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Die Evangelische Stadtkirche ist ein protestantisches Kirchengebaude in Giengen an der Brenz und mit ihren beiden ungleichen Turmen ein Wahrzeichen der Stadt Die Kirche weist Stil und Bauelemente von der Romanik uber Gotik Renaissance und Barock bis zum Jugendstil auf Evangelische Stadtkirche mit Rest der Stadtmauer vom 13 Jhdt Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Galerie 3 Orgel 4 Glocken 5 Literatur 6 Weblinks 7 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenBei einer Renovierung der Kirche brachte 1986 die Freilegung von Fundamenten unter dem Fussboden Aufschluss uber den romanischen Vorgangerbau aus dem 13 Jahrhundert Diese wesentlich kleinere stauferzeitliche dreischiffige Pfeilerbasilika war 7 50 Meter breit und hatte drei Apsiden Von ihr stammen noch die sechs Pfeiler und Rundbogen der sudlichen Mittelschiffwand und das bei der Vergrosserung der Kirche im 15 Jahrhundert nach Norden verschobene Hauptportal im Westen Das sudliche Seitenschiff stimmt mit dem romanischen Bau uberein wurde aber spater erhoht 1 1374 wurde die Kirche Unserer Lieben Frau erstmals erwahnt 2 Der gotische gewolbte Chor und die Sakristei wurden zwischen 1356 und 1402 errichtet und 1420 hier eine der fruhesten sudwestdeutschen Pradikaturen gestiftet 3 4 Vor 1432 verbreiterte man das Kirchenschiff im Norden auf mehr als die doppelte Breite Dadurch entstand ein ausserordentlich breites und verhaltnismassig niedriges Mittelschiff mit einer neuen Nordseite Von diesem Umbau stammen die funf gotischen Spitzbogen an der nordlichen Mittelschiffwand 1 Die spatgotische heraldische Platte der Gebruder Ramminger entstand um 1475 Der nordliche Blaserturm an dessen romanischem unteren Teil noch Buckelquader aus der Stauferzeit zu sehen sind war ursprunglich ein Wachturm an der Stadtmauer und kein Bestandteil der Kirche Ein Rest dieser mittelalterlichen Stadtmauer steht noch wenige Meter nordlich der Kirche sowie hundert Meter ostlich davon als Nordfassade der Planiestrasse 18 Bei der Vergrosserung der Kirche im 15 Jahrhundert wurde der Blaserturm als Nordwestturm integriert Parallel dazu wurde ein gotischer Sudwestturm erbaut der die Glocken beherbergte In der Renaissancezeit wurde der obere Teil des Blaserturms 1579 umgestaltet Auf diesem Turm unter dessen ziegelgedeckter Turmhaube mit Laterne eine Galerie verlauft wohnte einst der Turmblaser der die Stadt bewachte die Stunden schlug und bei Gefahr die Sturmglocke lautete 1 Traditionsgemass sind vom Blaserturm am Sonntag um 9 15 Uhr und am Mittwoch um 12 Uhr Turmblaser zu horen 5 Im Zuge der Reformation berief der Rat der Stadt im Jahre 1531 Martin Rauber als Prediger Er kam aus dem Ulmer Gebiet wo sich die Burger schon 1530 fur den evangelischen Glauben entschieden hatten und gilt als der Reformator Giengens 1537 wurde die wurttembergische Kirchenordnung eingefuhrt und 1556 die Reformation endgultig besiegelt Danach war Giengen uber Jahrhunderte eine uberwiegend protestantische Stadt Ein Bildersturm fand in Giengen nicht statt da sich der Rat gegen eine Zerstorung der Bilder und Altare wehrte 1 Beim grossen Stadtbrand im Dreissigjahrigen Krieg wurde die Kirche nach der Schlacht bei Nordlingen 1634 bis auf Mauerreste zerstort Einzig die gotische Sakristei blieb unversehrt Beim Wiederaufbau von 1650 bis 1655 entstand die Oberwand mit fruhbarocken Pilastern und Ochsenaugenfenstern Das Mittelschiff bekam eine flache Muldendecke mit Stichkappen die Seitenschiffe wurden flachgedeckt mit Gurtbogen Das machtige Dach auf der Nordseite wurde uber das Seitenschiff und seine Empore gefuhrt die Sudseite basilikal also mit einem niedrigen Seitenschiff ohne Empore gestaltet An der mittleren Arkadenoffnung der sudlichen Mittelschiffswand steht die 1654 von Hans Nubling aus Ulm geschaffene Kanzel mit Schalldeckel Mit der West und Nordempore und dem zur Sudkanzel U formig gestellten Parterregestuhl im Mittelschiff ist die Stadtkirche eine Querkirche bis heute 6 Der nordliche Blaserturm konnte nach dem Stadtbrand repariert werden Beim schwer beschadigten sudlichen gotischen Glockenturm blieb nur der Abbruch Er wurde 1710 im Stil des Barock in seiner heutigen Form neu errichtet 2 7 Die fruhbarocke Innenausstattung ist fur eine evangelische Kirche ungewohnlich umfangreich Der Hochaltar im Chor ist von 1659 der Altartisch im Schiff ist von 1677 Das Abendmahlsgemalde ist von Andreas Schuch nach Rubens das Triumphbogen Kruzifix von dem Ulmer Bildhauer Braun 1661 Die gemalten Epitaphe in geschnitzten Rahmen stammen aus dem 17 18 Jahrhundert teilweise mit Reliefs In der Sakristei befinden sich Predigerbildnisse aus dem 16 bis 18 Jahrhundert 2 Bei der Erneuerung von 1821 erhielt der Chor eine flache Gipsdecke und das Schiff ein Flachtonnengewolbe mit Stichkappen Die Renovierung von 1904 bis 1906 stellte die Wolbung des Chors wieder her und fuhrte mit Orgelprospekt Ausmalung des Chors farbigen Glasfenstern zwei Radleuchtern und neuem Gestuhl Jugendstilelemente hinzu Die Fenster von 1905 stammen aus der Munchner Glasmalereiwerkstatt Gustav van Treeck und zeigen im mittleren Chorfenster hinter dem Hochaltar das Opferlamm als Christus und die Taube als Hl Geist Symbol die vier Evangelistensymbole und das Giengener Stadtwappen nach Vorlagen von Albrecht Durer gefertigt Holzschnitte 1510 Grosse Passion im Chorfenster links Kreuzigung darunter das Wappen von Martin Luther im Chorfenster rechts Auferstehung darunter das Wappen von Philipp Melanchthon Es ist eine Besonderheit dieser Kirche dass verschiedene Stilrichtungen aussen und innen in einem Nord Sud Kontrast kombiniert sind und mit der vorwiegend barocken und Jugendstilausstattung dem gotischen Chor und der Jugendstilorgel dennoch zu einem harmonischen Gesamteindruck fuhren Turme Im Norden Romanik Renaissance im Suden Barock Mittelschiffwande Im Norden Gotik im Suden Romanik Aussenfront Im Norden Staffelhalle im Suden BasilikaDie Kirche und die Stadtmauerreste sind seit 1997 Sehenswurdigkeiten an der Strasse der Staufer 8 Galerie Bearbeiten nbsp Sudlicher damals gotischer Glockenturm vorne und nordlicher Blaserturm im Renaissancestil 1585 nbsp Stadtkirche bei Matthaus Merian vor 1634 nbsp Heutiger barocker Glockenturm vorne und Blaserturm nbsp Romanische sudliche Mittelschiffwand nbsp Gotischer Chor Jugendstil Radleuchter nbsp Gotische nordliche Mittelschiffwand nbsp Orgelempore mit Jugendstil Orgel nbsp Ansichtskarte 1905 mit der basilikalen SudseiteOrgel BearbeitenDie Kirche verfugt uber eine bedeutende Orgel Das Jugendstil Instrument steht auf der Westempore und wurde im Jahre 1906 von der Giengener Orgelmanufaktur Gebr Link erbaut Das Instrument steht unter Denkmalschutz Es ist bis heute weitgehend unverandert erhalten und ist die einzige grosse Orgel Suddeutschlands aus der Zeit der Spatromantik In den 1970er Jahren entging sie nur knapp einem entstellenden klanglichen Umbau zu einer Neobarockorgel nach Planen von Helmut Bornefeld 9 Die Orgel hat einen orchestralen Klang und verfugt uber Vielzahl verschiedener Flotenregister und Streicher z B Gambe Violone Aeoline 10 Das Instrument hat 51 Register auf drei Manualwerken und Pedal 2017 wurde auf Betreiben des damaligen Kantors Christian Barthen reversibel eine Setzeranlage hinzugefugt Die Disposition lautet 11 I Manual C g31 Principal 16 2 Principal 8 3 Stentor Flote HD 8 4 Stentor Gambe HD 8 5 Gemshorn 8 6 Quintaton 8 7 Doppelgedeckt 8 8 Dolce 8 9 Octave 4 10 Flote 4 11 Quint 2 2 3 12 Superoktav 2 13 Mixtur V14 Tuba mirabilis HD 8 15 Clarine 4 II Manual C g316 Salicional 16 17 Principal 8 18 Viola 8 19 Concertflote 8 20 Rohrflote 8 21 Salicional 8 22 Fugara 4 23 Dolce 4 24 Waldflote 2 25 Cornett III26 Trompete harm 8 III Manual C g327 Bourdon 16 28 Geigenprincipal 8 29 Lieblich Gedeckt 8 30 Hohlflote 8 31 Gamba 8 32 Aeoline 8 33 Voix celeste 8 34 Prestant 4 35 Traversflote 4 36 Piccolo 2 37 Harmonia aetheria III38 Clarinette 8 39 Vox humana 8 Tremolo fur Nr 39 Pedalwerk C f140 Principalbass 32 41 Principalbass 16 42 Subbass 16 43 Violonbass 16 44 Salicetbass 16 45 Quintbass 10 2 3 46 Violonbass 8 47 Cello 8 48 Octave 4 49 Posaune 16 50 Trompete 8 51 Clarine 4 Koppeln II I auch als Superoktavkoppel III I III II III III Superoktavkoppel I P II P III P Crescendo Schwelltritt III Man Freie Kombinationen Setzeranlage 2017 Die drei mit HD gekennzeichneten Stimmen stehen auf erhohtem Winddruck Hochdruckregister Glocken BearbeitenIm Ersten Weltkrieg wurden Glocken fur die Rustungsindustrie beschlagnahmt 1922 erhielt die Kirche vier neue von denen drei im Zweiten Weltkrieg wiederum eingezogen wurden 12 Literatur BearbeitenArthur Renner Uber Bau und Geschichte der Stadtkirche zu Giengen a Br Giengen an der Brenz 1909 Erwin Rall Die Kirchenbauten der Protestanten in Schwaben und Sudfranken im 16 und 17 Jahrhundert Maschinenschriftliche Dissertation TH Stuttgart 1922 S 35 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Stadtkirche Giengen Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der KirchengemeindeEinzelnachweise Bearbeiten a b c d Wolfgang Hellwig Ludwig Kreh Johanna Hartmann Ev Stadtkirche Giengen an der Brenz Schell Kunstfuhrer Nr 2378 Regensburg 1999 S 3 8 a b c Giengen an der Brenz bei LEO BW Abgerufen am 7 Juli 2016 Matthias Figel Der reformatorische Predigtgottesdienst Eine liturgiegeschichtliche Untersuchung zu den Ursprungen und Anfangen des evangelischen Gottesdienstes in Wurttemberg Epfendorf Neckar 2013 S 189 195 Liste Die Pradikaturen in Wurttemberg vor der Reformation Ulrich Zimmermann Die Predigtkirche und die Querkirche Protestantischer Kirchenbau in Wurttemberg Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen Neulingen 2023 S 79 81 Kapitel 7 2 Die Pradikaturen und ihre Haufung im Raum Wurttemberg ISBN 978 3 949763 29 8 Turmblaser auf giengen evangelisch de Abgerufen am 9 Juli 2016 Ulrich Zimmermann Die Predigtkirche und die Querkirche Protestantischer Kirchenbau in Wurttemberg Eine Studie zur Geschichte und Theologie des Kirchenraums und zur Entstehung zweier Kirchenbautypen Neulingen 2023 S 81 249 284 ISBN 978 3 949763 29 8 Stadtkirche das Wahrzeichen Giengens auf giengen de Abgerufen am 7 Juli 2016 Strasse der Staufer auf stauferstelen de Abgerufen am 11 Juli 2016 Giengen Brenz Stadtkirche Organ index die freie Orgeldatenbank Abgerufen am 27 Mai 2023 Informationen zur Orgel auf der Website der Gemeinde Informationen zur Orgel auf Organ index Abgerufen am 12 Oktober 2022 Heidenheimer Zeitung GmbH amp Co KG Giengen vor 100 Jahren Von der Kirche in den Krieg Warum Giengens Kirchenglocken einst wieder abgenommen worden sind 7 April 2022 abgerufen am 27 November 2022 48 621866 10 245219 Koordinaten 48 37 18 7 N 10 14 42 8 O Normdaten Geografikum GND 4586542 5 lobid OGND AKS VIAF 248279095 Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Stadtkirche Giengen amp oldid 234278652