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Kurt Gottschaldt 25 April 1902 in Dresden 24 Marz 1991 in Gottingen war ein deutscher Psychologe und Hochschullehrer Er leitete die Abteilung Erbpsychologie am Kaiser Wilhelm Institut fur Anthropologie menschliche Erblehre und Eugenik gilt als Nestor der fruhen DDR Psychologie und als einer der wichtigsten Vertreter der zweiten Generation der Schule der Gestaltpsychologie bzw der Gestalttheorie in Deutschland zusammen mit Wolfgang Metzger und Edwin Rausch Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ausgewahlte Publikationen 3 Literatur 4 Weblinks 5 EinzelnachweiseLeben BearbeitenGottschaldt wurde 1902 in Dresden als Sohn des Kaufmanns Hans Gottschaldt der spater als Fabrikdirektor in Schwarzenberg Erzgeb und Hannover tatig war geboren Er besuchte die Burgerschule in Schwarzenberg das Realgymnasium I in Hannover und legte schliesslich seine Reifeprufung am Falkrealgymnasium in Berlin ab Ab 1920 studierte Gottschaldt Physik und Chemie an der Universitat Berlin wandte sich dann jedoch angezogen von Wolfgang Kohlers Ideen zur Verbindung von Philosophie und Naturwissenschaft dem Studium der Philosophie und Psychologie zu Uber Befurwortung von Wolfgang Kohler und Kurt Koffka erhielt er 1926 eine bezahlte Assistentenstelle am Berliner Psychologischen Institut wo er mit seiner Untersuchung Uber den Einfluss der Erfahrung auf die Wahrnehmung von Figuren promoviert wurde 1929 erhielt er an der Rheinischen Provinzialanstalt fur seelisch Abnorme in Bonn als einer der ersten in Deutschland eine Vollzeit Anstellung als klinischer Psychologe und leitete dort die Psychologische Abteilung Diese Einrichtung wurde von Otto Lowenstein geleitet und hatte die Betreuung und Begutachtung von Kindern zur Aufgabe In dieser Zeit entstand seine auf der Gestaltpsychologie basierende Habilitationsschrift Der Aufbau des kindlichen Handelns die ihm zugleich die Lehrbefugnis an der Universitat Bonn eintrug In ihr stellte er die von ihm entwickelten Methoden zur Diagnostik von schwachsinnigen und normalen Kindern vor die eine eigenstandige Weiterentwicklung der Untersuchungsmethodiken Wolfgang Kohlers und Kurt Lewins darstellte Zur Zeit des Nationalsozialismus verfolgte Gottschaldt wie Mitchell Ash herausarbeitet 1 auch in seinen Arbeiten zur Erbpsychologie und Zwillingsforschung seine an Max Wertheimer und vor allem an Kurt Lewin orientierte Linie weiter Deshalb blieb Gottschaldt eine ordentliche Professur an der Berliner Universitat versagt Ab 1935 war er a o Professor an der Universitat Berlin leitete die Abteilung Erbpsychologie am Kaiser Wilhelm Institut fur Anthropologie menschliche Erblehre und Eugenik KWI A sowie die Poliklinik fur nervose und schwer erziehbare Kinder am Kinderkrankenhaus Berlin Wedding 2 Vor dem Hintergrund seiner durchgehend kritischen Haltung zur nationalsozialistischen Rassenpolitik wurde Gottschaldt nach 1946 in die sog Lewinsky Kommission berufen die Verschuers Beteiligung an der Umsetzung rassisch begrundeter Verfolgung einschatzen und beurteilen sollte 3 Im September 1946 wurde Gottschaldt zum o Professor und Direktor des fast vollig zerstorten Psychologischen Institutes berufen das nun in der Mathematisch Naturwissenschaftlichen Fakultat der 1949 in Humboldt Universitat zu Berlin HUB umbenannten Friedrich Wilhelms Universitat angesiedelt war Bis 1961 baute Gottschaldt das Institut zu einem der seinerzeit grossten und leistungsfahigsten Psychologischen Institute in Europa aus Von 1953 bis 1957 war Gottschaldt Dekan der Mathematisch Naturwissenschaftlichen Fakultat Ab 1955 war er gleichzeitig Leiter der Arbeitsstelle fur experimentelle und angewandte Psychologie an der Deutschen Akademie der Wissenschaften zu Berlin DAW 1959 wurde er als einziger Psychologe der DDR in den Vorstand der Deutschen Gesellschaft fur Psychologie gewahlt Dann aber sollte Gottschaldts Wirken aus ideologischen Grunden eingeschrankt werden denn man sah ihn als Vertreter einer burgerlichen Nicht Pawlowschen Psychologie 4 Nach seinen vergeblichen Versuchen die Psychologie vor ideologischen Einflussen zu schutzen sowie entsprechenden Konflikten im Institut erfolgte 1960 die Niederlegung seines Lehramts an der HUB und sein Ruckzug auf die Arbeitsstelle an der Akademie Gottschaldt folgte daher im Februar 1962 auf dem Fluchtwege einem 1961 erhaltenen Ruf an die Georg August Universitat Gottingen Da man ihn nicht ausreisen lassen wollte musste er die DDR wegen des 1961 erfolgten Baus der Berliner Mauer auf illegalem Wege verlassen er konnte aber vorher noch ca 1 3 seiner wissenschaftlichen Unterlagen heimlich nach Gottingen transferieren 5 6 Von 1962 bis 1970 setzte Gottschaldt an der Universitat in Gottingen als Direktor des Instituts fur Psychologie seine Arbeiten auf dem Gebiet der Personlichkeitspsychologie Entwicklungspsychologie der psychologischen Diagnostik 7 und der Sozialpsychologie fort fur die er hauptsachlich bekannt ist 1991 nahm er die Ehrenmitgliedschaft der Gesellschaft fur Gestalttheorie und ihre Anwendungen an mit der seine Verdienste um eine gestalttheoretisch fundierte Personlichkeitspsychologie gewurdigt wurden Viele akademische Schuler Gottschaldts aus seiner Zeit an der Humboldt Universitat HU wurden Hochschullehrer Walter Gutjahr Dozent fur Klinische Psychologie HU Johannes Helm Professor fur Klinische Psychologie HU und spater Maler in der Kunstlerkolonie Drispeth Rolf Jakuszek Dozent fur Padagogische Psychologie HU Friedhart Klix Professor fur Allgemeine Psychologie Jena HU Gerhard Rosenfeld Professor fur Padagogische Psychologie HU Hans Dieter Schmidt Professor fur Entwicklungs und Personlichkeitspsychologie HU Jurgen Mehl Oberassistent HU Hans Szewczyk Professor fur Medizinische Psychologie an der Nervenklinik der Charite Hans Dieter Rosler Rostock Erich Kurth Rostock Gisela Prillwitz Professorin fur Padagogische Psychologie HU Hans Jurgen Lander Professor an der HU und spater in Leipzig Edith Kasielke Professorin fur Psychodiagnostik HU Lothar Sprung Professor fur Methodologie und Methodik HU Zu seinen Schulern aus der Gottinger Zeit gehort Ernst Plaum Professor fur Differentielle und Personlichkeitspsychologie Eichstatt und Peter Fassheber Professor in Gottingen der sein Studium in Berlin begann Der Neurologe Matthias Gottschaldt war ein Sohn von ihm Ausgewahlte Publikationen Bearbeiten1926 Uber den Einfluss der Erfahrung auf die Wahrnehmung von Figuren I Uber den Einfluss gehaufter Einpragung von Figuren auf ihre Sichtbarkeit in umfassenden Konfigurationen In Psychologische Forschung 8 261 317 1929 Uber den Einfluss der Erfahrung auf die Wahrnehmung von Figuren II Vergleichende Untersuchungen uber die Wirkung figuraler Einpragung und den Einfluss spezifischer Geschehensverlaufe auf die Auffassung optischer Komplexe In Psychologische Forschung 12 1 87 1933 Der Aufbau des kindlichen Handelns Sonderheft der Zeitschrift fur angewandte Psychologie Leipzig 1940 Mitherausgeber von Grundriss der menschlichen Erblichkeitslehre und Rassenhygiene 5 Auflage mit Eugen Fischer Fritz Lenz Johannes Lange Otmar von Verschuer und Wilhelm Weitz 1942 Die Methodik der Personlichkeitsforschung in der Erbpsychologie In Erbpsychologie Heft 1 u 2 Leipzig 1950 Probleme der Jugendverwahrlosung Ein Bericht uber psychologische Untersuchungen in d Nachkriegszeit Leipzig Barth 1954 1962 Herausgeber der Zeitschrift fur Psychologie 1960 Das Problem der Phanogenetik der Personlichkeit In P Lersch amp H Thomae Hrsg Personlichkeitsforschung und Personlichkeitstheorie Handbuch der Psychologie Band 4 S 222 280 Gottingen Hogrefe 1968 Begabung und Vererbung Phanogenetische Befunde zum Begabungsproblem In H Roth Hrsg Begabung und Lernen S 129 150 Stuttgart Klett ISBN 978 3129268407 1972 Psychologie des programmierten Lernens Hannover Berlin Darmstadt Dortmund Schroedel ISBN 978 3507380196 Literatur BearbeitenErnst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Kurzbiografie zu Gottschaldt Kurt In Wer war wer in der DDR 5 Ausgabe Band 1 Ch Links Berlin 2010 ISBN 978 3 86153 561 4 Weblinks BearbeitenLiteratur von und uber Kurt Gottschaldt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek Ernst A Hany 2009 Kurt Gottschaldts Zwillingsstudie 1937 1967 HU Berlin Die Ara Kurt Gottschaldt Kurt Gottschaldt Biographische Angaben aus dem Handbuch Wer war wer in der DDR Revisiting Gottschaldt Embedded Figures in Art Architecture and DesignEinzelnachweise Bearbeiten Gestalt Psychology in German Culture Cambridge University Press New York 1995 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 194 Peter Weingart Jurgen Kroll Kurt Bayertz Rasse Blut und Gene Geschichte der Eugenik und Rassenhygiene Frankfurt am Main 1992 S 576 Heinz Elmar Tenorth Geschichte der Universitat Unter den Linden 1810 2010 Praxis ihrer Disziplinen Band 6 Selbstbehauptung einer Vision Sven Ebisch Mitchell G Ash Psychologie an der Humboldt Universitat Wiederaufbau unter Kurt Gottschaldt 1945 1962 de Gruyter 2010 Institutsgeschichte Berlin Die Ara Gottschaldt Kurt Gottschaldt Biographische Angaben aus dem Handbuch Wer war wer in der DDR siehe dazu Anna Arfelli Galli Kurt Gottschaldt und die psychologische Diagnostik in A Arfelli Galli Gestaltpsychologie und Kinderforschung Krammer Wien 2013 S 89 100 Normdaten Person GND 118702696 lobid OGND AKS LCCN no2008163253 VIAF 59878668 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Gottschaldt KurtALTERNATIVNAMEN Gottschaldt Kurt Bruno Carl Otto vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Psychologe Vertreter der Gestaltpsychologie und HochschullehrerGEBURTSDATUM 25 April 1902GEBURTSORT DresdenSTERBEDATUM 24 Marz 1991STERBEORT Gottingen Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Kurt Gottschaldt amp oldid 231704675