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Die evangelische Stadtkirche ist ein denkmalgeschutztes Kirchengebaude in Tecklenburg einer Stadt im Kreis Steinfurt in Nordrhein Westfalen Sie steht auf dem kahlen Berg der sich oberhalb des alten Jakobusweges befindet dieser diente fruher als Pilger und Handelsweg uber einen Pass des Teutoburger Waldes 1 Das Kirchengebaude ist der erste nachreformatorische Bau im Kirchenkreis Tecklenburg und ist von besonderem historischen Wert 2 Die Gemeinde bekennt sich seit 1527 zum evangelischen und seit 1587 zum reformierten Bekenntnis Heidelberger Katechismus 3 Sie umfasst durch Vereinigung im Jahr 2008 die Gemeinden Tecklenburg Brochterbeck Ledde und Leeden 4 Stadtkirche Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte und Architektur 1 1 Chor 1 2 Kirchenschiff 1 3 Turm 2 Ausstattung 2 1 Orgel 3 Alter Friedhof 4 Literatur 5 Weblinks 6 EinzelnachweiseGeschichte und Architektur Bearbeiten nbsp Ansicht in der ortlichen Umgebung nbsp Seitenansicht des Schiffes mit SeitenportalDie Pfarrgrundung erfolgte zwischen 1271 und 1326 5 Eine erste urkundliche Erwahnung einer Kapelle auf dem Schlossberg in Tecklenburg erfolgte 1320 Hierbei handelte es sich vermutlich um einen Teil des Schlosses der dann zur Schlosskapelle umgenutzt wurde In einem Buch von 1672 erwahnt ein Gerhard Rampius eine Schlosskirche die nach seinem Bekunden 1176 eingeweiht wurde August Karl Holsche erwahnt fur die Zeit nach der Reformation keine Kirche mehr auf dem Schlossberg Vermutlich wurde die ehemalige Schlosskirche nach der Reformation nicht mehr als solche genutzt und dann wieder fur profane Zwecke verwendet Eine Schlosskirche wurde erst wieder 1747 urkundlich erwahnt Nach 1707 wurde erwahnt dass die neugegrundete lutherische Gemeinde Gottesdienste in der Schlosskirche abhielt Die Kapelle wurde demzufolge nach 1707 wieder eingerichtet Sie verfiel und wurde zusammen mit der Burg und Schlossanlage abgebrochen Die Glocke wurde der Stiftskirche in Leeden ubergeben 6 Eine zweite dem St Georgii geweihte Kapelle war im 14 Jahrhundert vor der Stadtmauer vorhanden 7 Sie stand im heutigen Mittelpunkt der Ortschaft Das Gebaude der jetzigen Stadtkirche ist eine gedrungene gotisierende Saalkirche mit gewolbtem funfseitigen Chor Auf der Sudseite ist der Bau uber der sogenannten Brauttur mit 1566 bezeichnet Daruber ist das Brautfenster mit Darstellungen zum christlichen Eheverstandnis zu sehen 8 Das Schiff wurde in diesem Jahr an den schon vorhandenen Chor der Vorgangerkirche angefugt 9 Die holzerne Muldendecke mit Rippen im Schiff wird von einer schlanken Mittelsaule getragen Der Westturm ist zur Halfte eingezogen und mit einer Laterne bekront Er stammt vom Anfang des 18 Jahrhunderts Chor Bearbeiten nbsp Eingerusteter Turm Zustand von 2012Der kreuzrippengewolbte Chor ist der alteste Gebaudeteil Die Gewolbe wurden 1562 eingezogen Dies ist durch den Schlussstein mit der Bezeichnung 1562 belegt 10 Die Gliederung der Fenster ist deckungsgleich mit dem funfgeteilten Gewolbe die Rundfenster wurden 1562 eingebaut Diese waren ursprunglich einfach verglast und wurden 1888 gegen Buntglasfenster ausgetauscht die von der Freifrau von Diepenbroick Gruter gestiftet wurden 11 Das mittlere Fenster zeigt ein Christusbild Graf Mauritz liess von 1651bis 1652 eine Orgel in die Chorruckwand einbauen die 1820 in den Turm umgesetzt wurde Bis zur Mitte des 19 Jahrhunderts stand im Chor eine Bibliothek die Herr Dietrich Rump und H Wilhelm Snetlage treufleissige Prediger zu Teklenburg Anno 1585 erstlich zu colligiren und zu stiften angefangen haben 12 Seit 1562 ist der Chor weitgehend unverandert geblieben es wurden seitdem wohl keine grossen baulichen Veranderungen vorgenommen Weihnachten 1587 wurden die Bilder und Altare aus vorreformatorischer Zeit entfernt das Chorgestuhl wurde 1890 eingebaut 12 Der Fussboden ist mit Sandsteinplatte belegt Darunter liegt die Gruft der Grafen von Tecklenburg sie ist verschuttet Andere weltliche und kirchliche Wurdentrager wurden unter dem Schiff bestattet eine genaue Anordnung der Graber und Personen ist nicht uberliefert 13 Kirchenschiff Bearbeiten Ursprunglich war im Innenraum eine flache Balkendecke eingezogen Nachdem in der Zeit von 1738 bis 1739 aus dem Schiff die Ruckwand herausgebrochen wurde um eine Verbindung mit dem Turm zu schaffen wurde ein Holztonnengewolbe eingezogen es ruht auf der Mittelsaule aus dem Stamm einer Eiche Das Gewolbe ist mit dem Turmgewolbe in der Hohe abgestimmt Gleichzeitig wurde an der Westseite eine neue Empore aufgebaut Um 1820 wurden nachtraglich einige Fenster verlangert Das Gestuhl und die Empore wurden von 1883 bis 1884 erneuert Das neue Gestuhl wurde nach Planen des Architekten H Meyer aus Osnabruck angefertigt Ursprunglich sollten die Banke aus Eichenholz angefertigt werden dann jedoch wurde aus Kostengrunden auf Tannenholz umentschieden Die Empore an der Nordseite wurde 1907 gebaut um fur die Schuler der Praparande Platz zu schaffen Das Gestuhl die Emporen und die Gewolbe wurden braun angestrichen Die gusseisernen Saulen fur die Emporen lieferte die Firma Bruck und Kretschel aus Osnabruck diese Saulen wurden spater mit Holz verschalt 1913 erhielt der Kunstmaler Gustav Wittschas aus Dusseldorf den Auftrag die Kirche neu auszumalen Wittschas tauchte den Innenraum uberschwanglich in Farben auf weissem Grund Seine Absicht war wie er sagte die Kirche in die Farben des Tecklenburger Landes zu tauchen Diese Arbeiten wurden durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen und erst danach beendet 14 Die Firma Siemens Schuckert baute 1929 eine elektrische Heizung ein bei der die Heizkorper in den Fussbrettern der Banke und in die Fensterbanke integriert wurden So waren keine architektonischen Veranderungen am Gebaude notwendig und es wurde das Hereinstromen von Kaltluft durch die Fenster verhindert Davor wurde das Gebaude durch einen Blockofen geheizt der nordostlichen Ecke stand Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Zustand des Gebaudes schlecht notwendige Reparaturen waren nicht durchgefuhrt worden Die Ausmalung war durch Abblatterung und Verblassen schadhaft geworden Es wurden einige zaghafte Restaurierungen durchgefuhrt allerdings wurde erst 1953 eine umfassende Renovierung in Angriff genommen 15 In den 1970er Jahren wurden die holzernen Einrichtungsteile graublau gefasst Gleichzeitig wurden einige Grabsteine vom Boden der Kirche aufgenommen und an die Wande gehangt An der Nordseite wurde 1990 ein Gebaude das Sakristei und Kuche beinhaltet errichtet Das Gestuhl und die Ausmalung wurden im Laufe der Zeit mehrfach verandert die Kirche prasentiert sich heute in dem Zustand nach der Renovierung von 1972 bis 1976 16 Turm Bearbeiten Auf dem Gebaude sass ursprunglich ein Dachreiter mit einer kleinen Glocke Fur eine Ubergangszeit wurde 1642 neben der Kirche ein Holzturm fur das Hauptgelaut errichtet Von 1710 bis 1718 wurde der massive barocke Turm errichtet er ist ein ortsbildpragendes Wahrzeichen fur Tecklenburg 17 Im Turm hangen die Glocken von 1642 im Helm des Turmes befindet sich eine Schlagglocke die 1710 vom Kloster Osterberg ubernommen wurde Ausstattung Bearbeiten nbsp Grabplatte im AussenbereichDer Altartisch aus Stein wurde 1955 angeschafft er ersetzte den schweren Altar aus mit Damast umkleideten Holz der wahrscheinlich schon seit 1587 88 als Abendmahltisch diente Der holzerne Altar wurde in den alten Lagerbuchern einige Male erwahnt weil er erneuert werden musste Im Laufe der Zeit stifteten Gemeindemitglieder neue Damasttucher 12 Der klassizistische Taufstein in Pokalform wurde 1843 von den Familien Meese und Beremeier gestiftet 12 18 Die drei Kronleuchter stammen aus dem 18 Jahrhundert darunter einer mit Wappen und Inschrift 18 19 Stifter waren der Pfarrer Bernhardus Schramm und seine Gattin 20 Der Rittergutsbesitzer Rudolf von Gruter auf Haus Marck stiftete 1873 fur die Gefallenen Uberhorst Kramer und Budke eine Votivtafel Sie wurde an der Sudseite des Chores eingelassen 12 In die Sudseite des Gebaudes ist die Deckplatte der Tumba des Grafen Konrad von Tecklenburg eingelassen Sie ist mit einer lebensgrossen Figur des Verstorbenen versehen Konrad fuhrte 1527 die Reformation in der Grafschaft Tecklenburg ein er starb 1557 21 In der Kirche befindet sich ein Steinepitaph mit der knienden Gestalt der Grafin Mechtildis von Tecklenburg 22 Die Figur des Grafen lag von 1907 bis 1955 auf einem etwa einen Meter hohen gemauerten Sockel vor dem Altartisch 12 Im Deutsch Franzosischen Krieg fiel 1871 der General von Gruter Mit Genehmigung des Presbyteriums und auf Kosten des Schwiegervaters des Generals wurde 1872 eine Votivtafel an der Nordseite des Chores angebracht 12 Zwei Gedenktafeln mit den Namen der Gefallenen wurden nach dem Ersten Weltkrieg rechts und links neben dem Christusfenster im Chorbereich angebracht 1955 wurden alle im Chorbereich vorhandenen Kriegergedenktafeln zusammengefasst und daraus wurde in der Eingangshalle im Turm eine Gedenkstatte fur die Gefallenen der Kriege eingerichtet 12 Die Kanzel ist als Ort der Wortverkundung eines der wichtigen Stucke der Ausstattung Sie wurde 1740 eingebaut 23 Neben der Kanzel hangt in einer Nische ein 1973 aus alten Eichenbalken des Dachstuhles angefertigten Kreuzes mit der Inschrift Soli deo gloria et honor Gott allein sei Ruhm und Ehre 24 In der Kirche wurde eine Gedenktafel fur Johann Weyer auch Wier angebracht Weyer wandte sich in kritischen Schriften gegen die Hexenverfolgungen Er starb 1588 und wurde wahrscheinlich in der Stadtkirche beerdigt 25 Die Kirche besitzt einen Opferstock der wohl aus dem 17 Jahrhundert stammt und mit einem Eisenbeschlag fest in der Kirchenmauer verbunden ist er wird bis heute benutzt 26 Uber schmale Treppen ist zu besonderen Gelegenheiten das Uhrwerk von 1926 zu erreichen das zwei Mal wochentlich von Hand aufgezogen wird zusammen 680 Kurbelumdrehungen Durch das Uhrwerk werden auch die Glocken fur den Stundenschlag und Viertelschlag mit einem Hammer angeschlagen 27 Die gemalten Totenschilde aus Holz wurden in der Zeit vom 16 bis zum 18 Jahrhundert angefertigt 28 Orgel Bearbeiten Die Orgel wurde von 1963 von dem Orgelbauer Alfred Fuhrer Wilhelmshaven erbaut Das Instrument hat 18 Register auf zwei Manualen und Pedal Zwei Register wurden aus der Vorgangerorgel von 1892 Rohlfing Osnabruck ubernommen 29 I Hauptwerk C 1 Prinzipal 8 2 Rohrflote 8 3 Oktav 4 4 Gemshorn 4 5 Waldflote 2 6 Mixtur IV V II Ruckpositiv C 7 Gedackt 8 8 Krummhorn 8 9 Rohrflote 4 10 Prinzipal 2 11 Nasard 1 1 3 12 Zimbel III Pedal C 13 Subbass 16 14 Prinzipal 8 15 Nachthorn 4 16 Rauschpfeife IV17 Fagott 16 18 Trompete 8 Koppeln II I I P II PAlter Friedhof BearbeitenDer alte Friedhof liegt nordlich der Kirche Er wurde uber mehrere Jahrhunderte fur Beisetzungen benutzt Heute dient der als Platz fur Urnenbestattungen 30 Literatur BearbeitenGabriele Bohm Evangelische Stadtkirche Tecklenburg Westfalische Kunststatten Heft 113 Munster Tecklenburg 2012 Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen Band 2 Westfalen Deutscher Kunstverlag Munchen 1969 Georg Dehio unter wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen II Westfalen Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2011 ISBN 978 3 422 03114 2 Erich Zeller Tecklenburg Kirche Gemeinde Stadt in Vergangenheit und Gegenwart 1566 bis 1966 Hrsg Presbyterium der Evangelischen Kirche Tecklenburg 1966 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Stadtkirche Tecklenburg Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fotos und Geschichte Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive Hinweise zur GeschichteEinzelnachweise Bearbeiten Erwahnung als Jakubusweg Erste nachreformatorische Kirche im Kirchenkreis Tecklenburg Memento vom 4 Marz 2016 im Internet Archive Evangelische Bekenntnisse Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive Vereinigung der Gemeinden Georg Dehio unter wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen II Westfalen Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2011 ISBN 978 3 422 03114 2 S 1074 Erich Zeller Tecklenburg Kirche Gemeinde Stadt in Vergangenheit und Gegenwart 1566 bis 1966 herausgegeben vom Presbyterium der Evangelischen Kirche Tecklenburg 1966 S 14 Erich Zeller Tecklenburg Kirche Gemeinde Stadt in Vergangenheit und Gegenwart 1566 bis 1966 herausgegeben vom Presbyterium der Evangelischen Kirche Tecklenburg 1966 S 16 Baujahr Brauttur und Brautfenster Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive Erich Zeller Tecklenburg Kirche Gemeinde Stadt in Vergangenheit und Gegenwart 1566 bis 1966 herausgegeben vom Presbyterium der Evangelischen Kirche Tecklenburg 1966 S 13 Schlussstein Buntglasverglasungen a b c d e f g h Erich Zeller Tecklenburg Kirche Gemeinde Stadt in Vergangenheit und Gegenwart 1566 bis 1966 herausgegeben vom Presbyterium der Evangelischen Kirche Tecklenburg 1966 S 18 Graber in der Kirche Erich Zeller Tecklenburg Kirche Gemeinde Stadt in Vergangenheit und Gegenwart 1566 bis 1966 herausgegeben vom Presbyterium der Evangelischen Kirche Tecklenburg 1966 S 27f Erich Zeller Tecklenburg Kirche Gemeinde Stadt in Vergangenheit und Gegenwart 1566 bis 1966 herausgegeben vom Presbyterium der Evangelischen Kirche Tecklenburg 1966 S 32f Innenraum Memento vom 6 August 2016 im Internet Archive Geschichte des Turmes Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive a b Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen Band 2 Westfalen Deutscher Kunstverlag Munchen 1969 Erwahnung der Kronleuchter Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive Stifter der Kronleuchter Konrad von Tecklenburg Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive Georg Dehio Dorothea Kluge Wilfried Hansmann Ernst Gall Nordrhein Westfalen In Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Band 2 Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1969 OCLC 272521926 S 512 und 513 Kanzel Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive Kreuz aus Teilen des Dachstuhles Gedenktafel fur Johann Weyer Memento vom 7 Juni 2012 im Internet Archive Opferstock Uhrwerk Dehio Georg unter wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau Handbuch der deutschen Kunstdenkmaler Nordrhein Westfalen II Westfalen Deutscher Kunstverlag Berlin Munchen 2011 ISBN 978 3 422 03114 2 Seite 1075 Tecklenburg Deutschland Nordrhein Westfalen Evangelische Stadtkirche Orgeldatabase Nl abgerufen am 29 Juli 2016 Alter Friedhof52 220032 7 813172 Koordinaten 52 13 12 1 N 7 48 47 4 O Normdaten Geografikum GND 1023396130 lobid OGND AKS Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Stadtkirche Tecklenburg amp oldid 234714502