Rachmanowa und Arnulf von Hoyer in Salzburg Abgerufen am 16 April 2020 Lieselotte von Eltz Hoffmann Salzburger Frauen Leben und Wirken aus 13 Jahrhunderten Kulturgut der Heimat Stadtverein Salzburg Colorama Salzburg 1997 DNB 951703161 Thurgauer Jahrbuch Nekrolog fur Alja Rachmanowa 1992 Abgerufen am 7 April 2020 Alja Rachmanowa im Munzinger Archiv Artikelanfang frei abrufbar a b Heinrich Riggenbach Der Nachlass von Alja Rachmanowa Galina von Hoyer in der Kantonsbibliothek Thurgau PDF Kantonsbibliothek Thurgau 2010 abgerufen am 21 November 2018 9 43 Rachmanowa Alja 1898 1991 Schriftstellerin 1774 ca 2015 Abteilung Staatsarchiv des Kantons Thurgau abgerufen am 21 November 2018 Stadler zeigt mittels Dokumenten und Zitaten wie nahe Rachmanowa dem Nationalsozialismus stand und dass Stahrs Buch eine unkritische Hagiographie darstellt Er wertet v a die Tagebucher in Riggenbachs Ubersetzung aus Normdaten Person GND 118597515 lobid OGND AKS LCCN n85055943 NDL 00861218 VIAF 115234309 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Rachmanowa AljaALTERNATIVNAMEN Djuragina Galina wirklicher Name KURZBESCHREIBUNG russische SchriftstellerinGEBURTSDATUM 27 Juni 1898GEBURTSORT Kasli bei Jekaterinburg im UralSTERBEDATUM 11 Februar 1991STERBEORT Ettenhausen TG Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Alja Rachmanowa amp oldid 234992008