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Die Evangelische Kirche in Annerod einem Ortsteil der Gemeinde Fernwald im Landkreis Giessen Hessen ist ein denkmalgeschutztes Kulturdenkmal 1 Die Saalkirche mit offenem Dachstuhl wurde in den Jahren 1879 1880 nach Planen von Ferdinand Broel im Stil der Neugotik erbaut Nordseite der Kirche in Annerod Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Architektur 3 Ausstattung 4 Orgel 5 Gelaut 6 Literatur 7 Weblinks 8 EinzelnachweiseGeschichte BearbeitenIn kirchlicher Hinsicht war Annerod im ausgehenden Mittelalter im Archipresbyterat Wetzlar dem Archidiakonat St Lubentius Dietkirchen im Bistum Trier zugeordnet und nach Grossen Linden sendpflichtig 2 Seit dem 13 Jahrhundert als hier eine kleine steinerne Kirche errichtet wurde bis zum Jahr 1837 gehorte der Ort zur Pfarrei Hausen seitdem war er Filial von Rodgen Vermutlich wurde in der ersten Halfte des 16 Jahrhunderts das Schiff abgebrochen und durch ein Fachwerkschiff ersetzt Als dieses abgangig war entstand nach Aussage der Pfarrchronik in den Jahren 1705 bis 1708 ein grosserer Neubau aus Stein 3 Zur Ausstattung gehorten zwei Glocken und ab 1742 eine neue Orgel des Orgelbauers Dreuth die im Jahr 1847 repariert wurde 4 Die Baupflicht fur den Kirchenneubau hatte die burgerliche Gemeinde die dem Giessener Architekt Ferdinand Broel die Bauleitung ubertrug 5 Mit dem Abbruch der Vorgangerkirche wurde am 25 Marz 1879 begonnen Der alte Friedhof wurde abgetragen und ein provisorischer Glockenturm errichtet Die Grundsteinlegung der Kirche erfolgte am 22 Juni 1879 und die Einweihung am 12 September 1880 Fur die neue Kirche wurden 1880 von C F Ulrich Apolda zwei neue Glocken gegossen Ubernommen wurde die mittlere Glocke die Schulglocke 6 1963 1964 wurde ein Gemeindehaus angebaut Eine Innenrenovierung erfolgte in den Jahren 1969 1970 In diesem Zuge wurden die drei Fenster im Chor und im sudlichen Langhaus die Kriegsschaden erlitten hatten durch Heinz Hindorf ersetzt 7 Die Kirchengemeinde gehort zum Dekanat Giessener Land in der Propstei Oberhessen der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau Sie ist seit 2011 mit der Kirchengemeinde Oppenrod pfarramtlich verbunden Architektur Bearbeiten nbsp Blick in den Chor nbsp Blick Richtung Osten auf die OrgelemporeDie gewestete Kirche ist inmitten des alten Ortskerns errichtet Als Baumaterial wurde roter Mainsandstein aus Wertheim verwendet Die kreuzformige Kirche besteht aus einem Ostturm der von zwei niedrigeren Flugelbauten flankiert wird dem Langhaus und dem eingezogenen polygonalen Chor im Westen Architektonisch wird sie innen und aussen einheitlich von der neugotischen Formensprache beherrscht 1 Der Kirchturm auf quadratischem Grundriss hat vier Geschosse die durch umlaufende Gesimse geteilt werden Der schlanke achtseitige Spitzhelm hat unten vier schmale Gauben und wird von Turmknopf Kreuz und Wetterhahn bekront Das abgestufte Ostportal dient als Hauptportal das ursprunglich von der Strasse uber eine Freitreppe zuganglich war 8 Es ist in einer spitzbogigen Nische eines Giebelhauses eingelassen die in einem Dreiecksgiebel mit einer Funfpass Blende und einer bekronenden Kreuzblume endet Der Blendbogen uber der doppelflugigen Tur wird durch eine Dreipass Blende mit der Inschrift Im Namen Jesu verziert Drei zweigeteilte Spitzbogenfenster mit Masswerk pragen die Ostseite als Schauseite Das grosse Fenster uber dem Portal reicht bis in das dritte Geschoss hinein und hat einen Sechspass Im vierten Geschoss umgeben Eckpilaster je zwei schmale Schallarkaden fur das Gelaut und die Zifferblatter der Turmuhr Zweigeschossige querschiffartige Turmanbauten sind gegenuber dem Turm etwas zuruckgesetzt 9 Sie haben unten ein Zwillingsfenster mit Kleeblattblende in der Mitte Masswerkfenster mit Kreisflache und unterhalb der Traufe einen Kleeblattfries Eine Kreuzblume bildet den Abschluss des Giebeldreiecks das durch ein Satteldach mit dem Turm verbunden wird In der Mitte der sudlichen und nordlichen Giebelseiten ist ein Vierpassfenster und im Giebeldreieck ein spitzbogiges Blendfenster in einer grossen Blendnische mit Spitzbogen angebracht Die Langseiten des Schiffs werden durch Strebepfeiler gegliedert zwischen denen vier zweigeteilte Masswerkfenster mit einer abschliessenden Kreisflache in der Art der Flugelbauten eingelassen sind Sie sind hier wie da zweigeschossig angeordnet Einem grossen Spitzbogenfenster entspricht ein kleines Zwillingsfenster mit Kleeblattblende im ersten Geschoss Die Nordempore wird uber einen separaten Eingang erschlossen Eine zweiflugelige Tur in der Nordwand bildet den Durchgang zum spater errichteten Gemeindehaus Im nordlichen Schiff sind die originalen Fenstermalereien von Heinrich Oidtmann erhalten die in den Kreisfeldern Christi Geburt Auferstehung und Himmelfahrt sowie Pfingsten in Grisaille zeigen die von farbigen Ornamenten und Blattwerk umgeben sind und aus der Bibel in Bildern von Julius Schnorr von Carolsfeld getreu ubernommen wurden 1 Der eingezogene und uberwolbte Chor wird durch drei grosse Spitzbogenfenster ohne Masswerk in einer Zone belichtet Die Chorfenster wurden 1970 erneuert Ein spitzbogiger Triumphbogen aus Sandstein verbindet das Langhaus mit dem Chor Er wird von einem schmalen Spitzbogen aus Sandstein hervorgehoben der auf kleinen Konsolen ruht Gegenuber dem Schiff ist der Chor um drei Stufen erhoht Er wird von einem Rippengewolbe abgeschlossen das auf Konsolenkapitellen ruht deren Dienste von einem unterhalb der Fenster umlaufenden Gesimsband mit Konsolsteinen gestutzt werden Zwei eingeschossige Annexbauten sind zwischen Schiff und Chor angebaut Der Abstellraum sudlich des Chors wurde spater angebaut Die Sakristei nordlich des Chors verfugt uber einen eigenen Eingang vom Chorraum aus 9 Ausstattung Bearbeiten nbsp Blick nach WestenDer gotisierend gestaltete Innenraum wird im Langhaus von einer zweifach geknickten Holzdecke abgeschlossen deren aufwandige Konstruktion auf Konsolen ruht Wie auch sonst bei Kirchen des 19 Jahrhunderts ublich wird der Innenraum durch eine dreiseitig umlaufende Empore gepragt Sie wird von holzernen Rundsaulen getragen Die holzerne Inneneinrichtung ist aus der Erbauungszeit vollstandig erhalten Lediglich die schwarze Farbfassung der gesamten holzernen Ausstattung wurde bei der Renovierung 1969 1970 entfernt 10 Der holzerne Altarblock im Chorbogen hat drei Kleeblattbogen zwischen vier Pilastern deren Konturen vergoldet sind Das Altar Kruzifix ist 1 85 Meter hoch und 0 62 Meter breit 11 Die polygonale holzerne Kanzel am nordlichen Chorbogen hat in den Feldern masswerkartige Verzierungen zwischen Ecksaulen wahrend der achteckige Schalldeckel kunstvoll geschnitzte Zinnen und Turme aufweist Das Gestuhl im Langhaus lasst einen Mittelgang frei An der Chorwand steht das Gestuhl fur den Kirchenvorstand Lesepult Taufbecken und Opferstock sind einheitlich im Stil der Neugotik gestaltet 10 Orgel Bearbeiten nbsp Forster Orgel von 1881Die Orgel von Johann Georg Dreuth aus dem Jahr 1742 wurde nicht in die neue Kirche ubernommen Auf der Ostempore erbaute Johann Georg Forster ein neues Instrument das auf einem Wappenschild mit 1880 bezeichnet ist und 1881 eingeweiht wurde Der neugotische Architektur Prospekt wird durch Lisenen mit Pyramidenhelmen die in Kreuzblumen enden in drei Spitzbogenfelder gegliedert Das uberhohte Mittelfeld hat in der Mitte ein Postament mit einer geschnitzten Christusfigur die der Bildhauer Wilhelm Barthel aus Giessen schnitzte Das Instrument mit Hangeventil und Transmissionslade verfugt uber 14 Register die sich auf zwei Manuale und Pedal verteilen Die Disposition lautet wie folgt 4 I Manual C f31 Bourdon 16 2 Principal 8 3 Bourdon 8 4 Gemshorn 8 5 Viola di Gamba 8 6 Octave 4 7 Flauto dolce 4 8 Quinte 2 2 3 9 Octave 2 10 Cornett Mixtur IV 2 II Manual C f311 Flauto dolce 8 12 Dolce 8 13 Flauto traverso 8 Pedal C d114 Principalbass 16 Subbass 16 Octavbass 8 Gemshorn 8 Cello 8 Super Octave 4 Gelaut BearbeitenDas Glockengeschoss beherbergt ein Dreiergelaut 11 Im Jahr 1920 wurden drei neue Glocken von Gebr Rincker gegossen nachdem zwei Glocken 1917 an die Rustungsindustrie abgeliefert worden waren Die beiden grosseren Glocken mussten wiederum im Zweiten Weltkrieg abgetreten werden und wurden 1949 ersetzt Nur die kleine Rincker Glocke von 1920 blieb erhalten 12 Nr Gussjahr Giesser Gussort Schlagton Inschrift 1 1949 Gebr Rincker Sinn O Land Land Land hore des Herrn Wort Gegossen fur die Ev Kirche in Annerod 1949 2 1949 Gebr Rincker Sinn Jesus Christus ist fur uns gestorben Gegossen fur die Ev Kirche in Annerod 1949 3 1920 F W Rincker Sinn Ich juble Fried und Freud ich lose Lust und Leid ich ruf zur Ewigkeit Literatur BearbeitenFranz Bosken Hermann Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Bd 3 Ehemalige Provinz Oberhessen Beitrage zur Mittelrheinischen Musikgeschichte 29 1 Teil 1 A L Schott Mainz 1988 ISBN 3 7957 1330 7 S 69 f Georg Dehio Handbuch der Deutschen Kunstdenkmaler Hessen I Regierungsbezirke Giessen und Kassel Bearbeitet von Folkhard Cremer Tobias Michael Wolf und anderen Deutscher Kunstverlag Munchen Berlin 2008 ISBN 978 3 422 03092 3 S 29 Wilhelm Diehl Hrsg Baubuch fur die evangelischen Pfarreien der Landgrafschaft Hessen Darmstadt Hassia sacra 5 Selbstverlag Darmstadt 1931 S 271 Evangelische Kirchengemeinde Annerod Hrsg Adolf Wallbott Red Evangelische Kirche Annerod 1880 1980 Festschrift zur Wiederkehr der Einweihung am 14 September 1980 Lenz Giessen 1980 Gemeinde Fernwald Hrsg Adolf Wallbott Red Annerod gestern und heute Festschrift zum Jubilaumsjahr 2007 Gibietz Fernwald 2006 Landesamt fur Denkmalpflege Hessen Hrsg Karlheinz Lang Bearb Kulturdenkmaler in Hessen Landkreis Giessen II Buseck Fernwald Grunberg Langgons Linden Pohlheim Rabenau Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland Theiss Stuttgart 2010 ISBN 978 3 8062 2178 7 S 107 f Heinrich Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen Bd 1 Nordlicher Teil Hessisches Denkmalarchiv Darmstadt 1938 S 28f Peter Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen Mittelhessische Druck und Verlagsgesellschaft Giessen 1979 S 20 f Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Evangelische Kirche Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Website der Kirchengemeinden Annerod und Oppenrod Internetprasenz der Kirchengemeinde auf der Website des Dekanats Annerod Historisches Ortslexikon fur Hessen In Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen LAGIS Hessisches Institut fur Landesgeschichte abgerufen am 11 Januar 2014 Einzelnachweise Bearbeiten a b c Kulturdenkmaler in Hessen 2010 S 108 Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 28 Weyrauch Die Kirchen des Altkreises Giessen 1979 S 20 a b Bosken Fischer Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins Bd 3 Teil 1 A L 1988 S 69 Gemeinde Fernwald Hrsg Annerod gestern und heute 2006 S 45 Evangelische Kirchengemeinde Annerod Hrsg Evangelische Kirche Annerod 1880 1980 1980 S 19f Gemeinde Fernwald Hrsg Annerod gestern und heute 2006 S 50 Gemeinde Fernwald Hrsg Annerod gestern und heute 2006 S 47 a b Gemeinde Fernwald Hrsg Annerod gestern und heute 2006 S 48 a b Gemeinde Fernwald Hrsg Annerod gestern und heute 2006 S 49 a b Walbe Die Kunstdenkmaler des Kreises Giessen 1938 S 29 Evangelische Kirchengemeinde Annerod Hrsg Evangelische Kirche Annerod 1880 1980 1980 S 16 50 577118 8 750891 Koordinaten 50 34 37 6 N 8 45 3 2 O Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Evangelische Kirche Annerod amp oldid 230523677