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Erwin Oskar Ding Schuler 19 September 1912 in Bitterfeld 11 August 1945 in Freising war ein deutscher SS Sturmbannfuhrer und erster Lagerarzt des KZ Buchenwald Erwin Ding Schuler Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Literatur 3 Weblinks 4 EinzelnachweiseLeben Bearbeiten nbsp Tagebuch der Abteilung fur Fleckfieber und Virusforschung am Hygiene Institut der Waffen SS Seite 23 Marz Juni 1944 Ding Schuler unehelicher Sohn eines Kolonialmediziners namens Carl Freiherr von Schuler wurde von Heinrich Ding 1915 adoptiert 1 Nach dem erfolgreichen Abschluss seiner Schullaufbahn begann er ein Medizinstudium und trat zum 1 September 1932 der NSDAP Mitgliedsnummer 1 318 211 2 und spater auch der SS SS Nummer 280 163 bei Im Jahr 1937 erfolgte nach dem medizinischen Examen seine Promotion und ein Aufenthalt an einer SS Arztlichen Junkerschule Ab 1938 war er Lagerarzt im KZ Buchenwald Im Juli 1939 ermordete Ding Schuler dort den spater als Martyrer verehrten Pfarrer Paul Schneider mit einer Uberdosis des Medikaments g Strophanthin 3 4 Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges war er Adjutant des Divisionsarztes der SS Division Totenkopf 5 Als Adjutant fungierte Ding Schuler ab 1940 an der SS Arztlichen Akademie in Graz Ab Herbst 1941 war er am Hygiene Institut der Waffen SS unter Joachim Mrugowsky in Berlin tatig 6 Ab Dezember 1941 fuhrte er zusatzlich die Fleckfieberversuchsabteilung dieses Instituts im KZ Buchenwald nachdem sich in den vorigen Wochen das Fleckfieber reichsweit ausgebreitet hatte Im Dezember 1941 fanden auf der Suche nach einem geeigneten Impfstoff mehrere Treffen zwischen Vertretern der Wehrmacht von Herstellerfirmen und Vertretern des fur Gesundheitsfragen zustandigen Reichsinnenministeriums statt Es wurde vereinbart neuartige aber noch nicht erprobte Impfstoffe diverser Hersteller an Haftlingen des KZ Buchenwald zu testen 7 Von Januar 1942 bis zum Marz 1945 fanden uber neun Versuchsreihen mit Fleckfieberimpfstoffen an KZ Haftlingen statt Bis zum Januar 1945 wurden 988 Haftlinge Opfer dieser medizinischen Experimente von denen viele korperliche Folgeschaden erlitten oder gar an den Versuchsfolgen starben 8 Am 9 Januar 1943 wurde die Fleckfieberversuchsstation in Abteilung fur Fleckfieber und Virusforschung umbenannt Ab Januar 1943 wurde der Standortarzt des KZ Buchenwald Waldemar Hoven zeitweise Ding Schulers Stellvertreter Der leitende Haftlingspfleger auf der Fleckfieberstation in Block 46 war Arthur Dietzsch Ding Schulers Arztschreiber Eugen Kogon 9 Auch Gasbrand Typhus und Gelbfieberimpfstoffe erprobte Ding Schuler durch Menschenversuche an Buchenwalder Haftlingen Die Forschungsergebnisse publizierte er in Fachaufsatzen die jedoch in Wahrheit von dem KZ Haftling Eugen Kogon verfasst worden sein sollen Im September 1944 anderte Ding Schuler seinen Nachnamen in Schuler 10 Kogon konnte eigenen Angaben zufolge zu Ding Schuler nachdem er 1943 dessen Arztschreiber wurde eine fast vertrauensvolle Beziehung aufbauen Mit der Zeit sollen sich sogar Gesprache uber familiare Belange die politische Lage und den Frontverlauf ergeben haben Kogon berichtet er habe durch seinen Einfluss auf Ding Schuler vielen Haftlingen das Leben retten konnen Er schildert Ding Schuler als launischen aber zuganglichen Menschen der einerseits fur den Tod hunderter Haftlinge aufgrund der Menschenversuche verantwortlich war aber andererseits auch Haftlingen das Uberleben ermoglichte 11 Anfang April 1945 erfuhren Kogon und Dietzsch von Ding Schuler dass sie auf einer Liste mit 46 namentlich genannten Haftlingen standen welche die SS kurz vor der Befreiung des Lagers noch exekutieren wollte Ding Schuler rettete Kogon gegen Kriegsende das Leben indem er diesen in einer Kiste aus Buchenwald herausschmuggelte Auch Arthur Dietzsch uberlebte aufgrund dieser Warnung das Konzentrationslager Buchenwald 12 Am 25 April 1945 wurde Ding Schuler von US amerikanischen Truppen verhaftet und beging in der Haft am 11 August 1945 Suizid 13 Ding Schuler liess nach seinen Angaben durch die Arztschreiber Arthur Gaczinski und spater Eugen Kogon ein Tagebuch anfertigen in dem insbesondere die Fleckfieberversuche dokumentiert wurden Das Tagebuch wurde von Dezember 1941 bis zum Januar 1945 gefuhrt Nach Kriegsende wurde es von Eugen Kogon dem US amerikanischen Militar ausgehandigt Es handelt sich wahrscheinlich um eine Abschrift da Kogon angab das Tagebuch auf Betreiben Ding Schulers gegen Kriegsende neu verfasst zu haben und andererseits Arthur Dietzsch spater aussagte das Original gegen Kriegsende auf Befehl Ding Schulers verbrannt zu haben Trotzdem wurde es in mehreren Prozessen als Beweismittel genutzt so im Nurnberger Arzteprozess und spater in einem Prozess gegen den in die Fleckfieberversuche involvierten Arzt Gerhard Rose Die in dem Stationstagebuch dokumentierten Versuche fanden nachweislich statt 14 15 Literatur BearbeitenDavid A Hackett Hrsg Der Buchenwald Report Bericht uber das Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar Beck sche Reihe 1458 C H Beck Munchen 2002 ISBN 3 406 47598 1 Holm Kirsten Wulf Kirsten Hrsg Stimmen aus Buchenwald Ein Lesebuch Wallstein Verlag Gottingen 2002 ISBN 3 89244 574 5 Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer 3 Auflage S Fischer Verlag Frankfurt am Main 1997 ISBN 3 10 039306 6 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich Wer war was vor und nach 1945 Fischer 16048 2 Auflage Fischer Taschenbuch Verlag Frankfurt am Main 2007 ISBN 978 3 596 16048 8 Volker Klimpel Arzte Tode Unnaturliches und gewaltsames Ableben in neun Kapiteln und einem biographischen Anhang Konigshausen amp Neumann Wurzburg 2005 ISBN 3 8260 2769 8 Eugen Kogon Der SS Staat Das System der deutschen Konzentrationslager Komet Frechen 2000 ISBN 3 89836 107 1 Alexander Mitscherlich Fred Mielke Medizin ohne Menschlichkeit 1947 1949 1960Weblinks Bearbeiten nbsp Commons Erwin Ding Schuler Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien nbsp Commons Buchenwald typhus experiments documents Sammlung von Bildern Videos und Audiodateien Fleckfieberversuche in Buchenwald Biografie mit Foto italienisch Einzelnachweise Bearbeiten Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer 1997 S 291 Bundesarchiv R 9361 IX KARTEI 6390292 Walter Poller Arztschreiber in Buchenwald Offenbach a M Verlag Das Segel 1960 zitiert aus nach Prediger in der Holle Gedenkheft zur 25 Wiederkehr des Todestages von Paul Schneider Verlag Kirche und Mann Gutersloh http www gdw berlin de de vertiefung biographien biografie view bio schneider 1 Holm Kirsten Wulf Kirsten Stimmen aus Buchenwald Ein Lesebuch 2002 S 109 Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2007 S 111 Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer 1997 S 287ff von Anilin bis Zwangsarbeit Eine Dokumentation des Arbeitskreises I G Farben der Bundesfachtagung der Chemiefachschaften Memento vom 29 Oktober 2008 im Internet Archive Eugen Kogon Der SS Staat Das System der deutschen Konzentrationslager 1974 S 172ff Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer 1997 S 291 327 Vgl Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2007 S 112 Eugen Kogon Der SS Staat Das System der deutschen Konzentrationslager 1974 S 318ff Eugen Kogon Der SS Staat Das System der deutschen Konzentrationslager 1974 S 338f Ernst Klee Das Personenlexikon zum Dritten Reich 2007 S 111 Eugen Kogon Der SS Staat Das System der deutschen Konzentrationslager 1974 S 320 Vgl Institut fur Zeitgeschichte Munchen Nachlass Arthur Dietzsch Archiv Bestand ED 112 Band 17 Interview mit Arthur Dietzsch Tonbandaufnahmen von Ernst Thape 1972 Die Aussage Dietzschs vom 3 April 1947 beim Nuremberg Trials Project In nuremberg law harvard edu Harvard Law School Library Nuremberg Trials Project abgerufen am 22 Marz 2023 Ernst Klee Auschwitz die NS Medizin und ihre Opfer 1997 S 321ff W G Metzger H J Ehni P G Kremsner B G Mordmuller Experimental infections in humans historical and ethical reflections In Tropical Medicine amp International Health Band 24 Nr 12 Dezember 2019 ISSN 1360 2276 S 1384 1390 doi 10 1111 tmi 13320 Normdaten Person GND 123492270 lobid OGND AKS VIAF 305307187 Wikipedia Personensuche PersonendatenNAME Ding Schuler ErwinALTERNATIVNAMEN Ding Schuler Erwin OskarKURZBESCHREIBUNG deutscher KZ ArztGEBURTSDATUM 19 September 1912GEBURTSORT BitterfeldSTERBEDATUM 11 August 1945STERBEORT Freising Abgerufen von https de wikipedia org w index php title Erwin Ding Schuler amp oldid 237497347