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Dieser Artikel behandelt den Schriftsteller fur den Chemiker siehe Fritz Schlotterbeck Albert Friedrich genannt Frieder Schlotterbeck 6 Januar 1909 in Reutlingen 7 April 1979 in Berlin Buch war ein deutscher Widerstandskampfer gegen den Nationalsozialismus und Schriftsteller Friedrich Schlotterbeck ca 1930Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Werke 3 Horspiele 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFrieder war der Sohn des Metallarbeiters Gotthilf Schlotterbeck und dessen Frau Maria seine Geschwister waren die Widerstandskampfer Gertrud Lutz 1910 1944 und Hermann Schlotterbeck 1919 1945 er lernte Tischler und wurde nach der Ausbildung arbeitslos Seit 1923 war er Mitglied des Kommunistischen Jugendverbands Deutschlands KJVD 1928 trat er in die KPD ein 1929 30 Besuch der KJ Schule in Moskau und Puschkino August 1932 bis Juli 1933 in verschiedenen Funktionen der KJI in Schweden Danemark tatig nach einem Besuch zur Berichterstattung in Moskau kehrte er im Juli 1933 nach Deutschland zuruck und wurde als Jugend Bezirksleiter in Sachsen eingesetzt Am 1 Dezember 1933 wurde er in Chemnitz festgenommen und 5 Oktober 1934 zu drei Jahren Zuchthaus verurteilt Zunachst kam er in das Zuchthaus Justizvollzugsanstalt Waldheim in dem viele Personen aus politischen Grunden ab 1933 inhaftiert wurden Dort lernte er Helmut Holtzhauer kennen mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verband Nach seiner Entlassung aus dem Zuchthaus wurde er am 5 Mai 1937 in Schutzhaft genommen die er im Schutzhaftlager Welzheim verbrachte Mit seiner am 28 August 1943 erfolgten Entlassung aus dem KZ Welzheim verband die Gestapo das Ziel ihn als Lockspitzel zur Aufspurung staatsfeindlicher Aktivitaten zu verwenden Schlotterbeck gelang es nach Aussage des ihn betreuenden Kommissars Junginger die Gestapo an der Nase herumzufuhren 1 Nach dem uberraschenden Auftauchen des Fallschirmagenten Eugen Nesper arbeitete Schlotterbeck mit seiner ganzen Familie und seiner Braut Else Himmelheber im Stadtteil Luginsland in Stuttgart Unterturkheim aktiv gegen das Nazi Regime Im Juni 1944 wollten Else Himmelheber und Friedrich Schlotterbeck heiraten eine Woche vor dem geplanten Termin kam heraus dass Nesper als Spitzel fur die Gestapo arbeitete und die Gruppe an diese verraten hatte Der engere Kreis der Gruppe Herman Schlotterbeck Eugen Nesper Else Himmelheber Karl Stabler und Friedrich Schlotterbeck beschlossen auf getrennten Wegen in die Schweiz zu entkommen Schlotterbeck gelang als einzigem die Flucht am 4 Juni 1944 uberquert er die Grenze in der Gegend von Weisweil Klettgau Am 10 Juni 1944 wurden seine Eltern Maria und Gotthilf Schlotterbeck sowie ihre Tochter Gertrud Lutz verhaftet In den folgenden Tagen nahm die Gestapo alle Personen in Haft die in Kontakt mit Eugen Nesper gestanden hatten wie Emil Garttner ein Arbeitskollege von Herman Schlotterbeck Erich Heinser Sophie Klenk Herman und Emmy Seitz Else Himmelheber wurde auf ihrer Flucht in einem Zug auf dem Weg Richtung Alpen gestellt Theodor Seitz der Mann von Emmy Seitz wurde als Soldat vor ein Kriegsgericht gestellt und zum Tode verurteilt In der Stuttgarter Gestapozentrale Hotel Silber wurden die Inhaftierten monatelang verhort und wahrscheinlich auch gefoltert ohne dass sie Angaben uber ihre Verbindungen und ihre Untergrundtatigkeit machten Am 27 November 1944 wurden sie von Stuttgart nach Dachau transportiert und dort ohne Gerichtsverhandlung auf Anordnung des Reichssicherheitshauptamtes am 30 November 1944 erschossen nbsp Gedenkstein fur Hermann Schlotterbeck Gottlieb Aberle und Andreas Stadler am Klarwerk RiedlingenFriedrichs Bruder Hermann Schlotterbeck wurde nachdem er wochenlang untergetaucht war am 16 September 1944 von einem Spitzel denunziert Nach monatelanger Haft und Folter im KZ Welzheim Gestapogefangnis wurde er kurz vor Kriegsende von der SS im Zuge der Raumung des Lager per LKW abtransportiert Am 21 April 1945 wurde er in einem Wald bei Riedlingen auf Befehl des Leiters der offiziell bereits aufgelosten Staatspolizeileitstelle Stuttgart Friedrich Mussgay durch den SS und Gestapo Mann Albert Rentschler erschossen 2 3 Einzig Karl Stabler der bei seinem gescheiterten Fluchtversuch uber die Schweizer Grenze einen Oberschenkeldurchschuss erlitt gelang es zuruck nach Stuttgart zu fahren Dort wurde er von Freunden bis zum Ende des Krieges in einem Gartenhaus versteckt Frieder Schlotterbeck hatte nach seiner gegluckten Flucht in der Schweiz seine fruhere Jugendfreundin Anna Leibbrand geborene Wiedmann 1902 1972 getroffen Diese hatte 1924 den KPD Politiker Robert Leibbrand geheiratet von dem sie einen Sohn hatte und lebte in zweiter Ehe mit dem Schweizer Arzt Hans von Fischer Fischer grundete 1937 den CSS Centrale Sanitaire Suisse eine Hilfsorganisation Nach Kontaktaufnahme mit der Schweizer Parteiorganisation wurde Schlotterbeck wegen seiner Vereinbarung mit der Gestapo aus der Partei ausgeschlossen Er erhielt als eine Art Erziehungsmassnahme den Auftrag seine Erlebnisse aufzuschreiben und fasste seine Erinnerungen an die Zeit des Nationalsozialismus in dem Buch Je dunkler die Nacht desto heller leuchten die Sterne zusammen das 1945 erschien und den Verfasser schnell bekannt machte Im Juni 1945 kehrte Schlotterbeck nach Stuttgart zuruck und erfuhr erst dort vom Schicksal seiner Familie und seiner Freunde Er veroffentlichte daruber 1945 eine kurze Schilderung in der Broschure wegen Vorbereitung zum Hochverrat hingerichtet Kurz nach seiner Ruckkehr wurde er Vorsitzender der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes VVN in Wurttemberg engagierte sich als Prasident Leiter des Deutschen Roten Kreuzes im damaligen Land Wurttemberg Baden und war gleichzeitig Mitglied der KPD Landesleitung Kurz nach der Befreiung vom Nationalsozialismus grundete die Centrale Sanitaire Suisse CSS in Stuttgart mit Schlotterbeck und seinem Freund Robert Welsch die Suddeutsche Arzte und Sanitatshilfe SAS Schlotterbeck requirierte Erholungsheime fur ehemalige KZ Insassen u a im Harpprechthaus bei Schopfloch Lenningen dabei wurde er massgeblich von der CSS unterstutzt Schlotterbeck nahm Wilfriede Lutz zu sich auf die Tochter seiner Schwester Gertrud die im Alter von zwei Jahren der Mutter bei der Verhaftung weggenommen wurde Gemeinsam mit seiner spateren Frau Anna von Fischer gesch Anna Leibbrand ubersiedelte er auf Initiative des damaligen Sachsischen Volksbildungsminsters Helmut Holtzhauer im April 1948 in die Sowjetische Besatzungszone In Stuttgart waren ihm zunehmend Schwierigkeiten aufgrund seiner kommunistischen Gesinnung gemacht wurden U a wurde ihm auf Druck der amerikanischen Militarverwaltung das Prasidentenamt des Roten Kreuzes entzogen da er sich gegen eine Beteiligung an der Berliner Luftbrucke ausgesprochen hatte Friedrich Schlotterbeck wurde Stadtrat fur Volksbildung in Dresden Dort kam er in Kontakt mit Kunstlern wie Martin Hellberg der seine geradlinige Art schatzte woraus eine langjahrige Freundschaft zwischen beiden entstand Im Februar 1951 wurden Schlotterbeck und seine Frau nach einer Intervention der sachsischen Landesparteikontrollkommission der SED kurzfristig aus der Partei wegen Spionageverdachts ausgeschlossen Auch geriet das Paar ins Visier der Zentralen Parteikontrollkommission ZPKK und des gerade gegrundeten Ministeriums fur Staatssicherheit Schlotterbeck wurde bezichtigt ein V Mann der Gestapo gewesen zu sein zudem wurden ihm und seiner Frau Kontakte zu Noel Field und Herta Jurr Tempi in der Schweiz vorgeworfen Schlotterbeck verlor sein Amt als Stadtrat und ging Mitte April 1951 als Bergarbeiter zur SDAG Wismut ins Erzgebirge wo er seine Loyalitat gegenuber dem Staat durch hervorragende Arbeit in den beruchtigten Uranminen demonstrieren sollte Und die ZPKK ordnete die Einstampfung seines Buches Je dunkler die Nacht desto heller die Sterne an nbsp Grab von Anna und Friedrich SchlotterbeckAm 15 Februar 1953 wurden er und seine Frau sie hatten 1951 geheiratet verhaftet und uber ein Jahr im Volkshaus in Chemnitz gefangen gehalten am 27 April 1954 wurde er vom 1 Strafsenat des Bezirksgericht Rostock wegen Verbrechens gemass Artikel 6 der DDR in Verbindung mit einem Vergehen gegen die Kontrollratsdirektive 38 und wegen verbrecherischen Beziehungen zu dem amerikanischen Agenten Noel H Field zu sechs Jahren Zuchthaus verurteilt Die Strafe wurde 1954 auf drei Jahre Haft reduziert Beide wurden am 15 Februar 1956 nach genau drei Jahren Haft entlassen Im Zuge der Entstalinisierung der DDR erfolgte eine Rehabilitierung Strafregistertilgung und die Wiederaufnahme in die SED Friedrich und Anna Schlotterbeck lebten infolge in Gross Glienicke Bezirk Potsdam und arbeiteten als Schriftsteller und Horspielautoren Gemeinsam schrieben sie u a Die Memoiren der Frau Viktoria 1962 Sie waren eng befreundet mit der Schriftstellerin Christa Wolf und deren Mann Gerhard Zudem unterhielt er weiterhin freundschaftliche Beziehungen zu Renate und Helmut Holtzhauer der inzwischen Generaldirektor der Nationalen Forschungs und Gedenkstatten der klassischen deutschen Literatur in Weimar war Zu den bekanntesten Werken Schlotterbecks gehoren Im Rosengarten von Sanscoussi 1968 eine polemische Abrechnung mit der preussischen Geschichte 1969 hielt Schlotterbeck eine Rede in seiner alten Heimat Unterturkheim anlasslich der 25 Totengedenkfeier zu Ehren der Widerstandsgruppe Nach einem Herzinfarkt und anschliessendem Aufenthalt in der Klinik fur Schlaftherapie in Berlin Buch starb Friedrich Schlotterbeck am 7 April 1979 in Gross Glienicke Er wurde auf dem dortigen Friedhof beigesetzt Die Grabrede hielt Christa Wolf Werke BearbeitenFriedrich Schlotterbeck wegen Vorbereitung zum Hochverrat hingerichtet Europa Stuttgart Degerloch 1945 PDF http purl flvc org fau fd FA00002570 PDF Friedrich Schlotterbeck Je dunkler die Nacht desto heller die Sterne Europa Zurich 1945 Walter Stuttgart 1986 ISBN 3 925440 10 0 Friedrich Schlotterbeck Je dunkler die Nacht Erinnerungen eines deutschen Arbeiters 1933 1945 Schmetterling Verlag Stuttgart 2019 ISBN 3 89657 172 9 Anna Josephine Fischer Hinter den sieben Bergen Buchergilde Gutenberg Zurich 1945 Anna Schlotterbeck Die verbotene Hoffnung Aus dem Leben einer Kommunistin Facta Oblita Hamburg 1990 ISBN 3 926827 31 9 Horspiele Bearbeiten1958 Mit Anna Schlotterbeck S M S Prinzregent Luitpold Regie Theodor Popp Rundfunk der DDR 1959 Mit Anna Schlotterbeck Sturmische Tage Regie Helmut Hellstorff Rundfunk der DDR Literatur BearbeitenJulius Schatzle Stationen zur Holle Konzentrationslager in Baden und Wurttemberg 1933 1945 Roderberg Frankfurt am Main 1974 ISBN 3 87682 035 9 Gunter Randecker Michael Horlacher Hrsg Mein Gott Grabenstetten ist mir doch wie ein kleines Paradies in Erinnerung 100 Jahre Gertrud Lutz geb Schlotterbeck Briefe Dokumente Bilder Stuttgart 2010 Martin Hellberg Im Wirbel der Wahrheit Lebenserinnerungen eines Theatermannes 1933 1951 Henschel Berlin 1978 Martin Hellberg Mit scharfer Optik Erinnerungen eines Filmmenschen 1951 1981 Henschel Berlin 1982 Christa Wolf Ein Tag im Jahr 1960 2000 Luchterhand Munchen 2003 Suhrkamp Frankfurt am Main 2008 ISBN 978 3 518 46007 8 Schlotterbeck Friedrich In Hermann Weber Andreas Herbst Deutsche Kommunisten Biographisches Handbuch 1918 bis 1945 2 uberarbeitete und stark erweiterte Auflage Dietz Berlin 2008 ISBN 978 3 320 02130 6 Ingrid Bauz Sigrid Bruggemann Roland Maier Hrsg Die Geheime Staatspolizei in Wurttemberg und Hohenzollern Stuttgart 2013 ISBN 3 89657 138 9 Schlotterbeck Friedrich in Werner Roder Herbert A Strauss Hrsg Biographisches Handbuch der deutschsprachigen Emigration nach 1933 Band 1 Politik Wirtschaft Offentliches Leben Munchen Saur 1980 S 653Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Friedrich Schlotterbeck Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Literatur von und uber Friedrich Schlotterbeck im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Die Widerstandsgruppe Schlotterbeck aus Luginsland abgerufen am 16 Juni 2015 Kurzbiographie und Angaben zum Werk von Friedrich Schlotterbeck bei Literaturport Virtueller Geschichtsort Hotel Silber Darstellung der Geschichte um die Gruppe Schlotterbeck Eugen Nesper und die Gestapo Sigrid Bruggemann Hinrichtung in DachauEinzelnachweise Bearbeiten Spruchkammer I Stuttgart Einstellungs Beschluss gegen Friedrich Schlotterbeck in BStU MfS AU 309 54 Bd 8 Bl 91f Ingrid Bauz Sigrid Bruggemann Roland Maier Hrsg Die Geheime Staatspolizei in Wurttemberg und Hohenzollern Stuttgart 2013 ISBN 3 89657 138 9 S 409f LG Ravensburg 21 Mai 1948 In Justiz und NS Verbrechen Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Totungsverbrechen 1945 1966 Bd II bearbeitet von Adelheid L Ruter Ehlermann C F Ruter Amsterdam University Press 1969 Nr 59 S 519 535 Erschiessung von 3 Gestapohaftlingen auf Befehl des Reichssicherheitshauptamts wegen landesverraterischen Verhaltens Memento vom 23 Juli 2016 im Internet Archive Normdaten Person GND 11881432X lobid OGND AKS LCCN no2002099216 VIAF 119502692 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Schlotterbeck FriedrichALTERNATIVNAMEN Schlotterbeck Albert Friedrich Schlotterbeck FriederKURZBESCHREIBUNG deutscher Widerstandskampfer und AutorGEBURTSDATUM 6 Januar 1909GEBURTSORT ReutlingenSTERBEDATUM 7 April 1979STERBEORT Berlin Buch Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Schlotterbeck amp oldid 239409281