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Friedrich Pietrusky 12 Januar 1893 in Pschow 1 23 November 1971 in Pocking 2 war ein deutscher Gerichtsmediziner und Hochschullehrer Friedrich Pietrusky Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1 1 Fruhe Jahre Studium Berufseinstieg und Hochschullehrer 1 2 Zeit des Nationalsozialismus Ordinarius in Bonn und Heidelberg 1 3 Nachkriegszeit 2 Schriften 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenFruhe Jahre Studium Berufseinstieg und Hochschullehrer Bearbeiten Friedrich Pietrusky war der Sohn des Bergwerksdirektors Friedrich Pietrusky 1862 1946 und dessen Ehefrau Elfriede 1870 1953 geborene Harbolla 3 Er beendete seine Schullaufbahn 1913 am Realgymnasium mit dem Abitur und studierte danach an der Universitat Freiburg und der Universitat Breslau Medizin 1914 schloss er sich in Breslau dem Corps Borussia an 4 Von 1914 bis 1916 nahm er als Kriegsfreiwilliger am Ersten Weltkrieg teil zuletzt als Unteroffizier 5 Nachdem er 1916 als dienstunfahig aus dem Kriegsdienst entlassen worden war setzte er das Studium in Breslau fort und legte dort 1919 das Staatsexamen ab Des Weiteren betatigte er sich in Freikorps und nahm 1920 am Kapp Putsch teil Nach dem Medizinalpraktikum dass er u a an der Universitatsaugenklinik Breslau ableistete wurde er 1921 mit der Dissertation Das Verhalten der Augen im Schlafe zum Dr med promoviert 6 1922 wurde er 1 Assistent am Institut fur Gerichtliche Medizin der Universitat Breslau Im Dezember 1924 wurde er in dieser Funktion nach Munsterberg gerufen um dort im Beisein der Polizei den Wohnraum des Serienmorders Karl Denke in der Teichstrasse 10 zu untersuchen In Denkes Wohnraum wurden u a Topfe mit Fleisch und Fett seiner Opfer entdeckt 7 1924 legte er die Prufung zum Kreisarzt ab Er habilitierte sich 1925 fur das Fach Gerichtliche Medizin und wurde als Privatdozent in Breslau tatig Nach dem Tod des Direktors des Breslauer Instituts fur Gerichtliche Medizin Georg Puppe ubernahm er noch 1925 die kommissarische Leitung der Einrichtung Pietrusky folgte 1927 dem Ruf auf den Lehrstuhl fur gerichtliche Medizin an die Universitat Halle und leitete als Direktor das dortige gerichtlich medizinische Institut Von Halle wechselte Pietrusky zum 1 November 1930 als Nachfolger des Ordinarius Victor Muller Hess an die Universitat Bonn wo er dem Institut fur gerichtliche und soziale Medizin vorstand 8 Zeit des Nationalsozialismus Ordinarius in Bonn und Heidelberg Bearbeiten Der angesehene Wissenschaftler war 1933 34 und 1935 36 Rektor sowie 1934 35 und 1936 bis 1939 als auch 1942 Prorektor der Universitat Bonn 9 Pietrusky war seit 1933 Parteianwarter und wurde 1937 ruckwirkend zum 1 Mai 1933 in die NSDAP Mitgliedsnummer 2 103 018 aufgenommen Des Weiteren gehorte er dem NS Arztebund sowie dem NS Lehrerbund an und war Forderndes Mitglied der SS 6 Er war Beisitzer am Erbgesundheitsobergericht in Koln wo uber Zwangssterilisationen nach dem Gesetz zur Verhutung erbkranken Nachwuchses entschieden wurde 9 Der Historiker Hans Paul Hopfner 1953 zahlt Pietrusky zu den unangenehmsten Bonner Nationalsozialisten und schrieb ihm eine besonders perfide Art von Konjunkturrittertum zu 10 Zusammen mit 13 weiteren Hochschullehrern und Assistenten der Bonner Universitat unterzeichnete er am 4 Marz 1933 im Bonner General Anzeiger den Aufruf Fur Adolf Hitler 11 Am 1 Mai 1933 hielt Parteianwarter Pietrusky seine Antrittsrede als Rektor im NS Stil und schwadronierte uber das versagende Burgertum das Internationale Judentum sowie Horst Wessel Er liess als politisch unzuverlassig geltende Kollegen listen genehmigte studentische Boykottaktionen u a gegen den Psychologen Kurt Gottschaldt und initiierte nationalsozialistische Schulungskurse fur Studenten und Dozenten 12 Ab September 1934 war Pietrusky zwei Jahre lang Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft fur gerichtliche und soziale Medizin 13 Pietrusky wurde 1937 zum Mitglied der Sektion Gerichtliche Medizin der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina gewahlt 14 1938 war er am DFG Projekt Wirkung von Giftstoffen und Kampfgiften auf die Zellfermente beteiligt 15 Pietrusky intrigierte wahrend des Zweiten Weltkrieges gegen den sich an der Ostfront befindlichen Rektor der Universitat Bonn Karl F Chudoba wegen dessen angeblicher katholischer Hochschulpolitik Pietrusky der in diesem Konflikt unterlag erhielt eine strenge Verwarnung vom Obersten Parteigericht der NSDAP und konnte nur aufgrund seiner Verdienste fur die Partei 1942 auf ein Extraordinariat nach Heidelberg wechseln 16 Er nahm an geheimen Forschungen fur die Luftwaffe teil Er war Herausgeber der Zeitschrift fur die gesamte gerichtliche Medizin 15 Nachkriegszeit Bearbeiten Nach der Befreiung vom Nationalsozialismus wurde Pietrusky 1945 von seinem Professorenamt entbunden und wurde nicht wieder in den Hochschuldienst ubernommen Seine Forschungsschwerpunkte waren Techniken der Blutgruppenbestimmung Vaterschaftsnachweisen 6 Offiziell wurde er erst 1954 emeritiert Pietrusky wurde Ehrenprasident der Internationalen Akademie fur gerichtliche und soziale Medizin in Kopenhagen und gehorte dem Prasidium der Internationalen Akademie der gerichtlichen Medizin an 15 Schriften BearbeitenFerdinand von Neureiter Friedrich Pietrusky und Eduard Schutt Handworterbuch der gerichtlichen Medizin und naturwissenschaftlichen Kriminalistik Springer Berlin 1940 Gerichtliche Medizin Handbucherei fur den Offentlichen Gesundheitsdienst Band 15 Berlin Carl Heymanns Verlag 1938 Digitalisat der Niederschlesischen Digitalen Bibliothek Wroclaw Technik der Blutgruppenbestimmung mit Einfuhrung in die Blutgruppenpraxis Fur Krankenhausarzte u gerichtl Sachverstandige Springer Berlin 1940 Das Blutgruppengutachten Biederstein Munchen 1949 1 Auflage Uber den medizinischen Vaterschaftsnachweis und die Bewertung seiner Untersuchungsergebnisse nach dem heutigen Stande der Wissenschaft C F Muller Karlsruhe 1954 Literatur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Studien zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte Band 6 Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 130 Friedrich Herber Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Voltmedia Paderborn 2006 ISBN 3 938478 57 8 Hans Paul Hopfner Die Universitat Bonn im Dritten Reich Akademische Biographien unter nationalsozialistischer Herrschaft Academica Bonnensia Veroffentlichungen des Archivs der Rheinischen Friedrich Wilhelms Universitat zu Bonn Band 12 Bouvier Bonn 1999 ISBN 3 416 02904 6 Ralf Forsbach Die Medizinische Fakultat der Universitat Bonn im Dritten Reich Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2006 ISBN 3 486 57989 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Friedrich Pietrusky im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Eintrag zu Friedrich Pietrusky im Catalogus Professorum HalensisEinzelnachweise Bearbeiten Geburtsdatum und ort nach Oskar Pusch Das schlesische Tuchmachergeschlecht Renner und seine Versippung Ostdeutsche Forschungsstelle im Lande Nordrhein Westfalen Ausgabe 13 Dortmund 1967 S 41 Ralf Forsbach Die Medizinische Fakultat der Universitat Bonn im Dritten Reich Oldenbourg Wissenschaftsverlag Munchen 2006 S 119 nennt Zalenze bei Kattowitz als Geburtsort und Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 462 Kattowitz Sterbedatum ort nach Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 462 Oskar Pusch Das schlesische Tuchmachergeschlecht Renner und seine Versippung Ostdeutsche Forschungsstelle im Lande Nordrhein Westfalen Ausgabe 13 Dortmund 1967 S 41 Kosener Corpslisten 1960 78 746 Michael Gruttner Biographisches Lexikon zur nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik Studien zur Wissenschafts und Universitatsgeschichte Band 6 Synchron Heidelberg 2004 ISBN 3 935025 68 8 S 130 a b c Friedrich Pietrusky im Catalogus Professorum Halensis Armin Rutters Vater Denke Ich rieche rieche Menschenfleisch Deutschland 1924 In Historische Serienmorder Menschliche Ungeheuer vom spaten Mittelalter bis zur Mitte des 20 Jahrhunderts Band II Kirschschlager 2009 ISBN 978 3 934277 25 0 S 164ff Friedrich Herber Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Militzke Leipzig 2002 ISBN 3 86189 249 9 S 150 a b Ralf Forsbach Die Medizinische Fakultat der Universitat Bonn im Dritten Reich Munchen 2006 S 120 Hans Paul Hopfner Die Universitat Bonn im Dritten Reich Akademische Biographien unter nationalsozialistischer Herrschaft Bonn 1999 S 68 Ralf Forsbach Die Medizinische Fakultat in der NS Zeit In Thomas Becker Hrsg Zwischen Diktatur und Neubeginn Die Universitat Bonn im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit Bonn 2008 S 131 Ralf Forsbach Die Medizinische Fakultat der Universitat Bonn im Dritten Reich Munchen 2006 S 120f Friedrich Herber Gerichtsmedizin unterm Hakenkreuz Militzke Leipzig 2002 ISBN 3 86189 249 9 S 210 216 Mitgliedseintrag von Pietrusky Friedrich Pietrusky bei der Deutschen Akademie der Naturforscher Leopoldina abgerufen am 11 April 2015 a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 462 Ralf Forsbach Die Medizinische Fakultat der Universitat Bonn im Dritten Reich Munchen 2006 S 123ff Normdaten Person GND 116184981 lobid OGND AKS VIAF 5675911 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Pietrusky FriedrichALTERNATIVNAMEN Pietrusky FritzKURZBESCHREIBUNG deutscher Gerichtsmediziner und HochschullehrerGEBURTSDATUM 12 Januar 1893GEBURTSORT PschowSTERBEDATUM 23 November 1971STERBEORT Pocking Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Pietrusky amp oldid 223259397