www.wikidata.de-de.nina.az
Friedrich Walter Jung 3 Dezember 1890 in Harpstedt 17 Dezember 1978 in Celle war ein deutscher Jurist In der NS Zeit war er Generalstaatsanwalt am Kammergericht und Oberlandesgerichtsprasident in Breslau Leben BearbeitenAls Pfarrersohn besuchte Jung das Alte Gymnasium in Bremen Nach dem Abitur diente er als Einjahrig Freiwilliger im Hannoverschen Jager Bataillon Nr 10 Als Vizefeldwebel entlassen studierte er an der Georg August Universitat Gottingen Rechtswissenschaft Mit Ernst von Windheim wurde er im Wintersemester 1910 11 im Corps Bremensia aktiv 1 Schon sein Grossvater Wilhelm Jung 1818 20 und dessen Bruder Friedrich Jung 1822 waren Bremenser gewesen Auch aus muttlerlicher Verwandtschaft war Jung dem Corps verbunden namlich uber Karl Albrecht 1817 20 und George Albrecht 1835 37 Sie alle stammten aus Ostfriesland und der Grafschaft Hoya Friedrichs alterer Bruder Wilhelm war seit 1907 Bremenser Am 20 Mai 1911 recipiert wurde Friedrich Jung Fuchsmajor und im Wintersemester 1911 12 Consenior Das war er ausserplanmassig auch als das Corps im Sommersemester 1912 das 100 Stiftungsfest feierte Jung war Vorreiter des legendaren Festzuges durch Gottingen Nach dem Referendarexamen und der Promotion zum Dr jur heiratete er Viva Heiliger eine Enkeltochter des Bremensers Carl Heiliger Sie schenkte ihm vier Kinder von denen die Sohne Ernst Friedrich Jung und Friedrich Jung d J ebenfalls Bremenser wurden Noch 1921 wurde Jung Gerichtsassessor Er war Amtsrichter in Hagen im Bremischen 1926 und Landrichter ab Oktober 1933 Landgerichtsdirektor am Landgericht Hildesheim Im November 1933 kam er als Generalstaatsanwalt an das Kammergericht 2 Er war der NSDAP bereits zum 1 Dezember 1931 beigetreten Mitgliedsnummer 809 785 3 und der SA 1933 beim NS Rechtswahrerbund fungierte er als Gaufuhrer 4 Am 8 Juni 1937 nahm er teil an der Ministerialkonferenz die die Nichtverfolgung von verscharften Verhoren Folter durch die Geheime Staatspolizei beschloss 5 Jung nahm an der Tagung der hochsten Juristen des Deutschen Reiches am 23 und 24 April 1941 in Berlin teil bei der Viktor Brack und Werner Heyde uber die Vernichtung lebensunwerten Lebens in den Gaskammern der Aktion T4 informierten In diesem Rahmen erhielt er auch Kenntnis uber die Scheinlegalisierung des Krankenmords durch Franz Schlegelberger 4 Am Kammergericht war er bis zur Einberufung zum Heer der Wehrmacht Anfang Januar 1943 wurde er letzter Prasident des Oberlandesgerichts Breslau 2 Als Regimentskommandeur im Volkssturm geriet er in der Schlacht um Breslau in sowjetische Kriegsgefangenschaft In Abwesenheit Jungs wurde in Celle ein Spruchkammerverfahren gegen ihn durchgefuhrt das von seinem Sohn als Rechtsvertreter betreut wurde Im September 1949 wurde Jung durch den ortlichen Entnazifizierungs Hauptausschuss als Mitlaufer eingruppiert 6 7 Am 15 Oktober 1955 konnte er im Zuge der Heimkehr der Zehntausend zu seiner Familie im Celler Stechinellihaus zuruckkehren Er war beratend fur den Grosshandelsbund Hannover tatig Im Ruhestand erhielt er als Oberlandesgerichtsprasident a D eine Pension durch das Land Niedersachsen 4 In den 1960er Jahren wurde gegen ehemalige Oberlandesgerichtsprasidenten und Generalstaatsanwalte wegen Beihilfe zum Mord an Kranken und Behinderten wahrend der NS Zeit ermittelt da die Juristen wahrend der Tagung der hochsten Juristen im April 1941 zur Deckung dieser Taten aufgefordert worden waren Jung gab 1967 im Rahmen der Voruntersuchung gegen ihn an dass es unter den Teilnehmern der Tagung keine Diskussion uber die Vorgange gegeben habe Vielmehr habe ein eisiges Schweigen vorgeherrscht das einer Ablehnung gleichgekommen sei Er selbst sei aus Glaubens und Rechtsgrunden ein Euthanasiegegner gewesen und habe auch bei Schlegelberger dagegen interveniert 8 Schlegelberger selbst konnte sich einen Protest seitens Jung jedoch nicht erinnern Auch gab Jung an Widerstand gegen das NS Regime geleistet zu haben 9 In einem Schreiben von Jung an den Justizminister Otto Thierack nach dem Attentat vom 20 Juli 1944 begrusste er jedoch unter anderem das schnelle Einschreiten gegen die Verrater Diesen Lagebericht rechtfertigte er in der Vernehmung mit Grunden der Tarnung 10 Im Mai 1970 wurden die Beschuldigten durch das Landgericht Limburg ausser Verfolgung gesetzt Eine Beihilfe zum Mord im Sinne eines hinreichenden Tatverdachts konne ihnen nicht nachgewiesen werden 11 Nachdem der Jurist Helmut Kramer einen Artikel zu dem Prozess veroffentlicht hatte wurde ihm von Jungs Sohn Ernst Friedrich Wahrheitsfalschung unterstellt Kramer zeigte Jungs Sohn daraufhin wegen Beleidigung Verleumdung und falscher Verdachtigung an Nach mehrjahrigem Prozess wurde Ernst Friedrich Jung 1990 schliesslich freigesprochen und das Verfahren wegen Geringfugigkeit eingestellt In der Presse wurde jedoch uber das Verfahren berichtet was der Beklagte nicht beabsichtigt hatte 12 Beigesetzt wurde Jung auf dem Harpstedter Friedhof neben seiner Frau Viva geb Heiliger 1968 und seinem altesten Sohn Jan der noch im April 1945 gefallen war Generaloberst a D Hermann Balck hielt eine Grabrede Literatur BearbeitenMoritz von Kockritz Die deutschen Oberlandesgerichtsprasidenten im Nationalsozialismus 1933 1945 Rechtshistorische Reihe 413 Peter Lang GmbH Internationaler Verlag der Wissenschaften Frankfurt am Main 2011 ISBN 978 3 631 61791 5 S 213ff nicht ausgewertet Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord 12 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2004 ISBN 3 596 24364 5 Christoph Schneider Diener des Rechts und der Vernichtung Das Verfahren gegen die Teilnehmer der Konferenz von 1941 oder Die Justiz gegen Fritz Bauer Campus Verlag Frankfurt am Main 2017 ISBN 978 3 593 50689 0 Einzelnachweise Bearbeiten Kosener Corpslisten 1971 39 1359 a b Helmut Kramer Gerichtstag halten uber sich selbst das Verfahren Fritz Bauers zur Beteiligung der Justiz am Anstaltsmord In Hanno Loewy und Bettina Winter NS Euthanasie vor Gericht Fritz Bauer und die Grenzen juristischer Bewaltigung Campus Verlag Frankfurt Main 1996 ISBN 3 593 35442 X S 126 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 18610810 a b c Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Frankfurt am Main 2007 S 291f Ilse Staff Justiz im Dritten Reich Eine Dokumentation Fischer taschenbuch Frankfurt am Main 1978 S 106ff Gerd Nowakowski Vergangenheitsbewaltigung via Groteske In taz vom 3 Februar 1989 S 9 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 343 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 250f Christoph Schneider Diener des Rechts und der Vernichtung Das Verfahren gegen die Teilnehmer der Konferenz von 1941 oder Die Justiz gegen Fritz Bauer Frankfurt am Main 2017 S 188f Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 251 Ernst Klee Was sie taten Was sie wurden Arzte Juristen und andere Beteiligte am Kranken oder Judenmord Frankfurt am Main 2004 S 265 Fritz Bauer Archiv NS Justiz Schlegelberger und andere Die Beteiligung der Justiz am Anstaltsmord soll vor GerichtNormdaten Person GND 1034913239 lobid OGND AKS VIAF 303343457 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Jung FriedrichALTERNATIVNAMEN Jung Friedrich Walter vollstandiger Name KURZBESCHREIBUNG deutscher Generalstaatsanwalt und OLG PrasidentGEBURTSDATUM 3 Dezember 1890GEBURTSORT HarpstedtSTERBEDATUM 17 Dezember 1978STERBEORT Celle Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Friedrich Jung Jurist amp oldid 239479840