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FU Orionis Sterne oder FUORs sind eruptiv veranderliche Vorhauptreihensterne mit einem Helligkeitsanstieg von mehr als 5 mag innerhalb von einigen hundert Tagen und einem Abstieg zur Ruhehelligkeit innerhalb von Jahrzehnten 1 Die Sternklasse ist benannt nach ihrem Prototyp FU Orionis Inhaltsverzeichnis 1 Eigenschaften 1 1 Spektrum 1 2 Lichtkurve 1 3 Sonstiges 1 4 Vorkommen in Sternkatalogen 2 Ursache des Ausbruchs 2 1 Uberholte Theorien 3 Beispiele 4 EinzelnachweiseEigenschaften BearbeitenSpektrum Bearbeiten Das Spektrum eines FUORs ist das eines Uberriesen mit einer Spektralklasse A bis G im optischen Spektralbereich und einer Oberflachentemperatur bis zu 7000 K wahrend im nahen Infrarot das Spektrum eher als das eines Roten Riesen mit einer Temperatur von 3000 K erscheint Im Ultraviolett ist das Spektrum fruher als im Optischen 2 Diese unterschiedlichen Spektralklassen konnen anders als bei einigen Be Sternen nicht als Folge einer schnellen Rotation des Sterns interpretiert werden da die Rotationsgeschwindigkeit fur die erforderliche Abplattung den Stern zerreissen wurde Alle FUORs zeigen einen ausgepragten Infrarotexzess Aus den blauverschobenen Emissionslinien kann ein Sternwind mit einer Geschwindigkeit von einigen 100 km s abgeleitet werden mit einer Massenverlustrate um die 10 5 Sonnenmassen pro Jahr Charakteristisch fur FU Orionis Sterne sind die P Cygni Profile des Wasserstoffs und des Natriums sowie Absorptionsbanden des Kohlenmonoxids im nahen Infraroten Vor dem Ausbruch zeigen FUORs das Spektrum eines T Tauri Sterns Lichtkurve Bearbeiten Die FU Orionis Sterne zeigen einen steilen Anstieg der Helligkeit in einem Zeitraum von 100 Tagen bis zu einem Jahr Dabei steigt die Helligkeit im Visuellen um mindestens 5 mag an und fallt danach sehr langsam wieder ab Eine vollstandige Ruckkehr zur Ruhehelligkeit ist bisher noch nicht beobachtet worden der Zeitraum des Ausbruchs durfte daher langer als 100 Jahre andauern Wahrend eines Ausbruchs unterliegt die Helligkeit nur geringen Schwankungen Die FUORs wurden ursprunglich als extrem langsame Novae klassifiziert aber diese Interpretation gilt als uberholt 3 Vor ihrem Ausbruch zeigen sie eine geringe Veranderlichkeit von circa einer Magnitude Sonstiges Bearbeiten FUOR Sterne sind sehr jung und befinden sich stets innerhalb von Sternentstehungsgebieten Ihr geringes Alter wird durch einen hohen Anteil von Lithium in ihren Spektren unterstrichen welches noch nicht durch thermonukleare Reaktionen zerstort wurde Fast alle FUORs sind in einen Reflexionsnebel eingebettet 4 Daneben zeigt ein Teil der FUORs Verbindung zu Herbig Haro Objekten optischen Jets und molekularen Ausflussen Weiterhin zeigen FUORs Anzeichen fur Flickering 5 und periodische Variationen in der Form der Spektrallinien 6 Beobachtete instabile Pseudoperioden von 2 bis 9 Tagen in den Lichtkurven sind wahrscheinlich die Umlaufperioden von Inhomogenitaten am inneren Rand der Akkretionsscheiben Dabei sind die Amplituden der Helligkeitsschwankungen und die Anderungen des Farbindexes B V miteinander korreliert 7 Vorkommen in Sternkatalogen Bearbeiten Der General Catalogue of Variable Stars listet aktuell 11 Sterne mit dem Kurzel FU sowie weitere 14 vermutete FU Orionis Sterne Damit ist dieser Typ sehr selten und weniger als 0 05 aller Sterne in diesem Katalog gehoren zur Klasse der FU Orionis Sterne 8 Ursache des Ausbruchs Bearbeiten nbsp Kunstlerische Darstellung eines FU Orionis Sterns mit einer AkkretionsscheibeDas FU Orionis Stadium wird heute als ein Aufleuchten der Akkretionsscheibe um den Vorhauptreihenstern interpretiert 9 Demnach befindet sich die Akkretionsscheibe in einem bistabilen Zustand Disc Instability Model wie bei den Zwergnovae In der Ruhephase sammelt die Scheibe mehr einfallende Materie aus der Umgebung des Sterns ein als sie an den T Tauri Stern weiterreicht Aufgrund einer thermischen Instabilitat andert sich die Viskositat in der Akkretionsscheibe und diese innere Reibung fuhrt sowohl zu einem Aufleuchten der Scheibe als auch zu einer stark ansteigenden Akkretionsrate auf den zentralen Stern wahrend einer Eruption konnen bis zu 0 01 Sonnenmassen auf den Stern transferiert werden wobei die Massenakkretionsrate aus der Umgebung nur 10 5 Sonnenmassen pro Jahr erreichen kann Dabei kann die Leuchtkraft der Akkretionsscheibe die des Sterns um den Faktor 1000 uberschreiten sodass nur noch Strahlung aus der Scheibe nachgewiesen wird Aus statistischen Argumenten ist abgeleitet worden dass alle T Tauri Sterne die FUOR Phase 10 bis 20 mal durchlaufen wahrscheinlich wird dabei ein erheblicher Anteil der akkretierten Masse eines jungen Sterns geringer Masse aufgenommen Der durchschnittliche Abstand zwischen den Ausbruchen durfte zwischen 5 000 und 50 000 Jahren liegen 10 Wahrend des Ausbruchs zeigen FU Orionis Sterne Helligkeitsanderungen mit Periodenlangen in der Grossenordnung von Tagen Dies wird interpretiert als die Rotationsdauer des Sterns der entlang von Magnetfeldlinien Materie aus der zirkumstellaren Scheibe auf seine Oberflache akkretiert Durch die Rotation werden die heissen Akkretionsflecken periodisch sichtbar und modulieren die Lichtkurve Die Ausbruche in der FU Orionis Phase sind wahrscheinlich die Ursache fur grosse Spreizung der bolometrischen Helligkeiten von T Tauri Sternen im Hertzsprung Russell Diagramm Nach dem erhohten Einfall hat der zentrale Stern grosse Mengen an Materie in einem kurzen Zeitraum aufgenommen und ist danach noch nicht wieder in sein thermisches Gleichgewicht zuruckgekehrt Daneben hat der Stern grosse Mengen an Warmeenergie aufgenommen die beim Aufprall der Materie auf die Oberflache freigesetzt wurde Der Vorhauptreihenstern reagiert darauf mit einer Expansion seines Radius Unter erhohter Abstrahlung und mit abnehmendem Radius kehrt er dann wieder in sein Gleichgewicht zuruck bis zur nachsten FUOR Phase 11 Die Eruptionen von FUORs werden mit der Entstehung von Chondriten in protoplanetarischen Scheiben in Verbindung gebracht Wie die Analyse dieser Meteoriten vermuten lasst lauft wahrend eines Akkretionereignisses eine Schockwelle durch die Scheibe und heizt die Materie auf 12 Uberholte Theorien Bearbeiten Als Ursache der lang anhaltenden Eruption wurden fruher vermutet Auflosung einer zirkumstellaren Auflosung Strukturanderungen im Sterninneren Einfall eines grossen Objektes auf den Stern oberflachennahe Kernreaktionen Zerfall eines Magnetfeldes unterhalb eines kritischen Wertes Freisetzen thermischer Strahlung Alle diese Hypothesen gelten heute als uberholt Beispiele BearbeitenFU Orionis Weitere bekannte FUORs sind V1057 Cygni und V1515 CygniEinzelnachweise Bearbeiten Cuno Hoffmeister G Richter W Wenzel Veranderliche Sterne J A Barth Verlag Leipzig 1990 ISBN 3 335 00224 5 Tigran Yu Magakian et al V2494 Cyg A unique FU Ori type object in the Cygnus OB7 complex In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2013 arxiv 1209 5033v1 John R Percy Understanding Variable Stars Cambridge University Press Cambridge 2007 ISBN 978 0 521 23253 1 Evgeni Semkov Stoyanka Peneva The new FUor star HBC 722 one year after the outburst In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2011 arxiv 1112 3918 Joel D Green et al Variability at the Edge Optical Near IR Rapid Cadence Monitoring of Newly Outbursting FU Orionis Object HBC 722 In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1212 2610 Stacie L Powell Mike Irwin Jerome Bouvier Cathie J Clarke The Periodic Spectroscopic Variability of FU Orionis In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1209 0981 Michal Siwak et al Photometric variability in FU Ori and Z CMa as observed by MOST In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2013 arxiv 1303 2568v1 Variability types General Catalogue of Variable Stars Sternberg Astronomical Institute Moscow Russia Abgerufen am 4 August 2019 Lee Hartmann Accretion Processes in Star Formation Cambridge Astrophysics Cambridge University Press Cambridge 2001 ISBN 0 521 78520 0 Sergei Nayakshin Giuseppe Lodato FU Ori outbursts and the planet disc mass exchange In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2011 arxiv 1110 6316 William J Fischer u a Multiwavelength Observations of V2775 Ori an Outbursting Protostar in L 1641 Exploring the Edge of the FU Orionis Regime In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2012 arxiv 1207 2466 Alexander Scholz Dirk Froebrich Kenneth Wood A systematic survey for eruptive young stellar objects using mid infrared photometry In Astrophysics Solar and Stellar Astrophysics 2013 arxiv 1301 3152 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title FU Orionis Stern amp oldid 199782727