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Der Fliegerhorst Eschwege war eine im Zuge der Aufrustung im Dritten Reich 1935 36 gebaute militarische Einrichtung der Luftwaffe der Wehrmacht bei der nordhessischen Stadt Eschwege Das Areal wird heute als Gewerbegebiet genutzt wird von Einheimischen aber noch immer Flugplatz genannt Die Anlage ist nicht zu verwechseln mit dem Flugplatz Stauffenbuhl der nach dem Krieg sudlich von Eschwege fur Segelflieger eingerichtet wurde Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 1 Bau 1 2 Nutzung 1937 1945 1 3 Nutzung durch die USAAF 1945 1 4 DP Lager 1946 1949 1 5 Zivile Nutzung 1949 bis heute 2 Literatur 3 Anmerkungen und Einzelnachweise 4 WeblinksGeschichte BearbeitenBau Bearbeiten Als das NS Regime zunachst noch im Geheimen mit dem Aufbau einer Luftwaffe begann und das Reichsluftfahrtministerium erste Standorterkundungen in Hessen durchfuhrte setzte die Stadtverwaltung alles daran eine Luftwaffengarnison zu erhalten und damit der ortlichen Wirtschaft Auftrieb zu geben Dabei unterstutzte die Stadt die Luftwaffe auch aktiv bei der Grundstucksbeschaffung Der als Flugfeld vorgesehene und eher wenig produktive Hirtenrasen an der Werra war kein Problem aber man benotigte zusatzliches Gelande unmittelbar daneben fur die Kasernen und Werkstattgebaude Dies bewerkstelligte man indem man das benachbarte Dorf Niederhone nach Eschwege eingemeinden liess landwirtschaftliche Flachen der dortigen Staatsdomane dem Besitzer der benotigten Grundstucke dem Landwirt Bierschenk als Ausgleich ubereignete und die Domane dann ganz aufloste Der Bau begann am 1 Oktober 1935 und bereits sechs Monate spater waren die Arbeiten so weit fortgeschritten dass der Fliegerhorst am 30 Marz 1936 offiziell eroffnet werden konnte Die Anlage des Platzes war bestimmt durch seine Lage zwischen den Flussen Werra und Wehre sowie den unmittelbar sudlich in Ost West Richtung verlaufenden Trassen von Bahn und Strasse Dies erklart den fur Luftwaffen Verhaltnisse ungewohnlich kompakten Komplex von Kaserne und technischem Bereich Die unbefestigte Start und Landebahn hatte eine Lange von ca 1100 m und eine Ausrichtung von 34 bzw 214 Die Achskoordinaten waren im Nordwesten 51 204784 N und 10 0212050 O im Sudosten 51 199366 N und 10 034444 O Nutzung 1937 1945 Bearbeiten Im Herbst 1936 begann der Aufbau des Luftparks Eschwege Am 15 Marz 1937 wurde in Eschwege die II Gruppe des Kampfgeschwaders 254 aufgestellt Die Gruppe blieb bis zum 1 April 1938 und verlegte dann nach Giessen und am 1 November 1938 nach Gutersloh Der nachste fliegende Verband in Eschwege war die Aufklarungsgruppe H 23 des Aufklarungsgeschwaders 13 die mit Hs 126 Hochdeckern anfangs auch noch mit den veralteten He 45 und He 46 ausgerustet war Aufgestellt wurden zunachst die 1 und 2 Staffel wobei der Kern der neuen Staffeln aus Grossenhain stammte die 3 Staffel folgte ab Januar 1939 Die Gruppe verliess Eschwege am 26 August 1939 um im wenige Tage spater beginnenden Uberfall auf Polen bei der Luftflotte 3 eingesetzt zu werden Von November 1939 bis Januar 1940 war die II Gruppe des Kampfgeschwaders 1 mit ihren Bombern vom Typ Heinkel He 111H hier stationiert 1 Gleichzeitig mit den Luftwaffeneinheiten hatte auch die NSFK Gruppe 8 Mitte unter Leitung von Elmar von Eschwege ihr Hauptquartier auf dem Platz nbsp Der Luftpark als solcher wurde 1939 als Feldluftpark 3 XII an die Front verlegt In Eschwege verblieb wahrend des Krieges eine Luftwaffen Feldwerft Ersatz Abteilung wobei ein Teil des Fliegerhorsts der Firma AGO Flugzeugwerke fur die Feldwerft zur Verfugung gestellt wurde Die Firma betrieb auf dem Gelande des Fliegerhorsts ein Lager fur bis zu 185 Zwangsarbeiter 2 Ein anderer Teil der Anlage diente als Fernmeldegerat Sammel und Zerlegstelle fur die Luftgaukommandos XII und XIII Erst Ende Marz 1945 kamen mit dem Stab und Teilen der 1 2 und 3 Staffel der Nachtschlachtgruppe 2 mit ihren Ju 87 D wieder Kampfeinheiten der Luftwaffe nach Eschwege Im Laufe des Krieges war der Fliegerhorst Eschwege mehrfach Ziel von Luftangriffen aber der angerichtete Schaden hielt sich in Grenzen Ein erster britischer Bombenangriff fand in der Nacht vom 18 auf den 19 Juli 1940 statt Am 19 April 1944 flogen 56 amerikanische B 17 Flying Fortress von Norden her uber Gottingen einen Angriff auf den Fliegerhorst und die Flugzeugwerft sie wurden uber Fretterode rund 15 km nordlich von Eschwege von deutschen Jagdflugzeugen angegriffen und verloren funf Flugzeuge und 48 Tote bzw Vermisste Bei einem erneuten Angriff am 28 September 1944 verlor die USAAF 30 Bomber Am 22 Februar 1945 fand ein letzter Luftangriff auf den Fliegerhorst und das Bahnhofsgelande von Eschwege statt 3 Auch das Nationalsozialistische Fliegerkorps war hier mit dem Stabsgebaude der Gruppe 8 in der Niederhoner Strasse 44 vertreten Ab ca 1943 wurde hier eine Segelflugubungsstelle betrieben Die Segelflugschulung fand im nordostlichen Teil des Flugfeldes statt Der Windenstart wurde hier neuerdings schwerpunktgefesselt durchgefuhrt Nutzung durch die USAAF 1945 Bearbeiten Am 3 April 1945 dem Dienstag nach Ostern besetzten amerikanischen Truppen den Platz Am 6 April begann das IX Engineering Command der 825th Engineering Aviation Brigade mit der Beseitigung von Landminen und Trummern und schon am 7 April wurde das Flugfeld als fur Kampfflugzeuge einsatzfertig gemeldet Der Platz erhielt die Bezeichnung Advanced Landing Ground ALG R 11 Eschwege 4 Vom 10 April bis zum 21 September 1945 war er von Teilen der 67 Tactical Reconnaissance Group sowie der 10 Reconnaissance Group mit P 38 Lightning und P 51 Mustang belegt 5 6 Danach wurde er bis Ende 1945 vom Air Technical Service Command der USAAF zum Abrusten und Abwracken von Maschinen und Material der Luftwaffe genutzt 7 DP Lager 1946 1949 Bearbeiten Nach dem Abzug der amerikanischen Truppen wurde auf dem einstigen Fliegerhorst im Januar 1946 ein DP Lager eingerichtet Die Aufsicht wurde der United Nations Relief and Rehabilitation Administration UNRRA ubertragen Fur die im Lager einquartierten Displaced Persons DP wurde es zur Durchgangsstation fur die Ausreise nach Palastina Grossbritannien Kanada Australien Sudamerika oder in die USA Anfangs lebten im Lager Eschwege etwa 1770 judische und zumeist junge Personen die sich sehr schnell eine gut organisierte und vitale Gemeinde schufen wie die Einrichtung im April 1947 eines Kindergarten mit 50 Kindern andeutet Die Grundschule hatte zu diesem Zeitpunkt nur etwa 30 Schuler Das religiose Leben wurde in mehreren Synagogen gepflegt Auch gab es eine Mikwe ein rituelles Tauchbad Zur religiosen und schulischen Bildung der Kinder gab es im Lager eine judische Grundschule Talmud Tora Schule einen Cheder zur Vorbereitung der Jungen auf ihre Bar Mizwa eine Jeschiwa und eine Bet Ya akov religiose Madchenschule Weiterhin gab es einen Sportclub ein Kino ein Auditorium mit 500 Sitzplatzen eine Theatergruppe und eine Zeitung Unsere Hoffnung Auch ein Kibbuz wurde eingerichtet in dem sich junge Menschen auf die Auswanderung nach Palastina vorbereiteten Einen wichtigen Anteil an ihrer Ausbildung hatte die von der World ORT im Lage betriebene Berufsschule die gegen Ende 1947 insgesamt 220 Schuler hatte und besondere Kurse fur die Kibbuzniks durchfuhrte Ausbildungsfelder waren u a Elektrotechnik Radiotechnik Zahntechnik Automobiltechnik und Schneiderei Ein Waisenhaus fur fast 300 Kinder im Alter von ein bis sechzehn Jahren die meisten aus Polen wurde im Schloss Wolfsbrunnen im nahen Schwebda eingerichtet Auf dem Hohepunkt seiner Belegung am 19 Oktober 1946 befanden sich 3355 Juden im Lager Eschwege Es wurde am 26 April 1949 geschlossen 8 9 Zivile Nutzung 1949 bis heute Bearbeiten Die technischen Bereiche wurden nach der Schliessung des DP Lagers in ein Industrie und Gewerbegelande umgewandelt Lediglich eine kleine amerikanische Einheit die im rund 20 km weiter sudlich gelegenen Altefeld eine Funkaufklarungsstation betrieb nutzte noch in den 1950er Jahren einen kleinen Bereich des ehemaligen Fliegerhorstes Die ehemaligen Unterkunfte sind heute Wohnungen und das ehemalige Stabsgebaude beherbergt heute das Finanzamt Der grosste Teil des ehemaligen Fliegerhorsts einschliesslich von Teilen des Flugfeldes auf dem einstigen Hirtenrasen wird heute von mittelstandischen Industrie Logistik und Dienstleistungs Unternehmen genutzt Der restliche Teil des Flugfeldes und der Start und Landebahn wird landwirtschaftlich oder zum Kiesabbau genutzt Literatur BearbeitenDieter E Kesper Unsere Hoffnung Die Zeitung Uberlebender des Holocaust im Eschweger Lager 1946 Eschwege 1996Anmerkungen und Einzelnachweise Bearbeiten Henry L deZeng IV Luftwaffe Airfields 1935 1945 Germany 1937 Borders S 166 167 abgerufen am 12 Januar 2023 Eschwege Lager Fliegerhorst fur Zwangsarbeiter Topografie des Nationalsozialismus in Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Soldatenfriedhof Eschwege Memento vom 24 Juni 2013 im Internet Archive 1 2 Vorlage Toter Link www ixengineercommand com IX Engineer Command ETO Airfields Airfield Layout Seite 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