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Die evangelische Kirche in Mitterode einem Ortsteil der Stadt Sontra im nordhessischen Werra Meissner Kreis ist ein denkmalgeschutztes Gebaude deren Mischbau aus massivem Mauerwerksverband und Fachwerk ihre wechselvolle Baugeschichte zeigt Die kleine Dorfkirche die auch St Nikolaus Kirche genannt wird zahlt zu den sogenannten Bauernbarockkirchen im nordostlichen Hessen deren Innenraume eine uppige Ausmalung mit Wolkenhimmeln Engeln Landschaften und Rankenwerken schmucken Die Kirchengemeinde Mitterode ist mit den Gemeinden Hoheneiche und Wichmannshausen in einem Kirchspiel verbunden das zum Kirchenkreis Werra Meissner im Sprengel Kassel der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck gehort 1 Der ehemalige Wehrturm wurde nach einer Aufstockung sowie An und Umbauten zur Kirche des Ortes Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Gebaude 3 Ausstattung 4 Glocken 5 Orgel 6 Dorflinde 7 Denkmalschutz 8 Literatur 9 Weblinks 10 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenDas als eine Rodungssiedlung entstandene Mitterode wurde erstmals im Jahr 1195 urkundlich erwahnt Als Mutherodt in einem Schriftstuck in dem Papst Celestinus III dem Kloster Germerode den Besitz von Hofen und Dorfern bestatigte Wer die ersten Siedler waren ist nicht bekannt es fehlen jegliche schriftlichen Zeugnisse Da in dieser Zeit der Bereich zu dem thuringischen Reinichgau Ringgau gehorte vermuten die Heimatforscher dass die Grunder Mitterodes thuringische Untertanen waren die in den Waldern einen Burgsitz errichteten und zu ihrem Schutz zuerst einen zweigeschossigen Wehrturm bauten Nach dem Umzug der Bauherren die sich spater von Muterode nannten nach Wellingerode entwickelte sich das Gehoft zum Dorf Der Turm wurde nach An und Umbauten und einer Aufstockung zur Kirche des Ortes Das Kirchenregister verzeichnet dass sie einst zu Ehren St Nicolos errichtet worden sei 2 Gebaude BearbeitenDie Kirche bestand ursprunglich nur aus dem machtigen Wehrturm der zum sakralen Gebrauch umgebaut wurde Die Sandsteinmauern der zwei Geschosse des Turmes wurden bis zum Einbau der Fenster nur durch kleine Schlitzscharten durchbrochen von denen noch einige sichtbar sind Als mit der wachsenden Zahl der hier lebenden Menschen das Gotteshaus zu klein geworden war wurde der Kirchenraum durch ein kurzes schmales Schiff in massivem Mauerwerk an der ostlichen Seite des Turms erweitert Nach der teilweisen Zerstorung im Dreissigjahrigen Krieg wurden Turm und Schiff mit Fachwerkobergeschossen erhoht und spater durch einen Fachwerkanbau verlangert Beim Einfugen der Emporen und des Tonnenhimmels wurde das Obergeschoss des Turms mit in das Innere des Raumes integriert Zuvor diente dieser Teil als eine Art Vorratsraum fur Notzeiten 3 Ausstattung BearbeitenDas Kircheninnere verfugt uber eine uppige Ausmalung der Holztonnendecke und der Brustungsfelder der Empore Der obere Raumschluss offnet sich zum Himmelsgewolbe auf dessen blauem Grund gleichzeitig Sonne und Sterne sichtbar werden Zwischen den Wolken tummeln sich Engel die mit ihren Spruchbandern zum Lob Gottes auffordern Die Ausmalungen die in das erste Viertel des 18 Jahrhunderts datiert werden waren lange unter einem Olanstrich verborgen Als dieser im Sommer des Jahres 1953 erneuert werden sollte wurden sie bei der Reinigung der Holzteile freigelegt Die Mitteroder Kirche wird zu den rund zwanzig protestantischen Bauernbarockkirchen im nordostlichen Hessen und Westthuringen gezahlt deren gemeinsames Merkmal ist dass ihr Gewolbe nicht nur aus Stein sondern vor allem aus Holz konstruiert wurde Diese Gotteshauser sind meistens mittelalterliche vorreformatorische Gebaude die entweder im Dreissigjahrigen Krieg zerstort wurden oder in Verfall gerieten und erst zu Beginn des 18 Jahrhunderts wieder aufgebaut oder umgebaut wurden 2 3 4 Die Kanzel und das Gestuhl stammen aus der zweiten Halfte des 16 Jahrhunderts Ein zu Beginn des 17 Jahrhunderts fertiggestelltes Epitaph zeigt die Darstellung der Kreuzigung Jesu und zu Fussen des Kreuzes die Stifter Valentin Wedemann und seine Frau Der Mitteroder Pfarrer war 1601 im Alter von 26 Jahren verstorben und wurde in der Kirche vor dem Altar beigesetzt 2 Glocken BearbeitenDie erste grosse Glocke fur Mitterode stiftete Hans von Diede zum Furstenstein im Jahr 1595 Sie soll zwischen 650 und 700 Pfund gewogen haben Beim Silvestergelaut zum Jahr 1927 bekam sie einen Riss der immer grosser wurde und sie unbrauchbar werden liess In Apolda wurde sie kurze Zeit spater umgegossen Die Diede zum Furstenstein hatten auch das Kirchenpatronat inne bis 1807 die adelige mannlichen Linie erlosch 5 Der Ortschronist Adam Ackermann vermutet dass die Kirche davor nur eine kleine Turmglocke besessen hatte Nachdem diese im Lauf der Zeit mehrmals gesprungen war wurde sie in den 1820er Jahren bei Henschel in Kassel umgegossen und zugleich vergrossert Wahrend des Ersten Weltkriegs musste sie abgeliefert werden um aus ihrem Metall Kriegsgerat herzustellen Sie blieb jedoch auf dem Bahnhof in Hoheneiche liegen und wurde nach dem Kriegsende zuruckgeholt und an ihren alten Platz gebracht Im Zweiten Weltkrieg musste sie ebenfalls abgeliefert werden kam dieses Mal aber nicht wieder zuruck Die zweite grossere Glocke wurde im Jahr 1957 angeschafft und dazu kam noch eine kleine gestiftete Glocke so dass die Gemeinde seit dieser Zeit drei Turmglocken besitzt 2 Orgel Bearbeiten nbsp Die Dauphin Orgel aus dem Jahr 1728 auf der WestemporeDie Orgel baute im Jahr 1728 Johann Eberhard Dauphin Dauphin um 1670 war der Spross einer hugenottischen Familie aus Dorna bei Muhlhausen in Thuringen Das Orgelbauerhandwerk erlernte er bei dem Muhlhauser Meister Johann Friedrich Wender der eng mit Johann Sebastian Bach zusammenarbeitete Mit seiner Familie siedelte Dauphin zwischen 1713 und 1715 nach Iba in die damalige Landgrafschaft Hessen Kassel uber und schuf hier zahlreiche Orgelbauten Innerhalb des nordhessischen Raumes lassen sich acht Orgeln nachweisen einschliesslich der drei Orgeln im Kirchspiel Wichmannshausen Als letztes Werk baute Dauphin die Orgel in der St Martinskirche zu Hoheneiche Unmittelbar nach deren Fertigstellung ist er verstorben Gemeinsam mit seiner Frau Anna Regina wurde er im April 1731 auf dem damaligen Friedhof neben der Kirche in Hoheneiche begraben 6 Dorflinde Bearbeiten nbsp Die alte Dorflinde an der Ostseite der Kirche steht als ein Naturdenkmal unter besonderem SchutzDas Pflanzdatum der alten Dorflinde an der Ostseite der Kirche ist nicht bekannt in den Kirchenbuchern wird sie nicht erwahnt Der Ortschronist Adam Ackermann vermutet ohne urkundliche Bestatigung dass sie vielleicht als Friedenslinde um 1648 am Ende des Dreissigjahrigen Krieges oder im 18 Jahrhundert anlasslich des Fachwerkanbaus an die Kirche gepflanzt wurde Auch konnte die Stiftung einer grossen Glocke durch Hans von Diede im Jahr 1595 der Grund fur die Pflanzung gewesen sein 2 Dann ware allerdings der Baum weit uber 400 Jahre alt In der im Jahr 1984 erschienenen Fotodokumentation Baume aus dem Werraland des Kunsthistorikers und Fotografen Thomas Wiegand wird das Alter dieses Baumes mit 250 Jahren angegeben 7 Bereits im Jahr 1936 wurde die Linde als schutzenswertes Naturdenkmal ausgewiesen 8 9 Denkmalschutz BearbeitenWegen ihrer geschichtlichen kunstlerischen und stadtebaulichen Bedeutung wird die St Nikolaus Kirche als ein Kulturdenkmal geschutzt Im Denkmalverzeichnis des Landes Hessen hat sie die Nummer 38666 10 Literatur BearbeitenAdam Ackermann Chronik 800 Jahre Mitterode 1195 1995 Herausgeber Festausschuss Mitterode 1995 Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Werra Meissner Kreis I Altkreis Eschwege Friedr Vieweg amp Sohn Braunschweig Wiesbaden 1991 ISBN 3 528 06240 1 S 408 f Georg Dehio Magnus Backes Neubearbeitung Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen 1 Auflage Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 1966 S 592 Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Mitterode Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Webauftritt der Kirchengemeinde Mitterode Einzelnachweise Bearbeiten Kirchspiel Wichmannshausen Hoheneiche Mitterode auf der Webseite des Evangelischen Kirchenkreises Werra Meissner abgerufen am 25 November 2023 a b c d e Adam Ackermann Chronik 800 Jahre Mitterode a b Peer Zietz in Zusammenarbeit mit Thomas Wiegand Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Kulturdenkmaler in Hessen Werra Meissner Kreis I Altkreis Eschwege S 408 f Evangelische Bauern Barock Kirchen in Osthessen Broschure der Evangelischen Kirche von Kurhessen Waldeck und der Tourismusforderung des Landkreises Hersfeld Rotenburg abgerufen am 25 November 2023 Mitterode Werra Meissner Kreis In Historisches Ortslexikon Website des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen LAGIS abgerufen am 25 November 2023 Der Orgelbauer Johann Eberhardt Dauphin Nach dem Text von Bernhard Hermann Roth anlasslich der Aktion Offene Kirchen am 11 Juni 2006 Quelle Hans Grafe Ein Dornaer auf der Spur seiner Vorfahren Dorna 2000 abgerufen am 25 November 2023 Thomas Wiegand Baume aus dem Werraland Herausgeber Kreissparkasse Eschwege 1984 S 168 In der Liste der Naturdenkmale des Werra Meissner Kreises hat die Linde die Nummer ND 636 560 mit einem Ausweisungsdatum vom 21 Juli 1936 Gerichtsplatz in Mitterode In Gerichtsstatten in Hessen Website des Landesgeschichtlichen Informationssystems Hessen LAGIS abgerufen am 25 November 2023 Kirche Mitterode In Kulturdenkmaler in Hessen Website des Landesamtes fur Denkmalpflege Hessen abgerufen am 25 November 2023 51 106353 9 924839 Koordinaten 51 6 22 9 N 9 55 29 4 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Mitterode amp oldid 239459362