www.wikidata.de-de.nina.az
Gavlefischer ˈjɛːvle schwedisch gavlefiskarna wurden Fischer aus der schwedischen Stadt Gavle genannt die zwischen dem 15 und 19 Jahrhundert entlang der Kuste Norrlands Hering fischten Von 1557 bis 1776 hatten sie ein vom Konig ausgestelltes Monopol auf den gesamten Fischfang an der etwa 2000 Kilometer langen Kustenlinie Die Gavlefischer unterhielten neben ihren Wohnsitzen in Gavle entlang der Kuste Fischerdorfer von denen aus sie den Fischfang betrieben Jahrlich segelten die Fischerfamilien im Fruhjahr in ihr Dorf fischten dort den Sommer uber und verkauften den produzierten Salzhering im Herbst auf Markten in Mittelschweden Hauptsachlich wegen der Konkurrenz anderer Fischer begann ab dem Ende des 16 Jahrhunderts der Niedergang der Fernfahrten Die letzte Fahrt unternahmen Erik August Grellson und Erik Wilhelm Hogberg im Jahr 1899 nach Trysunda Verteilung der Fischerdorfer in Norrland Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Anfange 1 2 Konkurrenz durch andere Fischer und Niedergang 2 Reise im Fruhjahr 3 Fischerdorfer 4 Fang und Konservierungsmethoden 5 Verkauf und Ertrag 6 Boote 7 Leben in Gavle 8 Literatur 9 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenAnfange Bearbeiten Anfang des 15 Jahrhunderts begannen Fischer aus mittelschwedischen Stadten vor allem aus Gavle langere Fahrten entlang der Kuste von Norrland zu unternehmen um dort Heringe zu fischen 1 Neuerungen in der Verarbeitung des gefangenen Fisches wovon die wichtigste das Einsalzen war ermoglichten Fernfahrten Bis ins 14 Jahrhundert assen die Menschen Ostseeheringe frisch oder getrocknet erst als Lubecker Kaufleute begannen Salz aus der Luneburger Saline in das salzarme Skandinavien zu exportieren gewann der Fischfang dort an Bedeutung Den Salzhering verkaufte die Hanse in ganz Europa als Fastenspeise 2 Gavle liegt an der Mundung des Gavlean in den Bottnischen Meerbusen und war ursprunglich ein kleines Fischerdorf 3 das 1446 die Stadtrechte von Konig Christoph III erhielt 4 Anfangs konkurrierten die Gavler Fischer mit denen aus sudlicher gelegenen Stadten um die besten Fangplatze 1557 erhielten sie von Konig Gustav Wasa das alleinige Recht entlang der Kuste von Norrland zu fischen und fuhrten dafur jede zehnte Tonne Salzhering als Steuer an die Krone ab 1 Im Jahr 1559 gab es 149 Fischer in verschiedenen Fischerdorfern die vor allem an der Kuste Angermanlands fischten Ihr Gesamtfang belief sich in diesem Jahr auf 340 Fasser Heringe 5 Konkurrenz durch andere Fischer und Niedergang Bearbeiten Ende des 16 und Anfang des 17 Jahrhunderts wurden nordlich von Gavle neue Stadte gegrundet deren Bewohner versuchten die Gavlefischer aus ihren Fischfanggrunden zu verdrangen Bei den Auseinandersetzungen kam es mehrmals zu kleinen Schlagereien zwischen den Konkurrenten 6 1623 erhielt die Stadt Sundsvall von der Krone einige der besten Fangplatze in Medelpad Die Gavlefischer durften die Hafen gegen die Zahlung einer Pacht weiterhin nutzen 7 Das Fischerdorf Ulvohamn war der bedeutendste Stutzpunkt der Gavlefischer und ein wichtiger Verbindungspunkt zwischen Stockholm und dem Norden Schwedens Dort fand ein eigentlich verbotener reger Handel mit den ortlichen Bauern statt die vor allem Salz kauften Auf Betreiben der Burger von Harnosand die den lukrativen Handel mit den Bauern selber abwickeln wollten untersagte ihn der Staat 1646 Fischer und Bauern umgingen das Verbot jedoch 1668 erreichten die Harnosander Burger bei Konig Karl XI eine Anordnung die die Gavlefischer zwang im Fruhjahr und Herbst nach Harnosand einzulaufen und sich dort visitieren zu lassen Dadurch konnte verhindert werden dass sie im Fruhjahr andere Produkte als das zum Einsalzen benotigte Salz und im Herbst die entsprechenden Mengen Salzhering mitfuhrten Die Fischer beschwerten sich ihrerseits beim Konig uber die zeitraubenden Kontrollen Als Losung mussten die Kontrolleure ab 1675 aus Harnosand in die Fischerdorfer fahren um die Fischer dort zu visitieren Der illegale Handel endete unter anderem wegen der hohen Geldstrafen fur Gesetzesverstosse um das Jahr 1700 8 Im Jahr 1701 stellten die Fischer aus Gavle ihre Fernfahrten nach Medelpad ein da die Zahl der konkurrierenden Fischer aus Sundsvall stetig stieg Teilweise fischten die Gavlefischer nun von anderen weiter nordlich gelegenen Fischerdorfern aus teilweise wurden sie in Medelpad sesshaft 9 Ihre Anzahl sank bis 1737 auf 71 sie besuchten weniger Fischerdorfer und diese lagen weiter nordlich als zu Beginn des 17 Jahrhunderts 10 Im Jahr 1766 schaffte der Konig das Wasserregal ab und gab den Landbesitzern ihr Fischereirecht zuruck dadurch verloren die Gavlefischer ihr Vorrecht auf den Fischfang im gesamten Norrland Sie mussten ihre alten Fischerdorfer pachten die Fischereifahrten gingen noch gut 100 Jahre lang weiter 11 Im Oktober 1802 geschah eines der grossten Unglucke in der Geschichte der Gavlefischer als drei Fischer mit ihren Familien auf dem Ruckweg nach Gavle in einen Sturm gerieten und ihr Boot vor der Kuste Alands kenterte Alle siebzehn Insassen ertranken 12 nbsp Familie Grellson in Trysunda 1895Der Niedergang der Fischereifahrten hatte viele Ursachen einer der Hauptgrunde war die starkere Konkurrenz durch andere Fischer Viele der Gavlefischer kamen ursprunglich aus Angermanland ihre Vorfahren waren nach Gavle gezogen und dort Mitglied der Burgerschaft geworden Nun entschieden sich immer mehr Fischer sesshaft zu werden oft in ihren alten Fischerdorfern Grunde waren der Wunsch nach besseren Wohnhausern sowie der Bau von Eisenbahnlinien von der Westkuste Schwedens an die Ostkuste Dort hatten bisher die Gavlefischer ihren Salzhering verkauft mit der Eisenbahn konnte frischer Fisch in grossen Mengen transportiert und billiger als der Salzhering verkauft werden Die Wirtschaft Gavles richtete sich auch immer starker auf den Handel ein zusammen mit der beginnenden Industrialisierung wurden dort viele Arbeitskrafte gebraucht Die letzten Gavlefischer Ende des 19 Jahrhunderts waren Erik August Grellsons Familie und Erik Wilhelm Hogberg Sie segelten zum letzten Mal im Jahr 1899 nach Trysunda Hogberg fuhr noch bis 1914 jedes Jahr im Fruhjahr mit einem Dampfschiff nach Skeppsmalen fischte dort den Sommer uber und fuhr im Herbst wieder heim nach Gavle Als er Weihnachten 1914 starb endete die Tradition der Gavlefischer endgultig 13 Reise im Fruhjahr BearbeitenDie Fischfahrten begannen um den Monatswechsel April Mai wenn das Meereseis zu schmelzen begann Ins Fischerdorf kam die gesamte Familie und das Gesinde teilweise fuhren mehrere Familien in einem Boot Das meiste was sie den Sommer uber brauchten nahmen die Menschen mit Hausgeratschaften Lebensmittel darunter lebende Tiere Salz zum Einsalzen und Waren zum Tauschen mit der Lokalbevolkerung Ihre Netze brachten die Fischer aus Gavle mit andere Werkzeuge liessen sie den Winter uber im Fischerdorf Die Fasser fur den Salzhering wurden nicht mitgefuhrt sondern jedes Jahr im Sommer neu gefertigt Die bis zu 350 Kilometer lange Reise dauerte meistens ein bis zwei Wochen nach der Uberlieferung sollen jedoch einzelne Fischer die Strecke bei gunstigen Winden in 48 Stunden zuruckgelegt haben 14 Fischerdorfer Bearbeiten nbsp Trysunda eines der altesten Fischerdorfer der Gavlefischer nbsp Bootshauser in BonhamnListe der Fischerdorfer Fischerdorf Kirchspiel LandskapLangsand Alvkarleby UpplandLimon Gavle GastriklandBonan Gavle GastriklandUtvalnas Gavle GastriklandEggegrund Gavle GastriklandLovgrund Gavle GastriklandVitgrund Gavle GastriklandEdskoklabb Hille GastriklandIggon Hille GastriklandSaljemar Hille GastriklandGasholma Hamrange GastriklandAxmarby Hamrange GastriklandKusokalv Hamrange GastriklandRavskar Hamrange GastriklandKalvhararna Soderhamn HalsinglandTrollharen Skog HalsinglandKultebo Soderala HalsinglandStorjungfrun Soderhamn HalsinglandMaraker Soderala HalsinglandGrimshararna Soderhamn HalsinglandSkaton Soderhamn HalsinglandStalnas Norrala HalsinglandPrastgrundet Soderhamn HalsinglandSydosten Norrala HalsinglandSilloren Norrala HalsinglandSkarsa Norrala HalsinglandKarskar Enanger HalsinglandRavelsnas Enanger HalsinglandBergon Enanger HalsinglandSoron Enanger HalsinglandFjale Enanger HalsinglandVatnas udde Enanger HalsinglandAgon Ago HalsinglandKrakon Ago HalsinglandBergon Rogsta HalsinglandOlmen Hudiksvall HalsinglandHolick Rogsta HalsinglandKuggorarna Rogsta HalsinglandArno Rogsta HalsinglandBalson Rogsta HalsinglandDrasviken Rogsta HalsinglandLakbacken Rogsta HalsinglandRonnskar Rogsta HalsinglandStensjo Rogsta HalsinglandStockviken Rogsta HalsinglandSagtakten Rogsta HalsinglandRonnskar Harmanger HalsinglandLonnanger Jattendal HalsinglandJattholmarna Jattendal HalsinglandVitoarna Jattendal HalsinglandHarte Jattendal HalsinglandSorfjarden Gnarp HalsinglandVattingen Gnarp HalsinglandSladdhamn Gnarp HalsinglandBacksand Gnarp HalsinglandFagelharen Gnarp HalsinglandRavelsnas Gnarp HalsinglandSkatan Njurunda MedelpadBramokalv Njurunda MedelpadBramon Njurunda MedelpadLorudden Njurunda MedelpadSpikhamn Alno MedelpadRohamn Alno MedelpadAstaholmsudden Tyndero MedelpadStorhamn Tyndero MedelpadSkeppshamn Tyndero MedelpadBalsviken Haggdanger AngermanlandSvenskar Haggdanger AngermanlandHemso Hemso AngermanlandStoron Nora AngermanlandBerghamn Nora AngermanlandSorfallsviken Nordingra AngermanlandBarsta Nordingra AngermanlandLassman Nordingra AngermanlandBonhamn Nordingra AngermanlandRavson Nordingra AngermanlandGnaggen Natra AngermanlandNorrfallsviken Nordingra AngermanlandMarviksgrunnan Natra AngermanlandUlvohamn Natra AngermanlandSandviken Natra AngermanlandTrysunda Natra AngermanlandGrisslan Sjalevad AngermanlandSkeppsmalen Grundsunda AngermanlandSkagen Grundsunda AngermanlandLangholmarna Grundsunda AngermanlandGrano Grundsunda Angermanland In ihre Fischerdorfer nahmen die Familien Ziegen und Schafe mit selten auch Schweine und Kuhe 15 Ziegen waren fur die Gavlefischer als Milchlieferanten wichtig viele Familien besassen mehrere davon 16 Ziegen konnten einfacher als Kuhe transportiert werden und waren fur die kargen Verhaltnisse auf den Inseln besser geeignet Schweine konnten sich an den Fischabfallen fett fressen ihr Fleisch schmeckte dadurch jedoch leicht tranig 17 Die Fischerfamilien lebten anfangs in einfachen Blockhausern mit einem Raum und dem aus Naturstein gemauerten Kamin Die Ausstattung beschrankte sich auf Bett Tisch und Stuhle Ihre Boote zogen die Fischer nach jeder Fahrt an Land Spatere Hauser hatten mehrere Raume und waren aus Brettern gezimmert jedoch weiterhin sehr einfach eingerichtet In einem typischen Fischerdorf standen Anfang des 19 Jahrhunderts Schuppen um eine Bucht herum am Strand daneben lagen die Boote und oberhalb davon die Wohnhauser 18 Bootshauser zum Schutz vor der Witterung wurden erst Ende des 19 Jahrhunderts errichtet oder die alten Schuppen dazu umgebaut Die Schuppen deren Giebel zum Wasser ausgerichtet waren verwendeten die Fischer zum Lagern von Bottichen Fassern und Werkzeugen An der Wasserseite hatten die Gebaude einen Anleger zum Be und Entladen der Boote Ursprunglich waren Wohnhauser und Schuppen nicht gestrichen erst Anfang des 20 Jahrhunderts bekamen sie ihre falunrote Farbe 19 Die Fischer eines Dorfes beschlossen jahrlich im Fruhjahr gemeinsam Regeln die fur alle Bewohner galten Sie bestimmten beispielsweise wie der Fischfang ablaufen und wie den Armsten des Dorfes geholfen werden sollte Als Vorsitzenden der Fischer wahlten sie einen Altesten den mehrere Beisitzer unterstutzten Der Landshovding vereidigte das Gremium das juristische Gewalt besass Die wichtigste Funktion des Altesten war zu kontrollieren ob alle Fischer die geltenden sozialen Regeln befolgten Verstosse etwa kleinere Diebstahle Schlagereien oder das Leeren der Netze eines anderen Fischers konnte er mit Bussgeldern oder dem Pranger ahnden Bei groben Verstossen konnte der betreffende Fischer aus dem Fischerdorf verwiesen werden meistens verhandelten solche Falle jedoch normale Gerichte Mit einer Reform zur Vereinheitlichung des Justizsystems schaffte der Staat diese Dorfgerichte 1852 ab 20 In den Fischerdorfern errichteten die Gavlefischer kleine Kapellen Die alteste erhaltene ist die Ulvo gamla kapell von 1622 21 Die Fischer versammelten sich jeden Sonntag in der Kapelle zum Gebet und zu Vorlesungen aus der Bibel Da die nachste Kirche oft weit entfernt war kam der Pfarrer des Kirchspiels nur wenige Male im Jahr ins Dorf 22 Die Kapellen hatten neben ihrer Funktion als Gebetsraum auch einen praktischen Nutzen als es in den Fischerdorfern noch keine Schuppen gab dienten sie im Winter als Lagerplatz fur die Werkzeuge der Fischer 23 Insgesamt gab es 87 Fischerdorfer die die Gavlefischer zeitweise nutzten Die meisten der Dorfer 43 lagen in Halsingland an der Kuste zwischen Soderhamn und Sundsvall 24 Um das Jahr 1800 verteilten sich die Fischerdorfer grosstenteils auf Gastrikland und Angermanland 24 Die nordlichsten namentlich erwahnten Fischerdorfer lagen auf der Hohe von Ornskoldsvik Es gab vermutlich noch weiter nordlich gelegene Fangplatze mehrere Fischerfamilien in Gavle stammten aus der Gegend um Umea 25 Meistens waren es zwischen drei und zehn Familien in einem Dorf 26 Im grossten Fischerdorf der Gavlefischer Ulvohamn wohnten im Jahr 1791 maximal 27 Gavlefischer mit ihren Familien 27 Nebenstehend sind alle 87 Fischerdorfer aufgelistet die die Gavlefischer im Laufe der Zeit nutzten Die Dorfer sind von Suden nach Norden geordnet angegeben sind ausserdem das Kirchspiel und die Landskap in der sie liegen 24 Fang und Konservierungsmethoden BearbeitenDen Fischfang betrieben kleine Gruppen von Fischersohnen und Knechten Die Familienvater unternahmen im Sommer mit dem grossen Boot der Familie Handelsfahrten die Ostseekuste entlang bis nach Danzig und Konigsberg 28 Vom Fruhjahr bis Mitte Juli verwendeten die Fischer in Buchten nahe dem Fischerdorf rund 15 Meter breite und 90 Meter lange feinmaschige Ringwaden Bei dieser Fangmethode waren die Fischer aufeinander angewiesen Eine Bootsbesatzung zog das Netz zur Halfte ins Wasser hinaus Wenn ein Heringsschwarm in die Bucht schwamm ruderte sie um ihn herum und an Land zuruck Die so entstandene Schlaufe zogen die Fischer immer enger bis sie den Fang gemeinsam an Land holen konnten Von Mitte Juli bis Ende September fischten sie mit normalen zwei Klafter breiten Netzen im offenen Meer Diese wurden mit Steinen beschwert auf den Meeresboden hinabgelassen und durch Schwimmer aufrecht gehalten Die Auslegung der Netze am Abend geschah gemeinsam nachts zwischen drei und vier Uhr holten die Fischer sie ein 29 In kleinen Mengen wurden fur den Eigenbedarf auch Lachs und Aal gefischt um den sonst etwas eintonigen Speiseplan zu bereichern 30 Salzhering wurde von Frauen und Mannern gemeinsam zubereitet es begann mit dem Ausnehmen des gefangenen Herings den man dann einen Tag lang in starke Salzlake einlegte die dem Fischfleisch das Blut entzog und es eine weisse Farbe annehmen liess Nachdem am nachsten Tag die Salzlake in Holzkorben vom Fisch abgelaufen war wurde er in Bottichen ubereinander gelegt und mit Salz bedeckt Nach rund einer Woche konnte der Fisch in Fasser mit Salzlake gefullt werden Eine andere Methode den Hering haltbar zu machen war der durch Sauerung hergestellte Surstromming Nach der Ausweidung und Wasche des Herings liess man ihn grundlich abtropfen Der mit Salz vermischte Hering stand anschliessend mehrere Wochen lang in Fassern in der Sonne danach war er fermentiert und haltbar Ein kleines Extraeinkommen verdienten sich die Fischer mit den Innereien der Heringe die sie einen Tag lang in Salzlake einlegten dann auf Felsen zum Trocknen ausbreiteten und an lokale Bauern verkauften Diese verwendeten die Innereien als Viehfutter 31 Verkauf und Ertrag BearbeitenDen Salzhering verkauften die Fischer teilweise im Sommer und Herbst auf lokalen Markten bevor die Familien Anfang Oktober zuruck nach Gavle fuhren In Angermanland befand sich der wichtigste Markt in Natra zu dem die ortliche Bevolkerung Handelsreisende und teilweise Samen kamen 32 Die Gegend um Natra war bekannt fur ihr Leinen fur den Salzhering bekamen die Gavlefischer Leinentuch dazu Holzteer verschiedene Lebensmittel darunter Geflugel und in fruheren Zeiten auch Felle 33 Von Gavle kam der Salzhering nach Bergslagen und Dalarna Wichtige Handelsplatze fur die Gavlefischer waren die jahrlich an Mittsommer und im Oktober stattfindenden Markte in Alvkarleby Ins sudlich gelegene Stockholm verkauften sie nur selten Hering die dortigen Fischer duldeten keine Konkurrenz 34 Mit den Einnahmen mussten die Gavlefischer einen Grossteil des Lebensunterhalts im Winter und die Fahrt im nachsten Fruhjahr finanzieren 35 Die Fangmengen der Fischer variierten sehr stark was auf die jahrlichen Schwankungen der Heringsbestande zuruckzufuhren war So wurden zum Beispiel im Jahr 1742 insgesamt 6500 Fasser Salzhering produziert im darauffolgenden Jahr jedoch nur 2700 Einige Jahre spater war die Menge wieder auf rund 5000 Fasser gestiegen die Anzahl der Fischer blieb in dieser Zeit weitgehend konstant Der Hohepunkt wurde 1816 erreicht als 10 000 Fasser Salzhering jahrlich produziert wurden 1839 war die Zahl wieder auf 2048 Fasser gesunken die 117 aktiven Fischer produzierten durchschnittlich 17 5 Fasser Im Jahr 1844 stellten 105 Fischer insgesamt 3346 Fasser Salzhering her rund 32 Fasser pro Fischer 1850 war das letzte sehr produktive Jahr mit einer Jahresproduktion von 5408 Fassern und einem Durchschnitt von 52 5 Fassern bei 103 aktiven Fischern Danach sanken die Mengen immer weiter im Jahr 1890 kamen auf 64 Fischer insgesamt nur noch 339 Fasser durchschnittlich 5 Fasser pro Fischer 36 37 Durch die starken Einkommensschwankungen waren die meisten Fischer darauf angewiesen Darlehen aufzunehmen um schlechte Jahre zu uberbrucken In guten Jahren hatten sie genugend Einnahmen um ein mittelstandlerisches Leben zu fuhren die Schulden trugen sie jedoch nur selten ab und uberschuldeten sich immer mehr Aufgrund der Steuererklarungen der Gavlefischer wurden 1759 91 8 Prozent von ihnen wegen geringer Fangmengen als arm klassifiziert Im Jahr 1765 war die Zahl der armen Fischer wieder auf 12 5 Prozent gesunken Selbst in guten Jahren konnten die Fischer finanziell nicht mit den reichsten Burgern der Stadt den Kaufleuten mithalten Durch das standige Auf und Ab konnten die wenigsten wirtschaftliche Reserven bilden um in wenig produktiven Jahren keine Schulden aufnehmen zu mussen Hochstens ein Zehntel der Fischer war am Ende ihres Lebens wohlhabender als zu Beginn mindestens ein Viertel war bettelarm Wenn ein Fischer seine Galeasse in einem Sturm oder durch Eisgang verlor war dies oft gleichbedeutend mit dem Bankrott Das Geld fur einen Neubau war meistens nicht vorhanden und die Familie konnte nicht mehr zu ihren Fangplatzen fahren 38 Boote Bearbeiten nbsp Anna im Hafen von Gavle 1899Fur ihre Fernfahrten benutzten die Gavlefischer Galeassen offene Boote in Klinkerbauweise Ursprunglich waren sie nur mit einem Grosssegel ausgestattet Mitte des 18 Jahrhunderts anderte sich die Takelung Die Boote hatten dann Rahsegel an Grossmast und Besanmast dazu Fock und Kluver Die Grosse der Galeassen schwankte stark die reicheren Fischer konnten bis zu 120 Tonnen laden und fuhrten Handelsfahrten durch Im Durchschnitt waren die Boote fur etwa 30 bis 50 Tonnen ausgelegt Galeassen armerer Fischer konnten teilweise nur mit 15 Tonnen beladen werden Die letzte fur Fernfahrten benutzte Galeasse war Anna die Anfang des 19 Jahrhunderts gebaut worden war Sie gehorte Erik August Grellson und hatte eine Grosse von 44 Registertonnen Nachdem Grellson 1895 zum letzten Mal nach Trysunda gesegelt war verkaufte er das Boot an ein Sagewerk Nach dem Umbau zum Prahm lief es 1916 bei einem Holztransport vor Soderhamn auf Grund und sank 39 In den Fischerdorfern hatten die Fischer kleinere Boote fur den taglichen Fischfang Die grossten dieser Ruderboote waren etwa 26 Fuss lang und wurden bei der Ringwadenfischerei verwendet Zum Fischfang mit normalen Netzen benutzten sie Boote mit einer Lange von rund 24 Fuss Wie die Galeassen waren die Ruderboote in Klinkerbauweise gebaut bestanden aus bis zu 14 Querspanten und vier oder funf Planken Als Material benutzten die Bootsbauer Fichtenholz teilweise mit verdrehtem Holz zur Verstarkung 40 Leben in Gavle Bearbeiten nbsp Islands Lillan im Jahr 1875 auf der linken Seite stehen noch alte Magazine In Gavle wohnten die Fischer in den ostlichen Stadtvierteln an den Ostra Lillan und Islands Lillan genannten Mundungsarmen des Gavlean Am Fluss standen Magazine und Schuppen an denen die Boote vertaut lagen Oberhalb davon lagen Scheunen Speicher und Plumpsklos ganz oben die zweigeschossigen Wohnhauser mit den Giebeln zur Strasse Die Grundstucke hatten eine langliche Form das Wohnhaus belegte fast die gesamte Breite daneben fuhrte ein Weg zur Freiflache vor den Wirtschaftsgebauden Im Gegensatz zu den einfachen Behausungen in den Fischerdorfern waren die Hauser in Gavle komfortabel und geraumig teilweise sogar luxurios eingerichtet 41 Die Fischer Gavles waren ab 1738 in der Fischersozietat organisiert Bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts waren sie die grosste Gruppierung innerhalb der Burgerschaft Gavles und konnten zusammen mit der Handwerkerzunft bestimmen welche Personen die Amter der Stadt bekleideten Mit einer gemeinsamen Kasse unterstutzte die Gemeinschaft arme Mitglieder und Fischerwitwen Die Fischersozietat musste 1865 aufgelost werden da veranderte Gesetze eine andere Rechtsform erforderten Als Nachfolger entstand der Fischerverein 42 Untereinander pflegten die Fischer enge soziale Kontakte die meisten von ihnen waren miteinander verwandt Fremde Fischer konnten leichter Mitglieder der Burgerschaft werden wenn sie Fischertochter oder witwen heirateten Durch die Gemeinschaft in den Fischerdorfern kannten sich alle gut teilweise arbeiteten Sohne oder Tochter eines Fischers als Knechte oder Magde bei einem anderen 43 Manchmal nahmen die Gavlefischer im Herbst junge Manner aus der Gegend um ihr Dorf mit nach Gavle Diese studierten den Winter uber an der Universitat Uppsala und fuhren im Fruhjahr mit den Fischern zuruck zu ihren Familien 44 Literatur BearbeitenAlbert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske In Ur Gavle stads historia hrsg v Philibert Humbla Gavle 1946 S 321 360 Bo Hellman Skeppsmalns fiskelage en gammal gavlebohamnn Ornskoldsviks museums smaskriftserie nr 2 Ornskoldsvik 1979 ISSN 0348 7245 Jan Moritz Gavlefiskarna i Angermanland W Sonst Gavle 1992 Johan Nordlander Gavlebornas fiskefarder till Angermanlands kust In Fran Gastrikland Gastriklands kulturhistoriska forenings meddelanden Gastriklands kulturhistoriska forening Gavle 1923 S 93 109 ISSN 0429 2820 Kjell E G Soderberg Fiskarkulturen pa Ulvon Ornskoldsviks museums smaskriftserie nr 10 Ornskoldsvik 1982 ISBN 91 86138 20 0 ISSN 0348 7245 Kjell E G Soderberg Ulvo gamla kapell Kulturnamnden i Ornskoldsviks kommun Ornskoldsvik 1972 Kjell E G Soderberg Ulvohamn tva bilder ur ett fiskelages historia Goteborg 1995 Per Vedin Det forntida fisket vid norrlandskusten Gavlebohamnar under gangna arhundraden Skolforlaget Gavle 1930 Einzelnachweise Bearbeiten a b Jan Moritz Gavlefiskarna i Angermanland 1992 S 1 Kjell E G Soderberg Ulvohamn tva bilder ur ett fiskelages historia 1995 S 27 29 Kjell E G Soderberg Ulvohamn tva bilder ur ett fiskelages historia 1995 S 35 Kjell E G Soderberg Ulvo gamla kapell 1972 S 1 Johan Nordlander Gavlebornas fiskefarder till Angermanlands kust 1923 S 1 3 Johan Nordlander Gavlebornas fiskefarder till Angermanlands kust 1923 S 3 Per Vedin Det forntida fisket vid norrlandskusten Gavlebohamnar under gangna arhundraden 1930 S 90 Johan Nordlander Gavlebornas fiskefarder till Angermanlands kust 1923 S 8 13 Per Vedin Det forntida fisket vid norrlandskusten Gavlebohamnar under gangna arhundraden 1930 S 91 Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 11 12 Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 6 Kjell E G Soderberg Ulvo gamla kapell 1972 S 3 Jan Moritz Gavlefiskarna i Angermanland 1992 S 10 12 Per Vedin Det forntida fisket vid norrlandskusten Gavlebohamnar under gangna arhundraden 1930 S 17 20 Per Vedin Det forntida fisket vid norrlandskusten Gavlebohamnar under gangna arhundraden 1930 S 21 Kjell E G Soderberg Ulvohamn tva bilder ur ett fiskelages historia 1995 S 71 Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 21 Jan Moritz Gavlefiskarna i Angermanland 1992 S 8 Kjell E G Soderberg Fiskarkulturen pa Ulvon 1982 S 9 11 Kjell E G Soderberg Ulvohamn tva bilder ur ett fiskelages historia 1995 S 47 55 77 Jan Moritz Gavlefiskarna i Angermanland 1992 S 4 Kjell E G Soderberg Ulvohamn tva bilder ur ett fiskelages historia 1995 S 82 Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 20 a b c Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 4 7 10 Per Vedin Det forntida fisket vid norrlandskusten Gavlebohamnar under gangna arhundraden 1930 S 121 Johan Nordlander Gavlebornas fiskefarder till Angermanlands kust 1923 S 2 3 Kjell E G Soderberg Ulvohamn tva bilder ur ett fiskelages historia 1995 S 47 Per Vedin Det forntida fisket vid norrlandskusten Gavlebohamnar under gangna arhundraden 1930 S 26 Kjell E G Soderberg Fiskarkulturen pa Ulvon 1982 S 18 20 Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 29 Kjell E G Soderberg Fiskarkulturen pa Ulvon 1982 S 21 23 Jan Moritz Gavlefiskarna i Angermanland 1992 S 6 Per Vedin Det forntida fisket vid norrlandskusten Gavlebohamnar under gangna arhundraden 1930 S 18 22 Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 16 Jan Moritz Gavlefiskarna i Angermanland 1992 S 7 Kjell E G Soderberg Ulvohamn tva bilder ur ett fiskelages historia 1995 S 91 Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 14 16 Kjell E G Soderberg Ulvohamn tva bilder ur ett fiskelages historia 1995 S 61 92 93 102 103 Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 24 26 Kjell E G Soderberg Fiskarkulturen pa Ulvon 1982 S 25 Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 30 32 Albert Eskerod Gavlebornas strommingsfiske 1946 S 18 19 Kjell E G Soderberg Ulvohamn tva bilder ur ett fiskelages historia 1995 S 42 Jan Moritz Gavlefiskarna i Angermanland 1992 S 14 nbsp Dieser Artikel wurde am 4 Dezember 2013 in dieser Version in die Liste der exzellenten Artikel aufgenommen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Gavlefischer amp oldid 229263167